Vater, Mutter, Kind

 Sabin(s)che, sechs Joahr oald, woar im Hof vun de Oma. Uffen Trottwaa koam des Walter(s)che, schun siwwe, mit seunäm jingere Brure, de Ralfi, vobaa.

„Willsde mit mä spiele, Walter(s)che?“ froate des Mäd(s)che äwadddungsvoll. 

„Woas denn?“

„Vaddä,Muddä un Kinn.“

„Och,des seun debbe Mäd(s)chäspiele“, monate de Bu.

Sabin(s)ches Oma hodde des geheert un rief: „Kimm in de Hof un spiel. Du kriggsta woas zu drinke und Krebbel hämmä a.“

Des iwäzei(s)chte de Bu un hockte si(s)ch mit Ralfi, vier, an ähn kloane Gaddedisch zu Sabin(s)che.  Die Oma broachte äh Schissel voll Krebbel, viellacht siewwe orrä oacht, un draa Gläsä Milch zu denne draa Kinnä.

Sofordd väschloang des Walter(s)che ähn Krebbel.

„I(s)ch seun die Muddä, du Walter(s)che de Vaddä un du Ralfi unsä Kinn“,schluch des Mäd(s)che vo.   

„I(s)ch will koa Kinn spiele“, quengelte de Ralfi.

„Euvästonne“,lenkte Sabin(s)che eu, „doann bisde halt de Onkel.“

Se holte zwa Bubbe aasäm Bubbewoage als Kinnääsatz un moachte Bäbigereisch.

Walter(s)che, jetz de Vaddä, hielt si(s)ch die Ohrn zu.

„Kinnä,benemmt eich net wie Affe,  de Babba will jetz fernsehgaffe“, soatä un guckte in eun kloane Spiehel als Fernsehäsatz.

Doas de Spruch vom Walter(s)che si(s)ch reumte woar Zufall, de Bu zählte net zu de schlaue Kinnä im Ordd.

„Ah,leckä Bier“, teente ä un droank ähn Schluck Milch, „i(s)ch hebb Dorscht wie ähn Brauereigaul.“ Ä väschloang noch ähn Krebbel un spätä waatere  zwa.

„Woas duhsde denn gucke, Vaddä?“ froate Sabin(s)che.

„Die Sporddsennung“, dahtä antwordde, gaffte in de Spiehel un zog Grimasse.

„Woas fern Sport seun des, Vaddä? Etwoa Grimasse ziehe?“

Ob des Walter(s)che des västonne hodd, seun unsi(s)chä, ä daht net antwordde.

Sabin(s)che daht so, als däht se ufreime. „Willsde mä net helfe, Vaddä?“ froate se, „i(s)ch seun net deu Dienstmaggt. Hock net so faal rim!“

„I(s)ch hebb jetzt koa Lust im Haushoalt woas zu mache“, moante de Bu,„i(s)ch will liewä Bier drinke, fernsehgaffe un Krebbel fresse.“

                                    Die drei Kinnä spielte zwoanzi(s)ch, dreißi(s)ch Minute bis die Krebbel entsor(s)cht worn.

„Koann i(s)ch noch mä Krebbel kriehe?“ froate de Bu die Oma als se aas däm Haas kumme seun.      
“Die hämmä nemmä“, soate dieFraa, „awä i(s)ch koann dä ähn Lewäworschtbrot beraate, Bu.“

Walter(s)ches schiddelte de Kopp. „Moag i(s)ch net“ babbeltä.     Ä  ging doann mit seunäm Brure

wirrä fordd.

„Sabin(s)che, willsde des Walter(s)che moal heiern, wenn du groß bist?“ froate die Oma.

Des Mäd(s)che schiddelte de Kopp.    „Noa, werkli(s)ch net.

      

                    Dä duht mä net gehor(s)che,

                  mit däm hädd i(s)ch nix als Sor(s)che.“

Übersetzung: Sabinchen, sechs Jahre alt, war im Hof von der Oma. Auf dem Geweg kam das

Walterchen,schon sieben, mit seinem jüngeren Bruder, dem Ralfi, vorbei.

„Willst du mit mir spielen, Walterchen?“ fragte das Mädchen erwartungsvoll.

„Was denn?“

„Vater, Mutter und Kind.“

„Ach,das sind deppe Mädchenspiele“, meinte der Bub.

Sabinchens Oma hatte das gehört und rief: „Komm in den Hof und spiele. Du bekommst auch was zu trinken und Krebbel (Berliner) haben wir ebenfalls.“

Die süberzeugte den Bub und setzte sich mit Ralfi, vier, an einen kleinen Gartentisch zu Sabinchen. Die Oma brachte eine Schüssel voll Krebbel, vielleicht sieben oder acht, und drei Gläser Milch zu den drei Kindern.

Sofort verschlang das Walterchen einen Krebbel.

„Ich bin die Mutter, du Walterchen der Vater und du Ralfi unser Kind“,schlug das Mädchen vor.

„Ich will kein Kind spielen“, quengelte der Ralfi.

„Einverstanden“,lenkte Sabinchen ein, „dann bist du halt der Onkel.“

Sie holte zwei Puppen aus dem Puppenwagen als Kinderersatz und machteB abygeräusche.

Walterchen, jetzt der Vater, hielt sich die Ohren zu.

Kinder,benehmt euch nicht wie Affen, der Papa will jetzt fernsehgaffen, “    sagte er und guckte in einen kleinen Spiegel als Fernsehersatz.Dass der Spruch vom Walterchen sich reimte, war Zufall, er zählte nicht zu den schlauen

Kindern im Ort.

„Ah,lecker Bier“, tönte er und trank einen Schluck Milch, „ich habe Durst wie ein Brauereigaul.“

Er verschlang noch einen Krebbel und später noch weitere zwei.

„Was tust du denn gucken, Vater?“ fragte Sabinchen.

„Die Sportsendung“, antwortete er, gaffte in den Spiegel und zog Grimassen.

„Was für ein Sport ist das, Vater? Etwa Grimassen ziehen?“

Ob das Walterchen dies verstanden hatte, ist unsicher, er antwortete nicht.

Sabinchen tat so als würde sie aufräumen. „Willst du mir nicht helfen,Vater?“ fragte sie, „ich bin nicht deine Dienstmagt. Sitz nicht so faul rum.“

Ich hab jetzt keine Lust was im Haushalt zu machen“, meinte der Bub,„ich will lieber Bier trinken,fersehgaffen und Krebbel fressen.“

                                   Die drei Kinder spielten, zwanzig, dreißig Minuten bis die Krebbel entsorgt waren.

„Kanni ch noch mehr Krebbel bekommen?“ fragte der Bub die Oma als sie aus dem Hause kam.

„Davon haben wir nichts mehr“, sagte die Frau, „aber ich kann dir ein Leberwurstbrot bereiten, Bub.“

Walterchen schüttelte den Kopf. „Mag ich nicht“, brabbelte er.

Er ging dann mit seinem Bruder wieder fort.

„Sabinchen,willst du das Walterchen mal heiraten, wenn du groß bist?“ fragte die Oma.

Das Mädchen schüttelte den Kopf.    „Nein, wirklich nicht!

                                        Der tut mir nicht gehorchen,

                                        mit dem hätt ich nix als Sorgen.“