Edelspießer und Edelblödel  (mit Video 3m5s)


„S` duht net nur gewehnli(s)che Schpießä un Bleedel gewwe“, babbelte i(s)ch uf de Filosooferund, „sunnern aach Edelschpießä un Edelbleedel.“

Uf diese Äkenntnis hie, daht i(s)ch erst moal eun kräfdi(s)che Schluck Bier iwä meu drocke Kehl fließe loasse.

„Koannsde des ebbes genaahä väklickern?“ froate Ludwig, unsä Edelhä.

„Mach i(s)ch gern“, nickte i(s)ch, „also, Schpießä seun engschtirni(s)che Mensche, die zim Baaschpiel zu Nacktfliddsä soage  Des macht mä net,  obwohl baa uns in Hesse zwaa Hochbor(s)che de Nacktfliddsä leije, nämli(s)ch Riedschdadd  in de Rheu..ebne un Schodde im Vohelsber(s)ch. Dezu muss mä noch äwähne, doasses aach in de deitsch Geschi(s)cht prominente Nacktfliddsä hier in Hesse geläwt hobbe, nämli(s)ch unsä weltbekoannte Di(s)chtä Geeth un de Held vun de Nibelungeväzählung, nämli(s)ch Siegfried.

Wenn mä nun so eunen Edelschpießä froat  Woarim macht mä des net, so  kriggt mä maast nur die Oantwordd   Waal mä des net macht.

Vielaa(s)cht kriggt mä noch die Oantwordd  Des is halt uuedel. Allädings is des, wieä hier all sofordd euseht“, i(s)ch guckte in die Rund kreisum oam Disch, „genaaso inhoaltslos.

Djoa, sol(s)che Leit seun halt Edelschpießä.“

„Eun annä Baaschpiel is, wenn jemoand behaapte duht, eun Flohmackt, moan(s)che soage aach Treedelmackt, duh i(s)ch nie besuche, doa wern doch nur Lumpe un annern Dreck oageboote, woas ri(s)chdi(s)ch Edles duhn wä dordd net finne.“

„Woas awä iwähaapt net schtimme duht“, ägänste Laura, „daalwaas Lumpe seun dordd schun, awä aach Klamodde, die noch wie nei aas..sehe un beschtimmt moal ar(s)ch deiä worn.“

„Moan i(s)ch ewwefalls“, beschdähdi(s)chte Lena, „sol(s)che Mitber(s)chä seun halt Konsumidjoote, Bleedel, duhn ihre Oablehnung begriende mit de Wordde  Doa is nix Edles debaa.“  

„Ri(s)chdi(s)ch äkoannt“, nickte i(s)ch, die seun halt Edelbleedel.“

Klausi, unsä Dorffdi(s)chtä, reumte dezu:



Edelschpießä un Edelbleedel

kaafe nur Neies, niemoals Treedel.

Se glaabe werkli(s)ch, se wärn besunners feun

ihr Soddsjoalgefiehl is awä besunners kleun.“

„Wenn ihr Edeltum si(s)ch nur konsumidjooti(s)ch uf die Dinge, wie Audos, Klamodde unsowaatä bezieht, doann moag des schtimme“, ägänste Laura, „falls awä des Edeltum si(s)ch  uf des guude Miteinannä de Mensche bezieht un Hilfsbereitschaft, Freindli(s)chkaat unsowaatä ferddert, so is joa wohl nix degeje euzuwenne.“

„Schtimmt“, nickte Klausi, „duh i(s)ch sofordd zugewwe.



Hilfsberaatschaft, Mitgefiehl, Freindli(s)chkaat is alleweil ri(s)chdi(s)ch

des zu ferddern is fer uns Sozjoalwäse besunners wi(s)chdi(s)ch.“

Noa joa, hebb i(s)ch mä gedenkt, die demiedi(s)chende  Bemerkunge, die wo de Klausi moan(s)chmoal lustvoll in de Kneipe- un sunsdi(s)che Ätä aus seunäm Lästämeil(s)che  väschpriehe duht, geheern wohl net dezu.

    Hintergrundmusik: Erik Lund -Tokyo Sunset (No Copyright Music)


Übersetzung: „Es gibt nicht nur gewöhnliche Spießer und Blödel“, schwätzte ich auf der Filosofenrunde, „sondern auch Edelspießer und Edelblödel.“

Auf diese Erkenntnis hin ließ ich erst mal einen kräftigen Schluck Bier über meine drockene Kehle fließen.

„Kannst du das etwas genauer erklären?“ fragte Ludwig, unser Edelherr.

„Mach ich gern“, nickte ich, „also, Spießer sind engstirnige Menschen, die zum Beispiel zu Nacktflitzern sagen  Das macht man nicht,  obwohl bei uns in Hessen zwei Hochburgen der Nacktfltzer liegen, nämlich Riedstadt in der Rheinebene und Schotten im Vogelsberg.

Dazu muss man noch erwähnen, dass  auch in der deutschen Geschichte prominente Nacktflitzer hier in Hessen gelebt hatten, nämlich unser weltbekannte Dichter Goethe und der Held der Nibelungenerzählung, nämlich Siegfried.

Wenn man nun so einen Edelspießer fragt   Warum macht man dies nicht,  so kriegen wir meistens nur die Antwort   Weil man das nicht macht.

Vielleicht hören wir noch  Das ist halt unedel. Allerdings ist das, wie ihr hier alle sofort einseht“, ich guckte in die Runde kreisum am Tisch, „genauso inhaltslos.

Dja, solche Leute sind halt Edelspießer.“

„Ein anderes Beispiel ist, wenn jemand behauptet, einen Flohmarkt, manche sagen auch Trödelmarkt, besuche ich nie, da werden doch nur Lumpen und anderer Dreck angeboten, was richtig Edles finden wir dort nicht.“

„Was aber überhaupt nicht stimmt“, ergänzte Laura, „teilweise Lumpen sind dort schon, aber auch Klamotten, die noch wie neu aussehen und bestimmt arg teuer waren.“

„Mein ich ebenfalls“beschdähdi(s)chte Lena, „solche Mitbürger sind halt Konsumidioten, Blödel, begründen ihre Ablehnung mit den Worten   Da ist nichts Edles dabei.

„Richtig erkannt“, nickte i(s)ch, „die sind eben Edelblödel.“

Klausi, unser Dorfdichter, reimte dazu:

Edelspießer und Edelblödel

kaufen nur Neues, niemals Trödel.

Sie glauben wirklich, sie wären besonders fein

ihr Sozialgefühl ist aber besonders klein.“

„Wenn ihr Edeltum sich nur konsumidiotisch auf die Dinge, wie Autos, Klamotten und so weiter bezieht, dann mag das stimmen“ ergänzte Laura, „falls aber das Edeltum sich auf das gute Miteinander der Menschen bezieht und Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und so weiter fördert, so ist ja wohl nichts dagegen einzuwenden“.

„Stimmt“, nickte Klausi, „gebe ich sofort zu.

Hilfsbereitschaft, Mitgefühl, Freundlichkeit ist immer richtig

dies zu fördern ist für uns Sozialwesen besonders wichtig.“

Na ja, dachte ich mir, die demütigenden Bemerkungen, die Klausi manchmal lustvoll in den Kneipen- und sonstigen Ether aus seinem Lästermäulchen versprüht, gehören wohl nicht dazu.