Nach mir die Sindflut


„Du, Schor(s)chi“, daht mi(s)ch meu elfjähri(s)ch Seehn(s)che Macko oababble, „woas bedeit ei(s)chentli(s)ch, wenn mä soat  Noach mä die Sintflut?“
„Wie duhsde denn uf so eune Froage kumme? Hosde geheert, doass jemoand oan eunä Schtaumauä ne Äksplosjoon dähdi(s)che wollt un doann eili(s)chst oabhaue?“
„Noa, so woar des net“, schiddelte des Kinn seun Kopp, „i(s)ch, de Rennee, de Fillip un de vier Joahr eldere Rolfi woarn im Woald un machte Picknick.“
„Woas? Ihr seid in de Woald gelaafe? Wie viele Metä hebbdä ihr Fußkroanke, faule Zaatgenosse doann zurigg gelä(s)cht, hunnerd  orrä sogoar hunnerdfuffzi(s)ch Metä?“
„Ach, des schpielt doch jedds koa Roll“, moante de Buh ebbes uuwer(s)ch, „baa de Picknickväoaschtoaldung hodd si(s)ch ebbes Mill oagesoammelt un bevo wä wirrä hoam tigerte, hebb i(s)ch vogeschlouhe, dän Mill euzusoammle un mitzunämme doamit de scheene Woald net uf die Add vädreckt werd.
Doa soate doch Rolfi: Braache mä net, soll si(s)ch de Ferstä drim kimmern, noach mä die Sintflut. In jänem Moment hebb i(s)ch net droa gedenkt, zu froage woas  diesä Schpruch bedeite sollt. Des hodde doch mit Iwäschwemmung goar nix zu duhn.“

„Schtimmt“, nickte i(s)ch, „de Schpruch duht im Zusoammehoang mit nä Geschi(s)cht aas de Bibel schtehn. Dordd werd behaaptet, waal die Mensche so siendi(s)ch läwe dahte, daht ihr Obämaastä, genoannt die liewe Godd, eune Sintflut schicke. Des hodde oagäbli(s)ch zur Folg, doass verzi(s)ch Daache loang eun Schtackreje noachäm annern uf die Erd schdärddste un alles in de riesi(s)che Wassämenge väsinke daht.“
„Doamit hosde meu Froag noch net beoantworddet“, moddste Macko.
„Joa, schun“, musst i(s)ch zugewwe, „awä deraas is diesä Schpruch enschtoanne. Wenn also  egoisdi(s)che Leit er(s)chendwoas Beeses mache, dere Folge doann awä annern Päsoone korz denoach orrä erst viel schpätä äleide misse, doann soat mä halt  Noach mä die Sindflut. Des haaßt, die Väursachä wisse sä wohl, doasse doa Bleedsinn dähdi(s)che un annern hobbe er(s)chendwoann de Schoade, se selwä awä net.
De Rolfi woar also sä egoisdi(s)ch, orrä mä kennt aach soage glei(s)chgildi(s)ch gejeiwä de Umweltväschmuddsung, du, de Fillip un de Renne awä aach, ihr hebbt des eufach so geloasse, gell?“


Väschämt wie(s)chte des Kinn seun Kopp välä(s)che hie un hä. Doa wusste i(s)ch, i(s)ch hodde rä(s)cht mit meunä Vämutung.
Doa koam ähn Delefoonoaruf fer mi(s)ch. De Heunä, unsä Koampfdrinkä informierte mi(s)ch, die Ferma, die wo dän Ourewällä Rachepuddsä brodudsiern duht, werd dämnäkst fer euni(s)che Monate orrä sogoar fer immä dän Appelschnabbs nemmä häschtelle. Wä sollte aasäm Dorffloade schleunigst sämtli(s)che Vorräte ufkaafe.
Werkli(s)ch, alle Voräte devun? daht i(s)ch euwenne, doa häm annern Leit joa nix mä.
Des koanns uns doch egoal seun, moante Heunä.  Joa, schtimmt ei(s)chentli(s)ch, daht i(s)ch beschdädi(s)che.
Schun euni(s)che Minute schpätä kroch die Äkenntnis in meun Hern:  Doa hädd i(s)ch däm Heunä aach soage kenne  Noach uns die Sintflut.



Noach-mä die-Sintflut is ar(s)ch bekweem
fer meu faul Haut is des sä oagenehm.
Die Noachkumme wern finne deroa koa Freid
krieje nur oab groß Schoade un Leid.
Se wolle halt aach vo de Forzkuhl noch drinke,
net im Driebsoal un drecki(s)ch Umwelt väsinke.

     Hintergrundmusik:AK Music -Eping Teaser (No Copyright Music)


Übersetzung: „Du, Schorschi“, sprach mich mein elfjähriges Söhnchen Marko an, „was bedeuetet eigentlich, wenn man sagt  Nach mir die Sintflut?“
„Wie kommst du auf so eine Frage? Hast du gehört, dass jemand an einer Staumauer eine Explosion durchführen wollte und dann eiligst abhaute?“
„Nein, so war das nicht“, schüttelte das Kind seinen Kopf, „ich, der Rennee, der Fillip und der vier Jahre ältere Rolfi waren im Wald und machten Picknick.“
„Was? Ihr seid in den Wald gegangen? Wie viele Meter, habt ihr fußkranke, faule Zeitgenossen denn zurück gelegt, hundert oder sogar hundertfünfzig Meter?“
„Ach, das spielt doch jetzt keine Rolle“, meinte der Bub etwas unwirsch, „bei der Picknickveranstaltung hatte sich etwas Müll angesammelt und bevor wir wieder heim tigerten, hab ich vorgeschlagen den Müll einzusammeln und mit zu nehmen damit der Wald nicht auf diese Art verdreckt wird.
Da sagte doch Rolfi: Brauchen wir nicht, soll sich der Förster drum kümmern, nach mir die Sintflut. In jenem Moment hab ich nicht dran gedacht zu fragen, was dieser Spruch bedeuten soll. Das hatte doch mit Überschwemmung gar nichts zu tun.“

„Stimmt“, nickte ich, „der Spruch steht im Zusammenhang mit einer Geschichte aus der Bibel. Dort wird behauptet, weil die Menschen so sündig leben würden, würde ihr  Obermeister, genannt der liebe Gott, eine Sintflut schicken. Dies hatte angeblich zur Folge, dass vierzig Tage lang ein Starkregen nach dem anderen auf die Erde stürzte und alles in den riesigen Wassermengen versank.“
„Damit hast du meine Frage nicht beantwortet“, motzte Marko.
„Ja, schon“, musste ich zugeben, „aber daraus ist dieser Spruch entstanden. Wenn also egoistische Leute irgendwas Böses machen, deren Folgen dann aber andere Personen kurz danach oder erst viel später erleiden müssten, dann sagt man halt  Nach mir die Sintflut.
Das heißt, die Verursacher wissen sehr wohl, dass sie da Blödsinn machten und andere haben irgendwann den Schaden, sie selber aber nicht.
Der Rolfi war also sehr egoistisch, oder man könnte auch sagen gleichgültig gegenüber der Umweltverschmutzung, du, der Fillip und der Rennee aber auch, ihr habt das einfach so gelassen, gell?“

Verschämt wiegte das Kind seinen Kopf hin und her. Da wusste ich, ich hatte recht mit meiner Vermutung.
Da kam ein Telfonanruf für mich. Heiner, unser kampftrinker, informierte mich, die Firma, die den Odenwälder Rachputzer produziert, werde demnächst für einige Monate oder sogar für immer den Apfelschnaps nicht mehr herstellen. Wir sollten aus dem Dorfladen schleunigst sämtliche Voräte aufkaufen.
Wirklich alle Voräte davon? wandt ich ein, da haben andere Leute ja nichts mehr.
Das kann uns doch egal sein, meinte Heiner. Ja stimmt eigentlich, bestätigte ich.
Schon einige Minuten später kroch die Erkenntnis in mein Hirn: Da hätte ich auch dem Heiner sagen können  Nach uns die Sintflut.
Nach-mir-die-Sintflut ist arg  bequem
für meine faule Haut ist das sehr angenehm.
Die Nachkommen werden finden daran keine Freud`
kriegen nur ab  großen Schaden und Leid.
Sie wollen halt auch vor der Furzkuhle noch trinken,
nicht im Drübsal und dreckiger Umwelt versinken.