„I(s)chhebb geheert“, soate i(s)ch, de Schor(s)chi zim Jornalist Sven Hinterfroagä, „in vieleFabrike vun China schtehe die Leit vor de Arweid all im Hof in Reih un Glied unsinge äh ufmunternd Lied, bevo se schaffe gehn.“Sven leerte groad sei dritt Bierglas. „Un? Willsde des hier in Deitschloand gern eufiehrn ?“I(s)ch nickte. „Des wär doch schee, wenn zim Baaspiel die Beckä in de Backstubb frieh mor(s)chens äh frehli(s)ch Lied schmäddern dähde, bevo se de Teig oasetze. De Text kennte so laute:
Mä backe eiä tägli(s)ch Brot
des Gliggsgefiehl seun doann im Lot
aach Breet(s)chä, Kuche duhn wä mache
un viele annern kestli(s)ch Sache.“
„So oanä wie du daff des awä net singe“, daht Sven euwenne, „doa dähte die annern Beckä äschreckt kindi(s)che. Deu Gesoang seun werkli(s)ch nur schwä zu ädroache.
Awä in deunäm Väeu, i(s)ch moan die Nadurschutzgrupp, koannsde sowoas mache, die seun Schlimmeres gewehnt.“
„Deroa hebb i(s)ch a schun gedenkt“, beschtädi(s)chte i(s)ch, „mä kennt, bevo mä äh Loch fer ähn neie Amphibietimpel aasbuddle, die beriehmt Nationalhymne fer de Nadurschutz singe. Aktiviste, dere Stimm net so äfreili(s)ch fer annern Ohrn seun, duhn halt die Melodie summe. Des macht si(s)ch gut, Gesoang mit Summbe-gleitung , viellaa(s)cht aach noch Peifbegleitung. Iwähaapt, Nadurschutzaksjone sollde mä stets mit Kunst väbinne.“
Meu Freind lachte. „Wenn ihr also im Schlamm wuhlt, doann duhtä Kunst vollbringe? Moansde des werkli(s)ch ernst?“
„Awä si(s)chä“, daht i(s)ch antwordde, „na ja, si(s)ch nur kaotisch im Schlamm wälze, noch net“, musst i(s)ch zugewwe, „mä misst noch äh Gedi(s)cht debaa vodraache, zim Baaspiel:
Wä zaubern gekonnt ähnTeich
staue Bachwasser mittem Deich.
Nach gedahnä Arweid doann
leihe mä im kiehle Toann
drinke gepflä(s)cht äh kestli(s)ch Bier
Fresch,Molch, Kreete liewe wir.
Holdriä,holdriö, holdrio
Woas seun mä doch des Läwens froh.“
Kritisch guckte Sven mi(s)ch oa. „Gedi(s)cht duhsde zu sowoas soage?“
„I(s)ch hebb schun bleedere Spri(s)ch geheert“, väteidi(s)chte i(s)ch meu Kunstwerk, „si(s)chä,
Moanches misst noch iwäarweidet wern. Statt Holdriä, holdriö. holdrio ginge aach hibbel, habbel, hoo orrä zicke, zacke, zicke,zacke, po, po,po. Allädings: Die letzte Wordde hieße doann net ...des Läwens froh, sunnern des Läwens froh, froh, froh.“
I(s)chhodds noch nie gern, wenn jemoand meu krative Bemiehunge net zu werddi(s)che waaß, aach wenn i(s)ch innäli(s)ch oahnte, des se viellaacht nur Schtuss doastelle.
„Du musst aach bericksi(s)chdi(s)che dieser Vers wird net vorgedraache wie ähn loangweili(s)che Wettäberi(s)cht“, klärte i(s)ch ihn uf,„ jede Zeil werd vonnäm annern Aktivist mit schauspielärisch Mimik un iwäle(s)chtä, vohä eustudiertä Betonung gesproche. Wenn doann noch des Aktionsfeld, i(s)ch moan die Wiss orrä Ackä, wo spätä de Teich is, abgesteckt is mit Foahne, die im Wind flattern,doann werst aach du sehe, doa hobbe Kinstlä ähn gelungeTheoatästick vogefiehrt un net nur eufach babbi(s)che Buhwe un
Mäd(s)chä si(s)ch mit Maddsche eugesuddelt.“
Anstatt oaäkennend zu nicke iwä meu fandasdische Ideen, grinste Sven nur.„Oh ja, i(s)ch werd Billä vun eiräm Theatästick schieße“, gluckstä, „un ähn goanzseidi(s)che Adickel in die Zeitung setze.“
Banause kenne nix anneres als bleed grinse un lache wie Geisteskroanke. „Fer die Zeil Holdriä, holdriö, hodrio...is mä aach noch woas kinstlärisch Genioales eugefalle“, babbelte i(s)ch unbeerrt waatä, „draa Naduraktiviste singe jeweils nur eun Wordd. De erste hodd äh schwadds Latzhos oa, reißt die Erm hoch un singt Holdriä. Den Zwaate ziert äh rootLatzhos, diesä juwelt Holdriö un de Dritt seun beklaadet mit nä goldgäl Latzhos. Dä duht noach de annern Zwaa Holdrio grehle...äh singe.“
Zufriede daht i(s)ch mi(s)ch im Kneipestuhl zuricklehne un droank aasäm Biergloas.
„Doassde so ähn Patrjoot seun, wusst i(s)ch goar net“, lachte Sven, „schwadds, root, gold, net schlächt. Awä des Gälgold wird doann bestimmt zu braun weje de Erd un däm Schloamm.“
I(s)ch nickte. „Diese deitsche Fabbe hobb i(s)ch gewählt“, väklärte i(s)ch, „um zu vädeitli(s)che, wie wi(s)chdi(s)ch Nadurschutz fer Deitschloand is, selwstvästännli(s)ch des
Wi(s)chti(s)chte fer unsä Loand. Doass aasäm gäl ähn schmutzi(s)ch braun kennt wern“, babbeltei(s)ch waatä, „hebb i(s)ch a schun bericksi(s)chdi(s)cht. Doa misst äh Person hä, die halt nix mit Schloamm un Erd zu duhn hodd. I(s)ch hebb debaa oan di(s)ch gedenkt, Sven.
Du musst halt die gäl Hos oaziehe un Holdrio singe. Des wersde doch noch hiekrieje, gell?“
Meun Freind grinste nemmä un glotze ebbes bescheiert aas de Wäsch.Viellaacht wusstä net, obä väuhzt werd orrä net.
„I(s)ch moan des werkli(s)ch ernst“, daht i(s)ch ihn beruhi(s)che ,“ du werst uns doch net hänge losse. Des Wordd Holdrio seun schließli(s)ch die Kernaussoag vun däm goanze Gedi(s)cht. Tja, ohnedes seun de goanz Nadurschutz-Theoatäuffiehrung nur Stickwerk.“
Übersetzung:„Ich habe gehört“, sagte ich, der Schorschi zum Journalisten Sven Hinterfrager,
„ in vielen Fabriken von China stehen die Leute vor der Arbeit alle im Hof in Reih und Glied und singen ein aufmunterndes Lied bevor sie schaffen (arbeiten).“
Sven leerte gerade sein drittes Bierglas. „Und? Willst du das in Deutschland gerne einführen?“
Ich nickte. „Das wäre doch schön, wenn zum Beispiel die Bäcker in der Backstube früh morgens
ein fröhliches Lied schmettern würden, bevor sie den Teig ansetzen. Der Text könnte so lauten:
Wir backen euer täglich Brot
das Glücksgefühl ist dann im Lot
auch Brötchen und Kuchen tun wir machen
und viele andere köstliche Sachen.“
„So einer wie du darf das aber nicht singen“, wandt Sven ein, „da würden die anderen Bäcker erschreckt kündigen. Dein Gesang is wirklich nur schwer zu ertragen.
Aber in deinem Verein, ich meine die Naturschutzgruppe, kannst du sowas machen, die sind Schlimmeres gewöhnt.“
„Daran habe ich auch schon gedacht“, bestätigte ich, „man könnte, bevor wir ein Loch für einen neuen Amphibientümpel ausbuddeln, die berühmte Nationalhymne für den Natur-schutz singen.
Aktivisten, deren Stimme nicht so erfreulich für andere Ohren sind, summen halt die Melodie.
Dies macht sich gut...Gesang mit Summbegleitung, vielleicht auch noch Pfeifbegleitung. Überhaupt, Naturschutzaktionen sollte man stes mit Kunst verbinden.“
Mein Freund lachte. „Wenn ihr also im Schlamm wuhlt, vollbringt ihr Kunst? Meinst du das wirklich ernst?“
„Aber sicher“, antwortete ich, „na ja, sich nur chaotisch im Schlamm wälzen noch nicht“, musste ich zugeben, „wir müssten noch ein Gedicht dazu vortragen, zum Beispiel:
Wir zaubern gekonnt einen Teich
stauen Bachwasser mit einem Deich.
Nach getaner Arbeit dann
liegen wir im kühlen Tann
trinken gepflegt ein köstlich Bier
Frösche, Molche, Kröten lieben wir.
Holdriä, holdriö, holdrio
was sind wir doch des Lebens froh.“
Kritisch schaute Sven mich an. „Gedicht sagst du zu sowas?“
„Ich hatte schon blödere Sprüche gehört“, verteidigte ich mein Kunstwerk, „sicher, Manches müsste noch überarbeitet werden. Statt holdriä, holdriö, holdrio ginge auch hibbel, habbel, hoo oder zicke, zacke, zicke, zicke, po, po, po. Allerdings: Die letzten Worte hießen dann nicht..des Lebens froh, sondern des Lebens froh, froh, froh.“
Ich hatte es noch nie gern, wenn jemand meine kreativen Bemühungen nicht zu würdigen weiß, auch wenn ich innerlich ahnte (ahne), dass sie vielleicht nur Stuss darstellen.
„Du musst noch berücksichtigen dieser Vers wird nicht vorgetragen wie ein langweiliger Wetterbericht“, klärte ich ihn auf, „jede Zeile wird vo einem anderen Aktivisten mit schaupielerischer Mimik und überlegter, vorher einstudierter Betonung gesprochen. Wenn dann noch das Aktions-
feld, ich meine die Wiesen oder Äcker, wo später der Teich sein soll, abgesteckt ist mit Fahnen, die im Wind flattern, dann wirst auch du sehen, da haben Künstler ein gelungenes Theaterstück vorgeführt und nicht nur einfach dreckig verschmutzte Buben und Mädchen sich mit Matsche
eingesuddelt.“
Anstatt anerkennend zu nicken über meine fantastischen Ideen, grinste Sven nur. „Oh ja, ich werde Bilder von eurem Teaterstück schießen“, gluckste er, „und einen ganzseitigen Artikel in die Zeitung setzen.“
Banausen können nichts anderes als blöde grinsen und lachen wie Geisteskranke. „Für die Zeile Holdriä, holdriö, holdrio...ist mir noch was künstlerisch Genialeseingefallen“, redete ich unbeirrt weiter, „drei Naturaktivisten singen jeweils nur ein Wort. Der erste hat eine schwarze Latzhose an, reißt die Arme hoch und singt Holdriä. Den Zweiten ziert eine rote Latzhose, dieser jubelt Holdriö und der Dritte ist bekleidet mit einer goldgelben Latzhose.Dieser gröhlt...äh singt nach den zwei Anderen Holdrio.“
Zufrieden lehnte ich mich im Kneipenstuhl zurück und trank aus dem Bierglas.
„Dass du so ein Patriot bist, wusste ich gar nicht“, lachte Sven, „schwarz, rot, gold, nicht schlecht Aber das Gelbgold wird dann bestimmt zu braun wegen der Erde und dem Schlamm.“
Ich nickte. „Die deutschen Farben habe ich gewählt“, erklärte ich,“um zu verdeutlichen, wie wichtig Naturschutz für Deutschland ist, selbstverständlich das Wichtigste für unser Land. Dass aus dem Gelb ein schmutziges Braun werden könnte“, redete ich weiter, “habe ich auch schon berücksichtigt. Da müsste eine Person her, die halt nichts mit Erde und Schlamm zu tun hat. Ich habe dabei an dich gedacht, Sven. Du musst halt die gelbe Hose anziehen und Holdrio singen. Das wirst doch noch hinkriegen, gell?“
Mein Freund grinste nicht mehr und glotzte etwas bescheuert aus der Wäsche. Vielleicht wusste er nicht, ob er veruhzt (veralbert) wird oder nicht.
„Ich meine das wirklich ernst“, beruhigte ich ihn, „du wirst uns doch nicht hängen lassen. Das Wort Holdrio ist schließlich die Kernaussage von dem ganzen Gedicht. Tja, ohne dies ist die ganze Naturschutz-Theateraufführung nur Stückwerk.“