Darmstadt, Mathildenhöhe Kulturerbe
(mit Video 1m49s)
„Aaßäerdische dahte mi(s)ch leddst Noacht wirrä moal in eum Draam besuche“, babbelte Klausi während unsrä Filosooferund in de Kneip Zim weise Mondmoann, „die hobbe mä awä net, wie sunst heifi(s)ch eun fer(s)chdäli(s)ch Schrecke eugejoagt, sunnern mit eunäm werkli(s)ch hee(s)chä, joa hee(s)chst sinnvoll Voschlaach begliggt.“
Unsä Dorffdi(s)chtä un Scheff-Filosoof schtroahlte als häddä eun ri(s)chdi(s)che Säksä im Lotto vollbracht un als wärä noch zusäddsli(s)ch glaa(s)chzaadi(s)ch mit viele deire, niddsli(s)che Geborddaachs- un Weuhnoachtsgeschenke iwäschidd worn.
Genissli(s)ch dahtä eun kräfdi(s)che Schluck Bier in si(s)ch kippe.
„Wä duhn hier alle äkenne“, moante Laura Bescheide, „eun uubänni(s)ches, holdes Dauäglick is in deunä Gesi(s)chtsmimik eugraviert. Loass uns halbdrauri(s)ch, noach Woahrhaat hungernde Filosoofe, oan deune neie, beschtimmt hochwi(s)chdi(s)che, Äkenntnisse deilhobbe, doamit wä uns net waatähie im Schtaab de Ni(s)chdi(s)chkaate wie dumpe, uuwissend Bleedel wäldse.
Also, Klausi, väzähl uns schun woas!“
Als rei(s)chli(s)ch schproa(s)chli(s)ch kiddschi(s)ch daht i(s)ch diese Formulierunge vun dä Fraa emfinne. Des woar mä schun friehä ufgefalle, machte des allädings oan jänem Oawend net zim Thema.
Klausi nickte. „Doa muss i(s)ch ebbes aashoole, doamiddä des aach kapiert, Filosoofe.
Wieä all wisst, is des Vertel Maddhildehee(s)ch vun Dammschdadd beraats saat euni(s)che Monadde in dän Roang Eunes Uno- Weltkuldurerbb gehoobe worn. Velli(s)ch zu rä(s)cht moan i(s)ch un ihr beschtimmt aach. Die Russi(s)ch Kappel dordd mit däm Liljewassäbecke, de Fienffingätorm, de Ploatoanehain unsowaatä seun zwaafeslohn eune foandasdi(s)ch Aacheweid fer die Turiste, awä selwsväschtännli(s)ch aach fer alle Leit aas näherä Umgäwung.“
„Des wisse wä doch alleweil schun längst“, kridisierte Babett(s)che, „jedds klär uns uf, woas fer eun Voschlaach häm die Aaßäerdi(s)che in deum Draam gedähdi(s)cht?“
„Net so uugeduldi(s)ch, lieb Fraa“, väsuchte Klausi se zu besänfdi(s)che, „also: Die Aaßerdi(s)che, s` worn zwaa, dahte soage: Klausi, eiä Filosooferund is dahtsä(s)chlich eun
Äkenntnis gewinnendä Kreis un doamit seudä eune aaßäorddentli(s)ch wi(s)chdi(s)ch Grupp, die wo die Hochkuldur ferddert, doamit die Menschhaat genussvoll deroa sauge koann.
Annersdä aasgedrickt: Die Jurmä Filosooferund duht`s vädiene, doass se weltwaat bekoannt werd un muss uubedingt in dän Roang eunes Uno-Weltkuldurerbbs gehoobe wern.“
„Moansde des aach, Klausi?“
„Selwstväschtännli(s)ch moan i(s)ch des“, oantworddete unsä Scheff-Filosoof, wusste in jänem Moment allädings net, obä des ernst moante un fiehlte orrä net.
„Devun hebb i(s)ch noch nix geheert, doass Eunzelpäsoone orrä Gruppe Weltkuldurerbb wern kenne, nur besunnere, gewehnli(s)ch äldere Baute orrä Vertel, orrä aach dolle Natur-
regjoone bekumme diese Aaszei(s)chnung“, daht i(s)ch euwenne.
„Moag seun“, wie(s)chte Klausi seun Kopp hie un hä, „....awä des koann si(s)ch joa ännern.
De Dorffreportä, Sven Hintäfroagä, ewweso Edelgadd un Gerhadd, die zwaa Assistente vum Geschi(s)chtsprfessor Päre Schlauflidds vun de Froankorddä Geethunniversidäht kenne si(s)chä helfe sol(s)ch eun Vohoabe dahtkräfdi(s)ch zu unnäschdiddse.“
„Werkli(s)ch?“ grinste i(s)ch, „de Sven Hintäfroagä will doch seun Dchobb baa däm Keesbladd behoalde un die misterijeese Assistente wolle ewwefalls net als skurille Schallatoane gelte.“
„Die genoannte Päsoone duh i(s)ch all net kenne“, waff Laura eu, „so loang bin i(s)ch halt noch net bei ei(s)ch.
Klausi, deun uubänni(s)ch Wunsch sollsde nochemoal im schtille Kämmäleun, orrä baam längere Schpaziergoang im beruhi(s)chende Woald uubedingt iwädenke un im Hern kreise loasse, bevode doamit die gekwälte Effentli(s)chaat beläsdi(s)che duhst.
Mä sollte uns net zim gemeun hämi(s)che Schpodd de Leit mache.
I(s)ch will net, wenn i(s)ch hier im Dorff uffen Trottwaa zim Supämackt laafe, doass schtänni(s)ch er(s)chendwel(s)che Zaatgenosse mit nacktäm Fingä uf mi(s)ch deite un hinnähäldi(s)ch, orrä sogoar offe, iwä uns fast wiehernd lache un gluckse: Doa duht eune Oarme laafe, die wo aach zu däm hochgroadi(s)ch lä(s)chäli(s)che Kreis de Dorffdeppe geheert un moant, se seu eun Gliggsbringä.“
Hintergrundmusik: (No Copyright Music) Shine -Declan DP
Übersetzung: „Außerirdische besuchten mich letzte Nacht wieder in einem Traum“, schwätzte Klausi während unserer Filosofenrunde in der Kneipe Zum weisen Mondmann,
die haben aber nicht, wie sonst häufig, mir einen fürchterlichen Schrecken eingejagt, sondern wirklich mit einem höheren, ja höchst sinnvollen Vorschlag beglückt.“
Unser Dorfdichter und Chef-Filosof strahlte als hätte er einen richtigen Sechser im Lott vollbracht und als wäre er noch zusätzlich gleichzeitig mit vielen teuren, nützlichen Weihnachts- und Geburtstagsgeschenken überschüttet worden.
Genüsslich kippte er einen kräftigen Schluck Bier in sich.
„Wir erkennen hier alle“, meinte Laura Bescheiden, „ein unbändiges, holdes Dauerglück ist deiner Gesichtsmimik eingraviert. Lass uns halbtraurigen, nach Wahrheit hungernden, Filosofen an deinen neuen, bestimmt hochwichwichtigen, Erkenntnissen teilhaben, damit wir uns nicht weiterhin im Staub der Nichtigkeiten wie dumpfe, unwissende Blödel wälzen.
Also, Klausi, erzähl uns schon etwas!“
Als reichlich sprachlich kitschig empfand ich diese Formulierungen der Frau. Es war mir schon früher aufgefallen, machte das allerdings an jenem Abend nicht zum Thema.
Klausi nickte. „Da muss ich etwas ausholen, damit ihr das auch versteht, Filosofen.
Wie ihr alle wisst, ist das Viertel Mathildenhöhe in Darmstadt seit einigen Monaten in den Rang eines Unesco-Weltkulturerbes gehoben worden. Völlig zu recht meine ich und ihr bestimmt auch. Die Russische Kapelle dort mit dem Lilienwasserbecken, der Fünffingerturm, der Platanenhain und so weiter sind zweifelsohne eine phantastische Augenweide für die Touristen, aber selbstverständlich auch für alle Leute aus näherer Umgebung.“
„Das wissen wir doch schon längst“, kritisierte Babettchen, „jetzt kläre uns auf, was für ein Vorschlag haben die Außerirdischen in deinem Traum gemacht?“
„Nicht so ungeduldig, liebe Frau“, versuchte Klausi sie zu besänftigen, „also: Die Außerirdischen, es waren zwei, sagten: Klausi, eure Filosofenrunde ist tatsächlich ein Erkenntnis gewinnender Kreis und damit seid ihr eine außerordentlich wichtige Gruppe, die die Hochkultur fördert, damit die Menschheit genussvoll daran saugen kann.
Anders ausgedrückt: Die Jugenheimer Filosofenrunde verdient es, dass sie weltbekannt wird und muss unbedingt in den Rang eines Uno-Weltkulturerbes gehoben werden.“
„Meinst du das auch, Klausi?“
„Selbstverständlich meine ich das“, antwortete unser Chef-Filosof. Wusste in jenem Moment allerdings nicht, ob er das ernst meinte und fühlte oder nicht.
„Davon hab ich noch nichts gehört, dass Einzelpersonen oder Gruppen Weltkulturerbe werden können, nur besondere, gewöhnlich ältere Bauten oder Viertel, oder auch tolle Naturregionen erhalten diese Auszeichnung“, wandt ich ein.
„Mag sein“, wiegte Klausi seinen Kopf hin und her, „....aber dies kann sich ja ändern. Der Dorfreporter, Sven Hinterfrager, ebenso Edelgard und Gerhard, die zwei Assistenten des Geschichtsprofessors Peter Schlauflitz der Frankfurter Goetheuniversität können sicher helfen solch ein Vorhaben tatkräftig zu unterstützen.“
„Wirklich?“ grinste ich, „der Sven Hinterfrager will doch bei dem Käseblatt seinen Job behalten und die mysteriösen Assistenten wollen nicht als skurille Scharlatane gelten.“
„Die genannten Personen kenne ich alle nicht“, warf Laura ein, „so lange bin ich halt noch nicht bei euch.
Klausi, deinen unbändigen Wunsch solltest du noch mal im stillen Kämmerlein oder beim längeren Spaziergang im beruhigenden Wald unbedingt überdenken und im Hirn kreisen lassen, bevor du damit die gequälte Öffentlichkeit belästigst.
Wir sollten uns nicht zum gemein hämischen Spott der Leute machen.
I(s)ch will nicht, wenn ich hier im Dorf auf dem Bürgersteig zum Supermarkt gehe, dass ständig irgendwelche Zeitgenossen mit nacktem Finger auf mich deuten und hinterhältig, oder sogar offen, über uns fast wiehernd lachen und glucksen: Da läuft eine Arme, die auch zu dem hochgeradig lächerlichen Kreis der Dorfdeppen gehört und meint, sie sei eine Glücksbringerin.“