Schweigen und Schwatzsucht


„Redde is Silbä, Schwei(s)che is Gold“, babbelte i(s)ch während einä Filosooferund in de Kneip  Zim weise Mondmoann,  „doamit is wohl gemoant, doass viel Gekwaddsche wohl iwäflissi(s)ch is, besunners doann, wenn nur Wisse vogedeischt werdd.“
„Hodd des jedds woas mit Filosoofie zu duhn? “, lästerte Ludwig, unsä Edelhä, i(s)ch glaab ehä, doass unsre Dreffe hier saat de leddste Woche mä un mä   ins Mä de Ni(s)chdi(s)chkaate väsinke   duhn.“
„Ouh, des hosde schee gesoat, Ludwig“, daht i(s)ch i(s)ch loobe, „laadä muss i(s)ch dä, zuminnest daalwaas rä(s)cht gewwe."
Doann, noach eunäm kräfdi(s)che Schluck aasäm Biergloas: „Awä anneräsaats: Wä kenne net äwadde, doass  in unsre Themefeldä si(s)ch nur  die wi(s)chdi(s)chsde Brobläme de menschli(s)che Äksisdens zu finne seun.
Dehalb duh i(s)ch voschlaache, doamit unsre Kepp wirrä ebbes kloarä wern, ob un zu sollte wä in unsre Runde sowoas wie Gesellschafts..schpiele eufie(s)che. Des wär doch si(s)chä eune gesunn Oabwäkslung un kenne oaschließend wirrä hochkreadiv, oaschpruchsvull Filosoofie dreiwe. Doann is die Gefaah, doass wä 

in  dän Sump de iwäflissi(s)ch Schwaddssucht gleide  beschtimmt kloanä."
„Gesellschafts..schpiel(s)chä? Oan woas hosde denn konkret gedenkt, Schor(s)chi?“ wollte Babett(s)che wisse.
„Djoa...i(s)ch will net aasgelacht wern vun ei(s)ch. Drinke wä erst noch ebbes“, daht i(s)ch oantwordde.

               Reden ist Silber.......

„Ach“, winkte Klausi  oab, „niemoand duht dich hier aaslache, obwohl du heifi(s)ch genung uns defier Griende lifferst.
Also, Schor(s)chi, duh uns moal mitdaale, woas denn deun foandasdi(s)ch Kreadivhern assgebriet hodd, wä hänge all sehnsi(s)chdi(s)ch oan deune Lippe.“
Unsä Scheff-Filosoof grinste baa diese Wordde, woraas i(s)ch schließe daht, seun Gesoates woar net hunnerdbrodsendi(s)ch ernst gemoant, sunnern ehä
ironisch.     Awä meu Gefäß fer äliddne Demiedi(s)chunge woar noch net gefillt, so koannt i(s)ch seu Gebabbel noch goans gut ädraache.
„I(s)ch hobb mä gedenkt“, begoann i(s)ch, „wä kenne eun rund Schtiel(s)chekreis bilde
un Flaschedrehe schpiele. Die Päsoon, uf die wo de Flaschehals doann deitet, muss doann eune Ufgaab bewäldi(s)che. I(s)ch hebb doa aach woas vobereit un uf Kärt(s)chä geschriwwe..“     „Des duht unsä Nivoo werkli(s)ch net dreffe“, daht Laura lästern, „wä seun doch koa Kinnä mä im Kinnägadde, aach des Oaldä de Grundschulschpresslinge hämmä schun loang hinnä uns geloasse.

Äwaksne sollte si(s)ch schtets als werddi(s)ch äweise
un niemoals nur bleedkinni(s)ch Posse dreiwe.
Die Älei(s)chtung werd uns doann mit Ruhe begligge
un die folgend Woahrhaatsfinnung änzicke.

So isses doch wohl, gell?“
„Deriwwä koann mä aach annä Oasi(s)cht seun“, daht i(s)ch äwirrern, „zuminnest moan(s)chmoal seun unsre Geschprä(s)chsrunde alles annere als vänienfdi(s)ch, selwst Kloakinnä dähte doa nur ihrn Kopp schiddle iwä soviel Bleedsinn, den wo wä väzapfe.
Un du, Laura, bist devun net aasgenumme, heifi(s)ch bisde aach de Schwaddssucht fette Beit. Deun iwäflissi(s)chä Vierzeilä hodds wirrä bewiese.“
„Noa,joa,  ebbes schtimmts schun“, daht Laura zugewwe, „besunners doann, wenn   eire kloageisdi(s)che Schdreidi(s)chkaate zwische ei(s)ch zwaa, nämli(s)ch zwische Klausi un Schor(s)chi, oan meune gekwälte Ohrn oakumme.
Awä, duhn wä moal Schor(s)chis Voschlaach oanemme.“

So koams, doass wä siwwe Filosoofe eun Schtiehl(s)chekreis bilde dahte un Lena in de Mitt eune läre Schprudelflach in Drehbewä(s)chung seddste.
Uugliggli(s)chäwaas daht doann noach Be..endi(s)chung des Drehens de Flaschehals eudaadi(s)ch uf mi(s)ch, de Schor(s)ch Schnabbelschnut, zei(s)che.
„So hebb i(s)ch mä des Schpiel(s)che net vogeschtellt“, daht i(s)ch flisternd murmeln, „bessä wärs, wenn sich erst moal Annern hier blamiern.“
Awä i(s)ch fiehlte sofordd, i(s)ch muss mi(s)ch fie(s)che, schließli(s)ch koam diesä Voschlaach vun mä selwä.
Lena noahm die fienf Kärt(s)chä, die wo i(s)ch vobereit hodde, un drehte des owerste um.
„Hier steht“, daht Lena voläse, „de gliggli(s)ch Aasäwählte soll jedds eun Lied singe.“
„Aach des noch“, jammerte Klausi, „des grausoam Schicksoal duht uns nix schenke.“
„Duh, Schor(s)chi, hoalt woas vosinge“, ägänste noch Ludwig, „ awä nix Uuappediddli(s)ches mit menschli(s)che Schtoffaas..scheidunge, wä seun hier nämli(s)ch eune Grupp vun edle Filosoofe, die  wo noach Äkenntnis hungern un de Woahrhaat derste,  un koa schmuddsi(s)che Gossepennärund.“

„I(s)ch, als   gliggli(s)ch Aasäwähltä,   kenn awä nur feddsi(s)che Liedä, baa denne die Schtoffaas..scheidunge ne gewiss Roll schpiele.  Awä die Edel..leit unnä uns“, i(s)ch linste zu Babett(s)che un Ludwig, „kenne joa Noas un Ohrn zuhoalte, wenn i(s)ch meun Kuldurguud ei(s)ch bresendiern duh,
Also, liewe Leit, duht ei(s)ch enschpoannt zurigg lehne un lauscht:

Eune Seefaht, die is lusdi(s)ch, eune Seefaht, die is scheen
djoa, doa koann mä viele Leit iwä die Reeling koddse sehn.
Hollahie, hollahoho, hollahiea..hieä..hiea..ho.


Un die greeßte Sau oan Bordd is de loange Heun,
ä schpielt mit Bobbes..scheiße un schlerfft seun Noaseschleum.
Hollahie, hollahoho, hollahieha..hiea..hiea..hiea..ho.


Übersetzung: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“, schwätzte ich während einer Filosofenrunde in der Kneipe   Zum weisen Mondmann,  „damit ist wohl gemeint, das viel Gequatsche wohl überflüssig ist, besonders dann, wenn nur Wissen vorgetäuscht wird.“
„Hat das jetzt was mit Filosofie zu tun?“ lästerte Ludwig, unser Edelherr, „ich glaub eher, dass unsere Treffen hier seit den letzten Wochen mehr und mehr   ins Meer der Nichtigkeiten versinkt.“
„Ouh, das hast du scjhön gesagt, Ludwig“,lobte ich, „leider muss ich dir, zumindestesn teilweise, recht geben."
Dann, nach einem kräftigen Schluck aus dem Bierglas: „Aber andererseits: Wir können nicht erwarten, dass in unseren Themenfeldern sich nur die wichtigsten Probleme der menschlichen Existenz wieder finden.
Deshalb schlage ich vor, damit unsere Köpfe wieder etwas klarer werden, ab und zu sollten wir in unserer Runde sowas wie Gesellschaftsspiele einfügen. Dies wäre doch sicher eine gesunde Abwechselung und können anschließend wieder hochkreative, anspruchsvolle Filosofie treiben. Dann ist die Gefahr, dass wir   in

den Sumpf der überflüssigen Schwatzsucht gleiten     bestimmt kleiner.“
„Gesellschaftsspielchen? An was hast du denn konkret gedacht, Schorschi ?“ wollte Babettchen wissen.
„Tja...ich will nicht ausgelacht werden von euch. Trinken wir erst noch etwas“, antwortete ich.
„Ach“, winkte Klausi ab, „niemand lacht dich hier aus, obwohl du häufig genug uns dafür Gründe lieferst.
Also, Schorschi, teile uns mal mit, was dein fanstastisches Kreativhirn ausgebrütet hat, wir hängen alle sehnsüchtig an deinen Lippen.“

                  .........Schweigen ist Gold

Unser Chef-Filosof grinste bei diesen Worten, woraus ich schloß, sein Gesagtes war nicht 100%ig ernst gemeint, sondern eher ironisch.    Aber mein Gefäß für erlittene Demütigungen war noch nicht gefüllt, so konnte ich sein Gebabbel noch ganz gut ertragen.
„Ich hab mir gedacht“, begann ich, „wir könnten einen runden Stühlchenkreis bilden und Flaschendrehen spielen. Die Person, auf die der Flaschenhals dann deutet, muss dann eine Aufgabe bewältigen. Ich hab da auch was vorbereitet und auf Kärtchen geschrieben.“
„Das trifft unser Niveau wirklich nicht“, lästerte Laura, „wir sind doch keine Kinder mehr im Kindergarten, auch das Alter der Grundschulsprösslinge haben wir schon lange hinter uns gelassen.
Erwachsene sollten sich stets als würdig erweisen,
niemals nur blödkindische Possen treiben.
Die Erleuchtung wird uns dann mit Ruhe beglücken
und die folgende Wahrheitsfindung entzücken.

So ist es doch wohl, gell ?“
„Darüber kann man auch anderer Ansicht sein“, erwiderte ich, „zumindestens manchmal sind unsere Gesprächsrunden alles andere als vernünftig, selbst Kleinkinder würden da nur ihren Kopf schütteln über so viel Blödsinn, den wir verzapfen.
Und du, Laura, bist davon nicht ausgenommen. Häufig bist du auch der Schwatzsuchts fette Beute. Dein überflüssiger Vierzeiler hat es wieder bewiesen.“
„Na ja, ein wenig stimmt es schon“, gab Laura zu, „besonders dann, wenn eure kleingeistigen Streitigkeiten zwischen euch zwei, nämlich zwischen Klausi und Schorschi, an meine gequälten Ohren ankommen.
Aber, tun wir mal Schorschis Vorschlag annehmen.“
So kams, dass wir 7 Filosofen einen Stühlchenkreis bildeten und Lena in der Mitte eine leere Sprudelflasche in Drehbewegung setzte.

Unglücklicherweise zeigte dann nach Beendigung des Drehens der Flaschenhals eindeutig auf mich, den Schorschi Schnabbelschnut.
„So hatte ich mir dies Spielchen nicht vorgestellt“, flüsterte ich murmelnd, „besser wäre es, wenn sich erst mal Andere hier blamieren.“
Aber ich fühlte sofort, ich muss mich fügen, schließlich kam dieser Vorschlag von mir selber.
Lena nahm die fünf Kärtchen, die ich vorbereitet hatte, und drehte die oberste um.
„Hier steht“, las Lena vor, „der glückliche Auserwählte soll jetzt ein Lied singen.“
„Auch das noch“, jammerte Klausi, „das grausame Schicksal schenkt uns nichts.“
„Schorschi, sing halt was vor“, ergänzte Ludwig noch, „aber nichts Unappetitliches mit menschlichen Stoffausscheidungen, wir sind hier nämlich eine Gruppe von edlen Filosofen, die   nach Erkenntnis hungern und nach Wahrheit dürsten  und keine schmutzige Gosenpennerrunde."
„Ich, als   glücklich Auserwählter,   kenne aber nur fetzige Lieder, bei denen die Stoffausscheidungen eine gewisse Rolle spielen. Aber die Edelleute unter uns“, ich linste zu Babettchen und Ludwig, „können ja Nase und Ohren zuhalten, wenn ich mein Kulturgut euch präsentiere.
Also, liebe Leute, lehnt euch entspannt zurück und lauscht:
Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön
tja, da kann man viele Leute über die Reling kotzen sehn.
Hollahie, hollahoho, hollahiea..hiea..hiea..ho.


Und die größte Sau an Bord ist der lange Hein,
er schpielt mit Poposcheiße und schlürft sein` Nasenschleim.
Hollahie, hollahoho, hollahiea..hiea..hiea..ho.“