„I(s)ch koann wirrä neie Video-Kunstwerkke bräsändiern“, äeffnete Klausi, unser Schäff-Filosoof un Dorff-
Di(s)chtä in de Kneip Zim weise Mondmoann.
Mä brei(s)chte es eigentli(s)ch goar net äwähne, Klausi daht net uf Euwilligung vun uns wadde, ä fiehrte sofordd so oan Video uf seunäm mitgbroachte Lebbdobb vo.
„Net schlä(s)cht“, kommendierte i(s)ch seun Werk „allädings muss i(s)ch soage, die Feiäbeschdaddung kimmt inzwische heifi(s)chä vo als die Erdbeschdaddung.“
„Mit diesäm Euwoand daht i(s)ch re(s)chne“, niggte unsä Me(s)chtegernkienstlä, „so eun enspre(s)chend Video hebb i(s)ch beraats ferddi(s)ch geschtellt. Duht moal gucke un lausche!“Nadierli(s)ch, des musste mä aach uns sofordd oagucke un bewunnern.
„Des duht joa rei(s)chli(s)ch makabä klinge“, kridisierte Babett(s)che, „mussde uubedingt sol(s)ch fer(s)chdäli(s)ch tiefdrauri(s)che Theme väarweide?“
„Des moan i(s)ch aach“, beschdädi(s)chte i(s)ch unsre Filosoofin, „Klausi, du duhst di(s)ch viel zu oft un aasfiehrli(s)ch in Doodes-Sehnsi(s)chte suhle un in deunä Herschubload Läwensende wuhle. Schaff dochemoal eun Werk mit däm Themä Läwensfreid. Sodoass wä all denoach soage kenne, joa jubiliern: Ach, woas is des Läwe schee, juchee, juchee.“
Übersetzung: „Ich kann euch wieder neue Video-Kunstwerke präsentieren“, eröffnete unser Chef-Filosof und Dorfdichter in der Kneipe Zum weisen Mondmann.
Man bräuchte es eigentlich gar nicht erwähnen, Klausi wartete nicht auf eine Einwilligung von uns, er führte so ein Video sofort vor mit seinem mitgebrachten Laptop.
Übersetzung des im Video gesprochenen Textes:
Todkranker!
Es wird Herbst
trink noch einen, bevor du sterbst.
Du wirst ganz friedlich im Sarg liegen
die Würmer tun dich vergnügt vom Fleisch befreien. (auf hessisch reimt es sich)
„Nicht schlecht“, kommentierte ich sein Werk, „allerdings muss ich sagen, die Feuerbestattung kommt inzwischen häufiger vor als die Erdbestattung.“
„Mit diesem Einwand hab ich gerechnet“, nickte unser Möchtegernkünstler, „so ein entsprechendes Video hab ich bereits fertig gestellt. Schaut mal zu und lauscht:
Übersetzung des im Video gesprochenen Textes:
Todkranker!
Es wird Herbst
trink noch einen, bevor du sterbst.
Du wirst ganz friedlich im Sarg liegen
die Würmer tun dich vergnügt vom Fleisch befreien. (auf hessisch reimt es sich)
„Nicht schlecht“, kommentierte ich sein Werk, „allerdings muss ich sagen, die Feuerbestattung kommt inzwischen häufiger vor als die Erdbestattung.“
„Mit diesem Einwand hab ich gerechnet“, nickte unser Möchtegernkünstler, „so ein entsprechendes Video hab ich bereits fertig gestellt. Schaut mal zu und lauscht:
Übersetzung des im Video gesprochenen Textes:
Für meinen Körper wünsch ich mir eine Feuerbestattung
da tut es auch eine billige Sargausstattung.
Auch wenn sie dann blöd flennen
wenn meine Leich tut herrlich brennen.
Mit Grabpflege haben sie nichts zu tun
können sich auf dem Sofa vergnügt ausruhn.
Meine Asche kann dienen als Dünger
das wissen zu schätzen die Kinder (auf hessisch reimt es sich richtig)
wenn sie futtern Spinat und Kohl
auch Karotten, Erbsen, Bohnen gleichwohl.
Doch die Behörden tun`s nicht erlauben
angeblich stört es ihren Glauben.
Aber auch unterm Baum ist meine Körperasche glücklich
und wird teilnahmslos liegen dort friedlich.
„Das klingt ja reichlich makaber“, kritisierte Babettchen, „musst du unbedingt solch fürchterlich tieftraurige Themen verarbeiten?“
„Das meine ich auch“, bestätigte ich unsere Filosofin, „Klausi, du tust dich viel zu oft und ausführlich in Todessehnsüchten suhlen und in deiner Hirnschublade Lebensende wuhlen. Schaffe doch mal ein Werk mit dem Thema Lebensfreude. Sodass wir alle danach sagen können, ja jubilieren: Ach, was ist das Leben schön, juchu, juchu.“
Lebensfreude
Eune Woch spätä babbelte Klausi uf de Filosooferund: „I(s)ch hebb mä eiä Kridigg zu Härddse genumme un jedds eun Werk geschaffe mit däm Noam Läwensfreid.“
Ä wollt schun wirrä sofordd seu Äbrochenes uns voführen, doa daht i(s)ch erstmoal ähn Mäzeilä in de Kneiperaam schleidern:
„Friehä woar so ähn Dia-Oawend
werkli(s)ch net äkwickend un loabend.
Awä aach heit wern so gnoadelos Videoschtunne
net alleweil als grooß Gligg emfunne
sä oft nur als bleede Proahlerei
also werkli(s)ch, äh schreckli(s)ch Kwälerei.“
„Woas willsde doamit oadeite, Schor(s)chi? Duhsde meu Kunst mit deunäm Schpaddsehern net alleweil begreife?“
„Doch, doch“, daht i(s)ch oabwehrn, „i(s)ch kapier des schun. Awä bitte heit nur eun Video, net wirrä zwaa.
Unsre begnoadete Genie-herne misse deu oaspruchsvoll Hochkunst erst moal väraweide.“
Klausi daht meu Ironie net väschtehe, orrä ä daht so als ob ä sie net väschtehe duht. Mä guckte un lauschte doann:
Übersetzung: Eine Woche später sagte Klausi auf der Filosofenrunde: „Ich hab mir eure Kritik zu Herzen genommen und jetzt ein Werk geschaffen mit dem Namen Lebensfreude.“
Er wollte schon wieder sofort sein Erbrochenes uns vorführen, da schleuderte ich erstmal einen Mehrzeiler in den Kneipenraum:
„Früher war so ein Dia-Abend
wirklich nicht erquickend und labend.
Aber auch heute werden so gnadenlose Videostunden
nicht immer als ein großes Glück empfunden
sehr oft nur als blöde Prahlerei
also wirklich, eine schrecklich Quälerei.“
„Was willst du damit andeuten, Schorschi? Begreifst du nicht immer meine Kunst mit deinem Spatzenhirn?“
„Doch, doch“, wehrte ich ab, „ich kapier das schon. Aber bitte nur ein Video, nicht wieder zwei. Unsere begnadeten Geniehirne müssen deine anspruchsvolle Hochkunst erst mal verarbeiten.“
Klausi verstand meine Ironie nicht, oder er tat so als ob er sie nicht versteht. Wir schauten und lauschten dann:
Im grünen Wald, halli, hallo
da bin ich meines Lebens froh.
Auch auf sonnig Wiesen
kann ich mein Dasein schön genießen.
Auch wenn die Sonne will nicht scheinen
brauch ich wirklich nicht zu weinen.
Stürme, Blitze sind Wunder der Natur
bescheren uns Abenteuer und Glück pur.
Unser Leben ist phantastisch
schenkt uns Erlebnisse bombastisch.
Die Filosoofen hier tun mich lieb necken
damit ich nicht so schnell verrecke.
Probleme tu ich artig flux verdrängen
damit sie nicht wie ein Klotz an mir hängen.
Also kann und muss ich sagen
das Leben ist schön, ohne Frage.