Fußballfreunde

 

Im Biergadde vo de Kneip Zim weise Mondmoann word mittäm Biemä äh Fussballspiel, Rumänje geje Deitschloand, uf ne Leunwoand iwädraache. Mehrere Fussballfreinde, die alleweil sunst in de Republik rimfohrn, um ihrn Bundesligaclub  lautstack zu unnästitze, hockte dort un väfolgte geboannt des Spiel als ob des ungewiss Schicksoal vun Deitschloand un ihr ei(s)chnes devun oabhing.

Zufälli(s)ch waalte aach de Klausi, unsä Schäff-Filosof , baa denne un schlerffte äh Bier.

Vom Schpielvälaaf is net viel zu beri(s)chte, es fiele nur wäni(s)che Doorn. Als de deitsch Moannschaft ähn Elfmätä net gewwe worn seun, koam`s zu Aasschreutunge. Entschlossene Oahängä vun Deitschloand dahte Feiäwerkskörpä werfe un väsuchte wietend des Schpielfeld zu schterme, um de Schiedsri(s)chtä väschtännli(s)ch zu moache wie die Regeln seun.

De Regelväteidi(s)chä geloang dies awä net un des Spiel ging waatä. Als ähn jungä Moann, gekleidet mittäm schwatzroodgoldene Schoal um de Hals und äh deitsch Fähn(s)che in de recht Hoand, vun hinne im Fernsehn zu äkenne wor, sah`s so aas als wolltä ä Rappel(s)che dähdi(s)che.

Doa konnt si(s)ch dä bishä schtumme Klausi nemmä zurickhoalte und speddelte:

 

   

                         „Die Patrjoode duhn glaa pisse

                          und wern debaa die deitsch Flagg hisse.“

Des seun werkli(s)che Patrjoode“, bemerkte oanä ernst, dä näwe dem Klausi hockte.

Wieso seun des Patrjoode?“ froate unsä Schäff-Filosof grinsend,  „etwa waal se äh  Rappel(s)che dähdi(s)che?“

Ach, noa, “schiddelte de Fussballfreind laacht väär(s)chert de Kopp,„die seun extra noach Rumänje gefohrn un unnäschtitze doamit Deitschloand. Net so ähn Depp wie du, dä nur bleede Spri(s)ch babbelt.“

Klausi schwie(s)ch deruf.

Defier daht ähn annä jungä Moann mit Noame Jergi seu Kenntnisse iwä Rumänje aasbreite. „Die Deitsche solle des däm babbi(s)ch Zigeinäpack  so ri(s)chdi(s)ch zei(s)che. Des Loand beherber(s)cht viele hinnähälti(s)che Väbrä(s)chä-boande und jede zwaat Fraa dordd seun äh Hur.“

Wieso kimmsde zu so nä Uffassung?“ froate Klausi entsetzt, „kennsde des Loand, woarsde schun moal dordd gewäse?“

Jergi schiddelte seunen Kopp. „Noa, i(s)ch woar noch nie doa. Die Schtinkä will i(s)ch goar net kenne lerne“, dahtä freimiedi(s)ch zugewwe.

Naja, de Jergi hodd viellaa(s)cht ebbes iwädriffe“, babbelte oan annä Fusballfreind, „awä goans uurä(s)cht hoddä net. Ebbes Woahres werd schun droa seun.“

Doa muss iwähaapt nix Woahres droa seun, des is alles nur Dummgebabbel“,äwirrerte Klausi.

Als des Schpiel beännet wor, begoanne die Aaschreitunge erst ri(s)chdi(s)ch. Deitsche patrijoodische Schportsfreinde drosche vo däm Schtadjoon mit Feiste un abgerissene Schteck vun Beem uf rumänische Fäns eu, die wirrärim si(s)ch mit Holzladde, koanä waaß wo se die pletzli(s)ch hähodde, wehrte un aach ähn poar ufän Boode geschterzte Deitsche mit schwäre Schtiefel draktierte.

Schoad,dass wä net debaa seun“, kloagte ähn gliehendä  Fussballfreind,„des is doll, woas da oablaafe duht, werkli(s)ch, eufach schee.“

Also, i(s)ch find des drauri(s)ch“, moante Klausi, „wenn sol(s)che Gewaltorgje si(s)ch hemmungslos entfalte.“

Ach,des daff mä net so eng sehe“, daht de junge Moann, dä des schee foand, äwirrern, wenn wä uns mit de Bayerndeppe orrä mit de Dorttmundä Vollidjoote dreffe, bassiern aach so schee ufrä(s)chende Äei(s)chnisse.“

Mä muss aach noch bedenke“, ägänzte oan Fän, dä vielaacht schun fuffzi(s)ch wor, „sol(s)che Äläbnisse ferddern de sozioale Zusammehoalt vo de Schportsfreinde. Aaßädäm:Oan so nä ri(s)chdi(s)ch Priehelei, bei dä a noch Bluud fließe duht un noch ähn poar Knochebri(s)ch im Kroankehaus behannelt wern misse, äinnert mä si(s)ch des goanze Läwe. Un selwst de schtaunend Enkelkinnä, falls mä doann noch läwe duht, koann mä mit glänzende Aache devun beri(s)chte. Des is doch fandasdisch. Orrä?“

Oan annä moante noch: „Ländäschpiele duh i(s)ch oam liebste genieße. Doa koann mä so wunnäschee demonsdriern, doass wä Deitsche die Greeßte seun, zuminnest in Eiropa.“

Du willst wohl soage, doa konnsde deu nazjonalistische Sau uugehemmt aasläwe loasse“, ägänzte de Klausi.

Nenn des wie willst. Sol(s)che Äei(s)chnisse seun Balsam un Oadrenalin fer meu deitsch Seel“, bleekte de Moann zurick.  

            Fussballfreinde brille si(s)ch laat heißä.

            Se duhn si(s)ch gejesaadi(s)ch wietend klobbe,

            mit Feiste de Mund bluudi(s)ch schtobbe,

            doann lalle, lispeln se nur noch, leisä.

 

 

 

 



Übersetzung:Im Biergarten der Kneipe Zum weisen Mondmann wurde mit einem Beamer ein Fußballspiel, Rumänien gegen Deutschland, auf eine Leinwand übertragen. Mehrere Fußballfreunde,die sonst häufig in der Republik rumfahren, um ihren Bundesligaclub lautstark zu

unterstützen, saßen dort und verfolgten gebannt das Spiel als ob das ungewisse Schicksal von Deutschland und ihr eigenes davon abhing.

Zufällig weilte auch der Klausi, unser Chef-Filosof, bei denen und schlürfte ein Bier.

Vom Spielverlauf ist nicht viel zu berichten, es fielen nur wenige Tore. Als der deutschen Mannschaft ein Elfmeter nicht gegeben wurde, kam es zu Ausschreitungen. Entschlossene Anhänger von Deutschland warfen Feuerwerkskörper und versuchten wütend das Spielfeld zu stürmen, um dem Schiedsrichter verständlich zu machen wie die Regeln sind.

Den Regelverteidigern gelang dies aber nicht und das Spiel lief weiter.

Als ein junger Mann,  gekleidet u.a. mit einem schwarzrotgoldenen Schal um den Hals und ein

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deutsches Fähnchen in der rechten Hand, von hinten im Fernsehn zu erkennen war, sah es so aus als wollte er ein Rappelchen machen (pinkeln).

Da konnte sich der bisher stumme Klausi nicht mehr zurückhalten und spöttelte:

                          „Die Patrioten tun gleich pissen

                          und tun dabei die deutsch(e) Flagg hissen.

Das sind wirkliche Patrioten“, bemerkte einer ernst, der neben dem Klausi saß.

Wieso sind das Patrioten?“ fragte unser Chef-Filosof grinsend,  „etwa weil sie pinkeln?“

Ach, nein“, schüttelte der Fussballfreund leicht verärgert den Kopf, „die sind extra nach Rumänien gefahren und unterstützen damit Deutschland. Nicht so ein Depp wie du, der nur blöde Sprüche schwätzt.“

Klausi schwieg darauf.

Dafür breitete ein anderer junger Mann mit den Namen Jörgi seine Kenntnisse über Rumänien aus. „Die Deutschen sollen es den dreckigen Zigeunern so richtig zeigen. Das Land beherbergt viele hinterhältige Verbrecherbanden und jede zweite Frau dort ist eine Hure.“

Wieso kommst du zu so einer Auffassung?“ fragte Klausi entsetzt, „kennst du das Land, warst du schon mal da gewesen?“

Jörgi schüttelte seinen Kopf. „Nein, ich war noch nie da. Die Stinker will ich gar nicht kennen lernen“, gab er freimütig zu.

Naja, der Jörgi hat vielleicht etwas übertrieben“, quasselte ein anderer Fußballfreund, „aber ganz unrecht hat er nicht. EtwasWahres wird schon dran sein.“

Da muss überhaupt nichts Wahres dran, das ist alles nur dummes Geschwätz“, erwiderte Klausi.

        Als das Spiel beendet war, begannen die Ausschreitungen erst richtig. Deutsche patriotische

Sportsfreunde droschen vor dem Stadion mit Fäusten und  

abgerissenen Stöcken von Bäumen auf rumänische Fans ein, die widerum sich mit Holzlatten, keiner weiß von wo sie die plötzlich her hatten,wehrten und auch auf zu Boden gestürzte Deutsche mit schweren Stiefeln trakterten.

Schade, dass wir nicht dabei sind“, klagte ein glühender Fussballfreund, „das ist toll, was da abläuft, wirklich, einfach schön.“

Also, ich find das traurig“, meinte Klausi, „wenn sich solche Gewaltorgien hemmungslos entfalten.“

Ach, dies darf man nicht so eng sehen“, erwiderte der junge Mann, der das schön fand, „wenn wir uns mit den Bayerndeppen oder mit den Dortmunder Vollidioten treffen, passieren auch so schön aufregende Ereibnisse.“

Man muss auch noch bedenken“, ergänzte ein Fan, der vielleicht schon funfzig war, „solche Erlebnisse fördern den sozialen Zusammenhalt der Sportsfreunde. Außerdem:  An so eine richtige Prügelei, bei der auch noch Blut fließt und ein paar Knochenbrüche im Krankenhaus behandelt werden müssen, erinnert man sich das ganze Leben. Und selbst den staunenten Enkelkindern, falls man dann noch leben sollten, kann man mit glänzenden Augen davon berichten.

Das ist doch fantastisch. Oder?“

Ein anderer meinte noch: „Länderspiele genieße ich am liebsten. Da kann man so wunderschön demonstrieren, dass wir Deutsche die Größten sind, zumindest in Europa.“

Du willst wohl sagen, da kannst du deine nationalistische Sau ungehemmt ausleben lassen“, ergänzte Klausi.

Nenn es wie du willst. Solche Ereignisse sind Balsam und Adrenalin für meine deutsche Seele“, blökte der Mann zurück.

 Fussballfreunde brüllen sich laut heißer.

 Sie tun sich gegenseitig wütend klobben (klopfen,hier   schlagen).

 Mit Fäusten den Mund blutig stopfen,

 dann lallen, lispeln sie nur noch, leiser.