I(s)ch will net zim Zoahnazzt.

 

Besuch beim Zahnarzt 

 

Ich hodd fer(s)chdäli(s)ch gemeune Zoahnschmerze un musste in die Praxis vom Zoahnazzt Hä Rupfer.

S` woar schun Schpätnoachmiddach un i(s)ch de letzte Poaddsjent vun däm Moann.I(s)ch soaß in de Waddeschtubb un harrte dä  Dinge, die doa kumme dähte. Äh Juchendli(s)che ging naus un hielt si(s)ch die Back.

     „De Hund hodd meu Zeh ufgefresse“ murmelte se vowurfsvoll un väschwand aas däm Haus.

„Se kenne jedds in die Behannlungsschtubb“, soate die Schprechschtunnefraa.

Willelos schtappte i(s)ch in de Raam un hockte mi(s)ch in de Zoahnazztschtuhl. Äh Gehilfin boand mä ähn Ladds um de Hals.

„Na,Hä Schnabbelschnut“, begrießte mi(s)ch Hä Rupfer als ä äschien,„se sehe ja so blass un mitgenumme aas. Moache se moal ihr Meil(s)che uf!“

De Moann guckte reu un drehte seun Kopp weg.

„Se schtinke aasäm Maul wie äh Kuh aasäm Oarschloch“, kridisierte ä mi(s)ch.

„I(s)ch waaß“, entschuldi(s)chte i(s)ch mi(s)ch, „seit zwaa Daach hebb i(s)ch mi(s)ch nemmä gedraud die Zeh zu puddse, weje de Schmerze“.

„Ja,des glaab i(s)ch. Awä es duht a Mundschpielwassä. I(s)ch werd ihne woas ufschreiwe.

I(s)ch seh schun“, ä fummelte in meu Meil(s)che rim, „doa seun zwaa Iwäldähtä. Die misse naus.I(s)ch werd die glaa roppe.“

De Azzt hodd mä doann äh Spridds er(s)chendwo in meun Mund gewwe.

“Wä wadde ebbes“, soatä. Ä schnitt si(s)ch  ähn Stück vonnä Worscht ab un fudderte.

„Sie gucke ja so gieri(s)ch“, bemerktä, „awä se derfe jetz nix esse. Awä i(s)ch pack ihne ähn Steppel eu. Dehoam kenne se des doann fuddern.

Die Worscht seun werklich äh Paradiesfreid fer de Gaume“, ä vädrehte gliggseeli(s)ch die Aache, „i(s)ch hebb die selwä hergstellt un de Noame gegewwe: Ourewällä Himmelsworscht.

Se misse wisse: Als Juchendli(s)chä wollt i(s)ch goar net Zoahnazzt wern, sunnern Metzgä.

Naja, es seun anners kumme, awä Hobbymetzgä bin i(s)ch gebliwwe.“

Die Worscht väschtreemte ähn awwedidoare(s)chende Duft.

„Meun zwaates Hobby seun die Joagt“, babbeltä waatä, „leddst Woch hädds fast äh Uuglgg gewwe. I(s)ch hockte uffäm Hochsitz un daht äh Wildwudds schieße, glaabte i(s)ch.

Hilfe!, tentäs doa jämmerli(s)ch hinnerm Busch, net schieße!

Doa woar goar net die Sau, sunnern ähn Moann, de hodd halt dunkle Klaadung oa. I(s)ch Dabbes hebb moa Brill net debaa, des halb die Väwechslung. Woas hoddä a frieh mor(s)chens newä eunä Wuddssuhl zu suche?

Zim Gligg  hebb i(s)ch net gedroffe. I(s)ch wollt de Moann beruhi(s)che un soate, i(s)ch seun Zoahnazzt un dähtäm fer meu uugliggli(s)ch Väsehe Zeh roppe aach ohn Honorar.

Des dähtäm nix niddse, moantä, fer sol(s)che  Koste käm seu Kroankekass uf. I(s)ch schenktäm defir mei Ourewällä Himmelsworscht, die i(s)ch immä als Väpfle(s)chung debaa hebb.“  

Hä Rupfä holte oaschließend äh Zang un soate: „Jedds werkt die Schpridds un mä kenne roppe.“

I(s)ch effnete meu Meil(s)che und mit eunäm Ruck hieltä de Zoahn vun mä in de Zang.

De Moann effnete äh Dier un rief: „Meu lieb Rolfi, kumm, äh Lecker(s)che!“

Ähn Hunn, sowoas wie ähn kloanä Schäferhunnmischling, äschien schwoanzwedelnd.

De Moann warff de gezojene Zoahn uffäm Bode un de lieb Rolfi schnapptän, zämalmtän un väschloangän.

Aach de zwaate Zohn seun uf diese Waas entsor(s)cht worn.

„Se bluude ebbes, bei(s)che se si(s)ch seitwärts un losse se die Droppe uf de Fließe falle“, forderttä mi(s)ch uf, „de Hunn werds uflecke.“

Des hoddä a gemacht. I(s)ch spielt doann meu Mund mit Wassä aas un die Behannlung woar beendet.

Zu de Sprechschtunnefraa soatä noch:  „Fer heit mache mä die Fladdä. I(s)ch hol nur noch meu Gewehr, viellaacht koann i(s)ch heit die Wudds schieße.“  

 

 

Übersetzung: Ich hatte fürchterlich gemeine Zahnschmerzen und musste in die Praxis von Herrn Rupfer.

Es war schon spätnachmittags und ich der letzte Patient von dem Mann.Ich saß im Wartezimmer und harrte der Dinge, die da kommen würden. Eine Jugendliche ging raus und hielt

sich die Backe (Wange).

„Der Hund hat meine Zähne aufgefressen“, murmelte sie vorwurfsvoll und verschwand aus dem Haus.

„Sie können jetzt in das Behandlungszimmer“, sagte die Sprechstundenfrau.

Willenlos tappte ich in den Raum und setzte mich in den Zahnarztstuhl. Eine Gehilfin band mir einen Latz um den Hals.

„Na,Herr Schnabbelschnut“, begrüßte mich Herr Rupfer als er erschien,„sie sehen ja so blass und mitgenommen aus. Machen sie mal ihr Mäulchen auf!“

Der Mann guckte rein und drehte seinen Kopf weg.

„Sie stinken aus dem Maul wie eine Kuh aus dem Arschloch“, kritisierte er mich.

„Ich weiß“, entschuldigte ich mich, „seit zwei Tagen habe ich mich nicht mehr getraut die Zähne zu putzen, wegen der Schmerzen.“

„Ja, das glaube ich. Aber es tut`s auch Mundspülwasser. Ich werde ihnen was aufschreiben.

Ich sehe schon“, er fummelte in meinem Mäulchen rum, „da sind zwei Übeltäter. Die müssen raus.Ich werde die gleich rupfen (hier:ziehen).“

Der Arzt hatte mir dann eine Spritze irgendwo in den Mund gegeben.

„Wir warten etwas“, sagte er. Er schnitt sich ein Stück von einer Wurst ab und futterte.

„Sie gucken ja so gierig“, bemerkte er, „aber sie dürfen jetzt nichts essen. Aber ich werde ihnen ein Stück (Wurst) einpacken. Daheim können sie es dann aufessen.

Die Wurst ist wirklich eine Paradiesfreude für den Gaumen“, er verdrehte glückselig die Augen, „ich habe die selber hergestellt und den Namen gegeben: Odenwälder Himmelswurst.

Sie müssen wissen: Als Jugendlicher wollte ich gar nicht Zahnarzt werden sondern Metzger.

Naja, es ist anders gekommen, aber Hobbymetzger bin ich geblieben“.

Die Wurst verströmte einen appetitanregenden Duft.

„Mein zweites Hobby ist die Jagt“, redete er weiter, „letzte Woche hätte es fast ein Unglück gegeben.Ich saß auf dem Hochsitz und schoß ein Wildschwein, glaubte ich.

Hilfe,tönte es da hinter einem Busch, nicht schießen!

Da war gar nicht die Sau, sondern ein Mann, der hatte halt dunkle Kleidung an. Ich Dussel hatte meine Brille nicht dabei, deshalb die Verwechselung. Was hatte er auch am frühen Morgen neben einer Schweinesuhle zu suchen?

Zum Glück hatte ich nicht getroffen. Ich wollte den Mann beruhigen und sagte, ich sei Zahnarzt und würde ihm wegen meinem unglücklichen Versehen Zähne ziehen ohne Honorar.

Das würde ihm nichts nützen, meinete er, für solche Kosten würde seine Krankenkasse aufkommen. Ich schenkte ihm dafür meine Odenwälder Himmelswurst,  die ich immer als Verpflegung dabei habe.“

Herr Rupfer holte anschließend eine Zange und sagte: „Jetzt wirkt die Spritze und wir können rupfen(ziehen).“

Ich öffnete mein Mäulchen und mit mit einem Ruck hielt er den Zahn von mir in der Zange.

Der Mann öffnete eine Tür und rief: „Mein lieber Rolfi, komm, einLeckerchen!“

Ein Hund, sowas wie ein kleiner Schäferhundmischling, erschien schwanzwedelnd.   

Der Arzt warf den gezogenen Zahn auf den Boden und der liebe Rolfi schnappte ihn, zermalmte ihn und verschlang ihn.

Auch der zweite Zahn ist auf diese Weise entsorgt worden.

„Sie bluten etwas, beugen sie sich seitwärts und lassen sie die Tropfen auf die Fließen fallen“,

forderte er mich auf, „der Hund wird’s auflecken“.

Das hatte er auch gemacht. Ich spülte meinen Mund mit Wasser aus und die Behandlung war beendet.

Zu der Sprechstundenfrau sagte er noch: „Für heute machen wir Schluss. Ich hole nur noch mein Gewehr, vielleicht kann ich heute die Sau erschießen.“