Eisenhutring-Phobie
Mä hockte in de Kneip Zim weise Mondmoann un wollte wirrä äh Filosoferund oabhoalte. Nix gescheites fiel uns eu.
Mosjö Mondmoann, unsä Wert schluch vo: „Iwä Oangst un Ekel hebbdä noch net so ri(s)chdi(s)ch gebabbelt un iwä Fobien aach net. Des däht doch eun werkli(s)ch indresontes Thema ägewwe.“
„Schtimmt“, niggte Klausi Vielreddnä, unsä Schäff-Filosof, „Oangst un Ekel hänge heifi(s)ch sä eng oaneunannä. Jedä hodd Oangst un Ekelgefiehl, wä des fer si(s)ch selwä lei(s)chne duht, duht Bleedsinn redde. Schor(s)chi, woas soagst du dezu? Wel(s)che Engste kwäle di(s)ch un duhsde viellaa(s)cht unnä eunä Fobie leide?“
„Also...“, daht i(s)ch zegern, „fer so oan psi(s)chologi(s)ch Schtrippties väschpier i(s)ch iwähaapt koa Lust.“
Na ja, i(s)ch kennt die Filosofe ebbes frehli(s)ch ufmundern, hebb i(s)ch mä doann gedenkt, nadierli(s)ch koannte un kenn i(s)ch Oangstgefiehle. Noch ebbes iwädriwwe un schun werd deraas eune Fobie.
„Eune Sache däht i(s)ch ei(s)ch schun oavädraue“, kindi(s)chte i(s)ch oa, „awä keunä hier soll mi(s)ch auslache.“
„Awä Schor(s)chi“, väsuchte mi(s)ch Klausi zu beruhi(s)che, „du waaßt doch, wä all hier seun hoch sensibel un mitfiehlend. Niemoand werd si(s)ch iwä di(s)ch lusdi(s)ch mache.“
Sol(s)che Wordde, geflosse aasäm Meil(s)che vom Klausi, woarn eloa schun rä(s)cht lusdi(s)ch.
Ebbes välä(s)che daht i(s)ch erst moal ähn Schluck Bier drinke. Doann: „Eunmoal hebb i(s)ch mit meunäm Sehn(s)che Macko zusoamme ähn Kungfu-Film orrä so woas ähnli(s)ches geguckt. Doa woar so äh Boand vun Männä un Fraue, die schtänni(s)ch Hiet uf ihrn Wersching hodde. S` woar awä koa gewehnli(s)ch Koppbedeckung, sunnern die Kremp woar väschterkt mit eunäm Eisering, de noach aaße hin schaff woar wie äh Meddsgämessä. Gesehe hodd mä des net, die Hiet machte ähn goans gewehnli(s)che Eudruck, sogoar Schtrohhiet zierte moan(s)chmoal ihrn Kopp.“
„Joa un? Des is doch koan Grund Oangst zu hobbe“, waff Babett(s)che Edeldoam eu „i(s)ch duh mi(s)ch im Summä aach gern mit eunäm Schtrohhut bekleide.“
„Des waaß i(s)ch, Babett(s)che.
Die Kungfu-Leit im Film konnte die Hiet sä gezielt uf annern werffe, genaa oan die Kehl. Die word doann ufgeschliddst, Bluud schpriddsde, die Päson schderzte hie un riehrte si(s)ch nemmä. Des daht oadauernd bassiern, eun Bluudboad noach däm annern daht si(s)ch äei(s)chne.
Dezu machte die Eiseringhutwerfä noch bleede Spri(s)ch, zim Baaspiel Jetz hosde koa Sor(s)che mä un koannst ruhi(s)ch schlummern orrä I(s)ch hoff, du bist oan gutä Jägä, du duhst jetz in die ewi(s)che Joagdgriend eukehrn.“
„Hobbe die etwoa hessi(s)ch gebabbelt?“ froate iwärascht Ludwi(s)ch vun Edelheun.
„Nadierli(s)ch net“, oantworddete i(s)ch, „i(s)ch babbel jetz nur so.
De Film hodde uf mi(s)ch ähn gewaldi(s)che Eudruck gemacht un daht sogoar ähn Vers reume. Filosofe, heert moal zu:
De Eisehutring duht meu Kehl ufschlitze
väspier doann nemmä Kält noch Hitze.
Duh doann eukehrn in die ewi(s)che Joagdgriende braach mi(s)ch nemmä kimmern um Gietä un Friende.“
„Des väschteh i(s)ch net, Hä Schor(s)chi Schnabbelschnut“, kridisierte Klausi, „alleweil duhsde kloage, du wärst ähn oarmä Moann, also ohne Gietä un Friende.“
„Ebbes duh i(s)ch schun meun Ei(s)chen nenne, äh sä bescheiden Hitt un äh sä oald Audo.
Des mit de Gietä un Friende muss mä simbolisch sehe.“
„Akzepdiert“, niggte Klausi, „un wieso hosde jedds Oangst orrä sogoar eune Fobie?“
„Heifi(s)chä kwäle mi(s)ch noachts Dreem“, offebaate i(s)ch, „oadauernd un iwäall duh i(s)ch uf sol(s)che Hutwerffä dreffe, die doann sofodd mi(s)ch oagrinse un ihrn Hut uf mi(s)ch schleidern.“
„Ach, des seun doch net schlimm“, winkte Klausi oab, „Alpdreem hebb i(s)ch a, zim Baaspiel iwä Aaßäerdische, des hodd doch nix zu bedeite.“
„Sollte mä moane“, äwirrerte i(s)ch, „awä neiädings duht beraats Oangst aach oam Daach in meun Kerpä fließe un gnoadelos bis ins gekwälte Hern schtei(s)che, wenn nur eune Päson in meun Blickfeld ufkreizt, die wo so ähn Hut mit Kremp uffen Deetz hodd. Vo Oangst koann i(s)ch noch nettemoal meu Meil(s)che schließe un äh Drockehaat wie innä Wiest macht si(s)ch dordd braat.“
„Ouh..ouh, doa misse mä uns eune Therapie aasdenke fer di(s)ch, Schor(s)chi.
Liebä Schor(s)chi, du braachst net jammern
un di(s)ch väkrie(s)che in dunkle Kammern.
Geje Drockehaat in de Kehl hilft äh Gloas Bier
dehoam in de Forzkuhl, awä aach hier.
Liebä Schor(s)ch, du braachst net greune
aach fer di(s)ch werd die Sun wirrä scheune.
“Fast alles vun däm Säkszeilä hodd i(s)ch schun in annern Werke vum Klausi geheert. Na ja,mä koann net alleweil velli(s)ch neie, schpriddsi(s)che Di(s)chtkunst äwadde.
Übersetzung: Wir saßen in der Kneipe Zum weisen Mondmann und wollten wieder eine Filosofenrunde abhalten. Nichts gescheites fiel uns ein. Monsieur Mondmann, unser Wirt, schlug vor: „Über Angst und Ekel habt ihr noch nicht so richtig gesprochen. Dies würde doch wirklich ein interessantes Thema ergeben.“
„Stimmt“, nickte Klausi Vielredner, unser Chef-Filosof, „Angst und Ekel hängen häufig sehr eng aneinander. Jeder hat Angst und Ekelgefühle, wer das für sich selbst leugnet, redet
Blödsinn. Schorschi, was sagst du dazu? Welche Ängste quälen dich und leidest du vielleicht unter einer Phobie?“
„Also...“, zögerte ich, „für so einen psychologischen Striptease verspüre ich überhaupt keine Lust.“
Na ja, ich könnte die Filosofen etwas fröhlich aufmuntern, habe ich mir dann gedacht, natürlich kannte und kenne ich Angstgefühle. Noch etwas übertreiben und schon wird daraus eine Phobie.
„Eine Sache würde ich euch schon anvertrauen“, kündigte ich an, „aber keiner hier soll mich auslachen.“
„Aber Schorschi“, versuchte Klausi mich zu beruhigen, „du weißt soch, wir alle hier sind hoch sensibel und mitfühlend. Niemand wird sich über dich lustig machen.“
Solche Worte, geflossen aus dem Mäulchen vom Klausi, waren alleine schon recht lustig.Etwas verlegen trank ich erst mal einen Schluck Bier. Dann: „Einmal habe ich mit meinem Söhnchen Marko zusammen einen Kungfu-Film oder so was ähnliches angeschaut.Da war so eine Bande von Männern und Frauen, die ständig Hüte auf ihrem Kopf hatten.Es war aber keine gewöhnliche Kopfbedeckung, sondern die Krempe war verstärkt mit einem Eisenring, der nach außen hin scharf war wie ein Metzgermesser. Geshen hat man das nicht, die Hüte machten einen ganz gewöhn-lichen Eindruck, sogar Strohhüte zierte manchmal ihren Kopf.“
„Ja und? Das ist doch kein Grund Angst zu haben“, warf Babettchen Edeldame ein, „ich bekleide mich im Sommer auch gern mit einem Strohhut.“
„Das weiß ich Babettchen.
Die Kungfu-Leute im Film konnten die Hüte sehr gezielt auf andere werfen, genau an die Kehle. Die wurde dann aufgeschlitzt, Blut spritzte, die Person stürzte hin und rührte sich nicht mehr. Das passierte andauernd, ein Blutbad nach dem anderen ereignete sich.Dazu macht die Eisenhutringwerfer noch blöde Sprüche, zum Beispiel Jetzt hast du keine Sorgen mehr und kannst ruhig schlummern oder Ich hoffe, du bist ein guter Jäger, du wirst jetzt in die ewigen Jagdgründe einkehren.“
„Haben die etwa hessisch geschwätzt?“ fragte überrascht Ludwig von Edelhain.
„Natürlich nicht“, antwortete ich, „ich schwätze jetzt nur so.“
Der Film hatte auf mich einen gewaltigen Eindruck gemacht und reimte sogar einen Vers.Filosofen, hört mal zu:Der Eisenhutring wird meine Kehle aufschlitzenverspüre dann nicht mehr Kälte noch Hitze.Kehre dann ein in die ewigen Jagdgründe
brauch mich nicht mehr kümmern um Güter und Pfründe.“
„Das verstehe ich nicht, Herr Schorschi Schnabbelschnut“, kritisierte Klausi, „immer klagst du, du wärst ein armer Mann, also ohne Güter und Pfründe.“
„Etwas nenne ich schon mein Eigen, eine sehr bescheidenes Häuschen und ein sehr altes Auto. Das mit den Gütern und Pfründen muss man symbolisch sehen.“
„Akzeptiert“, nickte Klausi, „und wieso hast du jetzt Angst oder sogar eine Phobie?“
„Häufig quälen mich nachts Träume“, offenbarte ich, „andauernd und überall treffe ich auf solche Hutwerfer, die dann sofort mich angrinsen und ihren Hut auf mich schleudern.“
„Ach, das ist doch nicht schlimm“, winkte Klausi ab, „ Alpträume habe ich auch, zum Beispiel über Außerirdische. Das hat nichts zu bedeuten.“
„Sollte man meinen“, erwiderte ich, „aber neuerdings fließt bereits am Tage Angst in meinen Körper und steigt gnadenlos ins gequälte Gehirn, wenn nur eine Person in mein Blickfeld aufkreuzt, die so einen Hut mit Krempe auf dem Kopf hat. Vor lauter Angst kann ich nicht einmal mein Mäulchen schließen und eine Trockenheit wie in einer Wüste macht sich dort breit.“
„Ouh...ouh, da müssen wir uns eine Therapie ausdenken für dich, Schorschi.
Lieber Schorschi, du brauchst nicht jammernund dich verkriechen in dunkle Kammern.Gegen Trockenheit in der Kehle hilft ein Glas Bierdaheim in der Furzkuhle, aber auch hier.Lieber Schorschi, du brauchst nicht weinenauch für dich wird die Sonne wieder scheinen.
Fast alles von dem Sechszeiler hatte ich in schon in anderen Werken vom Klausi gehört. Na ja, man kann nicht immer völlig neue, spitzige Dichtkunst erwarten.