Gerä(s)chdi(s)chkaat fer alle Kinnä. (Gerechtigkeit für alle Kinder)

 

Gerechtigkeit

 

De Klausi wor ba uns zu Besuch. Mä babbelte iwä Hesse, Deitschloand un die Welt.

Doa äschien Marie(s)che in de Stubb. „Des seun net gerä(s)cht“, grummelte es in si(s)ch neu un machte

ähn Gesi(s)cht wie draa Daach Rejeweddä.

„Werkli(s)ch, des seun net gerä(s)cht“, wirräholte es.

„Woas seun doann net gerä(s)cht, Marie(s)che?“ froate Klausi oataamnahmsvoll, awä aach ebbes neigieri(s)ch.

Uf so ne Froag hodd des Kinn nur gewadd. „I(s)ch hebb nur schwaddsweiße Klebebild(s)chä“, daht`s aas däm Mäd(s)che raassprudele, „de Sebastoan doageje bunte.“

„Ach,des seun doch net schlimm“, väsuchte i(s)ch mei De(s)chter(s)che zu beruhi(s)che, „defier duhn deu Bild(s)chä im Dunkle lei(s)chte.“

Joa, schun“, daht des finfjähri(s)che Marie(s)che zugewwe, „awä bunte gefalle mä bessä. Susoann(s)che hodd aach bunte. Die sehe wunnäschee aas un duhn sogoar noch lei(s)chte im Dunkle. Sol(s)che Bild(s)chä hädd i(s)ch aach gern.“

„Offensi(s)chtli(s)ch hängt devo deu perseenli(s)ch Läwensgligg oab“, bemerkte i(s)ch,„is gut, du host mi(s)ch iwäzei(s)cht. Mä kaafe sol(s)che Klebebild(s)chä, die du hobbe willst. Doann konnsde wirrä lache.“

Mit diesäm Väspre(s)che wor des Kinn zufriede un ging naus aas de Stubb.

„`S is schun seltsoam, woas die Leit alles unnä gerä(s)cht un uugerä(s)cht västehe“, lachte i(s)ch, de oald Siggi zim Baaspiel moante, `s seun uugerä(s)cht, doass moan(s)che in Saus un Braus läwe un ihrn Bobbes baam Scheiße mit fei(s)chtäm, feune Toelettebabier oabwische kenne, ä degeje, de oarme Rentnä, nur mit eufachäm, billi(s)che Klobabier.

                           Geht`s mä gut, de annern schlä(s)cht

                           des seun doch nur gerä(s)cht.

                           Geht`s mä schlä(s)cht, de annern gut

                           fiehl i(s)ch nur gerä(s)chte Wut.“

 

„Hä Schor(s)chi,Schnabbelschnut wenn de doamit soage willst, des Rädde iwä Gerä(s)chtigkaat seun nur bleed Gebabbel,koann i(s)ch dä net zustimme. Zugegewwe, oft seun`s so, awä die Tatsach,doass euni(s)che Leit im Luxus schwimme, joa so halb doarin ädrinke, un annern degeje hungern orrä fast hungern un aach sunst mä als bescheide läwe misse.... koann mä net nur als iwä- flissi(s)ches Neidgeschwätz väuhze.Heifi(s)ch seun des werkli(s)ch iewel, joa pävers.“

„Stimmt“,nickte i(s)ch,  

                            „mä kämpfe ferne gerä(s)chte Welt

                             fer mä Gietä unmä Geld.“

Ähli(s)ch gesoat, i(s)ch wor selwst net vun däm Spruch iwäzei(s)cht, wollt awä Klausi ebbes provziern.

„Du willst mi(s)ch nur väuhze, gell“, moantä,

                      „gerä(s)cht seun nix anneres als gerä(s)cht

                      un des is niemoals schlä(s)cht.“   

Übersetzung:Klausi war bei uns zu Besuch. Wir redeten über Hessen, Deutschland und die Welt.

Da erschien Mariechen im Zimmer. „Das ist ungerecht“, grummelte es in sich rein und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.

„Wirklich, das ist ungerecht“, wiederholte es.

„Was ist denn ungerecht, Mariechen?“ fragte Klausi anteilnahmsvoll, aber auch etwas neugierig.

Auf so eine Frage hatte das Kind nur gewartet. „Ich hab nur schwarzweiße Klebebildchen“, sprudelte es aus ihrem Mäulchen raus, „der Sebastian dagegen bunte.“

„Ach,das ist doch nicht schlimm“, versuchte ich mein Töchterchen zu beruhigen, „dafür leuchten deine Bildchen im Dunklen.“

„Ja schon“, gab das fünfjährige Mädchen zu, „aber bunte gefallen mir besser. Susannchen hat auch bunte,sie sehen wunderschön aus und leuchten auch im Dunkeln. Solche Bildchen hätte ich auch gerne.“

„Offensichtlich hängt davon dein persönliches Lebensglück ab“, bemerkte ich,„ist gut, du hast mich überzeugt. Wir kaufen solche Klebebildchen, die du haben willst. Dann kannst du wieder lachen.“

Mit diesem Versprechen war das Kind zufrieden und ging raus aus demZimmer.

„`S ist schon seltsam, was die Leute alles unter gerecht und ungerecht verstehen“, lachte ich, „der alte Siggi zum Beispiel meinte, ´s ist ungerecht, dass manche in Saus und Braus leben und ihren Hintern beim Scheißen mit feuchtem, feinen Toilettenpapier abwischen können, er dagegen, der arme Rentner, nur mit einfachem, billigen Klopapier.

                              Geht`s mir gut, den andern schlecht

                              das ist doch nur gerecht.

                              Geht`s mir schlecht, den andern gut

                              fühl ich nur gerechte Wut.“

"Herr Schorschi Schnabbelschnut, wenn du damit sagen willst, das Reden über Gerechtigkeit sei nur blödes Geschwätz, kann ich dir nicht zustimmen. Zugegeben, oft ist es so,aber die Tatsache, dass einige Leute im Luxus schwimmen, ja halb darin ertrinken, und andere dagegen verhungern oder

fast verhungern und auch sonst mehr als bescheiden leben müssen.....kann man nicht nur als überflüssiges Neidge-quatsche veralbern. Häufig ist das übel, ja pervers.“

„Stimmt“,nickte ich,

                               „wir kämpfen für eine gerechte Welt

                                für mehr Güter und mehr Geld.“

Ehrlich gesagt, ich selbst war von diesem Spruch nicht überzeugt und wollte Klausi nur etwas provizieren.

„Du willst mich nur veruhzen (veralbern),gell“, meinte er

                                „gerecht ist nichts anderes als gerecht

                                und das is tniemals schlecht.“