Allein, einsam, tieftraurig II (mit Video 2m7s)


„Mi(s)ch hodds vo eunä Woch gedroffe“, babbelte i(s)ch, „ihr wollt, doass i(s)ch ei(s)ch iwä meune meegli(s)che Brobleeme iwä eloa un eunsoam seun un de deraas folgende Drauri(s)chkaat beri(s)chte soll.“
„Ri(s)chdi(s)ch“, nickte Klausi, „eloa seun muss net uubedingt alleweil schlimm seun, eusoam schun ehä, besunners, wenn deraas dräneäschtickte Drauäfoase si(s)ch ägäwe.
Awä sol(s)ch eun Schicksoal werd di(s)ch wohl net kwäle, gell Schor(s)chi !?“
„Duht net goans schtimme“, kommendierte i(s)ch, „i(s)ch hebb sä wohl meune Momente un Daache, in denne i(s)ch mi(s)ch werkli(s)ch velli(s)ch eunsoam un vun de Gliggsgeddin  väloasse fiehle duh.“
„Doa hosde rei(s)chli(s)ch iwädriwwe, Schor(s)chi“, moante Lena, „du host doch eune reidsende Fraa, die wo di(s)ch fiersorgli(s)ch umhee(s)che duht un zwaa puddsi(s)che Kinnä, die wo dä fast jede neie Daach di(s)ch mit Gligg iwäschidde duhn, newoahr?“
„Goans so isses net“, daht i(s)ch ufklärn.
„Heit will i(s)ch erst moal nur iwä des Eloaseun ei(s)ch väzähle“, daht i(s)ch waatä beri(s)chte, „des näksde moal, vielaa(s)cht in eunä Woch orrä zwaa, iwä meu tiefdrauri(s)ch emfunnene Eunsoamkaat.

Also, eloa seun, wenns net groad daacheloang schdaddfinne duht, duh i(s)ch net als kwälend emfinne, wie de Klausi“, i(s)ch linste zuäm riwwä, „beraats gesoat hodd.
Im Gejedaal, maasdens seun des fer mi(s)ch Zaate dä wohli(s)ch Ruhe un gesunn Ähoolung. Besunners duht des gelde, wenn i(s)ch in de Nadur rim schtromä, im Woald, Wiese un Moor.“
„Koann i(s)ch mä denke“, grinste Lena, „wenn de eloa bist, duhn deu Kinnä net lärmme un die Woaldschteppekurdsschnoabelhinkel duhn si(s)ch doann net im Gebisch väschtecke un bleiwe schtumm, du kenntest also aach net die
medalli(s)ch klingende Ruufe, die wo deu Ohrn gliggli(s)ch ufsauge dähte, heern.“
„Sol(s)che Hinkel hippe un gackern net in Deitschloand rim. Obs deu genoannte Vehel iwähaapt er(s)chendwo läwe, waaß i(s)ch net.
Awä im Prinsdsiep hosde schun rä(s)cht, Lena, wenn i(s)ch eloa bin in de Nadur, duh i(s)ch viel, viel heifi(s)chä Diern beoboachte, Rehe, Fiks, Wildsei, väschiedene Vohel- un Insekteadde. un baa indresoante Wildblumme koann
i(s)ch längä väweile, ohne doass jemoand kwängelt: I(s)ch will endli(s)ch wirrä hoam, i(s)ch hebb Hungä un Dorscht.“
„Des is doch normoal“, waff Babett(s)che eu, „aach du, Schor(s)chi, willst net hungern un derste.“
„Schtimmt schun“, nickte i(s)ch, „euni(s)che Schtunne duh i(s)ch des schun aashoalte. Duht mi(s)ch de Dorscht zu sä kwäle, drink i(s)ch haolt Bachwassä.
Eunmoal in meunäm bishäri(s)che Läwe hebb i(s)ch fast vier Daache werkli(s)ch velli(s)ch eloa in de Nadur ufgehoalte, waat un braat woar koa eunsi(s)che Päsoon zu sehe.
Vaddä vun zwaa Kinnä woar i(s)ch noch net und meu jeddsi(s)ch Fraa koannte i(s)ch ewwefalls net.
Die drei bis vier Daache hebb i(s)ch in Lapploand in Norddschweede väbroacht.
Schpätä hebb i(s)ch äfoahrn, doass in dä Gejend, in wel(s)chä i(s)ch rim lungerte, moal eune Fraa vun eunäm Bä iwäfalle worn is.
Gliggli(s)chäwaas daht i(s)ch so eun Vofall net äläwe. Mä als vier Daache hädd i(s)ch vämutlich net aasgehoalte. So woar jedefalls doamoals meu Gefiehl im Kerpä.“

„Du host joa aach euni(s)che Daache in Eunsoamkaat väbroacht, des koann mä beraats als Psy(s)cholaastung oaäkenne“, daht Klausi loobe.

Wä babbelte oan jänem Filosooferundoawend noch Euni(s)ches mä, Froage koame uf, wie
i(s)ch des mit däm Esse bewäldi(s)cht hebb un woas i(s)ch die goanse Daache nur gemacht hädd, nur im Groas leihe un vo si(s)ch hie deese?
Des is awä eun anneres Thema.
Klausi reumte noch, moan(s)ches devun hodd i(s)ch beraats baa friehere Gelä(s)chehaate in de Kneipeädä geschprieht:





„Is de Schor(s)chi eloa in de Nadur,
ferren is des nix Anners als Gligg pur,
duht selwst eun Smaatfoun net misse,
waal die Muuse duhnän kisse.“

„Fer dän Schor(s)chi duht noch Folgendes gelte:





Aach dä goaloante Edelmoann
hodd moal väschissne Hose oan.
Ä duht rilpse un forze mit Härddsenslust
vägesse is doann seun Alldaachsfrust.“

„De Schor(s)chi is koan Edelmoann, goaloant schun moal goar net“, korrigierte Ludwig.
„Schtimmt“, nickte Klausi, „heifi(s)ch un gern machtä des aach, wennä net eloa is.“
Diese bleed  un velli(s)ch falsche Bemerkung daht i(s)ch net kommendiern.

         Hintergrundmusik: Jökull -Alexander Naskarada (NCM)


Übersetzung: „Mich hat es vor einer Woche getroffen“, schwätzte ich, „ihr wollt, dass ich meine möglichen Probleme über allein und einsam sein und den daraus folgenden Traurigkeiten berichten soll."
„Richtig“, nickte Klausi, „allein seun muss nicht unbedingt immer schlimm sein, einsam schon eher, besonders, wenn daraus tränenerstickte Trauerphasen sich ergeben.
Aber solch ein Schicksal wird dich wohl nicht quälen, gell, Schorsch !?“
„Stimmt nicht ganz“, kommentierte ich, „ich hab sehr wohl meine Momente und Tage, in denen ich mich wirklich völlig verlassen und von der Glücksgöttin verlassen fühle.“
„Da hast du reichlich übertrieben, Schorschi“, meinte Lena, „du hast doch eine reizende Frau, welche dich fürsorglich umhegt und zwei putzige Kinder, die dich fast jeden neuen Tag mit Glück überschütten, nicht wahr?“
„Ganz so ist es nicht“, klärte ich auf.
„Heute will ich erst mal nur über das Alleinsein euch erzählen“, berichtete ich weiter, „das nächste mal, vielleicht in einer Woche oder zwei, über meine tieftraurig empfundene Einsamkeit.

Also, allein sein, wenn es nicht gerade tagelang stattfindet, empfinde ich nicht als quälend,
wie der Klausi“, ich linste zu ihm rüber, „bereits gesagt hatte.
Im Gegenteil, meistens sind das für mich Zeiten der wohligen Ruhe und gesunder Erholung.
Besonders gilt das, wenn ich in der Natur rum stromere, im Wald, Wiese und Moor.“
„Kann ich mir denken“, grinste Lena, „wenn du allein bist, lärmen deine Kinder nicht und die scheuen Waldsteppenkurzschnabelhühner verstecken sich nicht im Gebüsch und bleiben stumm, du könntest also auch nicht die metallisch lingenden Rufe hören, die deine Ohren glücklich aufsaugen würden.“
„Solche Hühner hüpfen und gackern nicht in Deutschland rum. Ob deine genannten Vögel irgendwo leben, weiß ich nicht.
Aber im Prinzip hast du schon recht, Lena, wenn ich allein in der Natur bin, beobachte ich viel, viel häufiger Tiere beobachten, Rehe, Füchse, Wildschweine, verschiedeneVogel- und
Insektenarten. Und bei interessanten Wildblumen kann ich länger verweilen, ohne dass jemand quengelt: Ich will endlich wieder heim, ich hab Hunger und Durst.“
„Das ist doch normal“, warf Babettchen ein, „auch du, Schorschi, willst nicht hungern und dürsten.“
„Stimmt schon“, nickte ich, „einige Stunden halte ich das schon aus. Quält mich der Durst zu sehr, trinke ich halt Bachwasser.
Einmal in meinem bisherigen Leben hatte ich mich fast vier Tage wirklich völlig allein in der Natur aufgehalten, weit und breit war (außer mir) keine einzige Person zu sehen.
Vater von zwei Kindern war ich noch nicht und meine jetzige Frau kannte ich ebenfalls nicht.
Die drei bis vier Tage verbrachte ich in Lappland in Nordschweden.
Später erfuhr ich, dass in der Gegend, in welcher ich rum lungerte, mal eine Frau von einem Bären überfallen wurde.
Glücklicherweise erlebte ich so einen Vorfall nicht.
Mehr als vier Tage hätte ich vermutlich nicht ausgehalten. So war jedenfalls damals mein Gefühl im Körper.“
„Du hast ja auch einige Tage in Einsamkeit verbracht, das kann man bereits als Psycholeistung anerkennen“, lobte Klausi.

Wir schwätzten an jenem Filosofenrundabend noch Einiges mehr. Fragen kamen auf, wie ich das mit dem Essen bewältigt hätte und was ich den ganzen Tag nur gemacht hätte, nur im Gras gelegen und vor mich hin gedöst?
Das ist aber ein anderes Thema.
Klausi reimte noch, manches davon hatte ich bereits bei früheren Gelegenheiten in den Kneipenäther gesprüht:
„Ist der Schorschi allein in der Natur,
für ihn ist das nichts Anderes als Glück pur,
tut selbst ein Smartphone nicht müssen,
weil die Musen tun ihn küssen.“

„Für den Schorschi gilt noch Folgendes:
Auch der galante Edelmann
hat mal verschissne Hosen an.
Er tut rülpsen und furzen mit Herzenslust
vergessen ist dann sein Alltagsfrust.“

„Der Schorschi ist kein Edelmann, galant schon mal gar nicht“, korrigierte Ludwig.
„Stimmt“, nickte Klausi, „häufig und gern macht er dies auch, wenn er nicht allein ist.“
Diese blöde und völlig falsche Bemerkung kommentierte ich nicht.