Allein, einsam, tieftraurig III (mit Video 3m6s)
„Des leddsde moal hosde hier in de Kneip uns väklickert, doassde eloaseun maastens net als uuoagenähm empfinde duhst, im Gejedaal, du duhsd des als äwickend Ähoolung vägnie(s)cht genieße", babbelte Lena, "awä wie schtehts
baa dä mit de Eusoamkaatsfaase? Orrä kennsde so woas goar net?“
„Kenn i(s)ch laadä sä wohl“, daht i(s)ch oantwordde, „un die Eunsoamkaatsfaase, die mi(s)ch moan(s)chmoal hoamsuche, duhn mi(s)ch jedesmoal ar(s)ch äschiddern.“
Doaruf musst i(s)ch sofordd eun kräfdi(s)che Schluck Bier kippe,
„Väzähl moal, Schor(s)chi, woas di(s)ch so schlimm misshoandle duht“, fordderte Babett(s)che mi(s)ch uf.
„Ein Älabnis, wel(s)ches oan eunäm Herwstoawend schdadd gefunne hood, is besunners in meunäm Kopp hänge gebliwwe un duht alleweil wirrä in meun Bewusstseun vobresche.
Mit meunä Familje befoand i(s)ch mi(s)ch im beraats dunkle Gadde, s` woar schun ebbes kiehlä geworn, awä de hälli(s)che Schternehimmel iwä uns woar wunnäschee zu bedroachte.
Des is doch foandasdi(s)ch, soate i(s)ch zu meune Lieben, milljoone, joa vielaa(s)cht milljadde Schterne lei(s)chte schwach uf uns Mensche härab un begligge uns. Un woas wä hier sehe, is nur eun winzi(s)ch Daal vum Universsum, ledigi(s)ch die Mil(s)chschtroaßgalaksis is zu bewunnern, die viele annern milljadde Galaksje kriehe wä goar net zu Gesi(s)cht.
Schee fer di(s)ch, Schor(s)chi, soate meu Fraa Lisett(s)che, mä is koalt, i(s)ch geh zurick ins woarme Haas.
Doa konnsde joa ne Jack un Midds oaziehe un wirrä raaskimme, daht i(s)ch voschlouhe.
Noa, schiddelte Lisett(s)che dän Kopp, i(s)ch duh doann im Haas bleiwe, vielaacht duh i(s)ch dän Rest de Sennung Aaßäerdi(s)che seun beraats unnä uns oagucke.
Dieses Desindresse meunä Fraa koannt i(s)ch noch väschmärddse, Macko, meun kinni(s)chä Buh schleiderte mä entgeje: Die Milljadde Galaxje seun mä velli(s)ch worscht, viel, viel wi(s)chdi(s)chä is die Froag: Woann duhn wä endli(s)ch wirrä moal Ribbelkuche backe, inzwische is beraats eune goanse Woch vägonge vum leddste Ribbelkucheschmaus.
Djoa, Filosoofe, dieses Desindresse oan asdronomische Froage, Brobläme meunä Familje, daht mi(s)ch werkli(s)ch ar(s)ch äschiddern un i(s)ch fiehlte mi(s)ch schreckli(s)ch eunsoam.“
„Des is doch totoal hammlos“, moante Lena, „die Indresse un Voliebe seun doch vun Päsoon zu Päsoon unnäschiedli(s)ch, selwst innähalb eunä Familje.“
„Doassde so eun empfindli(s)ches Sensibel(s)che bist, hädd i(s)ch net gedenkt“, daht Klausi festschtelle, mit fast lästäli(s)chäm Tonfall.
„Fer mi(s)ch woars awä schlimm un de Deifel fer miese Laune koannte zumindest eun kloane Drijumf feiern“, daht i(s)ch kund duhn.
„Eun annä Äläbnis daht mi(s)ch ewwefalls beschdädi(s)che, doass Eunsoamkaatsvo-kimmnisse net fremd fer mi(s)ch seun.
Im Nachbaaordd Sehäm duht de oalde Nadurschiddsä Maddin Woaldfreind wohne, Klausi kennt dän aach. Dä hodde moal baa nä Woanderung im Mieriddsnaddsonoalpack aach ne Busfoahrt gedähdi(s)cht. Alsä aas..schtieg dahtä si(s)ch vum Busfahrä un de Faagäst väoabschiede, indemä jedäm die Hoand schiddelte un soate: S` woar werkli(s)ch doll mit Ihne, mit dä diese Foahrt zu genieße. De Maddin bezei(s)chnete seun Vähoalte als Mutbroobe.
I(s)ch hebb mä gedenkt, sowoas kennt i(s)ch aachemoal hier in Siedhesse dähdi(s)che, i(s)ch zusoamme mit meune zwaa Kinnä. Lisett(s)che daht i(s)ch erst goar net froage, s` hädd mä nur dän Vouhel gezei(s)cht un vogeworffe: Mä sieht, die fiehlst di(s)ch net aasgelastet, doass baa dä sol(s)che Ferz im Hern wilde Posse dreiwe, i(s)ch muss mä fer di(s)ch sinnvulle Ufgoabe aasdenke.
Als i(s)ch meune Kinnä froate, ob se zusoamme mit mä so woas duhn dähte, soate Marie(s)che: Meun Kinnägaddefreind Basdi duht mi(s)ch beschtimmt aaslache un bleekt: Woas issen des fer eun Bleedsinn.
Macko moante: Mach i(s)ch net, i(s)ch will mi(s)ch hier net zim Geschpedd de Leit mache.
Hier in Juräm un aach in Dammschdadd mache loasse wä des, daht i(s)ch zu bedenke gewwe, wä kennte des in Froankfordd orrä in Offebach geschdoalde. Dordd isses doann heechst uuwoahrscheunli(s)ch, doass jemoand uns kenne duht.
Als Kreenung dies Äei(s)chnisses ähält noch jedä Faagast eun Fabb..bild vun uns.
Doa druf duht schtehe: Marie(s)che, Macko un Schor(s)chi seun mit mä ...oam sounsovielte... zusoamme middäm Bus gefoahrn, des woar eun sä scheenes, dolles Äläbnis.
Awä, meune zwaa Schpresslinge wollte droddsdäm net, se dahte baa ihrä Schturhaat bleiwe.“
„Deun Vohaabe, woasde so net dor(s)chfiehrn koanntest, hodd do(s)ch nix mit Eunsoamkaat zu duhn“, kridisierte Klausi.
„Oh doch“, schiddelte i(s)ch meun Kopp, „i(s)ch hebb mi(s)ch doa vun de Gesellschaft ar(s)ch, ar(s)ch aasgegrenst gefiehlt, selwst meune Kinnä wollte mi(s)ch net unnäschdiddse.
Un wenn mä aasgegrenst werd, is mä doch schreckli(s)ch eunsoam, gell !?
Velli(s)ch grausoam is des Schicksaal, wenn dezu noch Oarmut kimme duht. Un i(s)ch bin net waat entfernnt devun, meune finansjelle Siduaddsjoon is zur Zaat wirrä moal schtinki(s)ch scheißbeschisse.“
„Ouh, unsä Schor(s)chi is werkli(s)ch ar(s)ch gebeitelt,“ froddselte Klausi.
Ä reumte noch:
„Schor(s)chi is eun seldsoam Schpinnä,
des moane sogoar seune Kinnä.
Ä glaabt si(s)ch aasgegrenst, schreckli(s)ch.
Fer eun Sensibel(s)che... fer(s)chdäli(s)ch.“
Hintergrundmusik: Epic Inspirational Hip-Hop by Infraction (NCM) Motivation
Übersetzung: „Das letzte mal hast du hier in der Kneipe uns erklärt, dass du alleine zu sein meistens nicht als unangenehm empfindet, im
Gegenteil, du genießt das als erquickende Erholung“, schwätzte Laura, „aber, wie steht es bei dir mit den Einsamkeitsphasen? Oder kennst du so was gar nicht?“
„Kenne ich leider sehr wohl“, antwortete ich, „und die Einsamkeitsphasen, die mich manchmal heimsuchen, erschüttern mich jedesmal stark."
Darauf musste ich sofort einen kräftigen Schluck Bier kippen.
„Erzahl mal, Schorschi, was dich so schlimm misshandelt“, forderte Babettchen mich auf.
„Ein Erlebnis, welches an einem Herbstabend statt gefunden hatte, ist besonders in meinem Kopf hängen geblieben und tut immer wieder in mein Bewusstsein vorpreschen.
Mit meiner Familie befand ich mich im bereits dunklen Garten, es war schon etwas kühler geworden, aber der herrliche Sternenhimmel über uns war wunderschön zu betrachten.
Das ist doch phantastisch, sagte ich zu meinen Lieben, millionen, ja vielleicht Milliarden Sterne leuchten schwach auf uns Menschen herab und beglücken uns. Und was wir hier sehen, ist nur ein winziger Teil vom Universum,lediglich die Milchstraßengalaxis ist zu bewundern, die vielen andere Milliarden Galaxien kriegen wir gar nicht zu Gesicht.
Schön für dich, Schorschi, sagte meine Frau Lisettchen, mir ist kalt, ich gehe zurück ins warme Haus.
Da kannst du ja eine Jacke und Mütze anziehen und wieder rauskommen, schlug ich vor.
Nein, schüttelte Lisettchen den Kopf, ich bleibe dann im Haus, vielleicht gucke ich den Rest der Sendung Außerirdische sind bereits unter uns an.
Dieses desinteresse meiner Frau konnte ich noch verschmerzen, Marko, mein kindischer Bub, schleuderte mir entgegen: Die Milliarden Galxien sind mir völlig egal, viel, viel wichtiger ist die Frage: Wann backen wir endlich wieder mal Streuselkuchen, inzwischen ist bereits eine ganze Woche vergangen vom letzten Streuselkuchenschmaus.
Tja, Filosofen, dieses Desinteresse an astronomische Fragen, Problemen meiner Familie erschütterte mich wirklich schwer und ich fühlte mich schrecklich einsam.“
„Das ist doch total harmlos“, meinte Lena, „die Interessen und Vorlieben sind doch von Person zu Person unterschiedlich, selbst innerhalb einer Familie.“
„Dass du so ein empfindliches Sensibelchen bist, hätte ich nicht gedacht“, stellte Klausi fest, mit fast lästerlichem Tonfall.
„Für mich war es aber schlimm und der Teufel für miese Laune konnte zumindest einen kleinen Triumpf feiern“, tat ich kund.
„Ein anderes Erlebnis bestätigte mich ebenfalls, dass Einsamkeitsphasen mir nicht fremd sind.
Im Nachbarort Seeheim wohnt der alte Naturschützer Martin Waldfreund, Klausi kennt den ebenfalls.
Der hatte mal bei einer Wanderung im Müritznationalpark auch eine Busfahrt gemacht. Als er ausstieg, verabschiedete er sich vom Busfahrer und den Fahrgästen, indem er jedem die Hand schüttelte und sagte: Es war wirklich toll mit ihnen, mit dir diese Fahrt zu genießen. Der Martin bezeichnete sein Verhalten als Mutprobe.
Ich dachte mir, so was könnte ich auch einmal hier in Südhessen tätigen, ich zusammen mit meinen zwei Kindern. Lisettchen fragte ich erst gar nicht, es hätte mir nur den Vogel gezeigt und vorgeworfen: Man sieht, du fühlst dich nicht ausgelastet, weil bei dir im Hirn solche Fürze wilde Possen treiben, ich muss mir für dich sinnvolle Aufgaben ausdenken.
Als ich meine Kinder fragte, ob sie zusammen mir mir so was tun würden, sagte Mariechen: Mein Kindergartenfreund Sebastian lacht mich bestimmt aus und blökt: Was ist das für ein Blödsinn.
Marko meinte: Mach ich nicht, ich will mich hier nicht zum Gespött der Leute machen.
Hier in Jugenheim und auch in Darmstadt lassen wir das auch, gab ich zu bedenken, wir könnten das in Frankfurt oder in Offenbach gestalten. Dort ist es dann höchst unwahrscheinlich, dass jemand uns kennt. Als Krönung dieses Ereignisses erhält noch jeder Fahrgast ein Farbbild von uns. Da drauf steht: Mariechen, Marko und Schorschi sind mir am so und so vielten zusammen mit dem Bus gefahren, dies war ein sehr schönes, tolles Erlebnis.
Aber meine zwei Sprösslinge wollten trotzdem nicht, sie blieben bei ihrer Sturheit.“
„Dein Vorhaben, was du nicht durchführen konntest, hatte doch nichts mit Einsamkeit zu tun“, kritisierte Klausi.
„Oh doch“, schüttelte ich meinen Kopf, „ich ich hab mich da von der Gesellschaft sehr, sehr ausgegrenzt gefühlt, selbst meine Kinder wollten mich nicht unterstützen.
Und wenn man ausgegrenzt wird, ist man doch schrecklich einsam, gell !?
Völlig grausam ist das Schicksal, wenn dazu noch Armut kommt. Und ich bin nicht weit entfernt davon, meine finanzielle Situation ist zur Zeit stinkend scheißbeschissen.“
„Ouh, unser Schorschi ist wirklich arg gebeutelt“, frozelte Klausi.
Er reimte noch:
„Schorschi ist ein seltsam` Spinner,
dies meinen sogar seine Kinder.
Er glaubt sich ausgegrenzt, schrecklich.
Für ein Sensibelchen...fürchterlich.“