Misslungene Poesie am Morgen

I(s)ch daht wirrämoal oam friehe Mor(s)che oam Disch mit meunä Fraa, däm Lisett(s)che, hocke. Meu bessä Helft steckte si(s)ch äh Zigarett ins Meil(s)che.

I(s)ch, Schor(s)chi Schnabbelschnut, de Ni(s)chtraachä, soah des gor net gern und reumte:






Lisett(s)che, i(s)ch bitt di(s)ch, heer uf zu raache,

du duhst de Erzt koa Schnipp(s)che schlaache.

Du werst bald mit Raachäboa rimkrie(s)che

un finf Joahr ehä im Sar(s)ch bleed lie(s)che.“

„Woa duhsde nur fer hässlich Verse bastle“, kridisierte mi(s)ch ma Fraa, „gestern hebb i(s)ch soviel fer di(s)ch gedahn, zim Baaspiel deu Hämmä gebiehelt. I(s)ch moan, ähn sießli(s)ch liebli(s)che Zwaa-, orrä noch bessä, ähn Vierzaalä hebb i(s)ch als Belohnung vädient.“

Ouh, ouh, woas seun ma Lisett(s)che oaspruchsvoll worn!  I(s)ch kratzte mi(s)ch oam Hinnäkopp un iwälä(s)chte.

„Meu halfwä(s)chs  gelungene Gedi(s)chte duhsde all schun kenne“, daht i(s)ch zu Bedenke gewwe, „un die, die de noch net kennst, misse iwäarweidet wern.“

„Des machst doch nix“, beruhi(s)chte mi(s)ch ma bessä Helft, „i(s)ch väloang ja gor net, doassde stänni(s)ch neie Werke kre..ierst. Wenn mä woas devun gefalle duht, koannsde mä des an annern Daache wirräholt vodraache.“

Ouh, wie großziegi(s)ch, dacht i(s)ch mä ironisch. I(s)ch fischte oan Zettel aas de Dischschubload un loas vo:



Lisett(s)che, deu Brist seun wie zwa Ebbel knacki(s)ch                              

doa me(s)cht i(s)ch sofodd neubaaße zacki(s)ch.

Awä i(s)ch me(s)chdä koa Schmerze zufie(s)che,

drim duh i(s)ch mi(s)ch mit Schtrei(s)chle begnie(s)che.

„Also, sowoas!“ Ma Fraa schiddelte väneunend de Kopp, „i(s)ch me(s)cht ähn liebli(s)che Reum heern un net so ähn bleede Mäzaalä, dä nur die gliggli(s)ch Atmosfä vägift dor(s)ch deu uubeherrscht Begierde.“

I(s)ch nickte un guckte noach unne, sie hodd mi(s)ch wirrä moal ädappt.

„Is guut“, daht i(s)ch eulenke, „doann woas anneres:

 



Mit dä wor des gestern ähn gelungenä Daach.

Des koann i(s)ch net lei(s)chne, goanz ohne Fraach.“

„Schun bessä“, daht se beschdädi(s)che, „awä noch net sieß genugg.“

Du hosd ja rä(s)cht“, musst i(s)ch zugewwe, „eun Literaturpraas lässt si(s)ch doamit net gewinne. I(s)ch hoff, des werdä awä gefalle:



Lisett(s)che, du seun die Lieb päseenli(s)ch in diesäm Haas

deu Zunei(s)chung wächst stänni(s)ch un waatet si(s)ch aas.                 

Mit Wonn duh i(s)ch dä äh Kiss(s)che ufs sieß Meil(s)che dricke                

un loss mi(s)ch seeli(s)ch zufriede un frehli(s)ch beglicke.“

Ihr Meunung zu meunäm Wärk daht i(s)ch net abwadde. Oan diesäm Mor(s)che hebb i(s)ch schun genugg Kritik eustecke misse. Deshalb ließ i(s)ch se net oantwordde, stoand vum Stuhl sofodd uf un dahtä äh loang Kiss(s)che uf ihr sieß Meil(s)che dricke.



Meu (sunst) kreativ Hern duht loangsoam ins Nichts falle,

s`leest si(s)ch uf, meu Meil(s)che duht  nur noch lalle.

Meu Kopp koann nix Neies mä broduziern

Koa geisdi(s)ch sinnvoll, schee Reum fabriziern.

Die Verse väwelke, wern bleedä un deppä,

die Werdä wern alleweil schlaffä un schlabbä,




Übersetzung: Ich saß wieder einmal mit meiner Frau, dem Lisettchen, am Tisch. Meine bessere Hälfte steckte sich eine Zigarette in den Mund.

Ich, Schorschi Schnabbelschnut, der Nichtraucher, sah das nicht gern und reimte:

Lisettchen, ich bitt dich hör auf zu rauchen,du tust den Ärzten kein Schnippchen schlagen.Du wirst bald mit Raucherbeinen rumkriechenund fünf Jahre eher im Sarg blöd liegen.“

„Was bastelst du nur für hässliche Verse“, kritisierte mich meine Frau, „gestern habe ich soviel für dich getan, zum Beispiel deine Hemden gebügelt. Ich meine, ein süß lieblicher Zwei-, oder noch besser Vierzeiler, habe ich als Belohnung verdient.“

Oh, oh, ..was ist mein Lisettchen anspruchsvoll geworden! Ich kratzte mich am Hinterkopf und  überlegte.

„Meine halbwegs gelungenen Gedichte kennst du alle schon“, gab ich zu Bedenken, „und die, die du noch nicht kennst, müssen überarbeitet werden.“

Das macht doch nichts“, beruhigte mich meine bessere Hälfte, „ich verlange ja gar nicht, dass du ständig neue Werke kre...ierst. Wenn mir was davon gefällt, kannst du mir das an anderen Tagen wiederholt vortragen.“

Oh, wie großzügig, dachte ich ironisch. Ich fischte aus der Tischschublade einen Zettel und las vor:

Lisettchen, deine Brüste sind wie zwei Äpfel knackigda möchte ich sofort reinbeißen zackig.

Aber ich möchte dir keine Schmerzen zufügen                drum tu ich mich mit Streicheln begnügen.“

„Also, sowas!?“ Meine Frau schüttelte verneinend den Kopf, „ich möchte einen lieblichen Reim hören und nicht so einen blöden Mehrzeiler, der nur die glückliche Atmosphäre vergiftet durch deine unbeherrschte Begierde.“

Ich guckte nach unten, sie hatte mich wieder mal ertappt.

„Ist gut“, lenkte ich ein, „dann was anderes:

Mit dir war das gestern ein gelungener Tagdas kann ich nicht leugnen, ganz ohne Frag.“

„Schon besser“, bestätigte sie, „aber noch nicht süß genug.“

„Du hast ja recht“, musste ich zugeben, „ein Literaturpreis lässt sich damit nicht gewinnen. Ich

hoffe, dies wird dir aber gefallen:

Lisettchen, du bist die Liebe persönlich in diesem Haus,              

deine Zuneigung wächst ständig und weitet sich aus.               

Mit Wonne tu ich dir auf`s Mäulchen ein süß Küsschen drücken 

und lass mich zufrieden und fröhlich beglücken.“

Ihre Meinung zu diesem Werk wartete ich nicht ab. An jenem Morgen musste ich schon genug Kritik einstecken. Deshalb ließ ich sie nicht antworten, stand sofort vom Stuhl auf und drückte ihr ein langes Küsschen auf ihr süßes Mäulchen.

Mein(sonst) kreatives Gehirn tut ins Nichts fallen

es löst sich auf, mein Mäulchen tut lallen.

Mein Kopf kann nicht Neues mehr produzieren,

keine geistig sinnvollen, schöne Reime fabrizieren.

Die Verse verwelken, werden blöder und depper,

die Wörter werden stets schlaffer und schlapper,