Straßenbahn, Kinder (mit Video 2m40s)
„Mä misse heit mit de Schtroaßeboahn noach Dammschdadd foahrn“, babbelte i(s)ch zim Marie(s)che, „unsä Audo is in de Werkschdadd.“
Ihr Kinnägaddefreind, Seboastjoan, moante: „In de Schtroaßeboahn däht i(s)ch aach gern moal hocke. Noch koan eunzi(s)ches moal dorfft i(s)ch des bishä genieße.
I(s)ch kennt doch jedds mit ei(s)ch so eun schpoannend Awendeiä äläwe. Audofoahrn is maastens äksdräm loangwaali(s)ch.“
„Deroa is nix Ufrä(s)chendes“, informierte i(s)ch, „na joa, wennde uubedingt willst, doann duh uns hoalt begleide, Basti. Delefonier awä erst mit deunä Muddä, ob se euverschtoane is.
So uugefäh vier bis fienf Schtunne seun mä fordd.“
Des daht doann aach de Buh. Seu Mamma hodde nix degeje.
Uugefäh zwoansi(s)ch Minute schpätä hockte mä in de Boahn, i(s)ch, Basti uns Marie(s)che.
De Buh guckte indresiert um si(s)ch. Die Siddsblädds woarn etwoa zur Hälft beseddst.
„Meune Olle hodd ne olle Knolle“,
schpuckte unsä Gastkind laut heerbaa aas seum Meil(s)che.
Viele Leit grinste. Vo uns hockte zwaa äldere Leit, so im Renteoaldä, eune Fraa un eun Moann. Nur de Moann grinste, die Fraa guckte dän, vämutli(s)ch de Ehemoann vunnä, mirri(s)ch un missbilli(s)chend oa.
„Wohä hosde diesän Schpruch?“ wollte i(s)ch vun däm Kind wisse.
„De Freind vun meunä Mamma soat dän heifi(s)chä“, dahts oantwordde, „vun däm hebb i(s)ch aach annern niddsli(s)che Versse gelernnt, die wo fer viele eißerst wi(s)chdi(s)che Läwens..sidduaddsjoone gelte, zim Baaschpiel:
Wo, wo, wo?
Wo is hier des Klo?
Denn i(s)ch muss moal dringend scheiße.“
„Awä Buh“, kommendierte eune annä eldä Fraa, „in de Schtroaßeboahn duhts koa Toilett gewwe, du musst schun deun A..A zurick hoalte.“
„So? Des is awä werkli(s)ch schoad“, teente Basti, „noa joa, wenn i(s)chs nemmä aashoalte duh, doann loass i(s)chs ewwe aasäm Bobbesloch raas kwelle loasse. S` werd wohl in de Unnähoos bleiwe.
Jedoch, im Moment, schpier i(s)ch noch koan Brubbeldruck.“
„S` is aach bessä so“, nickte i(s)ch.
„De Freind vun meunä Mamma hodd mä noch eun scheenes Lied baagebroacht.
Ihr Leit, duht moal lausche:
Meune Oma fliddst goans schpliddänackt dor(s)ch Seehäm
dor(s)ch Seehäm, dor(s)ch Seehäm.
Meune Oma fliddst goans schpliddänackt dor(s)ch Seehäm
meune Oma macht die goans grooße Schau.“
Wi(s)chdi(s)ch zu äwähne is noch, wie des eldere Ehepoar vo uns doa druf reagiert hodd.
De Moann grinste net vähoalte, ä daht härddshaft lache. Vämutli(s)ch dahtä si(s)ch seu
Paddnärin baa soonä Oagelä(s)chehaat voschtelle.
Die Fraa degeje guckte vowuffsvull mirri(s)ch un boksde kräfdi(s)ch in seun Owäoarm. Dä musste doa druf schmärddshaft schtehne, fast schreie.
Djoa, so is des hoalt:
Zuviel gezei(s)chte Schoadefreid
koann fiehrn zu schmärddshaft Leid.
Hintergrundmusik: Family_Montage -Biz Baz Studio
Übersetzung: „Wir müsen heute mit der Straßenbahn nach Darmstadt fahren“, sagte ich zum Mariechen, „unser Auto ist in der Werkstadt.“
Ihr Kindergartenfreund, Sebastian, meinte: „In der Straßenbahn würde ich auch gerne mal sitzen. Noch kein einziges mal durfte ich das bisher geniesen.
Ich könnte doch jetzt mit euch so ein spannendes Abenteuer erleben. Autofahren ist meistens extrem langweilig.“
„Daran ist nichts aufregend“, informierte ich, „na ja, wenn du unbedingt willst, dann begleite uns halt, Basti. Telefoniere aber erst mit deiner Mutter, ob sie einverstanden ist.
So ungefähr vier bis fünf Stunden sind wir weg.“
Das machte dann auch der Bub. Seine Mama hatte nichts dagegen.
Ungefähr zwanzig Minuten später saßen wir in der Bahn, ich, Basti und das Mariechen.
Der Bub guckte interessiert um sich. Die Sitzplätze waren etwa zur Hälfte besetzt.
„Meine Olle hat `ne olle Knolle“,
spuckte unser Gastkind laut hörbar aus seinem Mäulchen.
Viele Leute grinsten. Vor uns saßen zwei ältere Leute, so im Rentenalter, eine Frau und ein Mann.
Nur der Mann grinste, die Frau guckte den, vermutlich der Ehemann von ihr, mürrisch und mißbilligend an.
„Wher hast du diesen Spruch?“ wollte ich von dem Kind wissen.
„Der Freund meiner Mama sagt den häufig“, antwortete es, „von dem hab ich auch andere nützliche Verse elernt, die für viele äußerst wichtige Lebenssituationen gelten, zum Beispiel:
Wo, wo, wo?
Wo ist hier das Klo?
Denn ich muss mal dringend scheißen.“
„Aber Bub“, kommentierte eine andere ältere Frau, „in der Straßenbahn gibt es keine Toilette, du musst schon dein AA zurück halten.“
„So? Das ist aber wirklich schade“, tönte Basti, „na ja, wenn ich es nicht mehr aushalte, dann lass ich es eben aus dem Hinternloch quellen lassen. Es wird wohl in der Unterose bleiben.
Jedoch, im Moment, spüre ich noch keinen Brubbeldruck.“
„S` ist auch besser so“, nickte ich.
„Der Freund von meiner Mama hat mir noch ein schönes Lied beigebracht. Ihr Leute, hört mal zu:
Meine Oma flitzt ganz splitternackt durch Seeheim
durch Seeheim, durch Seeheim.
Meine Oma flitzt ganz splitternackt durch Seeheim
meine Oma macht die ganz große Schau.“
Wichtig zu erwähnen ist noch, wie das ältere Ehepaar vor uns darauf reagiert hatte. Der Mann grinste nicht verhalte, er lachte herzhaft. Vermutlich stellte er sich seine Partnerin bei einer solchen Angelegenheit vor.
Die Frau dagegen guckte vorwurfsvoll mürrisch und boxte ihn kräftig in den Oberarm. Der musste daraufhin schmerzhaft stöhnen, fast schreien.
Tja, so ist das halt:
Zuviel gezeigte Schadenfreud`
kann führen zu schmerzhaft` Leid.