Frankfurt, Paulskirche   (mit Video 3m30s)


„Wisst ihr, liewe Leit, wel(s)ch Bedeitung die Paulsker(s)ch in Froankfordd hodd?“  daht Klausi, unsä Scheff..filosoof froage.
„Nadierli(s)ch wisse wä des“, oantworddete Heunä, „doa hodd des erste moal eun gesoamtdeitsches Naddsjonoalpallament usoamme gehockt un die gewählte Oabgeorddnete dordd häm si(s)ch iwälä(s)cht, wie des ähofft deitsch Rei(s)ch regiert wern soll. Se wollte nemmä, doass die Oadeli(s)che duhn un loasse koannte,woas se wollte.“
„Ri(s)chdi(s)ch“, lobte Klausi, „un woann woar des gewäse?“
„Des woar oachtzeh..hunnerdunoachtunverzi(s)ch“, daht i(s)ch addi(s)ch informiern, um ewwefalls gelobt zu wern.
Unsä Scheff..filosoof nickte.
„Hosde eun besunnere Grund, woarimde aasgere(s)chnet heit des bebabbeln willst?“ wollt i(s)ch vunnäm wisse.
„Mit däm heiti(s)che Daach hodd des nix zu duhn“, daht Klausi ufklärn, „awä i(s)ch woar vo zwaa Daache groad in diesä Paulsker(s)ch gewäse un hebb mä gedenkt, des is woas fer unsre Filosooferund hier in de Kneip.“
„Dordd hebb i(s)ch aach Billä geknipst un Videoklips ewwefalls. Eun Bild in de Eungoanshall hebb ich aasgedruckt. Hier guckt ei(s)ch des moal oa, moal sehn ob ei(s)ch doa woas uffalle daht. Des Woandbild is neinzeh..hunnerdneinsi(s)ch dordd gemoalt worn un zwaa vun eunäm Kienstlä   Johannes Grützke,  ä hodd des genoannt:   De Zug de Volksvädrärä,  also die gewählte Oabgeordnnete:

„Doa seun joa fast nur Männä druf zu gucke“, babbelte Laura iwärascht, „worn unnä de Oabgeorddnete wohl koa Fraue debaa.“
„So isses“, nickte Klausi, „die Fraue dorffte net gewählt wern un aach selwä net wähle.
Dordd woarn hoalt iwäwie(s)chend Maddschos. Euni(s)che wäni(s)che Männa worn doamit allädings net euväschtoanne, se moante: Des daff net seun, eufach die Hälft de Gesellschaft vun de bollidi(s)ch Geschdoaldung aaszuschließe.
 Awä die Mähaat diesä Herrn machte nur bleede Schpri(s)ch, zim Baaschpiel:

S` Weib muss däm Moann gehor(s)che
sunst kriggdes nur gewoaldi(s)ch Sor(s)che.
Duhts mucke, bekimmts die Peitsch zu schpiern,
djoa, so muss de Moann die Fraa fiehrn.

Awä ihr edle Fraue unnä uns, also Babett(s)che, Lena un Laura, ihr braacht ei(s)ch net mokiern,vun uns Männä hier is koan eunsi(s)chä eun Maddscho.
I(s)ch, zim Baaschpiel, hebb zu meunä Fraa, dä Mietsi, geseiselt:

Djoa, lieb Fraa, du bist eun edles Geschepp,
i(s)ch degeje viel, viel zu oft nur eun Depp.
I(s)ch will dä alleweil diene,
werd mi(s)ch reiße oam Rieme.
Werddä willi(s)ch addi(s)ch gehor(s)che,
werst aach nie krieje mit mä Sor(s)che.“

„Des duht gnoadelos geschleumt klinge“, daht i(s)ch lästern, „i(s)ch degeje hebb schun gesoat:

                   I(s)ch bin zwoar eun addi(s)chä Ehemoann
                   me(s)cht awä duhn un loasse, woas i(s)ch koann.“

„Uf so woas duhn heifi(s)ch die Glei(s)chberä(s)chdi(s)chungsvoschtellunge vun de Männä hienaas laafe", kommendierte Lena.
„Moan(s)chmoal womeegli(s)ch, awä net alleweil“, daht i(s)ch behaapte.
„Awä moal woas Anneres“, daht i(s)ch des Thema uf woas Neies lenke, „wenn mä sich des Woandbild  de  Zug de Volksvädrärä   genaahä oaguckt, fällt uf: Die Männä in schawadds mache fast alle mirrische Gesi(s)chtä. Die Griend defier kennt Folgendes seun:

Des sieht aas wie ne misslungene Pollonäs,
als hädde die vohä gefuddert Limbor(s)chä Käs.
Dä hodd denne de leddste Frohsinn genumme
desweje häm se mirri(s)che Miene bekumme.
Drim heert liewe Leit:
Die hädde wohl bessä Ourewällä Hoandkäs väzehrt,
doann hädde se aach net Gligg un Freid entbehrt.“

           Hintergrundmusik: Epic Music Compilation -Infraction (NCM)


Übersetzung: „Wisst ihr, liebe Leute, welche Bedeutung die Paulskirche in Frankfurt hat?“ fragte Klausi, unser Chef-Filosof.
„Natürlich wissen wir das“, antwortete Heiner, „da hat das erste mal ein gesamtdeutsches Nationalparlament zusammen gesessen und die gewählten Abgeordneten überlegten sich,wie das das erhoffte deutsche Reich regiert werden soll. Sie wollten nicht mehr, dass die Adeligen tun und lassen konnten, was sie wollten.“
„Richtig“,lobte Klausi, „und wann war das gewesen?“
„Das war 1848“, informierte ich, um ebenfalls gelobt zu werden.
Unser Chef-Filosof nickte.
„Hast du einen besonderen Grund, warum du ausgerechnet heute darüber reden willst?“ wollte ich von ihm wissen.
„Mit dem heutigen Tag hat dies nichts zu tun“, klärte Klausi uns auf, „aber ich war vor zwei Tagen gerade in dieser Paulskirche gewesen und habe mir gedacht, das ist was für unsere Filosofenrunde hier in der Kneipe.“
„Dort hab ich auch Bilder geknipst und Videoclips ebenfalls. Ein Bild von der Eingangshalle hab ich ausgedruckt. Hier guckt euch das mal an, mal sehn ob euch da was auffällt.
Das Wandbild ist 1990 dort gemalt worden von eunem Künstler   Johannes Grützke, er nannte es:   Der Zug der Volksvertreter,  also von den gewählten Abegordneten:

„Da sind ja fast nur Männer zu sehen“, blabberte Laura überrascht, „waren unter den Abgeordneten wohl keine Frauen dabei.“
„So ist es“, nickte Klausi, „Frauen durften nicht gewählt werden und auch selber nicht wählen. Dort waren halt überwiegend Machos. Einge, wenige Männer waren damit allerdings nicht einverstanden, sie meinten: Das darf nicht sein, einfach die Hälfte der Gesellschaft von der politischen Gestaltung au8szuschließen. Aber die Mehrheit dieser Herren machte nur blöde Sprüche, zum Beispiel:
Das Weib muss dem Mann gehorchen
sonst kriegt es nur gewaltig Sorgen.
Tut es mucken, bekommt es die Peitsche zu spüren,
tja, so muss der Mann die Frau führen.

Aber ihr edle Frauen unter uns, also Babettchen, Lena und Laura, ihr braucht euch nicht mokieren, von uns Männern hier ist kein einziger ein Macho.
Ich, zum Beispiel hab zu meiner Frau, der Mietzi, gesäuselt:

Tja, liebe Frau, du bist ein edles Geschöpf,
ich dagegen viel, viel zu oft nur ein Depp.
Ich will dir immer dienen,
werd mich reißen am Riemen.
Werd` dir willig artig gehorchen,
wirst auch nie kriegen mit mir kriegen Sorgen.“

„Das Klingt gnadenlos geschleimt“, lästerte ich, „ich dagegen hab schon gesagt:
Ich bin zwar ein artiger Ehemann,
möcht aber tun und lassen, was ich kann
.“
„Auf so was laufen häufig die Gleichsberechtigungsvorstellungen der Männer hinaus“, kommentierte Lena.
„Manchmal womöglich, aber nicht immer“, behauptete ich.
„Aber mal was Anderes“, lenkte ich das Thema auf was Neues, „wenn man sich das Wandbild der  Zug der Volksvertreter genauer anschaut, fällt auf: Die Männer in schwarz machen fast alle mürrische Gesichter. Die Gründe dafür könnten Folgendes sein:
Das sieht aus wie eine misslungene Polonaise,
als hätten die vorher gefuttert Limburger Käs`.
Der hat denen den letzten Frohsinn genommen
deswegen haben sie mürrische Mienen bekommen.
Drum hört liebe Leute:
Die hätten wohl besser Odenwälder Handkäse verzehrt,
dann hätten sie auch nicht Glück und Freude entbehrt.“