Mariechen, der verhinderte Waldbrand (mit Kurzvideo 56s)

   weiter unten noch: Marko, Vorbereitung des Wildblumenbeetes


Unsre Familje, euschließli(s)ch Hindin Trud(s)che un Seboastjoan, de Kinnägaddefreind vum Marie(s)che, woarn im Woald.
Oan eunä Schtell, eune Li(s)chtung, wuchs vämäht des groad bliehende Woaldweiderees(s)che, annern Leit soage aach dezu Feiäkraut.
„Ouh“, frohlockte Marie(s)che, „des seun awä werkli(s)ch scheene Blumme.“
„Moan i(s)ch aach“, nickte i(s)ch, „in unsrä Gejend duhts des allädings net heifi(s)ch gewwe, weil de Boode zu koalkhoalti(s)ch is un sowoas moag des Feiäkraut net.“
„Wieso haaßt de Ploans Feiäkraut?“ froate Macko.
„Diese Wildblumm duht hoalt viel Li(s)cht, also Sunn beneedi(s)che. Im Schadde gedeiht die net. Noach eunäm Woaldbroand, also noach Feiä seun awä viele Sunneschtroahle doa, die wo aach uffen Boode falle. Des bedeit oan denne Woaldbroandschtelle wäkst des Feiäkraut prima.“

  Vämutli(s)ch hädd i(s)ch diesän Vofall schun wirrä längst vägesse, awä es folgte noch woas anneres druf.
Marie(s)che koam euni(s)che Daache schpätä zu mä gehoppelt un froate, ob i(s)chä Schtrei(s)chheldsä gewwe kennt.
„Fer woas braachsde die denn?“ froate i(s)ch.
Des Mäd(s)che druggste rim. „Nur so, i(s)ch will se moal sehe.“
„Nur so loass i(s)ch als Oantwordd net gelte. Defier musste schun deu genaue Griend oagewwe.“
Nadierli(s)ch wollte des Kinn die mä zuerst net gewwe un noach waateräm Hie- un Hägebabbel ließ es die Kadds aasäm Sack. „Seboastjoan moant, wä sollte dän Woald oaziende, doann dähte si(s)chä euni(s)che Zaat schpätä die scheene Wildblumme woakse.“
„Ouh, Marie(s)che, des is koa gut Idee. Viele Diern dähte doa schterwe.
I(s)ch hebb ähn annern Voschlaach zu mache. So in drei, vier Woche is des Feiäkraut väblieht, mä foahrn all dordd hie un soammle die Soamekernä eu. In unserm Gadde schtreie mä die oan eunä sonni(s)ch Schtell aas un du koannst doann er(s)chendwoann die schee bliehende Wildblumm bewunnern. Allädings misse mä defier die Erd ebbes vum Kalk befreie, awä doazu werd mä si(s)chä aach noch woas eufalle.“



Um schee Wildblumme zu krieje, braache mä koan Woaldbroand
defier raacht beraats äh kloa Schtick Gaddeloand.
Wä misse nur die Soame aas de Nadur pflicke
un im Beet mit ebbes Wassä die Kernä  oadricke.

Übersetzung: Unsere Familie, einschließlich Hündin Trudchen und Sebastian,der Kindergartenfreund vom Mariechen. Waren im Wald.
An einer Stelle, einer Lichtung, wuchs vermehrt das gerade blühende Waldweidenröschen, andere Leute sagen dazu auch Feuerkraut.
„Ouh“, frohlockte Mariechen, „das sind aber wirklich schöne Blumen.“
„Mein ich auch“, nickte ich, „in unserer Gegend gibt’s das allerdings nicht häufig, weil der Booden zu kalkhaltig ist und so was mag das Feuerkraut nicht.“
„Wieso heißt die Pflanze Feuerkraut?“ fragte Marko.
„Diese Wildblume benötigt halt viel Licht, also Sonne. Im Schatten gedeiht die nicht.
Nach einem Waldbrand, also nach Feuer sind aber viele Sonnenstrahlen da, die auch auf den Boden fallen. Das bedeutet, an denen Waldbrandstellen wächst das Feuerkraut prima.“

 Vermutlich hätte ich diesen Vorfall schon wieder längst vergessen, aber es folgte noch was anderes darauf.
Mariechen kam einige Tage später zu mir gehoppelt und fragte, ob ich ihr Streichhölzer geben könnte.
„Frür was brauchst du die denn?“ fragte ich.
Das Mädchen druckste rum. „Nur so, ich will sie mal sehen.“
„Nur so  lass ich als Antwort nicht gelten. Dafür musst du schon deine genauen Gründe angeben.“

Natürlich wollte das Kind die mir zuerst nicht liefern und nach weiterm Hin- und Hergerede ließ es die Katze aus dem Sack. „Sebastian meint, wir sollten den Wald anzünden, dann würde sicher einige Zeit später die schönen Wildblumen wachsen.“
„Ouh, Mariechen, das ist keine gute Idee. Viele Tiere würden da sterben.
Ich hab einen anderen Vorschlag zu machen. So in drei, vier Wochen ist das Feuerkraut verblüht, wir fahren alle dort hin und sammeln die Samenkörner ein. In unserem Garten streuen wir die an einer sonnigen Stelle aus und du kannst irgendwann die schönen, blühenden Wildblumen bewundern. Allerdings müssen wir dafür die Erde etwas vom Kalk befreien, aber dazu wird mir sicher auch noch was einfallen.“
Um schöne Wildblumen zu kriegen, braucht man keinen Waldbrand
dafür reicht bereits ein kleines Stück Gartenland.
Wir müssen nur die Samen aus der Natur pflücken
und im Beet mit etwas Wasser die Körner andrücken.



Marko, Vorbereitung des Wildblumenbeetes

Unsä Sehn(s)che Macko hodd des mit gekriggt, des wo i(s)ch zu Marie(s)che gesoat hebb.
Meu Väwunnerung woar daonn ar(s)ch groß, als i(s)ch dän Buh un seu Schwestä(s)che im Gadde soah oan de Schtell, die wo i(s)ch vogeschlouhe hebb fer die Aas..saat dä Feiäkrautsoame, un die Zwaa eun Rappel(s)che
dähdi(s)chte, beide im Schtehe, also aach Marie(s)che.
„Woarim machten ihr des?“ froate i(s)ch.
Macko väklärte: „Du host doch gesoat, Schor(s)chibabba, mä misste ebbes de Kalk im Boode väringern, doamit doamit die Wildblumme aach werkli(s)ch schee gedeihe. Un de Rolfi hodd mi(s)ch informiert, des kennt mä mit Pipi mache, des däht de Kalk binne orrä ufleese un in de Erd väsickern loasse. So hoddä jedefalls seun Schämielärä väschtoanne.“

„Un woarim duhsd aach du im Schtehe rappeln, Marie(s)che, un net in de Hock?“
Macko nickte, ä daht fer seu Schwetä(s)che babbeln. „Doa hebb i(s)ch ähn scheene Schpruch vum Rolfi“, ä hoolte ähn kloane Block aas seunä Hoosedasch un daht voläse,



„baam Rappeln im Bicke wern Wildblumme nur krumm
des is iwähaapt net schee, sunnern besunners dumm.
Desweje duhn mä pisse alleweil im Stehe
doann kenne mä die Wildkreitä aach ufrä(s)cht sehe.“

„Du bewunnersd joa mordds dän Rolfi, doassde seune Schpri(s)ch schun ufschreiwe duhst.

Dä hodd wohl schun eunen Fännklubb, un du bist beraats eun Mitglied devun.“
„Woarim aach net, de Fännclubb hodd inzwische zwaa Mitgliedä, aaßä mä noch die Anita, die wo in seunäm Oaldä is.“
„Ob des so alles schtimme duht, is doch mä als froagli(s)ch“, äwirrerte i(s)ch, „doass Urin Kalk ebbes ufleese duht, koann sogoar schtimme, awä doass die Blumme net ufrä(s)cht woakse, wenn in de Hock gerappelt werd, is doch Bleedsinn.“
Macko zuckte mit Schuldern un Mundwinkel, so als dähtä soage: Kennt seun, kennt awä aach net seun.
„Rolfi hodd mi(s)ch aach ufgeklärt, doass die Urmensche beraats diese Add de Kalkentfernnung fer ihre Heehle benuddst häm. Viele Genneraddsjoone dahte in ihrä Heehl
alleweil oan de glei(s)che Schtell ihrn Pipischtroahl ri(s)chte un ihr Unnäkunft worde doador(s)ch im Laafe de Zaat greeßä un greeßä. Eun dollä Zwaazeilä vum Rolfi dezu is:



So eun ri(s)chdi(s)ch laut Gegreehle
is viel scheenä innä greeßä Heehle.“


Übersetzung: Unser Söhnchen Marko hatte das mit bekommen, was ich zu Mariechen sagte. Meine Verwunderung war dann sehr groß, als ich den Bub und sein Schwesterchen im Garten sah an der Stelle, die ich vorgeschlagen hatte für die Aussaat der Feuerkrautsamen und die zwei ein Rappelchen machten, beide im Stehen, also auch Mariechen.
„Warum macht ihr das?“ fragte ich.
Marko erklärte: „Du sagtest doch, Schorschipapa, wir müssten etwas den Kalk im Boden verringern, damit die Wildblumen auch wirklich schön gedeihen. Und der Rolfi informierte mich, dies könnte man mit Pipi machen, das würde den Kalk binden oder auflösen und in die Erde versickern lassen. So hätte er jeden falls seinen Chemielehrer verstanden.“

Und warum rappelst du auch im Stehen, Mariechen, und nicht in der Hocke?“
Marko nickte, er redete für sein Schwesterchen. „Da hab ich einen schönen Spruch vom Rolfi“, er holte einen kleinen Block aus seiner Hosentasche und las vor,
„beim Rappeln in Bücken werden die Wildblumen nur krumm
das ist überhaupt nicht schön, sondern besonders dumm.
Deswegen tun wir pissen immer im Stehen
dann können wir die Wildkräuter auch aufrecht sehen
.“
„Du bewunderst ja mords den Rolfi, dass du seine Sprüche schon aufschreibst. Der hat wohl schon einen Funclub, und du bist ein Mitglied davon.“
„Warum auch nicht, der Funclub hat inzwischen zwei Mitglieder, außer mit noch die Anita, welche in seinem Alter ist.“

„Ob das alles so stimmt, ist doch mehr als fraglich“, erwiderte ich, „dass Urin Kalk auflöst, kann sogar stimmen, aber dass Blumen nicht aufrecht wachsen, wenn in der Hocke gerappelt wird, ist doch Blödsinn.“
Marko zuckte mit Schultern und Mundwinkel, so als würde er sagen: Könnte sein, könnte aber auch nicht sein.
„Rolfi klärte mich auch auf, dass die Urmenschen bereits diese Art der Kalkentfernung für ihre Höhlen benutzten. Viele Generationen richteten in ihrer Höhle immer an der gleichen Stelle ihren Pipistrahl und ihre Unterkunft wurde dadurch im Lauf der Zeit größer und größer.  Ein toller Zweizeiler vom Rolfi dazu ist:
So ein richtiges lautes Gegröhle
 ist viel schöner in einer größeren Höhle.“