Wasser fließen

 

„Des letzte moal hosde mi(s)ch ar(s)ch gedemiedi(s)cht, Hä Schor(s)chi Schnabbelschnut“, gestoand Klausi äh Woch schpätä, „du host meu Videokunstwerk als loangwaali(s)ch diduliert un nur zim Euschlowe nietzli(s)ch bedroachtet.    

So daht i(s)ch des jedefalls zuerst fiehle. Awä i(s)ch hebb nochemoal deriwwä noachgedenkt. Goans uurä(s)cht hosde net. I(s)ch muss meu Drehbuch noch ebbes iwäarweide.

Inzwische seun mä wirrä woas anneres eugefalle, des seun aksjoonsgeloade, eune Sach noach de annern duht bassiern.   De Titel is   Wassä fließt  orrä Wassä fließe.

I(s)ch duh oam Ufä vunnäm Fluss schtehe un filme.“

„Des seun doch genaaso loangwaali(s)ch wie deun geploantes Video Wolke ziehe“ , moante dezu Ludwig vun Edelheun.

Klausi schiddelte de Wersching, „Noa, i(s)ch hebb groad gesoat, eune Sach noach de annern duht bassiern. Zim Baaspiel äscheunt oan Anglä, beglaatet vun seune zwa Kinnä, ähn Bu un äh Mäd(s)che.

Babba,du hosd gesoat es werd Reje gewwe, kräht de Bu, woann kimmtä endli(s)ch? I(s)ch will schließli(s)ch ri(s)chdi(s)ch nass wern.  So oan kloanes Zwischeäei(s)chnis duht si(s)ch nadierli(s)ch aasbaue losse. De Vaddä froat, wieso ä denn uubedingt nass wern will, des seun doch net normoal fer eun Kinn, unsowaatä unsofordd.  Selwstvästännli(s)ch duht de Moann aach moal schtolpern un fällt ins Flusswassä. Nur mit Mieh koannä doann wirrä oans Ufä klettern.“

Schun bessä“, lobte i(s)ch, „woas machsde, wenn koan Anglä äscheunt, orra wenn doch,doann bassiert nix. De Moann steht nur schtunneloang doa wie bekloppt.“

„Doa hebb i(s)ch oan ei(s)ch gedenkt“, geschtoand Klausi, „er(s)chend eunä vun ei(s)ch werd mä doch so oan kloane Gefalle duhn si(s)ch ins Wassä falle losse. Un deune zwa Kinnä, Schor(s)chi“, ä linste zu mir ribbä, „wern si(s)chä mit Begaasterung euni(s)che Sätz babble.“

„Umsunst mache mä des net,Klausi“, bemerkte i(s)ch, „zumindest euni(s)che Runde Freibier seun doa fälli(s)ch. Awä die Haaptsach wern vämutli(s)ch die Wassäszene seun, newor?“  Klausi niggte „un doann wern de Zuschauä wirrä mit deunä groandijoos Di(s)chtkunst begliggt?“

„Awä selwstväschtännli(s)ch. Duht moal lausche:        

       Des Wassä plätschert ruhi(s)ch doahin

         seun des etwoa des Läwens Sinn?

         Es kimmt aas de Kwell un endet im Mä

         jetz hodds ädulded seun Schicksoal schwä.

         Noa, so isses net.

         Es kenne si(s)ch deraas neie Wolke bilde

         si(s)ch doann oabregne in fremde Gefilde.“

Noa joa“, zuckte i(s)ch mit de Schuldern, „sensazjonell tiefsinni(s)ch un tiefgrindi(s)ch seun des net. Du duhst doa nur so oan Kreislauf beschreiwe.  Ewwe so gut kennte mä aach zei(s)che wie mä Läwensmiddel fuddern, doann uffen Klo scheiße, doann werd deraas Dingä ,dä wirrä uf die Eckä kimmt un die Feldfri(s)cht wern äneit gefuddert, diesmoal vun annern Leit.“

„Aach ne guude Idee“, moante Klausi, „ oan Zwazaalä seun mä dezu schpontoan eugefalle:

 

 

          De Schorschi muss erst fuddern, krefdi(s)ch

         bevo ä koann scheiße, defdi(s)ch.“

 

Übersetzung:„Das letzte mal hast du mich sehr gedemütigt, Herr Schorschi Schnabbelschnut“, gestand Klausi eine Woche später, „du hast mein Videokunstwerk als langweilig tituliert und nur zum Einschlafen als nützlich betrachtet.

Zuerst fühlte ich jedenfalls so. Aber ich hab noch mal darüber nach gedacht. Ganz unrecht hast du nicht. Ich muss mein Drehbuch noch etwas überarbeiten.

Inzwischen ist mir wieder was anderes eingefallen, das ist aktionsgeladen, eine Sache nach der anderen passiert. Der Titel lautet   Wasser fließt  oder  Wasser fließen.

Ich stehe an einem Flussufer und filme.“

Das ist doch genauso langweilig wie dein geplantes Video Wolken ziehen“, meinte dazu Ludwig von Edelhain.

Klausi schüttelte den Kopf.„Nein, ich habe gerade gesagt, eine Sache nach der anderen passiert. Zum Beispiel erscheint ein Angler, begleitet von seinen 2 Kindern, ein Bub und ein Mädchen.

Papa,du hast gesagt, es wird Regen geben,kräht der Junge, wann kommt er endlich?  Ich will schließlich richtig nass werden.So ein kleines Zwischenereignis lässt sich natürlich ausbauen. Der Vater fragt, wieso er denn unbedingt nass werden will, das ist doch nicht normal für ein Kind und so weiter und so fort. Selbstverständlich stolpert der Mann auch mal und fällt ins Flusswasser. Nur mit Mühe kann er wieder ans Ufer klettern.“

„Schon besser“, lobte ich,„was machst du, wenn kein Angler erscheint, oder wenn doch, nichts passiert. Der Mann steht nur stundenlang da wie bekloppt.“

Da hab ich an euch gedacht“, gestand Klausi, „irgendeiner von euch wird mir doch so einen kleinen Gefallen tun sich ins Wasser fallen  lassen. Und deine 2 Kinder, Schorschi“, er linste zu mir rüber, „werden sicher mit Begeisterung ein paar Sätze schwätzen.“

„Umsonst machen wir das nicht,Klausi“, bemerkte ich, „zumindest einige Runden Freibier sind da fällig. Aber die Hauptsache werden sicher die Wasserszenen sein,nicht wahr?“ Klausi nickte, „und dann werden die Zuschauer wieder mit deiner grandiosen Dichtkunst beglückt?“

„Aber selbstverständlich.Lauscht mal:

          Das Wasserplätschert ruhig dahin

          ist das etwa des Lebens Sinn?

          Es kommt aus der Quelle und endet im Meer

          jetzt hat es erduldet sein Schicksal schwer,

          Nein,so ist es nicht.

          Es können sich daraus neue Wolken bilden

          sich dann abregnen in fremden Gefilden.“

„Na ja“, ich zuckte mit den Schultern, „sensationell tiefsinnig und tiefgründig ist das nicht. Du beschreibst nur so einen Kreislauf. Eben so gut könnte man auch zeigen wie wir Lebensmittel futtern, dann auf dem Klo scheißen, dann wird daraus Dünger, der wieder auf die Äcker kommt und die Feldfrüchte werden erneut gefuttert, diesmal von anderen Leuten.“

„Auch eine gute Idee“,meinte Klausi, „ein Zweizeiler ist mir dazu spontan eingefallen:

                          Der Schorschi muss erst futtern, kräftig

                         bevor er kann scheißen deftig.“