Ansprache bei Familienfeier I
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Uf de Filosooferund soate i(s)ch: „Meun Arweidskollä(sch Edeltobi Großklotz daht mi(s)ch bidde ihn zu helfe baa seunäm fuffzi(s)chsde Gebortsdaach, seu Baaga(s)ch däht äwadde, doassä äh mit nä Redd die Gäst begligge kennt un i(s)ch, de Schor(s)chi Schnabbelschnut wär doch de schtellvädrärende Dorff-
di(s)chtä vun Juräm un däht so woas si(s)chä gelunge zu Babier bringe.“
„Wohnt diesä Moann in Juräm orrä Seehäm un haaßt dä werkli(s)ch so?“ froate Lena Bescheide.
„Noa“, schiddelte i(s)ch meun Kopp, „dä wohnt in Großzimmern un haaßt mit bergäli(s)che Noam Albert Kleinmeyer, awä Edeltobi Großklotz duht bessä zu seunäm Wäse basse, ä gibt nämli(s)ch oa wie ne Dutt voll Micke. Allädings issä maast sunst koan uusimbaadi(s)ch Zaatgenoss, ä is halt ar(s)ch naiv, oft duh i(s)ch nur Midlaad ferren empfinne.“
„Un? Wie wä di(s)ch euschäddse, Hä Schor(s)chi Schnabbelschnut, hosde beschtimmt schun hochgeisdi(s)che Gedoanke in deunäm phoandasdi(s)che Kreadivhern gedähi(s)cht zu diesä Ufgoab“, moante Klausi.
„Hebb i(s)ch, Hä Klausi Vielreddnä“, nickte i(s)ch, „oam Oafoang vun so nä Oaschpraach, hebb i(s)ch mä gedenkt, wär ähn lusdi(s)chä orrä zuminnest halblusdi(s)chä Vierzeilä eun gutä Euschtieg, zim Baaschpiel:
De Heinzi is moan oaldä Unkel
hodd oam Bobbes oan Furunkel.
Äh duht jammern un flenne
koann nur uffen Baach liegend penne.“
„Des is oabsolut net ge..ei(s)chnet“, kridisierte Lena, „viellaa(s)cht duht jemoand vun de Gebortsdaachgesellschaft Heinzi haaße un fiehlt si(s)ch nur iewel väuhzt. Orrä alle Leit gucke uf eune Päsoon, baa dä wo se moane, uf dän wär diesä misslungene Vierzeilä gemienzt un diesä hockt doann gedemiedi(s)cht kauernd uffen Schtuhl un duht schi(s)chdern rood in de Visaa(s)ch oalaafe.“
„Viellaa(s)cht hosde rä(s)cht, Lena“, musst i(s)ch beipfli(s)chte, „ zugegewwe. Doann soll de Edeltobi halt annersd beginne, etwoa so: Väehrte Bagaa(s)ch, heit hocke mä all zusoamme un.....“
„Ewwefalls velli(s)ch denewwe gegriffe“, schiddelte Klausi seun Kopp, „Bagaa(s)ch klingt so neggadiv, des heert si(s)ch oa als däht mä soage: Läsdi(s)ch Buckelväwoandschaft. Doa is des Wordd väehrt nur noch zusäddsli(s) eune uuneedi(s)ch Ironie“
„Viellaa(s)cht isse des aach“, daht i(s)ch mi(s)ch vädeidi(s)che, „na gut, meun Arweidskollä(s)ch soll doann halt des Wordd Bagaa(s)ch wegloasse un so oafoange: Liewe Freindinnen un Freinde, Kumpelinne un Kumpel, Uhrumpelinne un Uhrumpel......“
„Äneit eun misslungenä Oafoang“, unnäbroach mi(s)ch Lena, „du host zwoar, Schor(s)chi, velli(s)ch korrekt alleweil die grammaddi(s)ch weibli(s)ch Formm zuerst genumme, awä bei Uhrumpelinne un Uhrumpel is des werkli(s)ch net oagebroacht. Uhrumpel bedeitet joa so viel wie terri(s)chtä Troddel. Un du musst doch zugewwe, baa de Männä is diese Schpezjes viel, viel heifi(s)chä zu ädulde als bei de Fraue. Hier in Juräm zim Baaschpiel kenn i(s)ch koane eunzige, baa däso woas zudreffe däht. Also des Wordd Uhrumpelinne is uubassend un zei(s)cht nur vun eunä Maddschomendalidäht, die wo si(s)ch aach in de vun Männä dominierte Grammatik bemerkbaa mache duht.“
Also, oan jänem Daach word i(s)ch schun dreimoal korz hinnäeunannä kridsiert. Meun Gefäß zur Ufnoahme vun Demiedi(s)chunge woar beraats fast voll un korz vorm Iwälaafe. Des wollt i(s)ch net uuneedi(s)ch riskiern un wäkselte deshalb oabrupt des Thema. „S´ soll wirrä wärmä wern un schee sonni(s)ch“, babbelte i(s)ch un kippte ähn Schluck Bier.
„Deun Themewäksel is werkli(s)ch ar(s)ch schprunghaft“, bemerkte Heunä, unsä Koampfdrinkä, „awä du host rä(s)cht. Genieße erst moal des Wesentli(s)che des Oawends. Hä Wert, Mosjö Mondmoann, bring mä noch eun Bier.“
Hintergrundmusik: Last Summer- Ikson (No Copyright Music)
Übersetzung: Auf der Filososfenrunde sagte ich: „Mein Arbeitskollege Edeltobi Großklotz bat mich ihn zu helfen. Bei seinem fünfziugsten Geburtstag erwartet seine Bagage, dass er sie mit einer Rede beglückt und ich, der Schorschi Schnabbelschnut wäre doch der stellvertretende Dorfdichter von Jugenheim und würde so was sicher gelungen zu Papier bringen.“
„Wohnt dieser Mann in Jugenheim oder Seeheim und heißt der wirklich so?“ fragte Lena Bescheiden.
„Nein“, schüttelte ich meinen Kopf, „der wohnt in Großzimmern und heißt mit bürgerlichen Namen Albert Kleinmeyer, aber Edeltobi Großklotz passt zu seinem Wesen, er gibt nämlich wie eine Tüte voll Mücken. Allerdings ist er meistens sonst kein unsymphatischer Zeitgenosse, er ist halt arg naiv, oft empfinde ich nur Mitleid für ihn.“
„Und? Wie wir dich einschätzen, Herr Schorschi Schnabbelschnut, hast du bestimmt schon hochgeistige Gedanken mit deinem phantastischen Kreativhirn getätigt zu dieser Aufgabe.“
„Hab ich, Herr Klausi Vielredner“, nickte ich, „am Anfang von so einer Ansprache, hab ich mir gedacht, wäre ein lustiger Oder zumindest halblustiger Vierzeiler ein guter Einstieg, zum Beispiel:
Der Heinzi ist mein alter Onkel
hat am Hintern ein Furunkel.
Er muss jammern un flennen
kann nur auf dem Bauch liegend pennen.“
„Das ist absolut nicht geeignet“, kritisierte Lena, „vielleicht heißt jemand der Geburtstagsgesellschaft Heinzi und fühlt sich nur übel veruhzt (veralbert). Oder alle Leute schauen auf eine Person, bei der sie meinen, auf diesewäre der misslungene Vierzeiler gemünzt und dieser sitzt dann gedemütigt kauernd auf dem Stuhl und läuft schüchtern rot an in seinem Gesicht.“
„Vielleicht hast du recht, Lena“, musste ich beipflichten, „zugegeben. Dann soll der der Edeltobi halt anders beginnen, etwa so: Verehrte Bagage, heute sitzen wir alle zusammen und......“
„Ebenfalls völlig daneben gegriffen“, schüttelte Klausi seinen Kopf, „Bagage klingt so nagativ. Das hört sich an als würde man sagen: Lästige Buckelverwandschaft. Da ist das Wort verehrt nur noch zusätzlich eine unnötige Ironie.“
„Vielleicht ist sie das auch“, verteidgte ich mich, „na gut, mein Arbeitskollege soll dann halt das Wort Bagage weg lassen und so anfangen: Liebe Freundinnen und Freunde, Kumpelinnen und Kumpel, Uhrumpelinnen und Uhrumpel.....“
„Erneut ein misslungener Anfang“, unterbrach mich Lena, „du hast zwar, Schorschi, völlig korrekt, immer die grammatisch weibliche Form zuerst genommen, aber bei Uhrumpelinnen und Uhrumpel ist das wirklich nicht angebracht. Uhrumpel bedeutet ja so vie wie törrichter Trottel. Und du musst doch zugeben, bei den Männern ist diese Spezies viel, viel häufiger zu erdulden als bei den Frauen. Hier in Jugenheim zum Beispiel kenne ich keine einzige, bei der so was zutreffen würde. Also, das Wort Uhrumpelinne ist unpassend und zeugt nur von einer Machomentalität, die sich auch in der von Männern dominierte Grammatik bemerkbar macht.“
Also, an jenem Tag wurde ich schon dreimal kurz hintereinander kritisiert. Mein Gefäß zur Aufnahme von Demütigungen war bereits fast voll und kurz vor dem Überlaufen. Das wollte ich nicht unnötig riskieren und wechselte deshalb abrupt das Thema. „Es soll wieder wärmer werden und schön sonnig“, schwätzte ich und kippte einen Schluck Bier.
„Dein Themawechsel ist wirklich arg sprunghaft“, bemerkte Heiner, unser Kampftrinker, „aber du hast recht. Genießen wir erst mal das Wesentliche des Abends. Herr Wort, Monsieur Mondmann, bring mir bitte noch ein Bier.“
Ansprache bei Familienfeier II
Sol(s)ch bleedsinni(s)ch Kridike für meune ufopferungsvolle Bemiehunge wollt i(s)ch oan de näkst Filosooferund in de Kneip Zim weise Mondmoann uf koanäm Fall mä ädulde un babbelte deshalb nemmä deriwwä, daht awä fer meun Arweiskollä(s)ch Edeltobi Großklotz droddsdäm mä woas Bassendes fer seu
Oaschpraach iwäläsche. Zuerst reumte i(s)ch Folgendes:
I(s)ch hobb Gebordds..daach heit
des wisstä joa schun, liewe Leit.
I(s)ch bin begliggt iwä die viele Geschenke
un doassä so lieb duht oan mi(s)ch denke.
Des woar doch net so gut, dahts in meu Hern krie(s)che. Viellaa(s)cht moant doann seu Väwoandschaft, seu Bagaa(s)ch, ä däht die Feiä nur weje de Geschenke mache. Desweje ließ i(s)ch des weg un s`woar net uffen Zettel, de wo i(s)chen iwärei(s)che daht. Doa druf woar zu läse:
Liewe Oawäsende, i(s)ch waaß, ihr wollt gern ebbes Gebabbeltes vun mä heern, bin awä net in de Loag äh längä Redd zu hoalte, waal i(s)ch vum berauschende Gligg iwäwäldi(s)cht bin. Deshalb, liewe Leit, loasst uns jedds sofordd fuddern un drinke. Viele Dank fers Zuheern.
Awä halt! Bevorä ei(s)ch ufs Esse schterze duht, behärddsi(s)cht dän Zwaazeilä vun eunäm Bergschträßä
Dorffdi(s)chtä:
Duht net fresse wie die Waddse
sunst duht ei(s)ch de Moage pladdse.
Diesä Zwaazeilä hodd de Hä Edeltobi Großklotz doann baa seunäm Geborddsdaach weg..geloasse, wie i(s)ch schpätä äfuhr. Viellaacht woarä fer ihn zu uuedel.
Übersetzung: Solche blödsinnigen Kritiken für meine aufopferungsvollen Bemühungen wollte ich auf der nächsten Filosoifenrunde in der Kneipe Zum weisen Mondmann auf keinen Fall mehr erdulden und sprach deshalb nicht mehr darüber, überlegte mir aber für meinen Arbeitskollegen Edeltobi Großklotz was Passendes für seine Ansprache. Zuerst reimte ich Folgendes:
Ich hab Geburtstag heut`
das wisst ihr ja schon liebe Leut`.
Ich bin beglückt über die vielen Geschenke
und dass ihr so lieb tut an mich denken.
Das war doch nicht so gut, kroch es in mein Hirn. Vielleicht meint dann seine Verwandschaft, seine Bagage, er würde die Feier nur wegen der Geschenke machen. Deswegen ließ ich dies weg und es war nicht auf dem Zettel, den ich ihm überreichte. Darauf stand:
Liebe Anwesenden, ich weiß, ihr wollt gerne eine Rede von mir jetzt hören, bin aber nicht in der Lage eine längere Rede zu halten, weil ich vom berauschendem Glück überwältigt bin. Deshalb, liebe Leute,lasst uns jetzt sofort futtern und trinken. Vielen Dank für`s Zuhören.
Aber halt ! Bevor ihr euch auf`s Essen stürzt, beherzigt den Zweizeiler eines Bergsträßer Dorfdichters:
Tut nicht fressen wie die Watzen (Watz = ungehobelt dreckiger Mensch, hier auch Vielfraß)
sonst tut euch der Magen platzen.
Diesen Zweizeiler hat dann der Herr Edeltobi Großklotz weggelassen, wie ich später erfuhr. Vielleicht war er für ihn zu unedel.