Tarzan, warum jodelte er so oft?

I(s)ch daht dor(s)chs Dorff laafe un de Maddin   daht mä begee(s)chne.
„Na, Schor(s)chi, mä häm uns schun loang nemmä gesehe. Duhts woas Neies gewwe, des wo beri(s)chtenswert is?“
„Ach, nix Besunneres“, winkte i(s)ch oab, „gestern hebb i(s)ch mit meune zwwa Kinnä eun Tarzanfilm gegafft. Mä is uffgefalle, doass diesä Moann ar(s)ch schporddli(s)ch gewäse seun muss, awä bemerkenswert is, doassä heifi(s)ch gejodelt hodd, zim Baaschpiel wennä si(s)ch mit Hilfe vun Lioane iwä Schlu(s)chte, Bä(s)che un aach vun Baam zu Baam schwinge daht. I(s)ch hebb oaschließend sofordd im Intänet noachgeguckt, um mä Informaddsjoone iwä diesän Urwoaldmensch zu krieje.“
„Un? Woas hosde äfoahrn?“

„So euni(s)ches. De Schauschpielä hieß Dschonni Weißmillä, seune Eldern woarn Donauschwoabe aas Rumänje, seun awä in die USA aasgewannerd,
alsä noch ähn Bebi woar.
Als Jugendli(s)chä hoddä dordd baa Jodelweddbewerbbe deilgenumme un hodd si(s)ch dor(s)chaas äfolgrei(s)ch demit äwiese. Seu Muddä hodden dezu oageree(s)cht. „Jodeln is in deitschschproa(s)chige Regjoone eun oaldes Kuldurgut“, informierte se ihren Buh, „un des is werkli(s)ch net falsch, des sollsde pflä(s)che.“
„Des is awä doch koan Grund in sol(s)che Filme heifi(s)chä zu jodeln, besunners wennä wirrämoal vun Baam zu Baam schwinge duht orrä wennä geje Beesewi(s)chtä vorgeeht, um uuschuldi(s)che Fraue zu befreie.“
„Kennt mä moane“, nickte i(s)ch, „iwä diesän Umschtoand hebb i(s)ch mä so meune Gedoanke gedähdi(s)cht. Des iwä Schlu(s)chte orrä aach nur vun Baam zu Baam schwinge woar ferren beschtimmt ar(s)ch gefähli(s)ch un musste alleweil mit Oabschtärddse re(s)chne un oaschließende schlimme Väleddsunge, womeegli(s)ch sogoar de Dood.

Si(s)chä issä aach moal oabgeruddscht, waal die Lioan zu gladd woar noachäm Rejeguss, de wo im tropische Urwoald joa net selde is.
Un i(s)ch koann mä sä gut voschtelle, doass fer den Schauschpielä Weißmillä eun fer(s)chdäli(s)ch schreckli(s)ches Äei(s)chnis wär, wennä schterwwe däht ohne vohä noch moal  seun geliebt Jodelschrei in de Woald zu schleidern. Deshalb hoddä beschtimmt  gedenkt, es is bessä vo jedä gefähli(s)ch Aksjoon nochemoal zu jodeln, si(s)chä is si(s)chä.“
„Hhm, moansde werkli(s)ch, Schor(s)chi?“
„Joa, moan i(s)ch“, daht i(s)ch  meu Gesoates bekräfdi(s)che,

Tarzan 1_1.mp3 (245.19KB)
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oan de Lioane hängend  iwä die Schlucht

schwingt de Tarzan mit vollä Wucht.
Duht debaa schmeddern ähn Jodel
falls ihn euhoolt de grässli(s)ch Doodel
.“
„Is des net ebbes zu weit hägehoolt?“ moante Maddin.
„Iwähaapt net“, äwirrerte i(s)ch, „alsä uffen Schterwwebett leije daht un schpierte, seu Läwensli(s)cht werd in Kerddse endgildi(s)ch nemmä flackern, sunnern älesche, hoddä nochemoal gejodelt, so gut ä noch konnte un gedenkt, doass mä mit folgenden Vierzeilä beschreiwe kennt:


Tarzan 2_1.mp3 (319.75KB)
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Jedds koann i(s)ch befriedi(s)cht die Aache zudrigge

mi(s)ch braacht nix mä ufrä(s)chend begligge.
Drick aach meun Oarschloch nemmä zu
so hodds endgildi(s)ch friedli(s)ch Ruh
.“


Übersetzung: Ich ging durchs Dorf und begegnet Martin.
„Na, Schorschi, schon lange nicht mehr gesehen. Gibt es etwas Neues, welches berichtenswert ist?“
„Ach, nichts Besonderes“, winkte ich ab, „gestern hab ich mit meinen Kindern einen Tarnzanfilm gesehen. Mir ist aufgefallen, dass dieser Mann sehr sportlich gewesen sein muss, aber bemerkenswert ist, dass er häufig jodelte, zum Beispiel wenn er sich mit Hilfe von Lianen über Schluchten, Bäche und auch von Baum zu Baum schwang.
Ich hab sofort im Internet nach gesehen, um mehr Informationen über diesen Urwaldmensch zu kriegen.“
„Und? Was hast du erfahren?“

„So einiges. Der Schauspieler hieß Johnny Weißmüller, seine Eltern waren Donauschwaben, sind aber in die USA ausgewandert, als er noch ein Baby war. Als Jugendlicher hatte er dort an Jodelwettbewerben teilgenommen und erwies sich durchaus erfolgreich damit. Seine Mutter hatte ihn dazu angeregt. „Jodeln ist in deutschsprachigen Regionen ein altes Kulturgut“, informierte sie ihren Bub, „und das ist wirklich nicht falsch, das sollst du pflegen.“
„Das ist aber doch kein Grund in solchen Filmen häufiger zu jodeln, besonders wenn er wieder mal von Baum zu Baum schwingt oder wenn er gegen Bösewichter vorgeht, um unschuldige Frauen zu befreien.“
„Könnte man meinen“, nickte ich, „über diesen Umstand hab ich mir meine Gedanken gemacht. Das über Schluchten oder auch nur von Baum zu Baum schwingen war für ihn bestimmt sehr gefährlich und musste immer mit Abstürzen rechnen und anschließende schlimme Verletzungen, womöglich sogar den Tod.
Sicher ist er auch mal abgerutscht, weil die Liane zu glatt war nach einem Regenguss, der ja im tropischen Urwald nicht selten ist.
Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es für den Schauspieler Weißmüller ein fürchterlich schreckliches wäre, wenn er sterben würde ohne vorher noch mal seinen geliebten Jodelschrei in den Wald zu schleudern. Deshalb hatte er bestimmt gedacht, es ist besser vor jeder gefährlichen Aktion noch einmal zu jodeln, sicher ist sicher.“
„Hhm, meinst du wirklich, Schorschi?“
„Ja, meine ich“, bekräftigte ich mein Gesagtes,

an der Liane hängend über die Schlucht
schwingt der Tarzan mit voller Wucht.
Tut dabei schmettern einen Jodel
falls ihn einholt der grässlich` Todel.

„Ist das nicht etwas zu weit her geholt?“ äußerte Martin.
„Überhaupt nicht“, erwiderte ich, „als er auf dem Stzerbebett lag und spürte,, sein Lebens-
licht wird in Kürze nicht mehr flackern, sondern erlöschen, jodelte er noch einmal, so gut er noch konnte und dachte, was man mit folgendem Vierzeiler beschreiben könnte:
Jetzt kann ich befriedigt die Augen zudrücken
mich braucht nichts mehr aufregend beglücken.
Drück auch mein Arschloch nicht mehr zu
so hat`s endgültig friedlich Ruh`
.“