Lindenfels, Drachenstadt (mt Video 2m30s)


„Liewe Leit, woardä schun moal in Lindefels gewäse?“ daht Klausi, unsä Scheff-Filosoof, froage un kippte eun Schluck Bier in seun Rache.
„Wä häm beraats als Kinnä doahie eune Roadtur gedähdi(s)cht“, babbelte Lena, sie deitete debaa uf ihre Schwestä Laurä, „s` is eun scheenä Ordd, de wo sich aach als Drache- un Nibelungeschdadd bezei(s)chne duht, obwohl des uffen Orddeugoangsschild net zu läse is."
„Schtimm“, daht i(s)ch beschdädi(s)che, „des is mä aach beraats ufgefalle, als i(s)ch als Schulbuh mit meunä Klass dordd eun Aasflug genieße hebb derffe.
Doamoals hämmä aach beraats als Kinnä äfoahrn woas Lindefels mit de Nibelunge zu duhn hodde, de Siegfried  worde dordd oan eum Brunne ämordded, werd jedefalls behaaptet.“
„Des is aach meu Wisse deriwwä“, eißerte Klausi, „allädings duhts aach annern Ordde in unsrä Gejend hier gewwe, die wo vun sich soage, in ihne wär de Siegfriedbrunne.
Juräm geheert iwwri(s)chens aach dezu. In unserm Dorff seun sogoar zwaa Schtelle , baa denne moan(s)che moane: Doa is de Siegfried hinnähäldi(s)ch geteedet worn.“
„Hebb i(s)ch aach geheert“, nickte i(s)ch, „des mit de Drache un Lindefalls is allädings waat wäni(s)chä gechi(s)chtsdrä(s)chdi(s)ch, sunnern zurick zufiehrn uf ne Wärbbe-
kampannje de Turistikleit. Die moante nämli(s)ch, als Dracheschdadd kennte Lindefels in Deitschloand bekoannt wern un Turiste oalocke, die wo doann aach Eiroscheune in däm Ordd zurick loasse dähte.
So waat i(s)ch des mit gekriggt hebb, hodde se doamit zumindest ebbes Äfolg, s` worde sogoar eun Drachemuseum eugeri(s)cht.“
„Alles ri(s)chdi(s)ch, woasde soats, Schor(s)chi“, nickte Klausi.

„Die Legend mittäm Drache, dän wo de Siegfried oagäbli(s)ch erschtoche hodd oam
Hals, lässt si(s)ch prima aas..schmicke“, babbelte i(s)ch waatä, „doass de Held im Drachebluud geboadet hodd, koann mä ruhi(s)ch so loasse, awä de Drache mit Noam Fafnir is net debaa geschtorbe. Ä hodd zwaa viel Bluud välorn, koannte si(s)ch awä eun poar Schtunne schpätä wirrä hoch rappeln un seu Wund is mit de Zaat zugewoakse.
Allädings seun Nabbe zurick gebliwwe un des hodden seun gonses waatere Läwe fer(s)chdäli(s)ch gejuckt oan diesä Schtell, besunners wennä Feiä schpucke wollt.
Zu alläm Uuglick koam noch hiezu: Euni(s)che seunä Zähn worde faul un koannte mit denne nemmä Funke äzei(s)che.
Dor(s)ch Zufall droafä eun Dentist, eun gewissä Hä Rupfä, de woäm geholfe hodd.
Diesä hilfewilli(s)ch Moann daht seune faule Zähn entfernne, defier hoddä Feiäschtoa imploandiert. So koannte Fafnir wirrä Funke äzei(s)che un seu brennend Goase, die aasäm Meil(s)che schtreeme dahte, entziende.“

„Woar de Hä Rupfä eun Urahn vum heiti(s)che Zoahnaddst Rupfä?“ wollte Bebett(s)che wisse.
I(s)ch zuckte mit Mundwinkel un Schuldern. „Waaß i(s)ch net, s` kennte seun orrä aach net.“
„Werkli(s)ch, ei(s)cheaddi(s)ch Geschi(s)cht“, moante Klausi, „des mit de Draache, doass die brennboare Goase aasäm Meil(s)che wie Aaasoatmungsluft väschpriehe.“
„Nur scheunbaa wirräschpri(s)chli(s)ch“, klärte i(s)ch uf, „die Drache, jedefalls die in meune äfundene Legende, kenne aas ihräm Bobbesloch  koa Ferz väschieße. Des dähdi(s)che die nur iwä ihr kräfdi(s)ch Maul.
Doann muss mä noch bedenke, in denne Vädau..ungsgoase is viel Methoan, des wo hoalt brennbaa is. Des is baa uns Mensche iwwir(s)chens aach so.  Desweje isses giensdi(s)ch, doass die Raachä Dsiggaredde mittäm Meil(s)che raache un net mittäm Bobbesloch, sunst dähte Floamme deraas schieße.“
Woas wä sunst noch so babbelte iwä Lindefels un Draache, hebb i(s)ch inzwische wirrä vägesse, awä den Oabschlussreum vum Klausi duht meu Äinnerungshern bewoahre:

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„Wenn eun Drache will vägnie(s)cht Feiä schpucke
daffä si(s)ch net oft oam rundsli(s)ch Hals jucke.
Des Feiä kimmt aach net aasäm Baach
ewweso net de hustereidsend Raach.


Brennend Goas werd erst oan de Luft entdsiendet,
wenn si(s)ch eun Funke mit däm Goas väbiendet.
Die Funke äzei(s)chtä mit de Zeh
maastens moantä, des wär schee.“

     Hintergrundmusik: Julius Dreisig&ZeusxCrona -Invisible (NCS)


Übersetzung: „Liebe Leute, wart ihr schon mal in Lindenfels gewesen?“ fragte Klausi, unser Chef-Filosof und kippte ein Schluck Bier in seinen Rachen.
„Wir hatten bereits als Kinder dorthin eine Radtour gemacht“, schwätzte Lena, sie deutete auf ihre Schwester Laura, „es ist ein schöner Ort, der sich auch als Drachen- und Nibelungenstadt bezeichnet, das auf dem Ortseingangsschild nicht zu lesen ist.“
„Stimmt“, bestätigte ich, „das ist mir bereits auch aufgefallen, als ich als Schulbub mit meiner Klasse dort einen Ausfluge hatte genießen dürfen.
Damals erfuhren wir bereits als Kinder, was Lindenfels mit den Nibelungen zu tun hatte, der Siegfried wurde dort an einem Brunnen ermordet, wird jedenfalls behauptet.“
„Dies ist auch mein Wissen darüber“, äußerte Klausi, „allerdings gibt es hier auch andere Orte, die von sich sagen, in ihnen wäre der Siegfriedbrunnen. Jugenheim gehört übrigens auch dazu. In unserem Dorf sind sogar zwei Stellen, bei denen manche meinen: Da ist der Siegfried hinterhältig getötet worden.“
„Hab ich auch gehört“, nickte ich, „das mit den Drachen in Lindenfels ist allerdings weit weniger geschichtsträchtig, sondern zurück zu führen auf eine Werbekampagne der Turistikleute. Die meinten nämlich, als Drachenstadt könnte Lindenfels in Deutschland bekannt werden und Touristen anlocken, die dann auch Euroscheine in dem Ort zurück lassen würden.
Soweit ich das mit bekommen habe, hatten sie damit zumindest etwas Erfolg, es wurde sogar ein Drachenmuseum eingerichtet.“

„Alles richtig, was du sagst“, nickte Klausi.
„Die Legende mit dem Drachen, den der Siegfried angeblich erstochen hatte am Hals, lsst sich prima ausschmücken“, redete ich weiter, „ dass der Held im Drachenblut badete, kann man ruhig so lassen, aber der Drachen, mit Namen Fafnir, ist nicht dabei gestorben.
Er verlor zwar viel Blut, konnte sich aber ein paar Stunden spätä wieder hoch rappeln und seine Wunde ist mit der Zeit zugewachsen.
Allerdings sind Narben zurück geblieben und hatten sein ganzes weiters Leben fürchterlich gejuckt an dieser Stelle, besonders wenn er Feuer spucken wollte.
Zu allem Unglück kam noch hinzu: Einige seine Zähne wurden faul und konnte mit denen nicht mehr Funken erzeugen.
Durch Zufall traf er einen Dentisten, einen gewissen Herrn Rupfer, der ihm dann half.
Dieser hilfewillige Mann entfernte seine faulen Zähne. Dafür implantierte er Feuersteine.
So konnte Fafnir wieder Funken erzeugen und seine brennbaren Gase, die aus dem Mäulchen strömten, entzünden.“

„War der Herr Rupfer ein Urahn vom heutigen Zahnarzt Rupfer?“ wollte Babettchen wissen.
Ich zuckte mit Mundwinkel und Schultern. „Weiß ich nicht, s könnte sein oder auch nicht.“
„Wirklich, eigenartige Geschichte“, meinte Klausi, „das mit den Drachen, dass die brennebare Gase aus dem Mäulchen wie Ausatmungsluft versprühen.“
„Nur scheinbar seltsam und widersprüchlich“, klärte ich auf, „die Drachen, jedenfalls die in meiner erfundener Legende, können aus ihrem Hinternloch keine Fürze verschießen. Das machen die nur über ihr kräftiges Maul,
Dann muss noch bedenken, in den Verdauungsgasen ist viel Methan, das halt brennbar ist.
Das ist bei uns Menschen übrigens auch so. Deswegen ist es günstig, dass die Raucher Zigaretten mit dem Mäulchen rauchen und nicht mit dem Hinternloch, sonst würden Flammen daraus schießen.“
Was wir sonst noch so schwätzten über Lindenfels und Drachen, hab ich inzwischen wieder vergessen, aber den Abschlussreim vom Klausi bewahrt mein Erinnerungshirn auf:
„Wenn ein Drache will vergnügt Feuer spucken
darf er sich nicht am runzlig` Hals jucken.
Das Feuer kommt auch nicht aus dem Bauch
ebenso nicht der hustenreizend` Rauch.


Brennend` Gase werden erst an der Luft entzündet
wenn sich ein Funke mit dem Gas verbindet.
Die Funken erzeugt er mit den Zähnen
meistens meint er, das wäre schön.
“       (auf Hessisch reimt es sich)