Sven Hinterfrager, Drachili


         Drachili, ein Kryptid

          Drachili, ein Kinderfreund  (mit Video 1m23s)

          Drachili und Limburger Käse

          Drachili als Jugendlicher


Eun Daach noach eunä Filosooferund daht i(s)ch mit Sven Hintäfroagä delefoniern, unserm Lokoalreporddä.

„Hallo, Sven, wie geht’s dä denn so?“

„So euni(s)chämaaße. Awä weje meun Wohlbefinne hosde mi(s)ch joa wohl net oagerufe, gell?“

„Net nur desweje“, musst i(s)ch zugewwe, „kenne mä uns in de Kneip  Zim weise Mondmoann  dreffe? I(s)ch will dä rä(s)cht dolle Voschläg unnäbreide, die wo fer di(s)ch mit Si(s)chähaat vun allähee(s)chdäm Indresse seun.“

Sven daht lache. „Noa joa, woas  däm ei(s)chaddi(s)ch Schor(s)chi wi(s)chdi(s)ch äscheune duht, muss werkli(s)ch net audomoadi(s)ch fer annern Mitber(s)chä ewwefalls gelde. Na guud, dreffe wä uns.“

So koams, doass wä eun Daach schpätä awends in de genoannt Kneip hockte un Bier iwwä unsre aasgedrocknete Kehle kippte

„In de Filosooferund hämmä schun deriwwä gebabbelt“, begoann i(s)ch, „im Himalaya häm die Leit den Yeti, in de Racki Maundenns vun Norddamerika Bigfuut un in Schottloand im Loch Ness des Monstä Nessi.   Un woas hämmä Väglei(s)chboares in Siedhesse?“, die Oantwordd daht i(s)ch selwä sofordd entristet in de Kneipeädä schpucke, „nix !“

„Des is doch werkli(s)ch eun uudraachboarä Zuschtoand un misse mä uubedingt ännern“,

babbelte i(s)ch waatä, „vum Schloss Auäbach duht joa die Legend iwä eun Drache die Foandasie so moan(s)chä Zaatgenossinne un  -genosse hochkreadiv oarä(s)che, mi(s)ch nadierli(s)ch aach.“

„Ah, so is des. Du, Schor(s)chi, willsd also, i(s)ch soll iwwä di(s)ch eun Adiggel schreiwe  un doafier sor(s)che, doassä aach in de Zaatung zu läse is.“

„Noa“, schiddelte i(s)ch de Kopp, „meun Noame braachsde iwähaapt net äwähne. Awä  dän Drache. Seun Noam is  Drachili,   ä  duht heit immä noch läwe. Ä is beraats iwä achthunnerd Joahrn oald un werkli(s)ch eun goans, goans liebes, simmbaadi(s)ches Geschepp, in meunä äfunne Legend jedefalls. In romoandi(s)che Vollmondnä(s)chte, besunners im Friehling, gehtä schpaziern, flieje koannä nemmä so ri(s)chdi(s)ch weje seunäm forddgeschridde Oaldä. Wennä doann Mensche..eldern begee(s)chne duht, die wo ihre Kinnä debaa hobbe, duhtä denne Schpresslinge eune Dutt voll Sießi(s)chkaate iwärei(s)che un soat:



Addi(s)che Kinnä duh i(s)ch gern, sä gern beschenke

wenn se heifi(s)ch lieb oan Eldern un Lärä denke.

„Deu Hern, Schor(s)chi, duht werkli(s)ch wilde Posseschpiele dreiwe. Die behaaptete Äksisdens vun Draache is eloa schun skurill. Un doann soll so eun Geschepp beraats iwwä oachthunnerd Joahrn oald seun un als Kreenung des seltsoam Mietoss noch babble kenne un Verse uf hessi(s)ch reume? Deu Foandasie duht doa äksblodiern wie ne Hoandgroanoat.

Nur Zäfeddstes bleiwt iwwiri(s)ch un werd dorch die Gejend geschleidert.“

„So duh i(s)ch des iwähaapt net sehe, Sven. Im Nibelungelied, eunäm Gloans..schtick vun hochkuldurellä, deitschä Lidderadur im Middeloaldä, kimmt aach eun Drache vo, dä wo de Siegfried teete duht un doann in seunäm Blut boadet, um uuväwundboar zu wern.

Un du willst doch net soage, doass de Audor vum Nibelungelied nur als Posseväzählä rim gehippt orrä gekroche is."

„Duh i(s)ch aach net. Viele Germoaniste moane dass de Audor, Woaldä vun de Vouhelweid,

eunä vun de erste deitsche Schriftschtellä woar, die deitsch Schproach sozusoage mit denne erst begoann.“

„So viel i(s)ch waaß, werd im Nibelungelied so gedahn, als wär de Drache eun Fakt.

Sowoas behaapt i(s)ch net, aach die annern de Filosooferund net.

I(s)ch moan awä, Sven, du kenntest ruhi(s)ch moal eun Adickel iwwä Drachili schreiwe. Mussten joa net als Dahtsacheberi(s)cht bezei(s)chne, halt ebbes aas däm Beraa(s)ch Krippdozooloogie. Doa koann i(s)ch dä aach noch annern Kriptide liffern., die wo in Siedhesse zu finne seun, wenn mä nur mit voll Inbrunst denoach suche duht.

Djoa, Hä Sven Hintäfroagä, du koannst doa eune goanse Serje deriwwä basteln.

Des is doch mit Si(s)chähaat fer di(s)ch eune lohnenswerdd Ufgoab, gell?“

„I(s)ch waaß net so rä(s)cht“, moante de Reporddä zeegäli(s)ch, „wä waaß, woas meun Scheff dezu soage duht. Ewwe so guud kennt mä aach eune Serje iwä Mär(s)chä un Fabeln bringe, awä wä seun doch eune oaschpruchvolle Zaatung, die wo däm Kwalidähtsdschornalismus väpfli(s)chtet is."

„Brobiern koannsde des joa moal.

I(s)ch duh mi(s)ch uubänni(s)ch freie, un viele, viele annern Lesä aach, wenn se wirrä, mit gliehend heißä Begierd eun Adiggel   Neues aas dä hochindresoant Krippdozooloogie in Siedhesse   genieße derffe. Sowoas is nix Anneres als Gligg in Vollendung un duht net nur de Kinnä viel Freid schenke. Un de Noachwuks macht si(s)ch doann noch Gedoanke, wie mä däm (scheunbaa) oalde Drachili helfe koann, doassä wirrä flieje koann un Feiä schpucke.“



Die Krippdozooloogie vun Siedhessens Nadur

zu beoboachte is nix anneres als Gligg pur.

Moan(s)che Bessäwissä bleeke  Alles nur Miethe un Legende

wä jedoch...begaastert defier voll Ufmerksoamkaat schpende.


Übersetzung: Einen Tag nach einer Filosofenrunde telefonierte ich mit Sven Hinterfrager, unserem Lokalreporter.

„Hallo, Sven, wie geht es dir denn so?“

„So einigermaßen. Aber wegen meinem Wohlbefinden hast du mich wohl nicht angerufen, gell?“

„Nicht nur deswegen“, musste ich zugeben, „können wir uns in der Kneipe   Zum weisen Mondmann  treffen? Ich will dir recht tolle Vorschläge unterbreiten, die für dich mit Sicherheit von allerhöchstem Interessse sind.“

Sven lachte. „Na ja, was dem eigenartigen Schorschi wichtig erscheint, muss wirklich nicht automatisch für andere Mitbürger gelten.

Na gut, treffen wir uns.“

So kam es, dass wir einen Tag später abends in der genannten Kneipe saßen und Bier über unsere ausgetrockneten Kehlen kippten.

„In der Filosofenrunde haben wir schon darüber gesprochen“, begann ich, „im Himalaya haben die Leute den Yeti, in den Rocky Mountains von Nordamerka Bigfoot und in Schottland im Loch Ness das Monster Nessi. Und was haben wir Vergleichbares in Südhessen?“, die Antwort spuckte ich selber sofort entrüstet in den Kneipenether, „nichts !“

„Das ist doch wirklich ein untragbarer Zustand und das müssen wir unbedingt ändern“, redete ich, fast schimpfend, weiter, „vom Schloss Auerbach tut ja die Legende über einen Drachen die Phantasie so mancher Zeitgenossinnen und -gnossen hochkreativ anregen, mich natürlich auch.“

„Ah, so ist das. Du, Schorschi, willst also, ich soll über dich einen Artikel schreiben und dafür sorgen, dass er auch in der Zeitung zu lesen ist.“

„Nein“, schüttelte ich den Kopf, „meinen Namen brauchst du überhaupt nicht erwähnen. Aber den Drachen. Sein Name ist  Drachili, er lebt heute immer noch. Er ist bereits über achthundert Jahre alt und wirklich ein ganz, ganz liebes Geschöpf, in meiner erfundenen Legende jedenfalls.

In romantischen Vollmondnächten, besonders im Frühling, geht er spazieren, fliegen kann er nicht mehr so richtig, wegen seinem fortgeschrittenen Alter, behauptet es, was aber nicht stimmt. Wenn es dann Menscheneltern begegnet, die ihre Kinder dabei haben, überreicht es den Sprösslingen eine Tüte voll Süßigkeiten und sagt:

Artige Kinder tu ich gerne, sehr gerne beschenken

wenn sie häufig lieb Eltern und Lehrer denken.

„Dein Hirn, Schorschi, treibt wirklich wilde Possenspiele. Die behauptete Existenz von Drachen ist allein schon skurill. Und dann soll so ein Geschöpf bereits über 800 Jahre alt sein und als Krönung des seltsamen Mythos noch sprechen können und Verse auf Hessisch reimen. Deine Phantasie explodiert da wie eine Handgranate. Nur Zerfetztes bleibt übrig und wird durch die Gegend geschleudert.“

„So sehe ich das überhaupt nicht, Sven, Im Nibelungenlied, einem Glanzstück von hochkultureller, deutscher Literatur im Mittelalter, kommt auch ein Drache vor, den der Siegfried tötet und dann in seinem Blut badet, um unverwundbar zu werden.

Und du willst doch nicht sagen, dass der Autor vom Nibelungenlied nur als Possenerzähler rum gehüpft oder gekrochen ist.“

„Tu ich auch nicht. Viele Germanisten meinen, dass der Autor, Walter von der Vogelweide, einer der ersten deutschen Schriftsteller gewesen ist, die deutsche Sprache sozusagen mit denen erst begann.“

„So viel ich weiß, wird im Nibelungenlied so getan, als wäre der Drache ein Fakt.

Sowas behaupte ich nicht, auch die Anderen der Filosofenrunde nicht.

Ich meine aber, Sven, du könntest ruhig mal einen Artikel über Drachili schreiben, Musst ihn ja nicht als Tatsachenbericht bezeichnen, halt eben was aus dem Bereich Kryptozoologie. Da kann ich dir auch noch andere Kryptide liefern, die in Sdhessen zu finden sind, wenn man nur mit voller Inbrunst sucht.

Dja, Herr Sven Hinterfrager, du kannst da eine ganze Serie darüber basteln.

Das ist doch für dich mit Sicherheit eine lohnenswerte Aufgabe, gell?“

„Ich weiß nicht so recht“, meinte der Reporter zögerlich, „wer weiß, was mein Chef dazu sagt. Eben so gut könnte man auch eine Serie über Märchen und Fabeln bringen. Aber wir sind doch eine anspruchsvolle Zeitung, die dem Qualitätsjournalismus verpflichtet ist.“

„Brobieren kannst das ja mal.

Ich werde mich unbändig freuen, und viele, viele andere Leser auch, wenn sie wieder mit glühend heißer Begierde einen Artikel  Neues aus der hochinteressanten Kryptozoologie in Südhessen  genießen dürfen. So was ist nichts Anderes als Glück in Vollendung und schenkt nicht nur Kindern viel Freude.  Und der Nachwuchs macht sich dann noch Gedanken, wie man dem (scheinbar) alten Drachili helfen kann, damit es wieder fliegen kann und Feuer spucken.“

Die Kryptozoologie in Südhessens Natur

zu beobachten ist nichts Anderes als Glück pur.

Manche Besserwisser blöken   Alles nur Mythen, Legenden

wir jedoch...begeistert dafür volle Aufmerksamkeit spenden.


Drachili, ein Kinderfreund


Unsä Sven hodd doann zwaa Woche schpätä dahtsä(s)chli(s)ch defier gesor(s)cht, doass im Lokoaldeil de Daacheszaatung eun enschpre(s)chendä Adiggel väeffentli(s)cht worn is.

Laadä fielä net so äwienscht aas, wie wä Filosoofe des gern gehobbt hädde. S` fing schun mit de Iwwäschrift oa, doa woar net zu läse woas vun Krippdologie, sunnern   Kurijooses vun de Bergschtroaß.

Doa schtoand:        In de leddste Monoate werd in de Ordde vun de Bergschtroaß ar(s)ch viel iwwä eun Drache, mittäm Noame Drachili, gebabbelt.

Des is joa noch nichts besunners Uffälli(s)ches, Legende, aach obsdruuse, duhts in viele Regjoone gewwe. Seldsoam degeje is die Behaaptung, Drachili dähte in Vollmond-  orrä Fastvolllmondnächte im Friehling  addi(s)che Kinnä mit Sießi(s)chkaate beschenke, falls se moal in de Dunkelhaat noch drauße si(s)ch ufhoalte, um dän scheene Schternnehimmel zu bewunnern. Ei(s)cheaddi(s)chäwaas hodd dieses oagäbli(s)che Monstä dezu, uf Hessi(s)ch (!?), gereumt:



De hälli(s)ch Schternnehimmel zu gucke is ri(s)chdi(s)ch

un demiedi(s)ch gliggli(s)ch s`Kepp(s)che senke wi(s)chdi(s)ch.

Nadierli(s)ch, wenns Kepp(s)che gesenkt werd, isses schwieri(s)ch noach obbe zim Schternnehimmel zu gucke. Des waaß selwsväschtännli(s)ch eun Drache aach. Gemoant mit däm Zwaazaalä is also: Erst gucke, doann Gligg waatähie genieße.

Drachili selwä duht des ewwefalls selwä gern dähdi(s)che, allädings nur im Schpätfriehling un Summä. Die annern Joahreszaate väbringts in eunäm sä loange Wintäschloaf.

Doariwwä hodd mi(s)ch eun Noachwuksdorffdi(s)chtä aas Juräm informiert.

Uukloar is aach die Behaaptung mit de Sießi(s)chkaate. De junge Moann wusste defier ewwefalls eune Äklärung:    Nadierli(s)ch hoddä des net in Supämärkte in Auäbach, Bensem orrä Sehem gekaaft, des Väkeifäpersonoal hädde Drachili net reugeloasse un nur geschimpt, Hunde in Drache derffe net reu, die fresse nur die Werst un annern Läwensmiddel weg un des noch ohne zu bezoahle. Noa, des woar annersdä. In friehere Zaate, so vo hunnerdfuffzi(s)ch Joahrn un noch mä, hodde moan(s)che Miehle in de vorddere Ourewoaldtälä nemmä genung Ufdrä(s)che Korn zu moahle, doamit die Bäckä Mehl krieje.

Die Millä wollte awä waatähie Geld vädiene un net hungern. Deshalb häm se ne neie Broduksjoon eugefiehrt, se schtellte Sießi(s)chkaate hä, Bonbons un ähnli(s)che Sache.

Leidä woars so, doass die ehemoali(s)che Millä doamit aach net mit wertschaftli(s)che Äfolge belohnt woarn seun. Oam Oafoang gings noch, awä doann bliwwe se uf ihre Brodukte hocke, koanä wollte die mä.   Drachili un annern Drache, doamoals dahte noch märere in unsrä Gejend ihr Läwe friste un net nur oanä, risse si(s)ch die Kestli(s)chkaate unnerm Noagel un heit beschenkt de simmbaadi(s)ch Drachili Kinnä, awä aach Liebespär(s)che, demit.

I(s)ch moan, die Sießi(s)chkaate misse eune Supä-Hoaltbaakaatskwalidäht besiddse, doa se heit alleweil noch net väfault seun. Viellaa(s)cht sollt si(s)ch de Jurmä Noachwuksdorffdi(s)chtä doariwwä moal ebbes genaahä informiern, des is joa werkli(s)ch net glaabwerddi(s)ch.

So waat de Adiggel in de Zaatung. Mit däm Jurmä Noachwuksdorfdi(s)chtä koannte eigentli(s)ch nur Rolfi, de Sohn vum Klausi Vielreddnä, unserm Schäff-Filosoof, gemoant seun.

I(s)ch daht mittäm delefoniern un ä dahts beschdähdi(s)che. „Schtimmt“, soatä, „i(s)ch hebb mi(s)ch mit Sven Hintäfroagä rä(s)cht loang aasfiehrli(s)ch deriwwä unnähoalte.“

„Werkli(s)ch, des hosde guud hie gekriggt“, lobte i(s)ch, „informier di(s)ch baa

deunäm Vaddä aach iwwä Sippi un Maxili, koannst awä aach mi(s)ch demit le(s)chern, Wennde wirrä moal mit unserm Lokoalreporddä babbelst, hosde doann woas zu väzähle.“

„Mach i(s)ch“, daht Rolfi väschpre(s)che, „i(s)ch hebb aach mit de Lärärin vum Macko, Fraa Allesweiß, gebabbelt un vogeschlaache, se kennt doch mit de Kinnä eun Deadäschtick euiebe mit Drachili als Haaptschauschpielä. Drei orrä vier misste eun Dracheworm bilde un annern Kinnä schpiele Dracheärddste, die wo Drachili pflege, ihn oam Rigge massiern, mit Schpezialkräm eureibe, doamit es vielaa(s)cht wirrä bessä flieje koann un nadierli(s)ch besunnere Hustebongbongs zim Lutsche väoabreiche, doamit es wirrä Feiä schpuckt.

Eigentli(s)ch isses so, doass Drachili koa Behoannlung brei(s)chte, es joammert nur, dass es schun so oald wär, woas awä iwähaapt net stimme duht. Fer eun Drachedier isses groad moal im mittlere Oaldä.“

„Net schlä(s)cht“, frohlockte i(s)ch, „allädings sollt des Schtick nur drauße vogefiehrt wern,

im Schulgebeid dähte womeegli(s)ch die Floamme eun Broand värusache.“    

Meun Seehn(s)che Macko moante dezu, alsä devun äfoahrn daht: „Des is doch net schlimm,

Opfä, aach Sachschoade muss mä hoalt fer hee(s)chä Kuldur in Kauf nemme.“

    Hintergrundmusik: Outside -Ikson (No Copyright Music)


Übersetzung: Unser Sven sorgte dann zwei Wochen später tatsächlich dafür, dass im Lokalteil der Tageszeitung ein entsprechender Artikel veröffentlicht wurde.

Leider fiel er nicht so erwünscht aus, wie wir Filosofen das gerne gehabt hätten. Es fing schon mit der Überschrift an. Da war nichts zu lesen von Kryptozoologie, sondern von Kurijoses von der Bergstraße.

Da stand:    

In den letzten Monaten wurde in den Orten an der Bergstraße sehr viel über einen Drachen, mit dem Namen Drachili, geredet,

Dies ist ja noch nichts besonders Auffälliges. Legenden, auch abstruse, gibt es in vielen Regionen.  Seltsam dagegen ist die Behauptung, Drachili würde in Vollmond- oder Vollmondnächten im Frühling artige Kinder mit Süßigkeiten beschenken, falls sie sich mal noch in der Dunkelheit draußen aufhalten, um den schönen Sternenhimmel zu bewundern.

Eigenartigerweise hat dieses angebliche Monster dazu auf Hessisch (!?) gereimt:

Den herrlichen Sternhimmel zu gucken ist richtig

und demütig glücklich s`Köpfchen senken wichtig.

Natürlich, wenn das Köpfchen gesenkt wird, ist es schwierig nach dem Sternenhimmel oben zu gucken. Dies weiß selbstverständlich auch ein Drache. Gemeint mit dem Zweizeiler ist also:  Erst gucken, dann Glück weiterhin genießen.

Drachili selber macht das ebenfalls gerne, allerdings nur im Spätfrühling und Sommer. Die anderen Jahreszeiten verharrt es in einem sehr langen Winterschlaf.

Darüber informierte mich ein Nachwuchsdorfdichter aus Jugenheim.

Unklar ist auch die Behauptung mit den Süßigkeiten. Der junge Mann wusste dafür ebenfalls eine Erklärung:  Natürlich hat es das nicht in Supermärkten von Auerbach, Bensheim oder Seeheim gekauft, das Verkaufspersonal hätte Drachili nicht rein gelassen und nur geschimpft, Hunde und Drachen dürfen nicht rein, die fressen nur die Würste und andere Lebensmittel weg und das noch ohne zu bezahlen.

Nein dies war anders. In früheren Zeiten, so vor hundertfünfzig Jahren und noch eher, hatten manche Mühlen nicht mehr genug Aufträge Korn zu mahlen, damit die Bäcker Mehl kriegen.

Die Müller wollten aber weiterhin Geld verdienen und nicht hungern. Deshalb führten sie neue Produktionen ein, sie stellten Süßigkeiten her, Bonbons und ähnliche Sachen.

Leider ergab es sich, dass die ehemaligen Müller damit auch nicht mit wirtschaftlichen Erfolgen belohnt worden sind.  Am Anfang ging es noch, aber dann blieben sie auf ihren Produkten hocken, keiner wollte die mehr.

Drachili und andere Drachen, damals fristeten noch mehrere in unserer Gegend ihr Leben und nicht nur einer, rissen sich die Köstlichkeiten unterm Nagel und heute beschenkt der sympathische Drachili Kinder, aber auch Liebespärchen, damit.

Ich meine, die Süßigkeiten müssen eine Superhaltparkeitsqualität besitzen, da sie heute immer noch nicht verfault sind.  Vielleicht sollte sich der Jugenheimer Nachwuchsdorfdichter darüber mal etwas genauer informieren, dies ist ja wirklich nicht glaubwürdig.

Soweit der Artikel in der Zeitung. Mit Jugenheimer Nachwuchsdorfdichter konnte eigentlich nur Rolfi, der Sohn vom Klausi, gemeint sein.

Ich telefonierte mit ihm und er bestätigte es. „Stimmt“, sagte er, „ich hab mich mit dem Sven Hinterfrager recht lang ausführlich darüber unterhalten.“

„Wirklich, das hast du gut hin gekriegt“, lobte ich, „informier dich bei deinem Vater auch über Sippi und Maxili, kannst aber auch mich damit löchern. Wenn du wieder mal mit unserem Lokalreporter redest, hast du dann was zu erzählen.“

„Mach ich“, versprach Rolfi, „ich hab auch mit der Lehrerin vom Marko, Frau Allesweiß, gesprochen und vorgeschlagen, sie könnte doch mit den Kindern ein Theaterstück einüben mit Drachili als Hauptschauspieler. Drei oder vier müssten einen Drachenwurm bilden und andere Kinder spielen Drachenärzte, die Drachili pflegen, ihn am Rücken massieren, mit Spezialcreme einreiben, damit es vielleicht wieder besser fliegen kann und natürlich besondere Hustenbonbons zum Lutschen verabreichen, damit es wieder Feuer spuckt.

Eigentlich ist es so, dass Drachili keine Behandlung bräuchte, es jammert nur, dass es schon so alt wäre, was aber für einen Drachen mit achthundert Jahren gar nicht stimmt, es ist, für ein Drachentier, gerade mal im mittleren Alter.“

„Nicht schlecht“, frohlockte ich, „allerdings sollte das Stück nur draußen vorgeführt werden, im Schulgebäude würden womöglich die Flammen einen Brand verursachen.“

Mein Söhnchen Marko meinte dazu, als er davon erfuhr:  „Das ist doch nicht schlimm. Opfer, auch Sachschaden muss man halt für höhere Kultur in Kauf nehmen.“


Drachili und Limburger Käse


Zwaa Woche schpätä woar wirrä ein Adickel  Neies Kurijooses vun de Bergschtroaß  in de Daacheszaatung zu läse. De Audor woar nadierli(s)ch Sven Hintäfroagä.

Doa schtoand:    Doass in unsrä Regjoon eune Legend iwä Drachili baa moan(s)che Leit uf grooßes Indresse schtooße duht, is nix Neies mä.

Nei is awä, woas ähn Jurmä Noachwuksdorffdi(s)chtä noch zusäddsli(s)ch zu beri(s)chte weiß. Urschpringli(s)ch hodds in Eiropa koane Drache gegewwe, awä in Schiena. Dordd dahte moal uugfäh verzi(s)ch bis fuffzi(s)ch vun diese wäkselwoarme Diern läwe.

Wie die doahie kumme seun, is net bekoannt. Vielaacht dor(s)ch Aaßäerdi(s)che aasgeseddst. Doass diese Wäse uf unserm Globus net dor(s)ch evoluddsjonäre Vogänge enschtoanne seun, is doch sä woahrscheunli(s)ch, moant de junge Noachwuksdorffdi(s)chtä,

waal die dausend Joahrn orrä sogoar märere dausend Joahrn oald wern kenne.

Un sol(s)che Geschepp seun doch net erddi(s)ch.

Diese verzi(s)ch bis fuffzi(s)ch Wäse dahte sowoas wie eune Gemeunschaft bilde, woarn awä droddsdäm iwä goans Schiena väschtreit. Eun- bis zwaamoal im Joahr dahte se si(s)ch all in eunäm ar(s)ch oabgelejene Woaldgebiet dreffe un dauschte ihre Äläbnisse und Oawendeiä aas. Dordd dähdi(s)chte se eunen Weddbewerbb, dä wo unnä däm Thema schtoand     Wä unnä uns is de dollste Drache?

Un doll bedeitete fer die    Wä duht oam maaste schtinke un koann besunners gut hälli(s)ch Geschtoank äzei(s)che?

Zähn puddse foande se als oabaddi(s)ch un dähdi(s)chde sowoas ei(s)cheaddi(s)ches deshalb nie. Unnä de Zung dahte se alleweil Schwefelbrocke ufbewoahrn un wenn se Feiä aasäm „Meil(s)che“ schpuckte, worde alleweil aach eun orrä zwaa Brocke Schwefel mit in die Flamm beferddert. Dordd väbroannnte de noch geruchsloose Schwefel zu Schwefeldioxid, de wo joa eun schte(s)chend intensive Geruch sofordd väbreitet.


Eun anneres Fänomen, des wo beigedraache hodd schee indensiv Geschtoank in die Luft obzugewwe, woar die Dahtsach, doaas se in de Flisse  mit däm Maul Fische foange dahte un se als Läwensmiddel väschloange. Awä so eun poar Fische ließe se im Maul, doamit se schee faule un zusäddsli(s)ch Geschtoank äzei(s)che.

Baa denne Weddbewerbbe hodde die erste Fienf in ihrä Gemeinschaft eun sä hohes Oasehe.

Woas die doann soate un voschluge, worde oaschließend aach gedähdi(s)chd.

Vo uugefäh vierhunnerdzwonsi(s)ch Joahrn daht allädings ebbes bassiern, woas ihrn Niedägong enorm beschleinigte.  Niedälänni(s)che Händlä kreizte in Schiena uf un broachte aach Limbor(s)cher Kees mit.  

Baa de Mensche dordd koam fer dän Kees koa Begaasterung uf, mit Aaasnoahm euni(s)chä Kungfukämpfä.

Er(s)chendwie koame awä Drache in däm Besidds vun diesäm Läwensmiddel un die fiehlte si(s)ch sofordd gliggli(s)ch baam Väzehr. Dä schmeckte denne Wäse net nur voziegli(s)ch, sunnern, wie se fest..schtelle dahte, koam noch in ihrn aasgeschtoßene Geschtoankswolke eune zusäddsli(s)che Noot reu. Un se dahte ihrn Kerpä doamit eureibe, woas zur Folg hodde, schun in hunnerd bis zwaahunnerd Metä Entfernung konnt mä die Drache rie(s)che, wenn die Windvähältnisse des zuließe.

Nadierli(s)ch dahte diese grässli(s)che Uuoanähmli(s)chkaate denne Leit dordd iwähaapt net gefalle un beschwerte si(s)ch baa de Beherrde. Des muss uubedingt ufheern, dahte se forddern, unnä sol(s)ch foltä..ähnli(s)che Bedingunge koann mä net schaffe un froh  läwe.

De Kaisä un des Milidär kriggde des aach zu heern un hodde eun Eusehe. Goanse Soldoateheere machte si(s)ch droa die Drache ufzuschpiern un zu teete, woas goar net so eufach woar, Schwerthiebe un Gewähkuheln dahte de Drache hee(s)chsdens Juckreize bringe. Mit Kanone hodde se mä Äfolg. Euni(s)che wäni(s)che, vielaa(s)cht drei orrä vier vun de  vähasste Monstä, musste ins Groas beiße.

Wä sollte net längä in diesäm Loand bleiwe, moante die Drachegemeunschaft, loasst uns noach Eiropa aaswoannern, dordd hämmä aach wäsentli(s)ch bessere Meegli(s)chkaate unsern geliebte  Limbor(s)chä Kees zu krieje.

Des häm die doann aach gemacht. So äschiene eunes Daaches die Drache in Eiropa un in Schiena seun se väschwunne.

Sowaat de Adickel vum Sven Hintäfroagä.

I(s)ch froate Rolfi, obbä wirrä mit Sven gebabbelt hodd. De Noachwuksdorffdi(s)chtä dahts beschdädi(s)che.

„Dän neie Adickel hebb i(s)ch aach geläse“, informierte mi(s)ch de Jugendli(s)che, „awä net alles, woas doa behaaptet werd, duht vun mä schtoamme. Unsä Lokoalreporddä hodd doa euni(s)ches hiezu gedi(s)chtet.

Wä kennes allädings akzepdiern. Vielaacht sollt mä noch voschlaache, däm Drachili misst mä Limbor(s)chä Kees in greeßä Meng zukomme loasse, doann heert aach seun oagäbli(s)chä, eugebildertä Oalderungsprozess uf, seun Kerpä duht si(s)ch ähole un koann wirrä guud flieje un Feiä schpucke.“

Übersetzung: Zwei Wochen später war wieder ein Artikel    Neues Kurioses in der Bergstraße   zu lesen. Der Autor war natürlich Sven Hinterfrager.

Da stand:  Dass in unserer Region eine Legende über Drachili bei manchen Leuten auf ein großes Interesse stößt, ist nichts Neues mehr.

Neu ist aber, was ein Jugenheimer Nachwuchsdorfdichter noch zusätzlich zu berichten weiß. Ursprünglich gab es in Europa keine Drachen, aber in China. Dort lebten mal ungefähr vierzig bis fünfzig dieser wechselwarmen Tiere.

Wie die dahin kamen, ist nicht bekannt. Vieleicht durch Außerirdische ausgesetzt,

Dass diese Wesen auf unserem Globus nicht durch evolutionäre Vorgänge entstanden sind, ist doch sehr wahrscheinlich, meint der junge Nachwuchsdorfdichter, weil die tausend Jahre oder sogar mehrere tausend Jahre alt werden können.

Und solche Geschöpfe sind doch nicht irdisch.

Diese vierzig bis fünfzigWesen bildeten so was wie eine Gemeinschaft, waren aber trotzdem über ganz China verstreut. Ein- bis zweimal im Jahr trafen sie sich in einem sehr abgelegenen Waldgebiet und tauschten ihre Erlebnisse und Abenteuer aus.

Dort tätigten sie einen Wettbewerb, der unter dem Thema stand     Wer unter uns ist der tollste Drache?

Und toll bedeutete für die    Wer stinkt am meisten und kann besonders gut herrlichen Gestank erzeugen?

Zähne putzen fanden sie abartig und machten auch so was Eigenartiges deshalb nie.

Unter der Zunge bewahrten sie ímmer Schwefelbrocken auf und wenn sie Feuer aus dem „Mäulchen“ spuckten, wurden stets ein oder auch zwei Brocken Schwefel mit in die Flamme befördert. Dort verbrannte der noch geruchlose Schwefel zu Schwefeldioxid, der ja sofort einen stechenden, intensiven Geruch verbreitete.

Ein anderes Phänomen, welches beitrug schönen, intensiven Gestank in die Luft abzugeben, war die Tatsache, dass sie in den Flüssen mit dem Maul Fische fingen und sie als Lebensmittel verschlangen. Aber so ein paar Fische ließen sie im Maul, damit sie schön faulen und zusätzlichen Gestank erzeugen.

Bei diesen Wettbewerben hatten die ersten Fünf ihrer Gemeinschaft ein sehr hohes Ansehen. Was die dann sagten und vorschlugen, wurde anschließend auch gemacht.

Vor ungefähr 420 Jahren allerdings passierte etwas, was ihren Niedergang enorm beschleunigte. Niederländische Händler kreuzten in China auf und brachten auch Limburger Käse mit.

Bei den Menschen dort kam für den Käse keine Begeisterung auf, mit Ausnahme bei einigen wenigen Kungfukämpfern.

Irgendwie kamen aber Drachen in den Besitz von diesem Lebensmittel un die fühlten sich sofort glücklich beim Verzehr. Dieser schmeckte den Wesen nicht nur vorzüglich, sondern, wie sie feststellten, kam noch in ihren ausgestoßenen Gestankswolken eine zusätzliche Note rein. Und sie rieben ihre Körper damit ein, was zur Folke hatte, schon in hundert bis zweihundert Meter Entfernung konnte man die Drachen riechen, wenn die Windverhältnisse das zuließen.

Natürlich gefiel den dortigen Leuten diese grässlichen Unannehmlichkeiten überhaupt nicht und beschwerten sich bei den Behörden. Das muss unbedingt aufhören, forderten sie, unter solchen folterähnlichen Bedingungen kann man nicht arbeiten und froh leben.

Der Kaiser und das Militär kriegten das auch zu hören und hatten ein Einsehen. Ganze Soldatenheere machten sich dran die Drachen aufzuspüren und zu töten, was gar nicht so einfach war. Schwerthiebe und Gewehrkugeln brachten den Drachen höchstens Juckreize.

Mit Kanonen hatten die Soldaten mehr Erfolg. Einige wenige, vielleicht drei oder vier der verhassten Monster, mussten ins Gras beißen.

Wir sollten nicht länger in diesem Land bleiben, meinte die Drachengemeinschaft, lasst uns nach Europa auswandern, dort haben wir auch wesentlich bessere Möglichkeiten unseren geliebten Limburger Käse zu kriegen.

Das machten die dann auch. So erschien eines Tages die Drachen in Europa und in China sind sie verschwunden.

Soweit der Artickel vom Sven Hinterfrager.

Ich fragte Rolfi, ob er wieder mit Sven geredet hatte. Der Nachwuchsdorfdichter bestätigte das.

„Den neuen Artikel hab ich auch gelesen“, imformierte mich der Jugendliche, „aber nicht alles, was da behauptet wird, stammt von mir. Unser Lokalreporter hat da einiges hinzu gedichtet.

Allerdings können wir das akzeptieren. Vielleicht sollte man noch vorschlagen, dem Drachili müsste man Limburger Käse in größerer Menge zukommen lassen, dann hört auch sein angeblicher, eingebildetet Alterungsprozess auf, sein Körper erholt sich und kann wieder gut fliegen und Feuer spucken.“


Drachili als Jugendlicher


Schun eune Woch schpätä hodde Sven Hintäfroagä wirrä ähn neie Beri(s)cht iwä Drachili in de Daacheszaatung bladdsiert. Folgendes woar zu läse:

Eun Koampfdrinkä, dä wo oft si(s)ch in de Jurmä Kneip   Zim weise Mondmoann  ufhoalde duht, hodd mä hochindresoante Informaddsjoone vum Drachili geliffert. Wohä ä die bekumme hodd, waaß i(s)ch net. Vielaa(s)cht duh i(s)ch deriwwä moal eun annern moal schreiwe, wenn i(s)chän wirrä moal dreffe duh un ä euni(s)chämaaße ni(s)chtern is.

Selwsväschtännli(s)ch woar unsä Drachili aach moal jung. Die Kinnä- un Jugendli(s)chezaat dauert viel längä als baam Mensche. Äwakse seun die erst mit uugefäh dreihunndert Joahrn un selwst sol(s)che, die wo vierhunnerd geworn seun, gelde heifi(s)ch baa de Äldere noch als die reunste Kinnskepp.

Drachili daht si(s)ch doa net vun annern Glei(s)choaldri(s)che seunä Add unnäscheide. S` wollte nix Anneres als Dauäschpass im Läwe dähdi(s)che un genieße.   So hodddes, wenns uf Noahrungsuch im Fluss dauchend unnäwä(s)ch woar, oft Feiä geschpuckt. Des hodd bewerkt, des Wassä schpriddste wie ne Fontän kochend in die Hee(s)ch.

„Woarim machsde dän Bleedsinn, du albernä Possefeiäschpuckä“, words vun seunä Muddä väer(s)chert geschimpt. Als Oantwordd dahts seunä Mamma gewwe:  „Es macht hoalt ar(s)ch viel Schpass un die doode Fische, die wo i(s)ch oaschließend aas däm Flusswassä mit meum Meil(s)che schnappe seun ebbes gegoart un schmecke uf diese Add viel, viel bessä.“

„In Zukunft duh sowoas awä bessä unnäloasse“, daht seu Mamma ihn ämoane, seun Babba nickte dezu, „wennde des nochemoal un nochemoal mache duhst, hodd des fer di(s)ch goans schreckli(s)che Näwewerkunge, Drachili, erstens deun Feiäschpuckorgoan im Rache koann devun grässli(s)ch leide. Des bedeit, s`koann si(s)ch enziende un du koannst nemmä ri(s)chdi(s)ch Feiä schpucke. Un zwaatens, die gekochte Fische väbreite koan hälli(s)che Geschtoank mä un deu aasgeoatmet Luft duht längst nemmä so oagenähm schtinke wie vohä.“

„Ach, des is mä egoal, ob i(s)ch schee schtinke duh orrä net“, moante unsä Drachili, „wi(s)chdi(s)ch degeje is, doass die Fische, unsre Hauptnoahrung, mä delikoat munde.“

Waal des Drachekinn awä waatähie totoal uueusi(s)chdi(s)ch mit seum Schabbänack net ufheerte, väboote seune Eldern ihm des Feiäschpucke im Fluss.

S` bekoam zu heern:



Kinnä häm de Eldern zu gehor(s)che

sunst krieje se nur gewoaldi(s)ch Sor(s)che.

Awä des Kinn, selwst alses schun fast eun jungä Äwaksenä woar, schpielte seu Schpäss(s)che, wies` soate, waatähie, hoalt heumli(s)ch, wenn die Eldern des net sehe dahte.

Nadierli(s)ch hodde des Folge, baa de eun- bis zwaamoali(s)ch jährli(s)che Weddbewerbbe hodde unsä Drachili niemoals die Schoaß unnä die erste Zehn vun de Indensivschtinkä zu kumme, maastens musstä si(s)ch mittäm leddste orrä voleddste Pladds zufriede gewwe.

Allädings muss mä hier äwähne, uf Dauä gesehe, hodds ihm sogoar bis heit seun Läwe gerett.

Nämli(s)ch Folgendes is zu bedenke: Aach in Eiropa woarn die Drache net als willkummene Gäste oagesehe, sunnern worde väfolgt un väni(s)chtet. Viele Riddä foande debaa ewwefalls dän Dood, awä er(s)chendwoann schiene die Drache wie väschwunne, aasgelescht in unsre Regjoone, nur Drachili daht iwäläwe.

Die annern Drache woarn fer die Dracheteetä nämli(s)ch lei(s)cht ufzuschpiern, sie musste nur dä Geschtoanks..schpur folge. Und doa Drachili kaam schtinke daht un aach heit noch net ar(s)ch schtinke duht, isses vun de Drachejägä nie gefunne worn. Des woar un is seun Gligg.

Sowaat de Beri(s)cht in de Daacheszaatung. I(s)ch daht baa unserm Heunä Koampfdrinkä noachfroage, ob ä de Informoant gewäse is.

„Schtimmt“, nickte Heunä, „waaß allädings nemmä so genaa, woas i(s)ch däm Sven so alles gesoat hebb“.

„Joa, joa, so isses. In unsrä Legend hodd Drachili iwwäläwt. Un des weje seunä oagäbli(s)che Jugendtorhaat. Vielaacht sollte mä noch eun annä iwäläwend Drache hiezu fabuliern, denn isses nemmä so eloa.“



Die Jugendtorhaat daht si(s)ch als Gligg äweise

Drachili duht desweje seun Schicksoal preise.

Übersetzung: Schon eine Woche später hatte Sven Hinterfrager wieder einen neuen Bericht über Drachili in die Tageszeitung plaziert. Folgendes war zu lesen:

Ein Kampftrinker, der sich oft in der Jugenheimer Kneipe  Zum weisen Mondmoann aufhält, hat mir hochinteressante Informationen vom Drachili geliefert. Woher er die bekommen hat, weiß ich nicht. Vielleicht schreibe ich darüber ein anderes mal, wenn ich ihn wieder nal treffe und er eingermaßen nüchtern ist.

Selbstverständlih war unser Drachili auch mal jung. Die Kinder- und Jugendzeit dauert viel länger als beim Menschen. Erwachsen sind die erst mit ungefähr dreihundert Jahren und selbst solche, die vierhundert geworden sind, gelten häufig bei den Älteren als die reinsten Kindsköpfe.

Drachili unterschied sich da nicht von anderen Gleichaltrigen seiner Art. Es wollte nichts Anderes als Dauerspaß im Leben machen und genießen. So hat es, wenn`s auf Nahrungs-

suche im Fluss tauchend  unterwegs war, oft Feuer gespuckt. Das bewirkte: Das Wasser sprtitzte wie eine Fontäne kochend in die Höhe.

„Warum machst du das, du alberner Possenfeuerspucker“, wurde er von seiner Mutter geschimpft. Als Antwort gab er seiner Mama: „Es macht halt sehr viel Spaß und die toten Fische, die ich anschließend aus dem Flusswasser mit meinem Mäulchen schnappe sind etwas gegart und schmecken auf diese Art viel, viel besser.“

„In Zukunft unterlass aber besser sowas“, ermahnte ihn seine Mama, sein Papa nickte dazu, „wenn du das nochmal machst und nochmal, hat das für dich ganz schreckliche Nebenwirkungen, Drachili. Erstens, dein Feuerspuckorgan im Rachen kann davon grässlich leiden. Das bedeutet, es kann sich entzünden und du kannst nicht mehr richtig Feuer spucken. Und zweitens, die gekochten Fische verbreiten keinen herrlichen Gestank mehr und deine ausgeatmete Luft stinkt längst nicht mehr so angenehm wie vorher.“

„Ach, das ist mir egal, ob ich schön stinke oder nicht“, meinte unser Drachili, „wichtig dagegen ist, dass die Fische, unsere Hauptnahrung, mir delikat munden.“

Weil das Drachenkind aber weiterhin total uneinsichtig mit seinem Schabernack nicht aufhörte, verboten seine Eltern ihm das Feuerspucken im Fluss.

Es bekam zu hören:

Kinder haben den Eltern zu gehorchen

sonst kriegen sie nur gewaltig` Sorgen. (auf Hessisch reimt es sich)

Aber das Kind, selbst als es schon fast ein junger Erwachsener war, spielte seine Späßchen, wie es sagte, weiterhin, halt heimlich, wenn die Eltern dies nicht sahen.

Natürlich hatte das Folgen. Bei den ein- bis zweimaligen Wettbewerben jährlich hatte unser Drachili niemals die Chance unter die ersten zehn der Intensivstinker zu kommen, meistens musste es sich mit dem letzten oder vorletzten Platz zufrieden geben.

Allerdings muss man hier erwähnen, auf Dauer gesehen, hatte ihm dies sogar sein Leben gerettet.

Nämlich Folgendes ist zu bedenken: Auch in Europa waren die Drachen nicht als willkommene Gäste angesehen, sondern wurden verfolgt und vernichtet. Viele Ritter fanden dabei ebenfalls den Tod, aber irgendwann schienen die Drachen wie verschwunden, ausgelöscht in unseren Regionen, nur Drachli überlebte.

Die anderen Drachen waren für die Drachentöter nämlich leicht aufzuspüren, sie mussten nur der Gestanksspur folgen. Und weil Drachili kaum stank und auch heute noch nicht sehr stinkt, ist es von den Drachenjägern nie gefunden worden. Das war und ist sein Glück.

Soweit der Bericht in der Tageszeitung. Ich fragte nach bei unserem Heiner Kampftrinker, ob er der Informant gewesen ist.

„Stimmt“, nickte Heiner, „weiß allerdings nicht mehr so genau, was ich dem Sven so alles erzählt habe.“

„Ja, ja, so ist es. In unserer Legende hat Drachili überlebt. Und das wegen seiner angeblichen Jugendtorheit. Vielleicht sollten wir noch einen anderen überlebenden Drachen hinzu fabulieren, dann ist er nicht mehr so alleine.“

Die Jugendtorheit tat sich als Glück erweisen

Drachlili tut deshalb sein Schicksal preisen.