Frankfurt, Flughafen und Flugscham (mit Video 3m37s)


„Vo eun poar Daache woar i(s)ch in Froankfordd gewäse“, babbelte i(s)ch während eunä Filosooferund in de Kneip   Zim weise Mondmoann, „also de Väkä dordd hodd mi(s)ch fast woahnsinni(s)ch gemoacht.“
„Woarim väzählsde des jedds?“ daht Klausi läsdern, „des wisse wä doch schun längst.
Schlimm is de Flughoafe, doa solle oachsi(s)chdausend Leit schaffe.“
„Des is joa doll“, moante Heunä, unsä Koampfdrinkä, „des bedeit also: Viele Arweidsplädds wern dordd geboote.“
„Joa, schun“, nickte unsä Scheff-Filosoof, „wä derffe awä net nur die bossidive Seite bedroachte. Wä misse bedenke, die Vielfliegerei duht viel, viel Kerosin väbrauche  un des is fer die Umwelt besunners schädli(s)ch, schädli(s)chä als des Audofoahrn un noch fer(s)chdäli(s)chä als wenn die Leit mit de Boahn foahrn.
Jede Meng oan Kohledioxid duhn die Flugzei(s)che in die Luft schleidern.“
„Des waaß sogoar i(s)ch“, daht si(s)ch Ludwig, unsä rei(s)che Edelhä, ins Gebabbel euschoalte, "wenn i(s)ch mit Babett(s)che zusoamme innän Urlaab

flie(s)che duh, hebb i(s)ch alleweil eun schlä(s)cht Gewisse. Viele Ber(s)chä in Froankfordd emfinne des genaa so un duhn si(s)ch desweje ar(s)ch gräme, se duhn unnä Flugschoam leide, genaa wie i(s)ch un aach meu Babett(s)che.“„Oasehe duht mä des awä ei(s)ch werkli(s)ch net“, daht Laura festschtelle.
„Djoa, i(s)ch waaß, eißäli(s)ch duht mä des net oasehe, awä innäli(s)ch bin i(s)ch knallrood vo Schoam“, äwirrerte Ludwig.

Laura grinste. „Also, des is so bei ei(s)ch zwaa so: Die Flugschoam hodd si(s)ch baa ei(s)ch in eiä Gefielsläwe wie eun kwälend zwickend Dauägroam eugegroabe."
„Du braachst di(s)ch net iwä uns lusdi(s)ch mache“, daht Ludwi(s)ch ebbes belaadi(s)cht kommendiern, „so uugefäh isses baa uns.“
„Na, wäni(s)chdens ebbes Bossidives“,daht i(s)ch meun Senf dezu schtrei(s)che, „moroali(s)ch väkumme seudä also noch net. Allädings is eire Flugschoam noch net mä(s)chdi(s)ch genung, ufs Flie(s)che duhtä nämli(s)ch noch net väzi(s)chte.
I(s)ch kenn doa eun bassend Vierzeilä, Filosoofe, duht moal lausche:

Flugschoam muss geferddert wern

des duht Moroal ferddern im Hern.

Doann kenne wä zufriede in die Forzkuhl sinke

un duhn de Klimakämpfä frei(s)ch zuwinke."

„Eun misslungenä Schpruch is des“, daht Klausi läsdern, „wenn mä in de Forzkuhl leihe duht, koann mä doch koa Aktiviste zuwinke. Orrä duhn in deu Schloafschtubb dauernd Klimakämpfä si(s)ch ufhoalte un Aksjoone ploane
„Hhm. Host rä(s)cht, Klausi.
Zeile drei un vier duh i(s)ch bessä oabännern.

Doann kenne wä freidi(s)ch in de Forzkuhl väsinke,

vohä noch ufs Wohl de Klimakämpfä oanen drinke."

        Hintergrundmusik: Epic-Inspirational Hip-Hop by Infraction (NCM)


Übersetzung:  „Vor ein paar Tagen war ich in Frankfurt gewesen“, schwätzte ich während einer Filosofenrunde in der Kneipe  Zum weisen Mondmann,  „also, der Verkehr dort machte mich fast wahnsinnig."
„Warum erzählst du das jetzt?“ lästerte Klausi, „das wissen wir doch schon längst.
Schlimm ist der Flughafen, da sollen 80 000 Leute arbeiten.“
„Das ist ja toll“, meinte Heiner, unser Kampftrinker, „das bedeutet also: Viele Arbeitsplätze werden dort geboten.“
„Ja, schon“, nickte unser Chef-Filosof, „wir dürfen aber nicht nur die positiven Seiten betrachten. Wir müssen bedenken, die Vielfliegerei dort verbraucht viel, viel Kerosin und das ist für die Umwelt besonders schädlich, schädlicher als das Autofahren und noch fürchterlich schädlicher, als wenn die Leute mit der Bahn fahren.
Jede Menge an Kohlendoioxid schleudern die Flugzeuge in die Luft.“
„Das weiß ich sogar“, tat sich Ludwig, unser reicher Edelherr, ins Gebabbel einschalten, „wenn ich mit Babettchen zusammen in den Urlaub fliege, hab ich immer ein schlechtes Gewissen. Viele Bürger in Frankfurt grämen sich deswegen arg, genau wie ich und mein Babettchen.“
„Ansehen sieht man das bei euch aber wirklich nicht“, stellte Laura fest.
„Tja, ich weiß, äußerlich sieht man das mir nicht an, aber innerlich bin ich knallrot vor Scham“, erwiderte Ludwig.

Laura grinste. „Also, dies ist bei euch zwei so:  Die Flugscham hat sich in euer Gefühlsleben wie ein quälend zwickender Dauergram eingegraben."
„Du brauchst dich nicht über uns lustig machen“, kommentierte Ludwig etwas beleidigt, „so ungefähr ist es bei uns.“
„Na, wenigstens etwas Positives“, streichte ich meinen Senf dazu, „moralisch verkommen seit ihr also noch nicht. Allerdings ist eure Flugscham noch nicht mächtig genug, auf das Fliegen verzichtet ihr nämlich noch nicht.
Ich kenn da einen Vierzeiler, Filosofen, lauscht mal:

Flugscham muss gefördert werden

die Moral wird gefördert im Hirn.

Dann können wir zufrieden in die Furzkuhle sinken

und werden den Klimakämpfern freudig zuwinken.

„Ein misslungener Spruch ist das“, lästerte Klausi, „wenn man in der Furzkuhle liegt, kann man doch keinen Aktivisten zuwinken. Oder halten sich in deinem Schlafzimmer dauernd Klimakämpfer auf und planen Aktionen?“
„Hhm. Hast recht, Klausi.
Zeile drei und vier ändere ich besser.

Dann können wir freudig in der Furzkuhle versinken,

vorher noch aufs Wohl der Klimakämpfer einen trinken."