Jugenheim, Goldenes Kreuz   ( mit Video 2m17s)


Im Dsentrum vun Juräm daht i(s)ch uf eunä Boank hocke un beoboachtete des Geschehe im Ordd.
Viel zu gucke goabs doa net, Audos fuhre vobaa un Leit eilte umhä. Aas Ri(s)chtung Friedensbrunne koame jingere, geschäddst so um zwoansi(s)ch Joahrn oald, un ginge waatä, woahrscheunli(s)ch zim Heiligeber(s)ch. Se hodde all eun Rucksack debaa, vämutli(s)ch gefillt mir Väpflä(s)chung.
Drei vun denne hockte si(s)ch zu mä, eunä rief: „Hej, jedds macht erst moal eune Rast. Wä hobbe Zaat genung un braache net zu häddse.“
„Gell, se wolle wohl des Schloss besi(s)chdi(s)che?“ froate i(s)ch.
„Genaa“, nickte eune jung Fraa, „awä aach die annern Dinge, die wo dordd zu gucke seun, de Mammutbaam, de kloane Pack un vo alläm aach des   Goldene Kreids.   Hier, unsä Svenni“, se deitete uf eun Moann im uugefäh glei(s)che Oaldä, also ewwefalls uugefäh dswoansi(s)ch, „djoa, dä is besunners wild des Kreids zu besi(s)chdi(s)che. Ä will nämli(s)ch ebbes Gold oabkraddse, doamitä seu Schulde beglei(s)che koann.“
„Des mussde jedds werkli(s)ch net rim posaune“, kridisierte de Svenni, daht allädings grinse, „du koannst doa direkt glaa die Bolidsei oadelefoniern un mi(s)ch väroate.“

„Des werd ihne net gelinge“, daht i(s)ch provezeihe, „i(s)ch moan des mit däm Oabkraddse.“
„I(s)ch will joa net uuväschämt seun“, dahtä äwirrern, „so eun kloa Bregg(s)che, uugefäh eun Kubikdsendimetä groß, duht mä schun loange, Des hodd beraats eun Wert vun dausend Eiro.“
„Se mache si(s)ch vum Goldne Kreids falsche Voschtellunge. S` duht net aas Massivgold beschtehe, s` is nur vägoldet. Des bedeit: Des Haaptmaderijoal is Gusseise, des wo nur mit eunä hauchdinn Schi(s)cht, uugefäh zwaa mikrometä, iwäzouhe is.
Gold is zwoa ar(s)ch schwä, die Di(s)chte is zwaa..eunhalb mola so grooß wie vum Eise, awä s` droddsdäm eun Wei(s)chmedall un  so ne grooß Mass, wie die vum sogenannte Goldne Kreids, däht si(s)ch nur väformme, wenn es dahtsä(s)chli(s)ch nur aas Gold beschtehe däht.“
„Och, des is awä schoad“, moante Svenni grinsend, „doa muss i(s)ch hoalt er(s)chendwoas
Anneres mä eufalle losse, um meun Schuldeber(s)ch zu väkleunern.“
Sowaat de Vofall mit de Besuchägrupp.  In de Filosooferund informierte i(s)ch de annern Säks devun.
„Im Intänet hebb i(s)ch mi(s)ch kundi(s)ch gedahn iwä des Goldne Kreids“, beri(s)chtete i(s)ch noch, „die Kinnä vun eunä Großherzogin mit däm Noame Wilhelmiene häm des zu Ehre ihrä Muddä äri(s)chte loasse, beraats schun oachtzeh..hunnerdsäksunsä(s)chsi(s)ch.
Uf de Websaid werd noch behaaptet, des Kreids wär des Woahrzei(s)che vun Juräm.
Also, diesä Uffassung bin i(s)ch iwähaapt net. Woas duht mi(s)ch die oadlige Großhäzogin indressiern? Goar nix. Fer die doamoalige Bevelkerung vun Juräm hodd die vämutli(s)ch goar nix geleistet.“

Noachäm Schluck Bier babbelte i(s)ch waatä: „Mä kennt oan diesä Schtell, orrä denewwe, eun greeßeres Schild oabringe, uf däm doann Sinnschpri(s)che uf Knobbdruck äscheine, evenduell aach mit goldfabbnä Schrift un geje eun Euwerffe vunnä Eiromiens.
Woas mä schun heifi(s)chä missfalle hodd, wenn i(s)ch gefroat werd, na wie geht’s dä denn so, doass denn selwsväschtännli(s)ch äwadd werd, doass i(s)ch oantwordde guud orrä fast prima, awä net saumäßi(s)ch orrä totoal iwädriwwe foandasdi(s)ch, bombasdi(s)ch.
Eun poar Verse hebb i(s)ch mä schun aasgedenkt.
Selwsväschtännli(s)ch misse die Schpri(s)ch net nur zu läse sein, sunnern, mit Hilfe eunes Laatschpre(s)cher, aach zu heern.
Also, Filosoofe un nadierli(s)ch aach Filosoofinne, duht moal lausche.

Ju W 1.mp3 (496.96KB)
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„Wie geht’s dä, Schor(s)chi?“
„Ach, s` is alleweil des Glei(s)che
Viel Arweid, awä nur ebbes Geld.
S` duht groad zim Iwäläwe rei(s)che,
meun Schuldeber(s)ch goans iewel schwellt“

Orrä:

Ju W 2.mp3 (326.13KB)
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„Wie geht’s dä, Svenni?“
„Ouh, werkli(s)ch foandasdi(s)ch,
meu Läwe is bombasdi(s)ch.
S` Bier de Kneip werd net deirä wern
des Gligg werd waatähie schtreeme ins Hern.“

Ähn annä Schpruch kennte seun:

Ju W 3.mp3 (547.83KB)
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„Wie geht’s dä, Lisa?“
„S` kennt mä bessä gehn,
brei(s)cht net im Reje schtehn.
Misst eun Scherm baa mä hobbe, juchee,
erst doann wär des Läwe schee.“

Mit eum verte Vers will  i(s)ch ei(s)ch aach noch begligge:

Ju W 4.mp3 (278.47KB)
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„Wie geht’s dä, Moni?“
„I(s)ch bin net alleweil zufriede,
meun Dschobb macht mi(s)ch ar(s)ch miede.
Meu Scheffin is ne saubleed Kuh,
muss alles sofordd dähdi(s)che, im Nu.“

     Hintergrundmusik: Happiness -Bensound (NCM)


Übersetzung: Im Zentrum Jugenheims setzte ich mich auf eine Bank nd beobachtete das Geschehen im Ort.
Viel zu schauen gab es nicht, Autos fuhren  vorbei und Leute eilten umher. Aus Richtung Friedenbrunnen kamen jüngere, geschätzt so um zwanzig Jahre alt, und gingen weiter, wahrscheinlich zum Heiligenberg. Sie hatten alle inen Rucksack dabei, vermutlich gefüllt mit Verpflegung.
Drein von denen setzten sich zu mit, einer rief: „Hej, jetzt macht erst mal eine Rast. Wir haben Zeit genug und brauchen nicht zu hetzen.“
„Gell, Sie wollen wohl das Schloss besichtigen?“ fragte ich.
„Genau“, nickte eine junge Frau, „aber auch die anderen Dinge, die dort zu sehen sind, den Mammutbaum, den kleinen Park und vor allem auch das  Goldene Kreuz.   Hier unser Svenni“, sie deutete auf einen Mann im ungefähr gleichen Alter, also ebenfalls ungefähr 20, „tja, der ist besonders wild dies Kreuz zu besichtigen. Er will nämlich etwas Gold abkratzen, damit er seine Schulden begleichen kann.“
„Das musst du jetzt wirklich nicht rum posaunen“, kritisierte der Svenni, grinste allerdings, „du kannst da direkt gleich die Polizei antelefonieren und mich verraten.“
„Das wird Ihnen nicht gelingen“, provezeihte ich, „ich mein das mit dem Abkratzen.“
„Ich will ja nicht unverschämt sein“, erwiderte er, „so ein kleines Bröckchen, ungefähr ein Kubikzentimetert groß, langt mir schon. Das hat bereits einen Wert von tausend Euro.“

„Sie machen sich vom Goldenen Kreuz falsche vorstellungen. Es besteht nicht aus Massivgold, es ist nur vergoldet. Das bedeutet: Das Hauptmaterial ist Gusseisen, das nur mit einer hautdünnen Schicht, ungefähr zwei Mikrometer, überzogen ist.
Gold ist zwar sehr schwer, die Dichte ist zweieinhalb mal so groß wie vom Eisen, aber trotzdem ein Weichmetall und so eine große Masse, wie die vom sogenannten Goldenen Kreuz, würde sich nur verformen, wenn es tatsächlich nur aus Gold bestehen würde.“
„Och, das ist aber schade“, meinte Svenni grinsend, „da muss ich halt was Anderes mir einfallen lassen, um meinen Schuldenberg zu verkleinern.“
Soweit der Vorfall mit der Besuchergruppe. In der Filosofenrunde informierte ich die anderen sechs davon.
„Im Internet hab ich mich kundig gemacht über das Goldene Kreuz“, berichtete ich noch, „die Kinder von einer Großherzogin mit dem Namen Wilhelmine haben das zu Ehren ihrer Mutter errichten lassen, bereits schon um 1866.
Auf der Website wird noch behauptet, die Kreut wäre das Wahrzeichen von Jugenheim.
Also, dieser Auffassung bin ich überhaupt nicht. Was interessiert mich die adlige Großherzogin? Gar nichts. Für die damalige  Jugenheimer Bevölkerung hatte die vermutlich gar nichts geleistet.“

Nach einem Schluck Bier redete ich weiter: „Man könnte an dieser Stelle, oder daneben, ein größeres Schild anbringen, auf welchem dann Sinnsprüche auf Knopfdruck erscheinen, eventuell auch mit goldfarbener Schrift und gegen Einwerfen einer Euromünze.
Was mir schon häufiger missfallen hat, wenn ich gefragte wurde: Na, wie geht es dir denn so, dass dann selbstverständlich erwartet wird, dass ich antworte  gut  oder fast prima, aber nicht  saumäßig oder total übertrieben  phantastisch, bombastisch.
Ein paar Verse hab ich mir schon ausgedacht.
Selbstverständlich müssen die Sprüche nicht nur zu lesen sein, sondern, mit Hilfe eines Lautsprechers, auch zu hören.
Also, Filosofen und natürlich auch Filosofinnen, hört mal zu:
„Wie geht`s dir, Schorschi?“
„Ach, es ist immer das Gleiche
viel Arbeit, aber  nur wenig Geld.
Es tut gerade zum Überleben reiche(n) ,
mein Schuldenberg ganz übel schwellt.“

Oder:
„Wie geht es dir, Svenni?“
„Ouh, wirklich phantastisch,
mein Leben ist bombastisch.
S` Bier der Kneipe wird nicht teurer werden
das Glück wird weiterhin strömen ins Hirn.“
   (auf Hessisch reimt es sich)
Ein anderer Spruch könnte sein:
„Wie geht`s dir, Lisa?“
„Es könnte besser gehen,
bräucht nicht im Regen stehn.
Müsst` einen Schirm bei mir haben, juchhee,
erst dann wär das Leben schee.“
        (schee= schön)
Mit einem vierten Vers will ich euch auch noch beglücken:
„Wie geht`s dir, Moni?“
„Ich bin nicht immer zufrieden,
mein Job macht mich sehr müde.    
 (auf Hessisch reimt es sich)
Meine Chefin ist `ne saublöde Kuh,
muss alles sofort machen, im Nu.“