Pilze sammeln im Herbst
Oan eunäm sonni(s)che Herbstdaach hodd i(s)ch mi(s)ch mit Heunä, unserm Koampfdrinkä de Filosoferund, väoabred in de Woald oam Melibokusmassiv zu tigern. Mä wollte in die Pilze laafe.
Moan Freind daht zu mä kumme un hodd noch ähn annä Moann, uugefäh so oald wie wä orrä ebbes eldä, also etwoa midde verzi(s)ch orrä schun fuffzi(s)ch, baa si(s)ch.
„I(s)ch haaß Mories“, dahtä si(s)ch voschtelle, „un in Beckebach duh i(s)ch wohne.“
Er(s)chendwie koam mä diese Päson bekoannt vo, so als hädd i(s)chen schun moal gedroffe, wusst awä net wo.
Finf Minute spätä woarn wä beraats oam Woaldroand. De Moann aas Beckebach faltete die Hend, blickte noach obbe zim Himmel un babbelte:
„Liewä Hägodd, duh uns vo Giftpilz väschoone
awä mit viele Steupilz- un Piffälinge belohne.“
„Moansde, Mories, deu Gebät duht woas niddse?“ froate i(s)ch, „si(s)chä seun`s bessä iwä die Pilz Bescheid zu wisse, doamit wä wisse, wo wä iwähaapt suche misse un doamit net oan Knolli midden Schoampingjon väwechselt werd.“
„Selwstväschtännli(s)ch duht bäte niddse“, dahtä si(s)ch vädeidi(s)che, „de Hägodd hodd beraats meu Bitt vänumme, doa links vun uns unnerm Busch seun beraats ä Grupp hällische Speispilz.“
Unsä fromme Begleitä noannte aach de Noame vun seunäm Fund, i(s)ch hebb ihn allädings wirrä vägesse.
Ä lies noch soon fromme Spruch dor(s)ch seu Lippe fließe:
„Pilze wachse iwäall, aach im di(s)chte Unnäholz
doann kenne mä frehli(s)ch väkinde vollä Stolz:
I(s)ch duh eun voll gefillt Pilzkorb bresendiern
doamit kenne mä de Middaachsdisch foandasdi(s)ch garniern.
Hägodd, i(s)ch duh dä doanke fer diese dolle Funde
I(s)ch loss die Pilzpann freidi(s)ch, entspoannt mä munde.“
Uf eunmoal wusst i(s)ch, wo i(s)ch dän Versbastlä schun moal gesehe hobb.
„Baam Klausi, i(s)ch moan unsern Schäff-Filosof in Juräm, hebb i(s)ch di(s)ch moal korz gesehe, Mories“, daht`s aas mä raas pladdse.
„Stimmt“, niggte ä,
„de Klausi Vielrednä seun laadä oan väbissnä Addeist
i(s)ch degeje seun ähn frehli(s)ch gleibi(s)chä Krist.“
Na ja, ob seu Frehli(s)chkaat werkli(s)ch vohanne woar orrä nur behaaptet, konnt i(s)ch oan jänem Daach net iwäpriefe.
„Eiä Klausi seun de bekoannte Dorffdi(s)chtä vun Juräm“, babbelte ä waatä, „du, Schorschi Schnabbelschnut, seun de oagäbli(s)che Stellvätretä. I(s)ch seun de oaäkoannte Dorffdi(s)chtä vun Beckebach. Awä moal woas anneres“, ä daht zim Heunä gucke, „duhst du alleweil bäte?“
„Noa“, schiddelte meun Freind de Kopp, „meun goanzes Läwe hobb i(s)ch noch nie gebätet.
Meu Fraa degeje hodds friehä moal heifi(s)chä gedähdi(s)cht. Heit macht se`s nur noch, wenn wä selwst gesammelte Pilze fuddern.“
„Des is falsch“, daht Mories behaapte,
"mä muss alleweil lieb oan de Hägodd denke
doann werdä di(s)ch efters rei(s)chli(s)ch beschenke.“
Baa denne viele gereumte Spri(s)ch wollt i(s)ch aach net zurick schtehe un zei(s)che, doass i(s)ch ewwefalls Verse bastle koann. Deshalb bleekte i(s)ch:
„Vägnie(s)cht duh i(s)ch emfinne viel Freid
väschwunne seun läsdi(s)ch Kummä un Leid.“
Ernst wie(s)chte Mories seun Wersching hie un hä. „Mä merkt“, moantä, „doassde nur de stellväträtende Dorffdi(s)chtä vo Juräm seun. Doa mussde noch viel iebe.“
Übersetzung: An einem sonnigen Herbsttag hatte ich mich mit Heiner, unserem Kampftrinker der Filosofenrunde, verabredet in den Wald am Melibokusmassiv zu tigern. Wir wollten dort Pilze sammeln.
Mein Freund kam zu mir. Er hatte hatte noch einen anderen Mann, ungefähr so alt wie wir oder ein bisschen älter, also mitte vierzig oder schon fünfzig, bei sich.
„Ich heiße Maurice“,stellte er sich vor, „und in Bickenbach wohne ich“.
Irgendwie kam mir diese Person bekannt vor, so als hätte ich sie schon mal getroffen, wusste aber nicht wo.
Fünf Minuten später waren wir bereits am Waldrand. Der Mann aus Bickenbach faltete seine Hände, blickte nach oben zum Himmel und sprach:
„Lieber Herrgott, tu uns vor Giftpilzen verschonen
aber mit vielen Steinpilzen und Pfifferlingen belohnen.“
„Meinste, Maurice, dein Gebet nützt was?“ fragte ich, „sicher ist es besser über die Pilze Bescheid zu wissen, damit wir wissen, wo wir überhaupt suchen müssen und damit ein Knolli nicht mit einem Champignon verwechselt wird.“
„Selbstverständlich nützt beten“, verteidigte er sich, „der Herrgott hat bereits meine Bitte vernommen. Da links vor uns unterm Busch ist bereits eine Gruppe herrlicher Speisepilze“.
Unser gläubige Begleiter nannte auch den Namen von seinem Fund, ich hab ihn allerdings wieder vergessen.
Er ließ noch so einen frommen Spruch durch seine Lippen fließen:
„Pilze wachsen überall, auch im dichten Unterholz
dann können wir fröhlich verkünden voller Stolz:
Ich tu einen voll gefüllten Pilzkorb präsentieren
damit können wir den Mittagstisch fantastisch garnieren.
Herrgott, ich danke dir für diese tolle Funde
Ich lass die Pilzpfanne fröhlich und entspannt mir munden.“
Auf einmal wusste ich, wo ich den Versbastler schon mal gesehen hatte.
„Beim Klausi, ich meine unseren Chef-Filosofen von Jugenheim, habe ich dich mal kurz gesehen,Maurice“, platzte es aus mir raus.
„Stimmt“, nickte er,
„der Klausi Vielredner ist leider ein verbissener Atheist
ich dagegen bin ein fröhlich gläubiger Christ.“
Na ja, ob seine Fröhlichkeit wirklich vorhanden war oder nur behauptet, konnte ich an jenem Tag nicht überprüfen.
„Euer Klausi ist der bekannte Dorfdichter von Jugenheim“, schwätzte er weiter, „du, Schorschi Schnabbelschnut, bist der angebliche Stellvertreter. Ich bin der anerkannte Dorf -
dichter von Bickenbach. Aber mal was anderes,“, er guckte zum Heiner, „betest du immer?“
„Nein“, schüttelte mein Freund den Kopf, „mein ganzes Leben habe ich noch nie gebetet.
Meine Frau dagegen hatte es früher häufiger getan. Heute macht sie es nur noch, wenn wir selbstgesammelte Pilze futtern.“
„Das ist falsch“, behauptete Maurice,
„man muss immer lieb an den Herrgott denken
dann wird er dich öfters reichlich beschenken.“
Bei diesen vielen gereimten Sprüchen wollte ich auch nicht zurück stehen und zeigen, dass ich ebenfalls Verse basteln kann. Deshalb blökte ich:
„Vergnügt empfinde ich viel Freud
verschwunden sind lästig Kummer und Leid“.
Ernst wiegte Maurice seinen Kopf hin und her. „Man merkt“, meinte er, „dass du nur derstellvertretende Dorfdichter von Jugenheim bist. Du musst noch sehr viel üben.“