Dietzenbach, Aussichtsturm (mit Video 2m13s)
Maddin Weusifflä is de Dorffdi(s)chtä vun Pfeddersheum, des wo in de Näh vun Worms zu finne is.
In de leddste zwaa Joahrn hoddä unsre Filosooferund drei- orrä viermoal dor(s)ch seune Oawäsehaat begliggt. So hoddä seu Besuche baa uns in Juräm beschriwwe. Wä dahten net als realidähtsdrei emfinne, ä woar nämli(s)ch ufgefalle, doassä fer(s)chdäli(s)ch gehässi(s)che Verse iwä Hesse uns uugefroat alleweil bräsendiern musste.
Diesä Moann, liewe Lesä, ihr duhts woahrscheunli(s)ch schun äoahne, hockte wirrä moal baa uns in de Kneip Zim weise Mondmoann un babbelte:
„In Dietzebach, in Dietzebach
leihe die Leit mied oft flach.
I(s)ch muss noch uubedingt äwähne
die duhn alleweil heerbaa gähne.“
„Des is nun werkli(s)ch net schee vun dä“, kridisierte Klausi, „duh bessä reume:
In Dietzebach, in Dietzebach
leihe die Leit selde flach.
Dordd duhn die maaste alleweil fleißi(s)ch schaffe
niemoand duht nur rim schtehe wie faul` Affe.“
„Ob des so schtimme duht, koann i(s)ch net beurdeile“, kommendierte i(s)ch die Bemerkung vum Scheff-Filosoof, „diese Schdadd is joa die Kreisschdadd vum Loandkreis Offebach. I(s)ch woar bishä nur eunmoal korz dordd gewäse. Als uubedingt sehenswert is mä diesä Ordd net ufgefalle. Awä etwoas Besunneres häm se doch, dän Aussichtstorm, uugefäh dreißi(s)ch Metä hoch uf eunäm Hiehel.
Diesä Torm hodd mi(s)ch werkli(s)ch be..eudruckt. Allädings, muss i(s)ch soage, de Noam fer des ufälli(s)ch Gebeid, nämli(s)ch Ballet der Bewegung, is uubassend. Baam Oablick seun baa mä goans annern Assodds..saddsjoone in meu Hern gedrunge. I(s)ch hebb dä nämli(s)ch sofordd oan eun Korkeziehä gedenkt.
Die Ploanung vum Torm kennt so välaafe seun: Eun Ar(s)chidekt woar schun ebbes benebbelt dor(s)ch dän Drink..konsum vun Roodweun. Die Flasch woar lä geworn, de geschtresste Moann wollt awä noch mä. Deshalb dahtä eune nei Flasch hoole un begoann se zu entkorke. Seu Fingäferddi(s)chkaate woarn awä weje däm Alkoholgenuss beraats rei(s)chli(s)ch eugeschränkt un uugligli(s)chäwaas ging noch de Griff vum Korkeziehä kapputt, seu Händ dahte debaa ebbes bluude.
Doa daht doch eune doll Idee fer dän geploante Aas..si(s)chtstorm in seu Hern dringe un des Ägäbnis kenne wä heit dordd in Dietzebach bewunnern.
Woas doa noch fehle duht, seun euni(s)che roode Flecke am Fuuß vum Torm, die dähte doann des geflossene Bluud vun däm Moann simbolisiern.
Also, i(s)ch moan, eun bassendä Noam fer diese Sehenswerddi(s)chkaat kennte Brobläm baam Korkeziehe seun.
Ihr misst doch zugewwe, liewe Freinde, diese Geschi(s)cht beziehungswaas Anekdot is doch werddi(s)ch in de Medje väbreitet zu wern, gell?“
„Hhm...hhm“, grunste Lena, „es kennt awä seun, doass deun Moann, Schor(s)chi, goar koan Weufreind woar un is, sunnern alleweil Bier bevozuuche duht.“
„Geht net“, schiddelte i(s)ch de Kopp, „Bierflasche wern net mit Korkeziehä ge..effnet, maastens jedefalls, Weuflasche gegeje schun.“
„Schtimmt“, nickte Klausi, „die Froag is: Woas hämmä dor(s)ch diese Äkenntnis gewunne?“
„Na ja, unserm schdändi(s)che Schträwe fer uns die Woahrhaat zu finne, häm wä uns womeegli(s)ch nur mit kloane, ar(s)ch kloane Schridd(s)chä genähert“, bemerkte i(s)ch, „zu uuväschämt sollte wä net seun, aach fer kloane Äkenntnisgewinne sollte wä uns demiedi(s)ch zei(s)che. I(s)ch zim Baaschpiel werd jedds vullä Demuud, innäli(s)ch, meu Biergloas lä drinke.“
Hintergrundmusik: Nature Life -Alan Walker (No Copyright Music)
Übersetzung: Martin Weinsüffler ist der Dorfdichter von Pfeddersheim, welches bei Worms zu finden ist.
In den letzten zwei Jahren hatte er unsere Filosofenrunde drei- oder viemal durch seine Anwesenheit beglückt. So beschrieb er seine Besuche bei uns in Jugenheim. Wir empfanden dies nicht als realistisch, er war nämlich aufgefallen, dass er fürchterlich gehässige Verse über Hessen uns ungefragt immer präsentieren musste.
Dieser Mann, liebe Leser, ihr erahnt es wahrscheinlich schon, saß wieder mal bei uns in der Kneipe Zum weisen Mondmann und schwätzte:
„In Dietzenbach, in Dietzenbach
liegen die Leute müde oft flach.
Ich muss noch unbedingt erwähnen
die tun immer hörbar gähnen.“
„Das ist nun wirklich nicht schön von dir“, kritisierte Klausi, „reime besser:
In Dietzenbach, in Dietzenbach
liegen die Leute selten flach.
Dort tun die meisten immer fleißig schaffen
niemand tut nur rum stehen wie faule Affen.“
„Ob das so stimmt, kann ich nicht beurteilen“, kommentierte ich diese Bemerkung vom Chef-Filosofen, „diese Stadt ist ja die Kreisstadt vom Landkreis Offenbach. Ich war bisher nur einmal kurz dort gewesen. Als unbedingt sehenswert ist mir dieser Ort nicht aufgefallen.
Aber etwas Besonderes haben sie doch, den Aussichsturm, ungefähr dreißig Meter hoch auf einem Hügel.
Dieser Turm hatte mich wirklich beeindruckt. Allerdings, muss ich sagen, der Name für das auffällige Gebäude, nämlich Ballett der Bewegung, ist unpassend. Beim Anblick sind bei mir ganz andere Asozationen in mein Hirn gedrungen. Ich hab da nämlich sofort an einen Korkenzieher gedacht.
Die Planung des Turmes könnte so verlaufen sein: Ein Architekt war schon etwas benebelt durch den Trinkkonsum an Rotwein. Die Flasche war leer geworden, der gestresste Mann wollte aber noch mehr. Deshalb holte er eine neue Flasche und begann sie zu entkorken. Seine Fingerfertigkeiten waren aber wegen dem Alkoholgenuss bereits reichlich eingeschränkt und unglücklicherweise ging noch der Griff des Korkenziehers kaputt, seine Hände bluteten dabei etwas.
Da drang doch eine tolle Idee für den geplanten Aussichtsturm in sein Hirn und das Ergebnis können wir heute in Dietzenbach bewundern.
Was da noch fehlt, sind einge rote Flecken am Fuß vom Turm, die würden dann das geflossene Blut des Mannes symbolisieren.
Also, ich meine, ein passender Name für diese Sehenswürdigkeit könnte Problem beim Korkenziehen sein.
Ihr müsst doch zugeben liebe Freunde, diese Geschichte, beziehungsweise Anekdote, ist doch würdig in den Medien verbreitet zu werden, gell?“
„Hhm..hhm“, grunzte Lena, „es könnte aber sein, dass dein Mann, Schorschi, gar kein Weinfreund war und ist, sondern Bier bevorzugt.“
„Geht nicht“, schüttelte ich den Kopf, „Bierflaschen werden nicht mit Korkenziehern geöffnet, meistens jedenfalls, Weinflaschen dagegen schon.“
„Stimmt“, nickte Klausi, „die Frage ist: Was haben wir durch diese Erkenntnis gewonnen?“
„Na ja, unserem ständigen Streben für uns die Wahrheit zu finden, haben wir uns womöglich nur mit kleinen, arg kleinen Schrittchen genähert“, bemerkte ich, „zu unverschämt sollten wir nicht sein, auch für kleine Erkenntnisgewinne sollten wir uns demütig zeigen. Ich zum Beispiel werde jetzt voller Demut, innerlich, mein Bierglas leer trinken.“