Zirkelschluss I

 

S´daht schun moal vokumme, dass mä in unsrä Filosoferund in de Kneip Zim weise Mondmoann gebabbelt häm iwä Filosofie un woas mä derunnä  väschtehe soll.

„Mä seun Woahrhaatssuchä“, väkindete emoal Heunä, unsä Koampfdrinkä,  un kippte ähn kräftige Schluck Bier in seu dorsdi(s)ch Kehl.

„Konnsde des aach bewaase, orrä seun des nur eune Wunsch-voschtellung vun dä,Heunä?“ froate Klausi Vielreddnä, unsä oaäkannte Schäff-Filosof.

„Nadierli(s)ch koann i(s)ch des bewaase“, behaaptete unsä Koampfdrinkä, „ich seun ähn Woahrhaatssuchä,waal i(s)ch ähn Filosf bin.“

„Un wie kimmsde zur Uffassung, doassde ähn Filosof seun?“

„Woas äh bleed Froag“, daht de Oagesprochene kontern, „i(s)ch seun ähn Filosof, waal i(s)ch ähn Woahrhaatssuchä seun.“

„Des is koan Bewaas“, moante Klausi, „du hosd groad ähn Zerkelschluss gedähdi(s)cht.“

„Kapier i(s)ch net“, musst i(s)ch, de Schor(s)chi Schnabbelschnut, gestehe, „de Heunä hodd doch rä(s)cht.“

„Des hebb sogoar i(s)ch kapiert“, daht si(s)ch Ludwi(s)ch ins Gesprä(s)ch euschalte, „mä koann net äh erst Sach mit nä zwaat Sach begrinde und die zwaat Sach oaschließend wirrä mit de erst Sach bewaase wolle.Orrä anners aasgedrickt: Mä begriende B mit A un oaschließend A mit B. “

„Des hosde schee gesoat“, lobte unsä Schäff-Filosof, „Ludwi(s)ch vun Edelheun, du hosd direkt moal woas väschtoanne.“

Ebbes blamiert fiehlte i(s)ch mi(s)ch doa schun. Bishä wora i(s)ch alleweil de Uffassung, doass de Ludwi(s)ch, moan(s)chmoal aach vun uns ebbes schpeddi(s)ch Ludwi(s)ch vun Edelheun

diduliert,gaasdi(s)ch beschränkt seun un net gese(s)chnet mit viele graue Gehirnzelle. Zim Gligg ließ mi(s)ch meu Kreadivhern doann in däm Moment net im Schti(s)ch, die Aussaag vun unserm Edelherrn daht mä sofodd eulei(s)chte.

„Oan annä Grund duhts awä aach noch gewwe, weshalb i(s)ch ähn Woahrhaatsuchä un doamit audomadi(s)ch aach ähn Filosf seun“,ägänste Heunä, „si(s)chä kenntä de Spruch  In vino veritas, des haaßt soviel wie Im Weu duht Woahrhaat leije.Nadierli(s)ch kenne wä des aach uf Bier beziehe un i(s)ch duh besunners viel Bier drinke. Des bedeit, ich duh die Woahrhaat in meun Kerpä gloasweis reu kippe.“

Klausi schiddelte de Wersching. „Noa, Heunä, Des seun noach wie vo eun Zerkelschluss.

Du hosd nur ähn Zwischeschritt in deunä päseenli(s)ch Begrindung reu gemixt un doamit deun Zerkelschluss väschleiert. Mit nä eusi(s)chdi(s)ch Filosofie hodd des nix zu duhn“

Ob des de Heunä kapiert hodd, waaß i(s)ch net. Oan jänem Owend daht unsä Koampfdrinkä un aach wä annern vier Stoammfilosfe besunners viel Gerstesaft genieße.

 

Übersetzung:Es kam schon mal vor, dass wir in unserer Filosofenrunde in der Kneipe Zum weisen Mondmann über Filosofie schwätzten und was man darunter verstehen soll.

„Wir sind Wahrheitssucher“, verkündete einmal Heiner, unser Kampftrinker, und kippte einen kräftigen Schluck Bier in seine durstige Kehle.

„Kannst du das auch beweisen, oder ist das nur eine Wunschvorstellung von dir, Heiner?“

fragteKlausi Vielredner, unser anerkannter Chef-Filosof.

„Natürlich kann ich das beweisen“, behauptete unser Kampftrinker, „ich bin ein Wahrheitssucher weil ich ein Filosof bin.“

„Und wie kommst du zur Auffassung, dass du ein Filosof bist?“

„Was eine blöde Frage“, konterte der Angesprochene, „ich bin ein Filosof, weil ich ein Wahrheitssucher bin.“

„Das ist kein Beweis“, meinte Klausi, „du hast gerade einen Zirkelschluss gemacht.“

„Kapier ich nicht“, musste ich, der Schorschi Schnabbelschnut, gestehen,„der Heiner hat doch recht.“

„Das hab sogar ich kapiert“, schaltete sich Ludwig ins Gespräch ein, „man kann nicht eine erste Sache mit einer zweiten Sache begründen und dann anschließend die zweite Sache mit der ersten beweisen wollen.Oder anders ausgedrückt: Wir begründen B mit A und anschließend A mit B.“

„Das hast du schön gesagt“, lobte unser Chef-Filosof, „Ludwig von Edelhain, du hast direkt mal was verstanden.“

Etwas blamiert fühlte ich mich da schon. Bisher war ich immer der Aufassung, dass der Ludwig, manchmal von uns auch etwas spöttischLudwig von Edelhain tituliert, geistig beschränkt sei und nicht gesegnet mit vielen, grauen Gehirnzellen. Zum Glück ließ mich dann mein Kreativhirn dann in jenem Moment nicht im Stich,die Aussage vom Ludwig leuchtete mir sofort ein.

„Einen anderen Grund gibt`s aber auch noch, weshalb ich ein Wahrheitssucher und damit automatisch ein Filosof bin“, ergänzte Heiner, „sicher kennt ihr den Spruch In vino veritas,

das heißt soviel wie Im Wein liegt Wahrheit. Natürlich können wir das auch auf Bier beziehen und ich trinke besonders viel Bier. Das bedeutet, ich kippe die Wahrheit glasweise in meinen Körper rein.“

Klausi schüttelte den Kopf. „Nein, Heiner. Das ist nach wie vor ein Zirkelschluss. Du hast nur einen Zwischenschritt in deine persönliche Begründung rein gemixt und damit deinen Zirkelschluss verschleiert. Mit einer einsichtigen Filosofie hat das nichts zu tun.“

Ob das der Heiner kapiert hat, weiß ich nicht. An jenem Abend genossen unser Kampftrinker und auch wir anderen vier Stammfilosofen besonders viel Gerstensaft.

Zirkelschluss II

 

Eune Woch spätä, noachdäm wä hunnerdbrozendi(s)ch si(s)chä worn,doass unsä Grupp ähn Haufe vun konsekwente Woahrhaat- suchä seun,moante Klausi in de Wertschaft Zim weise Mondmoann: „Viele Zerkelschliss wern aach in de Religjoone gedähdi(s)cht.“

„Konnsde des ebbes väklickern?“ froate Babett(s)che, die Fraa unnä uns Filosofe un de Moann vo Ludwi(s)ch von Edelheun.

„Koann i(s)ch“, niggte unsä Schäff-Filosof, „also: Duht moal lausche.

Moan(s)che Kriste behaapte: De Hägodd seun allmä(s)chdi(s)ch un allgiedi(s)ch. Doann uf die Froag, wohä se des doann wisse, duhn se oantwordde, des konnsde in de Bibel noachläse.

Wennmä se doann ufforderdd, sie solle bewaase, doass die Bibel rä(s)cht hodd, babble se, die Bibel seun geddli(s)ch inspiriert und de Godd is allmä(s)chdisch. Also, die Bibel kennt si(s)ch net errn.    I(s)ch moan dezu: Des seun ähn klassi(s)ches Baaspiel fer ähn Zerkelschluss.“

„Schtimmt“,daht  i(s)ch meinäm Freind beifli(s)chte, „die Ker(s)ch is heifi(s)ch nemmä zaatgemäß un so moan(s)che Parrä hobbe net kapiert, woas ähn Zerkelschluss ei(s)chentli(s)ch seun.“

„Werkli(s)ch?“zwaafelte Babett(s)che, „Schor(s)chi, konnsde eun Baaspiel gewwe?“

„Awä gern, Filosofin. Baam Owendmoahl zim Baaspiel krieje die Leit so ne Hostje ins Meil(s)che geschteckt. Des schmeckt wie ekli(s)ch Babier. Uf die Idee, die runde Dingä mit nä schmackhaft Kokosmakron zu ziern,seun die Parrä noch net gekumme. Noch bessä wär nadierlich, wenn die Ker(s)chegest eun grooß Stick Ribbelkuche stoppe kennte un.....“

Hä Schor(s)chi Schnabbelschnut“, ämoante mi(s)ch Klausi uugehoalte, „woas hodd denn Ribbelkuche mittäm Zerkelschluss zu duhn?“

„Uf de erste Blick net viel“, musst i(s)ch zugewwe, „i(s)ch will doamit aach nur bewaase...äh zei(s)che... doass mä vun de Ker(s)ch un de maaste Parrä net viel äwadde koann, Hä Klausi Vielreddnä.“

„Geschenkt“,winkte Klausi oab. Ä reumte noch:

      „Moan(s)ch oagäbli(s)ch Bewaas is nur eun Zerkelschluss

       nur äh bleed Poss, a(rs)ch gewaldi(s)ch Schtuss.“

 

 

 

Übersetzung:Eine Woche später, nachdem wir hundertprozentig sicher waren, dass unsere Gruppe ein Haufen von konsequenten Wahrheitssuchern ist, meinte Klausi in der Wirtschaft Zum weisen Mondmann: „Viele Zirkelschlüsse werden auch in den Religionen gemacht.“

„Kannst du das etwas erläutern?“ fragte Babettchen, die Filosofin unter uns und der Mann von Ludwig von Edelhain.

„Kann ich“, nickte unser Chef-Filosof, „also,lauscht  

mal.      Manche Christen behaupten: Der Herrgott ist allmächtig und allgütig. Dann auf die Frage, woher sie das denn wüssten,

antworten sie, das kannst du in der Bibel nachlesen. Wenn man sie dann auffordert, sie sollten beweisen, dass die Bibel recht hat, sagen sie, die Bibel sei göttlich inspiriert und Gott ist allmächtig. Also, die Bibel könnte sich nicht irren.           Ich meine dazu: Das ist ein klassisches Beispiel für einen Zirkelschluss.“

„Stimmt“, pflichtete ich meinem Freund bei, „die Kirche ist häufig nicht mehr zeitgemäß und so manche Pfarrer haben nicht kapiert, was ein Zirkelschluss eigentlich ist.“

„Wirklich?“ zweifelte Babettchen, „Schorschi,kannst du ein Beispiel geben?“

Aber gern, Filosofin. Beim Abendmahl zum Beispiel kriegen die Leute so eine Hostie ins Mäulchen gesteckt. Die schmeckt wie ekliges Papier. Auf die Idee, die runden Dinger mit einer schmackhaften Kokosmakrone zu zieren, sind die Pfarrer noch nicht gekommen. Noch besser wäre natürlich, wenn die Kirchengäste ein großes Stück Streuselkuchen stopfen könnten und......“

Herr Schorschi Schnabbelschnut“, ermahnte mich Klausi ungehalten, „was hat denn Streuselkuchen mit einem Zirkelschluss zu tun?“

„Auf den ersten Blick nicht viel“, musste ich zugeben, „ich will damit auch nur beweisen...äh zeigen....dass wir von der Kirche und den meisten Pfarrern nicht viel erwarten können, Herr Klausi Vielredner.“

„Geschenkt“, winkte Klausi ab. Er reimte noch:

      „ Manch angeblicher Beweis ist nur ein Zirkelschluss

       nur blöder Unsinn, ganz gewaltiger Stuss.“