Vun de begnoadete Versbastlä Geeth un Schillä seun des net, woas de Moann doa liest, awä ä is aach vätieft in hee(s)chä Literatur (Von den begnadeten Versbstlern ist das nicht, was der Mann da liest,ist aber auch vertieft in höhere Literatur)
Saat draa Monate hämmä neie Noachboarn kriggt. Ihr Noame woar Edelhain.Se hebbe si(s)ch aach goans addi(s)ch vogestellt un als Willkommensgeschenk uns
zwaa Katte fier äh Vorstellung im Landestheater Dammstadt gegewwe .
„Werd doa de Datteri(s)ch gespielt ?“ froate i(s)ch. „Nein“, gab de Hä Edelhain zur Oantwordd, „es ist ein Stück von Schiller“.
„Ob des unsern Geschmoack drifft, waaß i(s)ch net. Awä viele Dank. Iwä Schillä fällt mä eu, doa hämmä in de Schul moal äh Ballad aaswenni(s)ch lerne misse“,
babbelte i(s)ch, „ se hieß die Glock orrä so ähnli(s)ch. Also i(s)ch muss soage die Ballad hädd mä aach wesentli(s)ch kerzä fasse kenne, nämli(s)ch : Richdi(s)ch geschafft un die Glock is in de Reih.
Von Schillä aaßerdäm, i(s)ch glaab jedenfalls der woars, hämmä noch äh moal woas Loangatmi(s)ches gelese, es hieß die Bergschaft orrä so ähnli(s)ch. I(s)ch hädd des ewwefalls in eunem Satz zusamme gefasst, nämlich:
Es geht doch nix iwä dreie Freinde.
Goethe hämmä äwefalls in de Schul behanneld, de Erlkeni(s)ch hämmägeläse, de Inhoalt wor: Vaddä beeilt si(s)ch seu Kind zu rette,hadd awä nix genitzt“.
„Goethe und Schiller“, daht si(s)ch Fraa Edelhain ins Gesprä(s)ch euschalte, „haben keinen hessischen Dialekt gesprochen“.
“Schillä viellaacht net“,hebb i(s)ch zur Antwordd gäwe, „der woar ja äh Schwäbli, awä de Geet schun. Uffem Sterbebett hoddä lie(s)chend gesoat: Mä li(s)cht. Uf hochdeitsch haaßt des: Man liegt. Moanche behaapte, ä hädd doamit gemaont: Mehr Licht. Awä des is Kappes“.
„Man muss nicht unbedingt ein glühender Anhänger von Goethe und Schiller sein“,moante Hä Edelhain, „es gibt auch noch viele andere, hochinteressante Theaterstück-Schreiber deutscher Zunge“.
„Oder, falls Theaterbesuche zu mühselig sind“, ergänzte seu Fraa, „kann man auch ein gutes Buch lesen, z.B. von Günter Grass, Heinrich Böll oder Siegfried Lenz“.
„Joa, koann mä mache“, musst i(s)ch zugäwe, „awä äweso gut kann mä es aach losse, ohne des i(s)ch debei des Gefiehl hebb, kuldurlos zu seun.
Sie un aach annern Leit gehn ins Theater orrä läse guude Bichä, maa Fraa doageje geht zum Frauetratsch ins „ Dorffcaffee“ un i(s)ch in die Kneip „Zim weise
Mondmoann“, tja, so unnäschiedli(s)ch kann Kuldur seun,....orrä aach net, es is
joa foast des Glei(s)che“.
Übersetzung: Seit drei Monaten haben wir neue Nachbarn bekommen. Ihr Name war Edelhain.Sie haben sich auch ganz artig vorgestellt und als Willkommemsgeschenk zwei Karten für eine Vorstellung im Landestheater Darmstadt gegeben.
„Wird da der Datterich gespielt ?“ fragte ich. „Nein“, gab Herr Edelhain zur Antwort, „es ist ein Stück von Schiller“.
„Ob das unseren Geschmack trifft, weiß ich nicht. Aber vielen Dank. Über Schiller fällt mir ein,da haben wir in der Schule mal eine Ballade auswendig lernen müssen“,sagte ich,
„sie hieß die Glocke oder so ähnlich. Also, ich muss sagen, die Ballade hätte man wesentlich kürzer fassen können, nämlich: Richtig gearbeitet und die Glocke ist in der Reihe (hier:fertig, in Ordnung)
Von Schiller außerdem, ich glaube jedenfalls der wars, haben wir nochmal was Langatmiges gelesen, es hieß die Bürgschaft oder so ähnlich. Ich hätte das ebenfalls in einem Satz zusammen gefasst,nämlich: Es geht doch nichts über treue Freunde.
Goethe haben wir ebenfalls behandelt in der Schule, den Erlkönig haben wir gelesen, der Inhalt war:
Vater beeilt sich sein krankes Kind zu retten, hat aber nichts genützt “.
„Goethe und Schiller“, schaltete sich Frau Edelhain ins Gespräch ein,„haben keinen hessischen Dialekt gesprochen“.
„Schiller vielleicht nicht“, habe ich da geantwortet, „der war ja ein Schwäbli, aber Goethe schon. Auf dem Sterbebett liegend hat er gesagt: Man liegt (mä li(s)cht). Auf hochdeutsch heißt das man liegt. Manche behaupten, er hätte damit damit gemeint mehr Licht.
Aber das ist Unsinn“.
„Man muss nicht unbedingt ein glühender Anhänger von Goethe und Schiller sein“, meinte
Herr Edelhain, „es gibt auch noch viele andere hochinteressante Theaterstück-Schreiber
deutscher Zunge“.
“Oder, falls Theaterbesuche zu mühselig sind“, ergänzte seine Frau, „kann man auch ein gutes Buch lesen, z.B. von Günter Grass, Heinrich Böll oder Siegfried Lenz“.
„Ja, kann man machen“, musste ich zugeben, „aber eben so gut kann man esauch lassen, ohne dass ich dabei das Gefühl habe kulturlos zu sein.
Sie und auch andere Leute gehen ins Theater oder lesen gute Bücher. Meine Frau dagegen geht zum Frauentratsch ins Dorfcaffee und ich in die Kneipe zum weisen Mondmann, tja, so unterschiedlich kann Kultur sein........oder auch nicht, es ist ja fast das Gleiche.