„Mor(s)che braache mä net schaffe gehn, so hämmä vier Daach hinnänannä fraa“, väkindete i(s)ch gliggli(s)ch meunä Fraa.
„Des drifft si(s)ch gut“, nickte Lisett(s)che, „mä falle schpontoan märere Sache eu, die gemacht wern misse. Aach fer di(s)ch, Hä Schor(s)chi Schnabbelschnut, duhn scheene Ufgaabe wadde, zim Baspiel konnsde de Schpeichä waatä ufraame, die Gemiesploanze im Gadde setze un als Kreenung des Fraazaatgenuss mit deunä lieb Fraa iwern Flohmackt in Dammschdadd schlennern.“
Entsetzt daht i(s)ch zusoamme zucke. Unnä Fraazaatgenuss un scheene Ufgaabe dahte goans annern Dinge in meunäm mied gestresst Hern rimschweewe.
Awä als addi(s)chä Ehemoann wollt i(s)ch net alle Voschlä(s)che meunä bessä Helft oablehne.
„Mä hobbe unnäschiedliche Voschtellunge wie mä die kommende vier Daach geschtalte solle“,
moante ich zu meunä Fraa, „vun deune draa Voschläche koann i(s)ch oan sofodd akzeptiern, i(s)ch werd mor(s)che orrä iwämor(s)che die Soaloat- un Rotkohlpflän(s)chä in die Beete seddse. Awä als Kreenung des Fraazaatgenuss duht mä aaßä ähn bleedsinni(s)ch Besuch vunnäm Flohmackt aach annä hälli(s)ch Vägnie(s)che eufalle. Wä kenne mor(s)chens loang in de woarm Forzkuhl
schloafe un kuschle, noachmiddaachs oan scheene Schpaziergoang in de faszinierend Friehlingswoald dähti(s)che un owends in de Kneip Zim weise Mondmoann mit unsre Freinde tiefgrindi(s)ch un weltbewä(s)chend Gedoanke aasdausche.“
„Seun des net ebbes zuviel oan Fraazaatvägnie(s)che? Glaa draa Sache oan nur eunäm Daach?“
Nadierli(s)ch woar des vun Lisett(s)che ironisch gemoant. I(s)ch daht awä so als däht jetz eune ernst Froag im Raam schwäwe.
„Schtimmt“,nickte i(s)ch, „oans muss i(s)ch schtrei(s)che. De Kneipebesuch? Noa,des muss seun. Mor(s)chen loang in de Forzkuhl leihe? Moan miedä Kerpä duht si(s)ch denoach sehne. Noachmiddaachs im Woald Gligg toanke? Noa, doa druf koann i(s)ch oam wäni(s)chste väzi(s)chte.“
I(s)ch oahnte, doa duht eune sä schwieri(s)che Entscheidung mi(s)ch heumsuche.
Hilfesuchend blickte i(s)ch zu meunä bessä Helft. „Woas soll i(s)ch nur mache? I(s)ch seun innäli(s)ch zärisse, werkli(s)ch kwoalvoll zärisse, meu Seel duht keu Ruh finne un hippt hektisch vun eunäm Wunsch zum annern.“
„Loss deu Seel nur hippe“, daht Lisett(s)che uugeriehrt oantwodde, „die werd schun wirrä schlaff un heert uf demit. Du hosd moal ähn Mäzaalä gereumt, dä duht uf deu Loag jetz basse:
Die Entscheidung duhdäm schwä falle
ä duht si(s)ch oam Nichtsduhn fest kralle.
Aas Drotz hoddä in die Hoos geschisse,
miehseeli(s)ch Arweid dähtä niemoals misse.
Selwst zu schlaff un mied fiers Vägnie(s)che
duhtä schtummpsinni(s)ch in de Forzkuhl lie(s)che.“
Übersetzung: „Morgen brauchen wir nicht arbeiten gehen, so haben wir vier Tage hintereinander frei“, verkündete ich glücklich meiner Frau.
„Das trifft sich gut“, nickte Lisettchen, „mir fallen spontan mehrere Sachen ein, die gemacht werden müssen. Auch für dich, Herr Schorschi Schnabbelschnut, warten schöne Aufgaben. Zum Beispiel kannst du den Speicher weiter aufräumen, die Gemüsepflanzen im Garten setzen und als
Krönung des Freizeitgenusses mit deiner lieben Frau über den Flohmarkt in Darmstadt schlendern.“
Entsetzt zuckte ich zusammen. Unter Freizeitgenuss und schönen Aufgaben schwebten ganz andere Dinge in meinem müd gestressten Gehirn rum. Aber als artiger Ehemann wollte ich nicht alle Vorschläge meiner besseren Hälfte ablehnen.
„Wir haben unterschiedliche Vorstellungen wie wir die kommenden vier Tage gestalten sollten“, meinte ich zu meiner Frau, „von deinen drei Vorschlägen kann ich einen sofort akzeptieren, ich werde morgen oder übermorgen die Salat- und Rotkohlpflänzchen in die Beete setzen. Aber als
Krönung des Freizeitgenusses fallen mir außer einem blödsinnigen Besuch von einem Flohmarkt auch andere herrliche Vergnügen ein. Wir könnten morgen lange in der warmen Furzkuhle (im Bett) schlafen und kuscheln, nachmittags einen schönen Spaziergang in dem faszinierenden Frühlingswald machen und abends in der Kneipe Zum weisen Mondmann mit unseren Freunden tief-
gründige und weltbewegende Gedanken austauschen.“
„Ist das nicht etwas zuviel an Freizeitvergnügen? Gleich drei Sachen an einem Tag?“
Natürlich war dies von Lisettchen ironisch gemeint. Ich tat aber so als würde jetzt eine ernst gemeinteFrage im Raum schweben.
„Stimmt“,nickte ich, „eins muss ich streichen. Den Kneipenbesuch? Nein, da smuss sein. Morgens lange in der Furzkuhle liegen? Mein müder Körper sehnt sich danach. Nachmittags im Wald Glück tanken? Nein, darauf kann ich am wenigsten verzichten.“
Ich ahnte, da tut mich eine schwierige Entscheidung heimsuchen.Hilfesuchend blickte ich zu meiner besseren Hälfte, „Was soll ich nur machen? Ich bin innerlich zerrissen, wirklich qualvoll zerrissen. Meine Seele findet keine Ruhe und hüpft ( springt)hektisch von einem Wunsch zum anderen.“
„Lass deine Seele nur hüpfen“, antwortete Lisettchen ungerührt, „die wird schon wieder schlaff und hört auf damit. Du hast mal einen Mehrzeiler gereimt, der auf deine Lage jetzt passt:
Die Entscheidung tut ihm schwer fallen,
er tut sich am Nichtstun fest krallen.
Aus Trotz hater in die Hose geschissen,
mühseelige Arbeit tat er niemals missen.
Selbst zu schlaff und müd fürs Vergnügen
tut er stumpfsinnig in der Furzkuhle liegen.“
Mariechen und Schorschi am frühen Morgen
Sundaachs wollt i(s)ch geweehnli(s)ch längä schlowe als sunst un hodd eißerst schlä(s)cht Laun, wenn die Kinnä rim toobte un Krach äzei(s)chte als werd die Hitt oabgerisse. Gefiehlsmäßi(s)ch hädd i(s)ch schtets brille kenne vo Wut un Zorn, woar awä maast viel zu schlaff defier un nergelde nur laas vo mi(s)ch hie. „Läsdi(s)ch Bagaa(s)ch“, brabbelte i(s)ch, orrä „de Kinnä muss mä äh grooß Plastä ufs Maul babbe, demit i(s)ch gekwältä Moann meu Ruh hebb.“
„Bring däm Schor(s)chi-Babba äh Dass Kaffee, Marie(s)che“, daht i(s)ch die Schtimm vun meunä Fraa oan sol(s)ch eunäm Mor(s)che im Hinnägrund vänemme, während i(s)ch mi(s)ch noch fer(s)chdäli(s)ch mied in meunä woarm Forzkuhl drä(s)ch wälzte, „doann kenne mä viellaa(s)cht seu Oawäsehaat ädraache un ä nergelt net so viel rim.“
Genau,dacht i(s)ch mä, äh Dass haaß Kaffee duht mi(s)ch ebbes ufmuntern.
„Un vägiss net unsern iwel gelaunte Vaddä mittäm Zwaazaalä zu beglicke“, soate noch Lisett(s)che, ma Fraa, als meu kloa De(s)chter(s)che die Dass haaß Kaffee newwe mä uffen Disch(s)che hiestellte.
Ebbes välä(s)che stoand Marie(s)che doa, doann: „Schor(s)chi, steh noachäm Drinke uf. Denn:
Mä wolle all zusoamme friehsticke
die Eldern un wä putzi(s)che Kicke.“
Werkli(s)ch, meu Nergel-Laun daht si(s)ch ufleese un i(s)ch schmunzelte.
„Baa däm Zwazaalä hoddä Lisett(s)che geholfe, gell?“
„Joa,schun“, daht des Mäd(s)che zugewwe, „waos seun des Kicke?“
„Vohelbobbel(s)chä“ ,klärte i(s)ch meu Dechter(s)che uf, „zim Baaspiel Hinkelbobbel(s)chä.“
„I(s)ch seun awä koa Bobbel(s)che mä“, daht si(s)ch Marie(s)che beschwern.
„Stimmt“,antworddete i(s)ch un nickte, „du seun schun äh ri(s)chdi(s)ch Hinkel.“
„Des aach net“, prodesdierte es, „i(s)ch bin oan Menschenskinn.....oan grooßes.“
„Ja, ja“, daht i(s)ch eulenke, „dän Spruch ännern mä:
Zusoamme friehsticke wolle die Eldern, grooße Schpinnä
mit ihre putzi(s)ch kloane un grooße Kinnä.“
Doamit woar Marie(s)che zufriede, awä net Lisett(s)che.
„Fer di(s)ch, Schor(s)chi, duht des zwaafelsohn zudreffe, oan grooße Schpinnä bisde, i(s)ch awä net.“
Goans schee oaspruchsvoll is moa lieb Fraa, daht i(s)ch seifzend denke, so oan Zwazaalä muss si(s)ch net nur reume, sunnern soll aach inhaltli(s)ch schtimme.
„Geschenkt“,winkte i(s)ch genervt oab, „i(s)ch ännä dän Spruch nochemoal:
Friehsticke wolle die Muddä un ihr Schpinnä
zusoamme mit ihre putzi(s)che Kinnä.“
Übersetzung:Sonntags wollte ich gewöhnlich länger schlafen als sonst und hatte äußerst schlechte Laune, wenn die Kinder rum tobten und Krach erzeugten als würde die Hütte abgerissen.
Gefühlsmäßig hätte ich stets brüllen können vor Wut und Zorn, war aber meist viel zu schlaff dafür und nörgelte nur leise vor mich hin.„Lästige Bagage (verwandschaftliches Anhängsel)“,oder, „den Kindern muss man ein großes Pflaster aufs Maul kleben,damit ich gequälter Mann meine Ruhe habe.“
„Bring dem Schorschi-Papa eine Tasse Kaffee, Mariechen“, vernahm ich die Stimme von meiner Frau an so einem Morgen im Hintergrund, während ich mich noch fürchterlich müde in meiner warmen Furzkuhle (Bett)träg wälzte, „dann können wir vielleicht seine Anwesenheit ertragen und er nörgelt nicht so viel rum.“
Genau, dachte ich, eine Tasse heißer Kaffee muntert mich etwas auf.
„Und vergiss nicht unseren übel gelaunten Vater mit einem Zweizeiler zu beglücken“, sagte meine Frau Lisettchen als mein kleinesTöchterchen die Tasse heiße Kaffee neben mir auf einem Tischchen hinstellte.
Etwas verlegen stand Mariechen da, dann: „Schorschi, steh nach dem Trinken auf. Denn:
Wir wollen alle zusammen frühstücken
die Eltern und wir putzigen Küken.“
Wirklich, meine Nörgellaune löste sich auf und ich schmunzelte.
„Bei dem Zweizeiler hat dir Lisettchen geholfen, gell?“
„Ja...schon“,gab das Mädchen zu, „was sind Küken?“
„Vogelbabies“,klärte ich mein Töchterchen auf, „z.B. Hühnerküken.“
„Ich bin aber kein Baby mehr“, beschwerte sich Mariechen.
„Stimmt“,antwortete ich und nickte, „du bist schon ein richtiges Huhn.“
„Das auch nicht“, protestierte es, „ich bin ein Menschenskind....ein großes.“
„Ja,ja“, lenkte ich ein, „den Spruch ändern wir:
Zusammen frühstücken wollen die Eltern, große Spinner
zusammen mit ihren putzigen und großen Kindern.“
Damit war Mariechen zufrieden, aber nicht Lisettchen.
„Für dich, Schorschi, trifft das zweifelsohne zu, ein großer Spinner bist du, ich aber nicht.“
Ganz schön anspruchsvoll ist meine Frau, dachte ich seufzend, so ein Zweizeiler muss sich nicht nur reimen, sondern soll auch inhaltlich stimmen.
„Geschenkt“,winkte ich genervt ab, „ich ändere den Spruch noch einmal:
Frühstücken wollen die Mutter und ihr Spinner
zusammen mit ihren putzigen Kindern.“
(auf hessisch reimt es sich )