Markos Waldspaziergang mit der Klasse
mit Kurzvideo 1m8s
auf dieser Seite weiter unten noch die Fortsetzung: Zwei Wochen später
„Dämnägst wolle mä in de Schul mit meunä Lärärin, Fraa Allesweiß, eun Woaldschpoaziergoang dähdi(s)che“, babbelte meun Sehn(s)che.
„Des is sä vänienfdi(s)ch“, nickte i(s)ch, „si(s)chä werdä woas iwä die Beem un des Wild äfoahrn.“
„Viellaa(s)cht“, daht Macko seu Händ asseunannä bewä(s)che, um ebbes Uuwissehaat un Zwaafel aaszudricke, „Fraa Allesweiß hodd oagedeit, doaas jedä vun uns Kinnä ähn ei(s)chne Zwaazeilä vodraache sollt un zwaa iwä des Thema Woald,“
Macko nickte, „zim Baaschpiel:
Mä gehe in de griene Woald
Fraa Allesweiß hodd des oageorddnet
orrä:
Baa grooßä Hidds mach i(s)ch des net gern
die Schwiddsbrieh soll mä net de Kerpä runnä laafe.“
„Moansde, meu Buh, Fraa Allesweiß werd doamit zufriede seun?“ froate i(s)ch rä(s)cht zwaafelnd, „deu Zwaazaalä duhn si(s)ch nettemoal reume.“
„Woas? Reume solle si(s)ch die?“
Doann: „Doa hebb i(s)ch woas:
Mä laafe in de griene Woald
unsre Lärärin hodds so gewollt.“
„Schun bessä, awä deu aasgedrickt Schtimmung is joa fer(s)chdäli(s)ch. S` heert si(s)ch oa, als däht eiä lieb Lärärin ei(s)ch, doch ar(s)ch geschtressde, Schielä gnoadelos, goans gemeun härddslos, zwinge, so woas zu dähdi(s)che.In so eunäm Zwaazaalä muss die Freid rehelrä(s)cht dor(s)ch de Ädä vibriern, zim Baaschpiel:
Mä schreide gliggli(s)ch dor(s)ch de hälli(s)ch griene Woald, juch..hee
aach, woas is des foandasdi(s)ch Läwe vägnie(s)cht un schee.“
„Des duh i(s)ch mä ufschreiwe“, babbelte Macko, „allädings kimmt mä des ebbes geschwolle vo.“„Koann schun seun“, musst i(s)ch zugewwe, „na gut, doann machs halt kerzä:
Im griene Woald, juch..hee
is des Läwe werkli(s)ch schee.“
Hintergrundmusik: Aakash Gandi-Borderless (No Copyright Music)
Übersetzung: „Demnächst wollen wir in der Schule mit meiner Lehrerin, Frau Allesweiß, einen Waldspaziergang machen“, sagte mein Söhnchen.
„Das ist sehr vernünftig“, nickte ich, „sicher werdet ihr was über die Bäume und das Wild erfahren.“
„Vielleicht“, Marko bewegte seine Hände auseinander, um etwas Unwissenheit und Zweifel auszudrücken, „Frau Allesweiß deutete an, dass jeder von uns Kindern einen eigenen Zweizeilä vortragen sollte und zwar über das Thema Wald“, Marko nickte, „zum Beispiel:
Wir gehen in den grünen Wald
Frau Allesweiß hat das angeordnet.
Oder:
Bei großer Hitze mach ich das nicht gern
die Schwitzbrühe soll mir nicht den Körper runter laufen.“
„Meinst du, mein Junge, Frau Allesweiß wird damit zufrieden sein?“ fragte ich, recht zweifelnd „deine Zweizeiler reimen sich nicht einmal.“
„Was? Reimen sollen sich die?“Dann: „da hab ich was:
Wir laufen durch den grünen Wald
unsre Lehrerin hat` s so gewollt.“ (auf hessisch reimt es sich)
„Schon besser, aber deine ausgedrückte Stimmung ist ja fürchterlich. Es hört sich an, als würde eure liebe Lehrerin euch, doch arg gestresste, Schüler ganz gemein herzlos, zwingen, so was zu machen.In so einem Zweizeiler muss die Freude regelrecht durch den Ether vibrieren, zum Beispiel:
Wir schreiten glücklich durch den herrlich grünen Wald, juchhee
ach was ist das phantastisch` Leben vergnügt und schee (schön).“
„Das werd ich mir aufschreiben“, meinte Marko, „allerdings kommt mir das etwas geschwollen vor.“
„Kann schon sein“, musste ich zugeben, „na gut, dann mach`s halt kürzer:
Im grünen Wald, juchhee
ist das Leben wirklich schee. (schön)“
Zwei Wochen später
„Un Macko? Hodd deun Zwaazaalä Oakloang gefunne?"
Meu Kinn nickte. „Hodds. Unsre Lärärin daht sogoar mi(s)ch loobe, s` wär korz, awä dreffend und s`wär beraats de Oafoang vun Di(s)chtung. I(s)ch wollt schun soage, des hodds Hern vun meunäm Vaddä aasgebrietet, awä Fillip hodd mä heumli(s)ch in die Saat geboxt un doa heeb i(s)chs geloasse.“
„Woarn aach annern gelungene Werke vogedraache?“
Macko nickte. „Joa, wordde. Die maaste Kinnä vähielte si(s)ch laadä zu laut in de Nadur. Rennee di(s)chtete:
Scheie Reh un Fiks duhn sofordd fli(s)chte
wenn se die schreiend Kinnä si(s)chte.
Un de Fillip daht vodraache:
I(s)ch duh liewend gern scheiße im griene Woald
awä nur im Summä, im Wintä isses mä zu koalt.“
„Doa hebbdä beschtimmt gelacht“, moante i(s)ch grinsend.
„Joa, so woars. Iwwri(s)chens, diesä Schpruch woar net seun Hernäguss, eun Daach vo de Woanderung hodd de Rolfi, de Sohn vum Klausi Vielreddnä, des vogeschlaache.“
„Joa, joa, aasäm Rolfi koann dor(s)chaas noch eun Dorffdi(s)chtä wern“, daht i(s)ch kommendiern.
„Die maaste vun unsä Klass hodde koa gekonnte Reume vogedraache. Fraa Allesweiß dahts awä net kridisiern, se isses eufach iwägoange.“
„S´is net waatä schlimm“, soate i(s)ch väschtänni(s)chvoll,„
oft duhn die Muuse nur necke
un net mit Di(s)chtkunst belecke.“
Übersetzung: „Und Marko? Fand dein Zweizeilä Anklang?“
Mein Kind nickte. „Hat es. Unsere Lehrerin lobte mich sogar, es wäre kurz, aber treffend und bereits der Anfang von Dichtung. Ich wollte schon sagen, das hat das Hirn von meinem Vater ausgebrütet, aber Fillip boxte mir heimlich in die Seite und da hab ich`s gelassen.“
„Wurden auch andere gelungene Werke vorgetragen?“
Marko nickte. „Ja, wurden. Die meisten Kinder verhielten sich leider zu laut in der Natur. Rennee dichtete:
Scheue Rehe und Füchse werden sofort flüchten
wenn sie die schreiend` Kinder sichten.
Und Fillip trug vor:
Ich tu liebend gern scheißen im grünen Wald
aber nur im Sommer, im Winter ist es mir zu kalt.“
„Da habt ihr bestimmt gelacht“, meinte ich grinsend.„Ja, so war`s. Übrigens, dieser Spruch war nicht sein Hirnerguss, ein Tag vor der Wanderung hat das der Rolfi, der Sohn vom Klausi Vielredner, vorgeschlagen.“
„Ja, ja, aus dem Rolfi kann durchaus noch ein Dorfdichter werden“, kommentierte ich.
„Die meisten unserer Klasse trugen keine gekonnten Reime vor. Frau Allesweiß kritisierte das aber nicht, sie überging es einfach.“„Es ist nicht weiter schlimm“, sagte ich verständnisvoll,
„oft wollen die Musen nur necken
und nicht mit Dichtkunst belecken.“