Höhere Dichtkunst oder nur überflüssiges Geschwätz?

Baa eunä Filosooferund in de Kneip   Zim weise Mondmoann  väzählte Klausi, unsä Scheff-Filosof un Dorffdi(s)chtä, gliggs..schtroahlend un mit bescheiertä Visaa(s)ch:  „ Iwers Woche..end hodd meu schepfäwilli(s)ches Kreadivhern wirrä moal hee(s)chä Di(s)chtkunst kre..iert. Djoa, liewe Filosoofe, ihr werd schtaune, woas fer foandasdi(s)che Werke i(s)ch äneit brodudsiert hebb. Die Muuse häm mi(s)ch indensiv oabgeschleckt. Mit de supädolle Ägbäbnisse muss i(s)ch ei(s)ch uubedingt begligge.“





Zuerst dahtä awä eun Schluck Bier kippe.
Seu Oakindi(s)chung hoddä joa bombasdi(s)ch  bresendiert. Oangesi(s)chts de Realidäht, woassä uns sunst schun so alles mit dummfreidi(s)chä Mien als hee(s)chä un allähee(s)chste Di(s)chtkunst uns weis mache wollt, daht i(s)ch nix Besunneres äwadde, nur alberne Posseversse.
„Also, Filosoofe“, begoannä, „duht moal lausche:




Gligg is wie dinnes Glas
s` bri(s)cht sä lei(s)cht, des wa(r)s.“

„Na joa, eun scheenä Väglei(s)ch“, wie(s)chte i(s)ch meun Kopp hie un hä, „awä Di(s)chtkunst?
Er(s)chendwie duhn in meun Hern die Äinnerungsglocke leite. Mä kimmt` s vo als hädd i(s)ch dän Zweizaalä schun moal geheert orrä geläse.“
Klausi schiddelte de Kopf. „Noa, niemoals, des is meu Werk.      I(s)ch hebb noch woas anneres uf Lägä:



Eunes Daaches werd i(s)ch schterbe
meu Bagaa(s)ch kriggt nix zu erbe.
Drick doann meun Oarschloch nemmä zu
doann hodds endli(s)ch friedli(s)ch Ruh.

„Des hämmä beraats friehä vun dä geheert, Klausi“, bemerkte Heunä, unsä Koampfdrinkä.
„Schtimmt“, daht i(s)ch beipfli(s)chte.
„So? werkli(s)ch?“ Klausi gloddste iwärascht, „awä, s` koann seun. Des is wohl aach de Grund, wieso i(s)ch diesän groandijoose Vierzaalä dehoam in nur eunä Minut zusoamme geschtoppelt.... äh gereumt hebb.
Awä jedds kimmt eun Zweizaalä, de wo beschtimmt nei is:



Unsä Läwe is laadä viel zu korz
wie ähn kloanä schtinki(s)ch Forz.“

„S´ is nadierli(s)ch relladiv. Uns Mensche kimmts viellaa(s)cht ar(s)ch korz vo, fer eune Daachesmick isses ewi(s)ch loang“, kommendierte i(s)ch, „un selwst wenn de Forz net nur kloa is, sunnern ebbes loang un geschdoddert, doann duht si(s)ch deroa aach nix ännern.“
„Du, Hä Schor(s)chi Schnabbelschnut, koannst froh seun, doass i(s)ch heit gute Laun hebb. Deune kleunli(s)che Kridike gehen mä oam Oarsch vobei.
Hier, fer die annern Filosoofe, de Hä Schnabbelschnut braach joa net zuheern, noch äh annä Lidderadurwerk vun mä:




I(s)ch hebb drei Daach net viel zu fresse kriggt
meun Moage schpielt Holdä-Dipoldä goans värickt.
De Hungä duht meun Wohlbefinde doch ar(s)ch schteern
i(s)ch muss jedds uubedingt eun poar Schniddsel väzehrn.

Seun päsehnli(s)chä Roatschloag fer mi(s)ch, net zu zuheern, daht i(s)ch net beachte, so soate i(s)ch: „Des kennt mä aach kerzä aasdricke: Ich hebb Hungä un muss  woas schpoachteln.“
„Zugegewwe“, nickte Klausi, „awä s`duht viel scheenä klinge, wennde wäni(s)chdens ähn gereumte Zweizaalä mache dähdest, zim Baaschpiel:



Hebb Hungä gassdi(s)ch,
muss esse hasdi(s)ch.

„Im Grund genumme is des koan Zwaazaalä, Klausi, sunnern nur eun Eunzeila, du host halt deraas, willkierli(s)ch, zwaa gemacht.“
„Ach“, daht Heunä genervvt oabwinke, „mä koanns aach noch kerzä mache, nur eun Wordd duht loange, Hä Wert, heer moal genau zu:
Hungä !!
Mosjö Mondmoann, unsä Wert nickte. „I(s)ch hebb väschtoanne, des is Di(s)chtung vum Feunste. Sofordd werd i(s)ch ei(s)ch woas zu esse mache.“
Dän goanse Oawend hodde mä noch iwä alles meegli(s)che gebabbelt, hobbs awä vägesse, woar vämutli(s)ch net so wi(s)chdi(s)ch. Woas de Wert hinnä de Thek gemurmelt hodd, hebb i(s)ch allädings behoalte:



Die vun de Filosooferund seun seldsoame Geschdoalde
duhn hier nur Posse und Scheunbrobläme väwoalde.“


Übersetzung: Während einer Filosofenrunde in der Kneipe  Zum weisen Mondmann erzählte  Klausi, unser Chef-Filosof und Dorfdichter, glücksstrahlend und mit einem bescheurten Gesicht:
„Über das Wochenende hat mein schöpferwilliges Kreativhirn wieder mal höhere Dichtkunst kreiert.
Ja, liebe Filosofen, ihr werdet staunen, was für phantastische Werke ich erneut produzierte. Die Musen haben mich intensiv angeschleckt. Mit den supertollen Ergebnissen muss ich euch unbedingt beglücken.“
Zuerst kippte er aber einen Schluck Bier.
Seine Ankündigung hatte er ja bombastisch präsentiert. Angesichts der Realität, was er uns sonst schon früher so alles mit dummfreudiger Miene als höhere Dichkunst uns weis machen wollte, erwartete ich nichts Besonderes, nur alberne Possenverse.
„Also, Filosofen“, begann er, „lauscht mal:

Glück ist wie dünnes Glas
es bricht sehr leicht, das war`s
.“
„Na ja, ein schöner Vergleich“, wiegte ich meinen Kopf hin und her, „aber höhere Dichtkunst? Irgendwie läuten in meinem Gehirn die Erinnerungsglocken. Mir kommt es so vor, als hätte ich den Zweizeiler schon mal gehört oder geslesen.“
Klausi schüttelte den Kopf. „Nein, niemals, das ist mein Werk.     Ich hab noch was anderes auf Lager:
Eines Tages werd ich sterben
meine Bagaage kriegt nichts zu erben.
Drück dann mein Arschloch nicht mehr zu
dann hat`s endlich friedlich Ruh
.“
„Dies hatten wir bereits früher von dir gehört, Klausi“, bemerkte Heiner, unser Kampftrinker.
„Stimmt“, pflichtete ich bei.
„So? Wirklich?“ Klausi lotzte überrascht, „aber es kann sein. Das ist wohl auch der Grund, wieso ich diesen grandiosen Vierzeiler daheim in nur einer Minute zusammen gestoppelt.....äh gereimt hatte.
Aber jetzt kommt ein Zweizeiler, der bestimmt neu ist:
Unser Leben ist leider viel zu kurz
wie ein kleiner stinkig Furz
.“

„Es ist natürlich relativ. Uns Menschen kommt es vielleicht arg kurz vor, für eine Tagesmücke ist es ewig lang“, kommentierte ich, „und selbst wenn der Furz nicht nur klein ist, sondern etwas lang und gestottert, dann ändert sich daran auch nichts.“
„Du, Herr Schorschi Schnabbelschnut, kannst froh sein, dass ich heute gute Laune habe. Deinbe kleinlichen Kritiken gehen mir am Arsch vorbei.
Hier, für die anderen Filosofen, der Herr Schnabbelschnut braucht ja nicht zu zuhörenb, noch ein anderes Literaturwerk von mir:
Ich hab drei Tage nicht viel zu fressen gekriegt
mein Magen spielt Holter-Dipoltä ganz verrückt.
Der Hinger tut mein Wohlbefinden doch arg stören
ich muss jetrzt unbedingt ein paar Schnitzel verzehren.“

Seinen persönlichen Ratschlag, nicht zu zuhören, beachtete ich nicht, so sagte ich: „Das könnte man auch kürzer ausdrücken:  Ich hab Hunger und muss was spachteln.“
„Zugegeben“, nickte Klausi, „aber es klingt viel schöner, wenn du wenigstens einen gereimten Zweizeiler machen würdest, zum Beispiel:
Hab Hunger garstig
muss essen hastig.

„Im Grunde genommen ist das kein Zweizeiler, Klausi, sondern nur ein Zweizeiler, du hast halt daraus, willkürlich, zwei gemacht.“
„Ach“, Heiner winkte genervt ab, „Man kann` auch noch kürzer ausdrücken, nur ein Wort langt.
Herr Wirt, hör mal genau zu:
Hunger !!
Monsieur Mondmann, unser Wirt, nickte: „Ich hab verstanden, das ist Dichtung vom Feinsten. Sofort werde ich euch was zu essen machen.“
Den ganzen Abend babbelten wir noch über alles Mögliche, hab`s aber vergessen, war vermutlich nicht so wichtig.  Was der Wirt hinter der Theke murmelte, hab ich allerdings behalten:
Die von der Filosofenrund sind seltsame Gestalten
duhn nur Possen un Scheinprobleme verwalten.“