Wörter, um zu schädigen und betrügen (mit Video 1m35s)


„Des leddste moal hämmä hier in de Kneip festgeschtellt, doass, falls mä annern Päsoone ihre Gunst fer uns gewinne will, die deitsch Schproach ar(s)ch viele Werddä un Redde- wennunge oabiete duht“, babbelte Klausi un droank noach diesä Äkenntnis eun kräfdi(s)ch Schluck Bier. „Awä in annern Berei(s)che“, dahtä waatä forddfaan, „gilt des genaaso, zim Baaschpiel, wenn wä annern Leit vä..uhdse, hinnägehe, schädige orrä bedrie(s)che wolle.
Sol(s)ch Mitber(s)chä bezei(s)chne wä doann als aasgefukst, schliddsohri(s)ch, heumticki(s)ch, perfide orrä ar(s)chlisdi(s)ch. I(s)ch kennt noch zoahlrei(s)che annern Werddä ufzähle, wenn i(s)ch wollt.“

„Wohä kimmt eigentli(s)ch dä Begriff schliddsohri(s)ch?“ froate Laura, „des heert si(s)ch oa als hädde friehere Äoberä in Siedamerikoa oan eunheumi(s)che Schtoamm endeckt, baa denne die Indigeene seltsoam geformmte Ohrn hodde un die sä gewieft, si(s)ch dä Äoberung wirräseddse dahte.“
„Noa, des is net so“, schiddelte unsä Schaff-Filosoof seun Kopp, „Edelgadd un Gerhadd, die zwaa Geschi(s)chtsassistente vum Professor Schlauflidds, die wo i(s)ch leddsdens groad wirrä moal gedroffe hebb, häm mi(s)ch ufgeklärt un moane....“.  „Ach, schun wirrä diese seltsoame Geschdoalde, die wo nur in deum Kopp äksisdiern, awä net in Werkli(s)chkaat“, daht i(s)ch siffisoant unnäbre(s)che.
„Deu Bemerkung, Hä Schor(s)chi Schnabbelschnut, is ruchlos un velli(s)ch iwäflissi(s)ch“, moddste Klausi belaadi(s)cht, „i(s)ch wiensch oab sofordd koa bleedsinni(s)ch Unnäbrä(s)chunge mä, sunst heer i(s)ch sofordd uf hier die Rund mit meune dolle Informaddsjoone zu begligge.“
Noa joa, vämutli(s)ch glaabte unsä Dorffdi(s)chtä, des wär eune folgenschwäre, fer(s)chdä-
li(s)che Drohung. Behielt des awä fer mi(s)ch, machte des net zim Thema. Eun Dauäschdreid wollt i(s)ch vämeide.
„Also“, dahtä waatä  babble, „dä Begriff  schliddsohri(s)ch  is vämutli(s)ch erst vo zwaa-
hunnerd, zwaahunnerdfuffsi(s)ch Joanrn in Deitschloand enschtoanne. Wenn die Hoandwerkä ihre Ausbildung geschafft häm, seun se maastens rim gewannert, um Loand, Leit un vo alle Dinge aach annern Maastäbetriebe kenne zu lernne. Wenn se doann waatä gezouhe seun, häm se moan(s)chmal eun kloane goldene Ring vum Maastä fer ihre Arweid geschenkt bekumme, die wo se oam Ohr doann befesdi(s)cht häm.
S` koam allädings mitunnä vo, doass die Geselle si(s)ch uuuährehaft, also denewwe benumme häm, zim Baaschpiel in de Kneip dän Wert schdorddsbedrunke eun Bierkrug uffen Kopp gehaue häm orrä de Dochdä des Maasters ar(s)ch ufrdingli(s)ch noachschtellte,
obwohl die jung Fraa des väoabscheite. Doann worde däm junge Hoandwerkä de Ring vum Ohr oabgerisse, zurigg daht eun geschliddst ringloses Ohr bleiwe.
Zuerst bedeitete dä Begriff schliddsohri(s)ch soviel wie uuährehaft. Im Laufe de Joahrzehnte daht doann eun Bedeitungswoandel folge un des Wordd woar glaa(s)chbedeitend mit dor(s)chdriewe un gerisse.“
„Aah, des i(s)ch des heit noch äläwe dorffte“, grinste i(s)ch schpeddi(s)ch, „jedds wern wä all heit oawend äkenntnisbeschenkt gliggli(s)ch un dauäzufriede in de Forzkuhl soanft euschlummern.
Klausi, koannsde uns aach väklickern wie des Wordd aasgefukst enschtoanne is?

„Koann i(s)ch“, nickte unsä Scheff-Filosoof, „aach doariwwä häm mi(s)ch Edelgadd un Gerhadd mit dolle Informaddsjoone rei(s)chli(s)ch väsor(s)cht.
Diesä Begriff is vo uugfäh zwaadausend Joahrn hier in Hesse enschtoanne. Baa de Chadde, des woarn die Oahne dä heiti(s)che Hessekepp, dahts eun Dorff gewwe in däm eun Owwähaapt im Thing un aach baa annern Oagelä(s)chehaate alleweil eune Peldsmiedds mit eunäm Fukskopp gedraache hodd, oabgewählt.
Un des koam so: Diesä Moann mit däm Noam Malte, worde ba nä Joagd uf eunäm Wisent
mit de Hernä vum Dier gebackt, hoch gehoobe un euni(s)che Metä waat dor(s)ch die Luft geschleidert. Debaa is die Peldsmiedds mit däm Fukskopp ar(s)ch in Mitlaadeschaft gezouhe worn: De Kopp woar zädrimmert un des iwwri(s)che Fuksfell zärisse.
Des hädd Malte joa noch väschmärddse kenne, awä seun Hern hodd ewwefalls eun Schoade oabgekriggt.       Saat däm Vofall dahtä oadauernd  Päsoone im Dorff väwäksle un selwst baam Oablick seunä Fraa murmelte de Moann: Woas will diese uubekoannt Fraa eigentli(s)ch vun mä?
Selwstäschtännli(s)ch bemerkte die Dorffbewohnä dän Zuschtoand un dahte Malte uffen Thing oabwähle. Des neie Owwähaapt woar doann Lando. Ä soate zim Oabgewählte: Jedds hosde koa Fukspeldsmidds mä, s`hodd si(s)ch also aasgefukst.
S`is joa bekoannt, die Chadde hodde, genaa wie die annern Germoaneschtämm koa Schrift. So koams, doass des Wordd aagefukst schun noach euni(s)che Joahrzehnte oan Bedeitungswoandel ähfoarn daht. So woars doann glaa(s)chbedeitend mit gerisse, gewieft, väschlage.“
Klausi reumte noch:





Bei Malte zei(s)chte si(s)ch  frieh die Demens
seu Päsoonegedä(s)chnis zeigte nemmä Bräsens.
Daht in die woarm Forzkuhl scheiße defdi(s)ch,
hodd oft dezu gesunge, schee un freehli(s)ch.

        Hintergrundmusik: Kings Men -Biz Baz Studio (NCM)

                                   Breeze Famtastic Fresh -MBB (NCM)


Übersetzung: „Das letzte mal hier in der Kneipe stellten wir fest, dass, falls man von anderen Personen ihre Gunst für uns gewinnen will, die deutsche Sprache sehr viele Wörter und Redewendungen anbietet“, schwätzte Klausi und trank nach dieser Erkenntnis einen kräftogen Schluck Bier. „Aber in anderen Bereichen“, fuhr er weiter fort, „gilt das genauso,
zum Beispiel man andere Leute veruhzen, hintergehen, schädigen oder betrügen wollte.
Solche Mitbürger bezeichnen wir dann als ausgefuchst, schlitzohrig, eimtückisch, perfide oder arglistig. Ich könnte noch zahlreiche andere Wörter aufzählen, wenn ich wollte.“

„Woher kommt eigentlich der Begriff schlitzohrig?“ fragte Lena, „das hört sich an als hätten frühere Eroberer in Südamerika einen einheimischen Stamm entdeckt, bei dem die Indigenen seltsam geformte Ohren hatten und die sehr gewieft, sich der Eroberung widersetzten.“
„Nein, das ist nicht so“, schüttelte unser Chef-Filosof seinen Kopf, „Edelgard und Gerhard, die zwei Geschichtsassistenten vom Professor Schlauflitz, die ich letztens gerade wieder mal getroffen habe, klärten mich auf und meinten.....“  „Ach, schon wieder diese seltsamen Gestalten, die nur in deinem Kopf existieren, aber nicht in Wirklichkeit“, unterbrach ich süffisant.
„Deine Bemerkung, Herr Schorschi Schnabbeschnut, ist ruchlos und völlig überflüssig“, motzte Klausi beleidigt, „ich wünsche ab sofort keine blödsinnigen Unterbrechungen mehr, sonst höre ich sofort auf hier die Runde mit meinen tollen Informationen zu beglücken.“
Na ja, vermutlich glaubte unser Dorfdichter, das wäre eine folgenschwere, fürchterliche Drohung, behielt das aber für mich und machte es nicht zum Thema. Einen Dauerstreit wollte ich vermeiden.
„Also“, redete er weiter, „der Begriff schlitzohrig ist vermutlich erst vor 

zweihundert, zweihundertfünfzig Jahren in Deutschland entstanden. Wenn die Handwerker ihre Ausbildung geschafft haben, sind sie meistens rum gewandert, um Land, Leute und vor allen Dingen auch andere Meisterbetriebe kennen zu lernen. Wenn sie dann weiter gezogen sind, haben sie manchmal einen kleinen goldenen Ring vom Meister für ihre Arbeit geschenkt bekommen. Den Ring befestigten sie dann am Ohr.
Es kam allerdings mitunter vor, dass die Gesellen sich unehrenhaft , also daneben benommen haben, zum Beispiel in der Kneipe den Wirt sturzbetrunken einen Bierkrug auf den Kopf schlugen oder der Tochter des Meisters sehr aufdringlich nachstellten, obwohl die junge Frau das verabscheute.      Dann wurde dem jungen Handwerker der Ring vom Ohr abgerissen, zurück blieb ein geschlitzt` ringloses Ohr.
Zuerst bedeutete der Begriff schlitzohrig soviel wie unehrenhaft. Im Laufe der Jahrzehnte folgte dann ein Bedeutungswandel und das Wort war gleichbedeutend mit durchtrieben oder gerissen.“
„Ach, das ich das heute noch erleben durfte“, grinste ich spöttisch, „jetzt werden alle heute abend erkenntnisbeschenkt grücklich und dauerzufrieden in der Furzkuhle sanft einschlummern.
Klausi, kannst du uns auch erklären wie das Wort ausgefuchst entstanden ist?“

„Kann ich“, nickte unser Chef-Filosof, „auch darüber haben mich Edelgard und Gerhard mit tollen Informationen reichlich versorgt.
Dieser Begriff ist vor ungefähr zweitausend Jahren hier in Hessen entstanden. Bei den Chatten, das waren die Ahnen der heutigen Hessenköpfe, gab es ein Dorf in dem ein Oberhaupt im Thing und auch bei anderen Angelegenheiten immer eine Pelzmütze mit einem Füchskopf trug, abgewählt.
Und das kam so: Dieser Mann, mit den Namen Malte, wurde bei einer Jagt auf einem Wisent mit den Hörnern vom Tier gepackt und einige meter weit durch die Luft geschleudert.
Dabei ist die Pelzmütze mit dem Fuchskopf stark in Mitleidenschaft gezogen worden: Der Kopf wurde zertrümmert und das übrige Fuchsfell zerrissen.
Dies hätte Malte ja noch verschmerzt, aber sein Hirn hatte ebenfalls einen Schaden abgekriegt. Seit diesem Vorfall verwechselte er andauernd Personen im Dorf und selbst beim Anblick seiner Frau murmelte der Mann: Was will diese unbekannte Frau eigentlich von mir?
Selbstverständlich bemerkten die Dorfbewohner diesen Zustand und wählten Malte auf dem Thing ab. Das neue Oberhaupt war dann Lando. Er sagte zum Abgewählten: Jetzt hast du keine Fuchspelzmütze mehr, es hat sich also  ausgefuchst.
Es ist ja bekannt, die Chatten hatten, genau wie die anderen Germanenstämme, keine Schrift. So kam es, dass das Wort ausgefuchst schon nach einigen Jahrzehnten einen Bedeutungswandel erfuhr. So war es dann gleichbedeutend mit gerissen, gewieft, verschlagen.“
Klausi reimte noch:
Bei Malte zeigte sich früh die Demenz
seun Personengedächnis zeigte nicht mehr Präsenz.
Tat in die warme Furzkuhle scheißen deftig,
hat oft dazu gesungen, schön und fröhlich.