Auf der Parkbank

 

Heifi(s)ch daht i(s)ch gern im Dorff rim laafe. Moan(s)chmoal hockte i(s)ch doann zwischedor(s)ch uf nä Packbank newä däm Spielplatz, um mi(s)ch aas zu ruhn.

So wors wirrä oan jänäm Daach. Märere Mittä hielte si(s)ch mit ihre Spresslinge aach dordd uf.

Hallo,Schor(s)chi“, begrießte mi(s)ch die Kinnä. I(s)ch koannte die goar net, awä die offensi(s)chtli(s)ch mi(s)ch.

Uufreindli(s)ch wollt i(s)ch net seun un deshalb daht i(s)ch eun Vers vodraache, vundäm i(s)ch glaabte, ä seun besunners lusdi(s)ch.

 

 

 

            „Zwa Buhwe hockte uf eunä Boank

             dä eune roch, dä annä stoank

             doa soagte dä roch zu däm dä stoank

             geh hock di(s)ch uf ne annä Boank.“

 

Moan Vers koam unnäschiedli(s)ch oa. Die Buhwe lachte net un guckte ebbes bescheiert, die Mäd(s)chä awä ki(s)cherte. Euns babbelte:“Tiepisch Buhwe, Mäd(s)chä mache so woas net.“

Ä jung Fraa, vämutli(s)ch ä Muddä vunnäm Mäd(s)che grinste ewwefalls zu mä ribbä.

Mä koann de Spruch aach oabennern“, soate i(s)ch zu eun Buh gewoandt,dä besunners pikiert gloddsde, „zwa Mäd(s)chä hockte uf eunä Boank, des eune roch, des annä schtoank unsowaatä unsofordd.“       Jetzt grinste die Fraa nemmä.

Wenn mä will, lässt si(s)ch diesä scheene Spruch nochemoal oabännern“,babbelte i(s)ch waatä, „zwa Fraahe hockte uf eunä Boank, die eune roch, die annä schtoank unsowaatä unsofordd.“

Des woar wohl zu viel fer des schli(s)cht Gemiet vun de jung Muddä, die nemmä grinste. „Hä Schor(s)chi Schnabbelschnut“, babbelte se mit ähn kritisierend Tonfall, „wä Middä hier wolle net, doass se de Kinnä sol(s)ch seiische Sache vodraache. Se torbediern unsre Äziehungsbemiehunge.“

Woas haaßt hier seiische Schpri(s)ch?“ äwirrerte i(s)ch, „diesä Vers hebb i(sch beraats vun meunäm Großvaddä gelernt und geheert zim Schadds deitschä Di(s)chtkunst. Koan geringerä als de Geeth hodd diesen tiefgriendi(s)che Vers vo zwahunnerd Joahrn gereumt.“

 

 

 

 Spassbremse seun gewehnli(s)ch grooße Spießä

 goans selte e(s)chte Kuldurgenießä.

 

 

 

 

 

Übersetzung:Häufig ging ich gern im Dorf spazieren. Manchmal saß ich dann zwischendurch auf einer Bank neben einem Spielplatz, um mich aus zu ruhn. So war`s wieder an jenem Tag. Mehrere Mütter hielten sich auch mit ihren Sprösslingen dort auf.

Hallo,Schorschi“, begrüßten mich die Kinder. Ich kannte die gar nicht,die aber offensichtlich mich.

Unfreundlich wollte ich nicht sein und deshalb trug ich einen Vers vor, von dem ich glaubte, er sei besonders lustig.

            „Zwei Buben saßen auf einer Bank

             der eine roch, der andere stank.

             Da sagte der roch zu dem der stank

             geh setz dich auf ne andre Bank.“  

Mein Vers kam unterschiedlich an. Die Buben lachten nicht und guckten etwas bescheuert, die Mädchen aber kicherten. Eins blabberte: „Typisch Buben, Mädchen machen so was nicht.“

Eine junge Frau, vermutlich eine Mutter von einem Mädchen, grinste ebenfalls zu mir rüber.  

Man kann den Spruch auch abändern“, sagte ich zu einem Bub gewandt,der besonders pikiert glotzte, „zwei Mädchen saßen auf einer Bank, das eine roch, das andere stank undsoweiter undsofort.“ Jetztgrinste die Frau nicht mehr.

Wenn man will, lässt sich dieser schöne Spruch nochmals abändern“,schwätzte ich weiter, „zwei Frauen saßen auf einer Bank, die eine roch, die andre stank undsoweiter und-

sofort.“

Das war wohl zu viel für das schlichte Gemüt der jungen Mutter, die nicht mehr grinste.

Herr Schorschi Schnabbelschnut“, sprach sie mit einem kritisiernendenTonfall, „wir Mütter hier wollen nicht, dass sie den Kindern solche säuischen Sachen vortragen. Sie torpedieren unsere Erziehungsbemühungen.“

Was heißt hier säuische Sprüche?“ erwiderte ich, „diesen Vers habe ich bereits von meinem Großvater gelernt und gehört zum Schatz deutscher Dichtkunst. Kein geringerer als der Goethe hatte diesen tiefgründigen Spruch vor zweihundert Jahren gereimt.“

 

          Spaßbremsen sind gewöhnlich große Spießer

           ganz selten echte Kulturgenießer.