Filosofenrunde und Jugendliche
„De Schor(s)chi waaß es schun, awä die annern Filosofe noch net“,Klausi guckte Babett(s)che, Ludwi(s)ch un Heunä oa, „Rolfi, meu Sehn(s)che, hodd doch dahtsä(s)chli(s)ch schun heifi(s)chä geeißert, er wollt baa unsre Filosoferunne aach debaa hocke.“
„I(s)ch daht des aach schun wisse“, väbesserte Heunä, de Koampfdrinkä unsern Schäff-Filosof, „du host friehä beraats devun väzählt,awä aach des Soabin(s)che, äh siwwzehjähri(s)ch Mäd(s)che, äh fern Väwoandt vun mä, hodd mä des ewwefalls väzaählt un nur ihrn Kopp västännislos geschiddelt.“
„Moansde die Sängärin vun de Muusikgrupp Sehmä Volldeppe?“ froate ich.
„Genaa“,niggte Heunä, „die moan i(s)ch.“
„Moan(s)che Zaatgenosse, i(s)ch geheer aach dezu“, ägänste Ludwi(s)ch,„moane, deribbä kenntä mä woahrhafdi(s)ch schtreide, ob denne ihre Gereischproduktion mä als Muusik emfinne duht, zuminnest seun se sä gewehnungsbederffdi(s)ch.“
„Deribbä will i(s)ch jedds net babble“, daht Heunä oabwehrn, „ i(s)ch moag des net, des mä so iwä des Mäd(s)che un ihre Freinde babbelt.Soabin(s)che seun äh goanz lieb Mäd(s)che, s`koann singe, s`hodd sogoar schun im Ker(s)chekoor gesunge,“
„Wieso hobbe die ihr Musikgrupp Sehmä Volldeppe benoannt? Seun doa net viele Sehmä Ber(s)chä belaadi(s)cht?“ froate Babett(s)che.
„Des seun denne worscht“, informierte unsä Koampfdrinkä un kippte ähn Schluck Bier. Doann: „Zuerst dahte se aach de Noame Ourewällä Uhrumpel in Äwie(s)chung ziehe, moante doann awä des Wordd Uhrumpel västehe die Leit aaßähalb Hesse net. Woassen Depp seun,wisse sogoar die begriffs..schduddsi(s)che Hoambur(s)chä un Bälinä. Soabin(s)che väkläte mä, oagemesse ihrm scheniebegnoadete Kenne, misste se ei(s)chentli(s)ch Bergsträßä Hochkuldurmusikä heiße. Awä Sehmä Volldeppe seun euprägsoam un schee griffi(s)ch.“
„Hodd deu jung Väwondt werkli(s)ch zu ihre Fähi(s)chkaate scheniebegnoadet gesoat?“ froate Ludwi(s)ch un daht grinse.
Heunä lachte. „I(s)ch glaab, se hodd woas anneres gebabbelt. Des hebb halt i(s)ch hiezu gefie(s)cht.“
„Awä i(s)ch will des jedds net waatä äleitern“, fuhr Heunä fordd,„des Mäd(s)che soate, s` däht keu Väoalassung sehe, si(s)ch unsrä sogenoannt Filosoferund oazuschließe. Um werkli(s)ch bedeitende Menschhaatsfroage zu diskutiern, etwoa unnäm Thema Mä väsuche uns un die Welt zu väklärn brei(s)chte es uns oalde Spießä net.“
„Hodd Soabin(s)che werkli(s)ch oalde Spießä gesoat?“ froate Klausi, „so lieb scheunt deu entfernt Väwoandt doch net zu seun.“
„Zuerst woar i(s)ch schun ebbes belaadi(s)cht“, daht Heunä zugewwe, „un hebb des aach däm Mäd(s)che gesoat. Druf hodd´´s si(s)ch enschulli(s)cht un moante, die Bezei(s)chnung oalde Spießä seun viellaa(s)cht net besunners dreffend un ebbes gemeun, se will si(s)ch moal mit Sie(s)chlind deribbä unnähoalte. Sie(s)chlind seun aach schun uroald,hodds gemoant, beraats zwaundreißi(s)ch. Se kennt awä goans gut Sädds formuliern, moan(s)che Texte fer die Liedä de Sehmä Volldeppe dähte vun ihr schtoamme.“
„Un woas hodd die uroald Sie(s)chlind iwä uns gesoat?“ froate Klausi.
„Des Soabi(s)che hodd mä des drei Daach spätä mitgedaalt un moante des seun jedds awä werkli(s)ch dreffend aasgedrickt: Wä seun ähn Haufe vun ei(s)chenaddi(s)chä Keize,die wo nemmä jung seun un glaabe, se dähte tiefgriendi(s)che Woahrhaate biergloaswaas drinke.“
Übersetzung:„Der Schorschi weiß das schon, die anderen Filosofen noch nicht“.Klausi guckte Babbettchen, Ludwig und Heiner an. „Rolfi, mein Söhnchen, hatte doch tatsächlich schon häufiger geäußert, er wolle bei unseren Filosofenrunden auch dabei sitzen.“
„Ich wusste das auch schon“, verbesserte Heiner, der Koampftrinker,unseren Schäff-Filosofen, „du hast bereits früher davon erzählt,aber auch das Sabinchen, ein siebzehn Jahre altes Mädchen, eine ferne Verwandte von mir, hatte mir das ebenfalls erzählt und nur ihren Kopf verständnislos geschüttelt.“
„Meinst du die Sängerin von der Musikgruppe Seeheimer Volldeppen?“ fragte ich.
„Genau“,nickte Heiner, „die mein ich.“
„Manche Zeitgenossen, ich gehöre auch dazu“, ergänzte Ludwig, „meinen,darüber könnte man wahrhaftig streiten, ob deren Geräuscheproduktion man als Musik empfindet. Zumindest ist sie sehr gewöhnungsbedürftig.“
„Darüber will ich jetzt nicht reden“, wehrte Heiner ab, „ich mag nicht,dass man so über das Mädchen und ihre Freunde quatscht. Sabinchen ist ein ganz liebes Mädchen, s`kann singen, s`hat sogar schon im Kirchenchor gesungen.“
„Wieso haben die ihre Musikgruppe Seeheimer Volldeppen benannt? Sind da nicht viele Bürger von Seeheim beleidigt?“ fragte Babettchen.
„Och,das ist denen wurst (egal)“, informierte unser Kampftrinker und kippte einen Schluck Bier. „Zuerst zogen sie auch den Namen Odenwälder Uhrumpel in Erwägung, meinten dann aber das Wort Uhrumpel (törrichter, unbeholfener Trottel) verstehen die Leute außerhalb Hessens nicht. Was ein Depp ist, wissen sogar die begriffsstutzigen Hamburger und Berliner. Sabinchen erklärte mir,angemessen ihrem geniebegnadeten Können, müssten sie eigentlich Bergsträßer Hochkulturmusiker heißen. Das wär jedoch leider viel zu lang. Seeheimer Volldeppen dagegen ist schön einprägsam und griffig.“
„Hat die Jugendliche zu ihren Fähigkeiten wirklich geniebegnadet gesagt?“fragte Ludwig grinsend.
Heiner lachte. „Ich glaub, sie hat was anderes gequasselt. Ich hab das halt hinzugefügt.“
„Aber ich will das jetzt nicht weiter erläutern“, fuhr Heiner fort, „das Mädchen sagte, es sieht keine Veranlassung, sich unserer sogenannten Filosofenrunde anzuschließen. Um wirklich bedeutende Menschheitsfragen zu diskutieren, etwa unter dem Thema Wir versuchen uns und die Welt zu erklären, bräuchte sie uns alteSpießer nicht.“
„Hat Sabinchen wirklich alte Spießer gesagt?“ fragte Klausi, „so lieb scheint deine entfernte Verwandte doch nicht zu sein.“
„Zuerst war ich auch etwas beleidigt“, gab Heiner zu, „und hab das auch dem Mädchen gesagt. Darauf hat sie sich entschuldigt und meinte, die Bezeichnung alte Spießer ist vielleicht nicht besonders treffend und etwas gemein, sie will sich mal mit Sieglinde darüber unterhalten.Sieglinde ist auch schon uralt, meinte es, bereits zweiunddreißig.Sie könnte aber ganz gut Sätze formulieren, manche Texte für die Lieder der Seeheimer Volldeppen würden von ihr stammen.“
„Und was hat die uralte Sieglinde über uns gesagt?“ fragte Klausi.
„Das Sabinchen hatte mir das 3 Tage später mitgeteilt und meinte, das sei jetzt aber wirklich treffend ausgedrückt: Wir wären ein Haufen eigenartiger Käuze, die nicht mehr jung sind und glauben, sie würden tiefgründige Wahrheiten bierglasweise trinken.“