Sau-raus-lassen-Party
          Weiter unten noch: Eduardo von Kranichfeld will mal die Sauraus lassen

                                              (Versbastelei,   mit Kurzvideo 45s)


Rolfi, de fast se(s)chzehjähri(s)ch Sohn vun unserm Dorfdi(s)chtä Klausi Vielreddnä, daht unsern Buh Macko , elfjähri(s)ch, besuche.
Die Zwaa hielte si(s)ch in Mackos Schtubb uf. Des Fenstä daht ebbes klaffe un i(s)ch hockte im Gadde. So heerte i(s)ch, iwä woas die Zwaa babbelte.
„Wä misste moal eune Sau-raas-loasse-Paati geschdalde“, begoann de Eldere eun Geschprä(s)ch.
„Woas soll des seun?“ froate unsä Kinn.
„Jedä daff alles mache, woassä will, orrä fast alles. Nur defdi(s)ch Prieheleie sollte vämiede wern un des Haas braach aach net als eun Opfä vun brennend Flamme zusoamme schterddse.“
„Haaßt des, alle derffe fresse, woas se me(s)chte, so loang ufbleiwe bis mä vun eloa er(s)chendwo ämaddet umfalle duht un so waatä?“
„Genaa, des haaßtes“, nickte Rolfi.

„So woas hebb i(s)ch beraats fer unsä Haus un Gadde schun moal vogeschlaage, awä meu schpießi(s)ch Eldern häm des oabgelehnt. I(s)ch hebb dezu Haus- und Gaddeorgje gesoat.“
„So daff mä des aach net bezei(s)chne“, moante de Sohn vum Klausi Vielreddnä, „doa krieje moan(s)che sofordd Oangstgefiehle im Hern, doa duht nadierli(s)ch glaa die Klappe runnä falle, wenn Eldern des Wordd Orgje heern un denke nur oan Millbroduksjoon, oan zädeppertes Gescherr un viel babbi(s)ch Dreck.“
„Awä eune Sau-raas-loasse-Paati is doch des Selwe..“
„Joa, schun“, daht Rolfi zugewwe, „awä wä duhn des eubinne in eunäm oald..deitsche Brauch. Un geje Brauchtumspflä(s)ch koann mä joa werkli(s)ch nix euwenne.“
„Väklickä des moal !“ fordderte Macko uf.
„Du kennst si(s)chä dän Schpruch   Die Wutz schteht im Gadde, wolle mä se reu loasse?
Iwädraache uf die Paati, die wo mä mache wolle, haaßt des  äh kloa Ferkel orrä aach eun Frischling duht im Gadde schtehe, werd doann reu geloasse in die Schtubb un die Paati beginnt.   Des is de Oafoang vun de Väoaschdaldung, mä kenne aach soage  Die Wutz-schteht-im-Gadde-Paati. Doann werd des Frischling orrä Ferkel wirrä raas geloasse in de Gadde un somit koann de Haaptdeil des Äei(s)chnisses   Die-Sau-raas-loasse schtadde.     So puddsi(s)che Tierkinnä wie Ferkel orrä Frischling emfinne aach Äwaksene maastens als riehrend Geschepp, die wo Gliggs..schtroahle direkt ins Härdds senne.“

„Un wohä krieje mä so eun Frischling?“ froate Macko.
„Ach, des is koa Brobläm“, winkte Rolfi oab, „des is leesbaa.“
Macko iwälä(s)chte wohl. „Moansde, du kennst deun Vaddä iwäredde so woas in eiä Haus zu dähdi(s)che?“
„Schun märere moale hebb i(s)ch des väsucht, Macko, meun Oaldä is schtur, ä dahts alleweil oablehne.“
„Wenn uns des gelinge dähte“, waff Macko eu, „misste des eune goanse Woch loang schtaddfinne, doann soage mä dezu  Loass-die-Sau-raas-Woch.“
        Sowaat des Geschprä(s)ch vun denne Zwaa.  Doa muss i(s)ch sofordd eugreife, schoss es in meun Hern, sunst hocke si(s)ch nur Flause in Mackos Kopp fest.
I(s)ch ging ins Haus un babbelte die Zwaa oa: „Dor(s)ch Zufall hebb i(s)ch eire Wiensch mit gekriggt. Doass i(s)ch devun oabsolut nix hoalte duh, Macko, hämmä beraats vo märere Moanate ausdiskudiert. Un eune goanse Woch loang schun moal goar net.    Du koannst joa deu lieb Lärärin, Fraa Allesweiß, moal froage, obä so woas in de Schul meegli(s)ch wär.“
Macko winkte oab. „Des bringt nix. Die is doa goans beschtimmt totoal uueusi(s)chdi(s)ch, wie halt oft  äwaksne schpießi(s)che Fraue un Männä seun.“


Übersetzung: Rolfi, der fast 16-jährige Sohn von unserem Dorfdichter Klausi Vielredner, besuchte unsren Bub Marko, 11-jährig.
Die Zwei hielte sich in Markos Zimmer auf. Das Fenster klaffte, ich saß im Garten. So hörte ich, über was die Zwei redeten.
„Wir müssten mal eine Sau-raus-lassen-Party gestalten“, begann der Ältere ein Gespräch.
„Was soll das sein ?“ fragte unser Kind.
„Jeder darf alles machen, was er will, oder fast alles. Nur deftige Prügeleien sollten vermieden werden und das Haus braucht auch nicht als ein Opfer von brennenden Flammen zusammen stürzen.“
„Heißt das, alle dürfen fressen, was sie möchten, so lange aufbleiben bis man von alleine vor Ämattung umfällt und so weiter ?“
„Genau, das heißt das“, nickte Rolfi.
„So was habe ich bereits für unser Haus und Garten schon mal vorgeschlagen, aber meine spießigen Eltern lehnten das ab. Ich sagte dazu Haus- und Gartenorgie.“

„So darf man dies auch nicht bezeichnen“, meinte der Sohn vom Klausi Vielredner, „da kriegen manche sofort Angstgefühle im Hirn, dä fällt natürlich gleich die Klappe runter, wenn Eltern das Wort Orgie hören und denken nur an Müllproduktion, an zerbrochenes Geschirr und viel verschmierten Dreck.“
„Aber eine Sau-raus-lassen-Party ist doch das Selbe.“
„Ja, schon“, gab Rolfi zu, „aber wir binden das ein in einen altdeutschen Brauch. Und gegen Brauchtumspflege kann man ja wirklich nichts einwenden.“
„Erkläre das mal !“ forderte Marko auf.
Du kennst sicher den Spruch  Die Wutz (das Schwein) steht im Garten, wollen wir es rein lassen ?
Übertragen auf die Party, die wir machen wollen, heißt, dass ein kleines Ferkel oder auch ein Frischling im Garten steht, wird dann rein gelassen in das Zimmer und die Party beginnt. Das ist derAnfang der Veranstaltung, wir können auch sagen  Die Schwein-steht-im Garten-Party. Dann wird das Frischling oder Ferkel wieder raus gelassen in den Garten und somit kann der Hauptteil des Ereignisses  Die Sau-raus-lassen-Party starten.      So putzige Tierkinder wie Ferkel oder Frischling empfinden auch Erwachsene meistens als rührende Geschöpfe, die Glücksstrahlen direkt ins Herz senden.“
„Und woher kriegen wir solch ein Frischling ?“ fragte Marko.
„Ach, das ist kein Problem“, winkte Rolfi ab, „das ist lösbar.“
Marko überlegte wohl. „Meinst du, du könntest deinen Vater überreden so was in eurem Haus zu machen?“

„Schon mehrere male hab ich das versucht, Marko, mein Alter ist stur, er lehnte es immer ab.“
„Wenn uns das gelingen würde“, warf Marko ein, „müsste das eine ganze Woche lang stattfinden, dann sagen wir dazu  Lass-die-Sau-raus-Woche.“
             Soweit das Gespräch von denen Zwei. Da muss ich sofort eingreifen, schoss es in mein Hirn, sonst setzen sich nur Flausen in Markos Kopf fest.
Ich ging ins Haus und redete die Zwei an: „Durch Zufall hab ich eure Wünsche mit bekommen. Dass ich davon absolut nichts davon halte, Marko, hatten wir bereits vor mehreren Monaten ausdiskutiert. Und eine ganze Woche lang schon mal gar nicht.   Du kannst ja deine liebe Lehrerin, Frau Allesweiß, mal fragen, ob so was in der Schule möglich wäre.“
Marko winkte ab. „Das bringt nichts. Die ist ganz bestimmt total uneinsichtig, wie halt oft erwachsene spießige Frauen und Männer.“


Eduardo von Kranichfeld will mal die Sau raus lassen


                (Hintergrundmusik: Beaterie-Beat025-Coming Home)
Eduardo vun Kroani(s)chdeld is eun goaloantä Edelmoann
ä pflä(s)cht seun groandijoos Edeltum wo ä nur koann.
Eunes Daaches soatä: „I(s)ch hebb vum bleed Getue endli(s)ch genung
un muss moal uubedingt äh Paus eulä(s)che mit däm Schtunk.

So loangsoam duh i(s)ch dän Snobismus werkli(s)ch hasse
un muss des gekienstelt Läwe endli(s)ch lasse.
Orrä anners aasgedrickt: I(s)ch will meu Sau raus lasse.

Will uf nä geil Schloamp leije mit moan naggi(s)ch Leib
oaschtadd uf soo`n Kosmetigmonstä, ähn deppes Weib
debaa scheiße, pisse, rilpse, forze noach Härddsenslust
doann werd hoffentli(s)ch väschwinne meun Alldaachsfrust.
Un net vägesse: Noch defdi(s)ch hochderb fluche
braach doann nemmä noach däm Sinn des Läwens suche.

      Hintergrundmusik: Summer Symphonie Ball- Sir Cubworth (No Copyright)


Übersetzung:
Eduardo von Kranichfeld ist ein galanter Edelmann
er pflegt sein grandios` Edeltum wo er nur kann.
Eines Tages sagt er: „Ich hab vom blöd Getue endlich genug
muss mal unbedingt eine Pause einlegen mit dem Stunk.    (auf hessisch reimt es richtig)

So langsam tu ich den Snobismus wirklich hassen
und muss das gekünstelt` Leben endlich lassen
oder anders ausgedrückt: Ich will meine Sau raus lassen.

Will auf ner geil` Schlampe liegen mit meinem nackten Leib
anstatt auf so ein Kosmetikmonster, ein deppes Weib
dabei scheißen, pissen, rülpsen, furzen nach Herzenslust
dann wird hoffentlich verschwinden mein Alltagsfrust.
Und nicht vergessen: Noch deftig hochderb fluchen
brauch dann nicht mehr nach dem Sinn des Lebens suchen.