Mit Mariechen bei der Kinderärztin
Auf dieser Seite auch die Anekdote Mariechen will nicht (weiter unten)
I(s)ch woar mittäm fienfjähri(s)che Marie(s)che baa de Kinnäerztin. Wä hockte in de Waddeschtubb.
„Schor(s)chi-Babba“, blabberte des Kinn, „zick deu Häm aas.“
„Woarim?“ froate i(s)ch iwärascht.
„Des is so babbi(s)ch.“
Die annern Leit in de Waddestubb, draa orra vier Mittä mit ihre Kinnä, lachte laut un guckte mi(s)ch schoadefroh oah.
„Des koann net seun“, äwirrerte i(s)ch, „groad heit mor(s)chens hebb i(s)ch äh frisch Häm oagezoge.“
„Joa, i(s)ch waaß“, bestädi(s)chte des Mäd(s)che, „awä die Mama soat immä....Schor(s)chi, deu Häm seun noach zwaa Schtunne beraats schun wirrä babbi(s)ch un väschwizzt.“
Wirrä dahte die Leit in de Waddestubb bleed grinse un lache. Gliggli(s)chäwaaß wor doamit des Thema älädi(s)cht, Marie(s)che entdeckte in de Eck Baukletz(s)chä.
In de Behannlungs..schtubb machte die Ärdsdin doann die Vosor(s)cheunnäsuchung. Zim Oabschluss soate se: „Kinn, i(s)ch duhdä jetz ähn kloane Pieks in de Owäoarm gewwe, s`duht net weh.“
„Doann duh i(s)ch schreie“, väkindete Marie(s)che, s`heerte si(s)ch jetz schun fast schreiend oa.
I(s)ch lenkte meu De(s)chder(s)che oab. „Gucke moal noach draaße“, soate i(s)ch zurä un deitete ufs Fenstä, „doa zwitschert äh Kohlmeis. Ähn scheenä Vohel, newor?“
Dahtsä(s)chli(s)ch, des Mäd(s)che ließ si(s)ch oablenke. Diesen Moment daht die Fraa sofordd aasniddse un schpriddsde des Kinn in de Owäoarm.
Nadierli(s)ch merkte Marie(s)che die Iwärumplung un zuckte. Geschrei folgte net,awä vowuffsvoll Blick, die gliggli(s)chäwaas net teede konnte.
„Waal du so addi(s)ch un tapfä worst, daffsde dä oan Bonbon aas däm grooße Gloas nemme“, seiselte die Ärddsdin.
Marie(s)che ließ si(s)ch net zwamoal bitte un fischte ähn Klumpe raas.
„I(s)ch werd di(s)ch nemmä besuche“, soate es vowuffsvoll un laacht gekrenkt, „Klumpe hebb i(s)ch aach dehoam, sogoar Schokoload.“
Übersetzung:Ich war mit dem fünfjährigen Mariechen bei der Kinderärztin. Wir saßen im Wartezimmer.
„Schorschi-Papa“, plapperte das Kind, „zieh dein Hemd aus.“
„Warum?“ fragte ich überrascht.
„Das ist so schmutzig.“
Die anderen Leute im Wartezimmer, drei oder vier Mütter mit ihren Kindern, lachten laut und guckten mich schadenfroh an.
„Das kann nicht sein“, erwiderte ich, „gerade heute morgen habe ich ein frisches Hemd angezogen.“
„Ja, ich weiß“, bestätigte das Mädchen, „aber die Mama sagt immer...Schorschi, dein Hemd ist bereits nach zwei Stunden schon wieder verdreckt und verschwitzt.“
Wieder lachten die Leute im Wartezimmer und grinsten blöde.Glücklicherweise war damit das Thema erledigt, Mariechen entdeckte in der Ecke Bauklötzchen.
Im Behandlungszimmer machte die Ärztin dann die Vorsorgeuntersuchung. Zum Abschluss sagte sie: „Kind, ich gebe dir jetzt einen kleinen Pieks in den Oberarm, es tut nicht weh.“
„Dann schreie ich“, verkündete Mariechen, es hörte sich jetzt schon fast schreiend an.
Ich lenkte mein Töchterchen ab. „Guck mal nach draußen“, sagte ich zu ihr und deutete zum Fenster,„da zwitschert eine Kohlmeise. Ein schöner Vögel, nicht wahr?“
Tatsächlich, das Mädchen ließ sich ablenken. Diesen Moment nutzte die Frau sofort aus und spritzte das Kind in den Oberarm.
Natürlich merkte das Kind die Überrumpelung und zuckte. Geschrei folgte nicht,aber vorwurfsvolle Blicke, die glücklicherweise nicht töten konnten.
„Weil du so artig und tapfer warst, darfst du dir ein Bonbon aus dem großen Glas nehmen“, säuseltedie Ärztin.
Mariechen ließ sich nicht zweimal bitten und fischte einen Klumpen (Bonbon)raus.
„Ich werde dich nie mehr besuchen“, sagte es vorwurfsvoll und leicht gekränkt, „Bonbons hab ich auch zuhause, sogar Schokolade.“
Mariechen will nicht
Unsä De(s)chter(s)che woar fast vier un muste owends Medizin schlucke, doamit die bees Äkältung väschwinne duht. `S woar er(s)chend so ne Flissi(s)chkaat, die i(s)ch uffen kloane Leffel droppe ließ un demit`s net goar so biddä werd fers Kinn, hodd i(s)ch noch ebbes Honi(s)ch dezu gewwe.
„So Marie(s)che“, bemieht i(s)ch mee(s)chli(s)chst ruhi(s)ch zu babble,„jetz mussde deu Adsnei nemme, doamit de wirrä gesund werst.“
Laadä woar awä des Mäd(s)cheso laa(s)cht net zu beruhi(s)che, zu frisch woar noch vom Vodaach des schreckli(s)ch, uumenschli(s)ch, grausoam Geschmacksälabnis.
„Gestern hosde des Glaa(s)che gesoat un host mi(s)ch gezwunge fer(s)chdäli(s)ch Ekelhaftes zu drinke. Marie(s)che immä noch kroank. Des Zeig niddst nix.“
„So schnell wersde aach net gesund, des Fläschche“, ich hielt des braune, kloane in die Hee(s)ch,
„muss erst lä wern. Awä in zwa Daache isses so waat. Doann konnsde wirrä frehli(s)ch rimhippe.“
Iwäzei(s)cht woar des Mäd(s)che vun meune Wordde net. Ernst un engstli(s)ch guckte des Kinn
mi(s)ch oa, so als dähtes jetz vägiftet wern.
„Marie(s)che will net“, woar die Oantwordd un daht`s Meil(s)che doann geschlosse hoalte.
„Unsre Hindin Trude seun goanz drauri(s)ch, waalde die Addsnei net schlucke willst. Guck, Marie(s)che, des Dier will aach, doassde die Medizin nämme sollst. Trud(s)che moant un aach unsä Katz Berta, doass mä nur gesund werd, wennde die Droppe kriggst“
Trud(s)che stoand denewwe un daht mittäm Schwoanz wedle, woahrscheunli(s)ch waal i(s)ch ihrn Noam äwähnt hebb un `s si(s)ch oagesproche fiehlte.
Indressiert drehte meu De(s)chter(s)che ihrn Kopp zur Hindin un effnete doann ihr Meil/s)che, woas i(s)ch sofodd aasnuddse daht.
Oam näkste Daach, als i(s)ch wirrä die Medizin väoarbei(s)che wollt, stellt i(s)ch fest, des Fläschche woar lä.
„Doa misse mä vun de Kinnä-Äzztin ä neies bestelle“, soate ich.
„Misse mä net“, moante des kroanke Kinn, „selfst Trude un Berta wollte des biddre Zei(s)chs net, aach mit Honi(s)ch net. Devun hebb i(s)ch ebbes dribbä geschidd. So ekli(s)ch seun des Zei(s)ch.“
Übersetzung:Unser Töchterchen war fast vier und musste abends Medizin schlucken,damit die böse Erkältung verschwindet. `S war
irgend so ne Flüssigkeit, die ich auf einen kleinen Löffel tropfte und damit es nicht gar so bitter wird fürs Kind, gab ich noch etwas Honig dazu.„So, Mariechen“, versuchte ich möglichst ruhig zu sprechen,„jetzt musst du deine Arznei nehmen, damit du wieder gesund wirst.“
Leider war aber das Mädchen soleicht nicht zu beruhigen, zu frisch war noch vom Vortag das schrecklich unmenschliche, grausame Geschmackserlebnis.
„Gestern hast du das Gleiche gesagt und hast mich gezwungen fürchterlich Ekelhaftes zu trinken. Mariechen immer noch krank. Das Zeug nütztnichts.“
„So schnell wirst du auch nicht gesund, das Fläschchen“, ich hielt das kleine,braune hoch, „muss erst leer werden. Aber in zwei Tagen ist es so weit, dann kannst du wieder fröhlich rum hüpfen.“
Überzeugt war das Mädchen von meinen Worten nicht. Ernst und ängstlich guckte das Kind mich an, so als würde es jetzt vergiftet werden.
„Mariechen will nicht“, war die Antwort und hielt ihr Mäulchen dann geschlossen.
„Unsere Hündin Trude ist ganz traurig, weil du die Arznei nicht schlucken willst. Guck, Mariechen, Trudchen meint und auch unsre Katze Berta, dass man nur gesund wird, wenn du die
Tropfen kriegst.“
Schwanzwedelnd stand Trudchen daneben, wahrscheinlich weil ich ihren Namen erwähnte und es sich angesprochen fühlte.
Interessiert drehte meinTöchterchen den Kopf zur Hündin und öffnete dann ihr Mäulchen,was ich sofort ausnutzte.
Am nächsten Tag, als ich wieder die Medizin verabreichen wollte, stellte ich fest, das Fläschchen war leer.
„Da müssen wir von der Kinderärztin ein neues bestellen“, sagte ich.
„Müssen wir nicht“, meinte das kranke Kind, „selbst Trude und Berta wollten das bittere Zeugs nicht, auch mit Honig nicht. Davon hab ich etwas drüber geschüttet. So eklig ist das Zeug.“