Allein, einsam, tieftraurig I (mit Video 2m37s)


„Ein eißerst wi(s)chdi(s)ches Themefeld, des wo in unsrä Gesellschaft alleweil mä un mä oan Bedeitung gewinne duht, is die Eunsoamkaat vielä Mensche“, babbelt Klausi während eunä Filosooferund in de Kneip  Zim weise Mondmoann, „un des duht net nur fer die Oalde gelte, aach die annern Oaldersgruppe, joa selwst viele Jugendli(s)che  duhn unnä diesäm Fänomän ar(s)ch leide, die wisse heifi(s)ch noch nette moal, woas de Sinn des Läwens is un doass alles Scheiße is.“
„Iwä dän Sinn des Läwens kenne wä maasdens aach nix Gescheites soage“, ägänste i(s)ch, „Ewerschdä Äkspordd drinke koanns joa wohl net seun.
Doass die Eunsoamkaat in unsrä Gesellschaft ar(s)ch grassiern duht, daff awä bezwaafelt wern. Des lässt si(s)ch joa net messe un in äks..saggte Zoahle oagewwe.“

„S´kenne awä doch Umfroage gedähdi(s)cht wern“, kommendierte Laura, „zim Baaschpiel, ob die Befroagte si(s)ch eunsoam fiehle orrä rundum zufriede seun.“
„Koann mä mache“, nickte i(s)ch, „ufschlussrei(s)ch misse die Ägäbnisse allädings net seun. So viel i(s)ch waaß, seun sol(s)che Unnäsuchunge beraats schun efters gemoacht worn. Schlauä seun wä desweje net.
Aaßädem: Des is doch alles sä, sä subjekdiv, jedä un jede, duht doa drunnä woas  anneres emfinne.“

„Koannsde des ebbes konkreddisiern, Schor(s)chi?“ wollte Laura wisse, „bishä is deun Gebabbeltes doch nur uuväbindli(s)ches Geschwafel mit däm wä nix oafoange kenne.“
„I(s)ch will moal eun Baaschpiel gewwe.   Woas uns dämnäkst drohe kennt is, doass die Broduksjoon vun Ourewällä Rachepuddsä, also diesäm vullmundi(s)che Abbelschnaps, eugeschtellt werde.
Heunä, unsä Koampfdrinkä, hodd schun gesoat, des is joa eune Horrorvoschtellung, des Läwe macht doann koan ri(s)chdje Schpass mä un mä koann si(s)ch nur tiefdrauri(s)ch in dunkle Kammern väkrie(s)che un jämmäli(s)ch greune.
I(s)ch degeje moan, des is mä velli(s)ch glaa(s)chgieldi(s)ch, i(s)ch koann schdadd..desse aach eun sieß Lekeer in mi(s)ch reukippe.
Un Lena hodd schun dezu ge..eißert“, i(s)ch linste zuä ribbä, „s´ is zwaa net schee, awä
s` duht Schlimmeres gewwe, des Läwe duht waatä gehe.
Un noch annere moane beschtimmt: Fer woas braache wä iwähaapt Alkoholi(s)ches, dä is doch nur ar(s)ch, ar(s)ch uugesund.“
„Noa joa, des middäm Alkohol is vielaa(s)cht net groad vun so grooßä Wi(s)chdi(s)chkaat, wenn wä des Themefeld Eunsoamkaat  belei(s)chte“, daht Lena zu bedenke gewwe, „annern Äscheununge,  wie mangelnde orrä geringfiegi(s)che soddsjoale Kontakte, koane Freindinne un Freinde zu genieße seun doa doch wäsentli(s)chä.“
„Doa koannsde rä(s)cht hobbe, Lena“, nickte Klausi.
„I(s)ch froag mi(s)ch nur“, daht si(s)ch Ludwig, unsä Edelhä, ins Geschprä(s)ch euschoa-
te, „woas hodd des mit Filosoofie zu duhn. Wä soage doch zu unsrä Grupp hier: Filosooferund.“
„Filosoofie, wie wä se väschtehe, Ludwig, sollte wä net nur oabstrakt bedroachte, sunnern aach prakdi(s)ch woas niddse“, äwirrerte Klausi, „doa seun hoalt Theme aas de
Psi(s)chologie un iwähaapt gesellschaftli(s)che Froage eißerst hilfrei(s)ch, gell !?
I(s)ch hebb mä dezu aach woas fer unsre Rund eufalle losse.
Dämnäkst, in eunä Woch, orrä sogoar erst zwaa, sollte eunä, eune vun uns iwä des Thema Aaskunft gewwe:  Meune päseenli(sIche Eunsoamkaat.
Dä- orrä diejäni(s)che koann si(s)ch doariwwä aasloasse un mä orrä wäni(s)chä greune un die annern väsuche zu helfe un meegli(s)che Dilemmaas zu iwäwinne.“

„Wä soll des denn seun, wel(s)chä, wel(s)che hier eun psi(s)chologie(s)ch Schtribbties vofiehrt?“ froate i(s)ch.
„Misse wä aasloose“, oantworddete unsä Scheff-Filsosof, „des hebb i(s)ch beraats voberaat.
 Hier in meunä Dasch seun siwwe velli(s)ch glaa(s)ch aas..sehend waaße Zeddel.

Faltet mä diese aaseunannä, koann mä uf  säks läse: Z, des soll haaße Zuheerä. Uf eumäm duht schtehe I, soll haaße Informoant. Dä middäm  I  muss also iwä seun Brobläm mit de Eunsoamkaat beri(s)chte.“
Alle, s´ woarn die bekoannte siwwe Päsoone, noahme si(s)ch eun Zeddel aas eunä kloa Kist.
Unnes koam, wies kumme musste, i(s)ch, de Schor(s)chi Schnabbelschnut, äwischte dän I-Zettel.

Worte einsam.mp3 (408.45KB)
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Ob i(s)ch doamit die Oarschkadd gezouhe hebb
un mi(s)ch fiehle werd wie eun oarmä Depp?
Des koannt i(s)ch werkli(s)ch net beschtimmt wisse,
die Gliggsmmuse duht mi(s)ch net fraawilli(s)ch kisse.
Viela(s)cht werd i(s)ch Hilf vun de annenrn Säks genieße,
ne gesunn Zufriedhaat kennt aas mä schtroahle, schprieße.

        Hintergrundmusik: Jökull -Alexander Naskarada (NCM)


Übersetzung: „Ein äußerst wichtiges Themefeld, welches in unserer Gesellschaft immer mehr und mehr an Bedeutung gewinnt, ist die Einsamkeit vieler Menschen“, schwätzte Klausi während einer Filosofenrunde in der Kneipe  Zum weisen Mondmann, „ und das gilt nicht nur für Alte, auch die anderen Altersgruppen, ja selbst viele Jugendliche leiden stark unter diesem Phänomen. Die wissen häufig noch nicht einmal, was der Sinn des Lebens ist und dass alles Scheiße ist.“
„Über den Sinn des Lebens können wir meistens auch nichts Gescheites sagen“, ergänzte ich, „Eberstädter Export trinken kanns ja wohl nicht sein.
Dass die Einsamkeit in unserer Gesellschaft sehr grassiert, darf aber bezweifelt werden.
Die lässt sich ja nicht messen und in exakten Zahlen angeben."

„Es könnten aber doch Umfragen gemacht werden“, kommentierte Lena, „zum Beispiel, ob die Befragten sich einsam fühlen oder rundum zufrieden sind.“
„Könnte man machen“, nickte ich, „aufschlussreich müssen die Ergebnisse allerdings nicht sein. So viel ich weiß, sind solche Untersuchungen bereits schon öfters gemacht worden. Schlauer sind wir deswegen nicht.
Das ist doch alles sehr, sehr subjektiv, jeder und jede empfindet da drunter was anderes.“

„Kannst du das etwas konkretisieren, Schorschi?“ wollte Lena wissen, „bisher ist dein Gesagtes doch nur unverbindliches Geschwafel mit dem wir nichts anfangen können.“
„Ich will mal ein Beispiel geben. Was uns demnächst drohen könnte ist, dass die Produktion von Odenwälder Rachenputzer  , also diesem vollmundigen Apfelschnaps, eingestellt wird.
Heiner, unser Kampftrinker, sagte schon, das ist ja eine Horrorvorstellung, das Leben macht dann keinen richtigen Spaß mehr und man kann sich nur tieftraurig in dunkle Kammern verkriechen und jämmerlich weinen.
Ich dagegen meine, das ist mir völlig gleigültig, ich kann stattdessen auch einen süßen Likör in mich rein kippen.
Und Lena hat schon dazu geäußert“, ich linste zu ihr rüber, „es ist zwar nicht schön, aber es gibt Schlimmeres, das Leben geht weiter.
Und noch andere meinen bestimmt: Für was brauchen wir überhaupt Alkoholisches, der ist doch nur sehr, sehr ungesund.“
„Na ja, das mit dem Alkohol ist vielleicht nicht von so großer Wichtigkeit, wenn wir das Themenfeld Einsamkeit beleuchten“, gab Lena zu bedenken, „andere Erscheinungen, wie mangelnde oder geringfügig soziale Kontakte, keine Freundinnen und Freunde zu genießen, sind da doch wesentlicher,“
„Da kannst du recht haben, Lena“, nickte Klausi.
„Ich frag mich nur“, schaltete sich Ludwig, unser Edelherr, ins Gespräch ein, „was hat das mit Filosofie zu tun. Wir sagen doch zu unserer Gruppe hier: Filosofenrunde.“
„Filosofie, wie wir sie verstehen, Ludwig, sollten wir nicht nur abstrakt betrachten, sondern praktisch auch was nützen“, erwiderte Klausi, „da sind halt Themen aus der Psychologie und überhaupt gesellschaftliche Fragen äußerst hilfreich, gell !?
Ich hab mir dazu auch was für unsere Runde was einfallen lassen.
Demnächst, in einer Woche, oder sogar erst in zwei, sollte eine, eine von uns über das Thema Auskunft geben: Meine persönliche Einsamkeit,
Der- oder diejenige kann sich darüber auslassen und mehr oder weniger weinen und die anderen versuchen zu helfen und mögliche Dilemmas zu überwinden,“

„Wer soll denn das sein, welcher, welche hier einen psychologischen Streaptease vorführt?“ fragte ich.

„Müssen wir auslosen“, antwortete unser Chef-Filosof, „das hab ich bereits vorbereitet. Hier in meiner Tasche sind sieben völlig gleichaussehende weiße Zettel. Faltet man diese auseinander, kann man auf sechs lesen: Z, das soll heißen Zuhörer. Auf einem steht I, soll heißen Informant. Der mit dem I muss also über sein Problem mit der Einsamkeit berichten.“
Alle, es waren die bekannten sieben Personen, nahmen sich einen Zettel aus einer kleinen Kiste.
Und es kam, wie es kommen musste, ich, der Schorschi Schnabbelschnut, erwischte den I-Zettel.
Ob ich damit die Arschkarte gezogen habe
und mich fühle fühlen werde wie ein armer Depp?
Das konnt ich bestimmt nicht wissen,
die Glücksmuse wird mich nicht freiwillig küssen.
Vielleicht werde ich Hilfe vun den anderen sechs genießen,
`ne gesund Zufriedenheit könnte aus mir strahlen, sprießen.