Griesheim, Stadt der Zwiebeln
Wä finf Stoammfilosoofe un aach die Fast-Stoammfilosoofin Lena Bescheide woarn in de Kneip Zim weise Mondmoann.
Des eloa is nadierli(s)ch noch nix Besunneres, awä unsre Filosooferunne schun.
„Wie ä wisst, hebb i(s)ch friehä moal iwä zwaa Joahrn loang in Griesäm gewohnt“, babbelte Heunä, unsä Koampfdrinkä un kippte ähn kräfdi(s)che Schluck Bier in seu drocke, dorsdi(s)ch Kehl.
„I(s)ch kenn aach die Kleuschtatt“, kommendierte i(s)ch seu Bemerkung, „schun oft hebb i(s)ch dän Ordd mit meunä Oawäsehaat begliggt, meu Fraa hodd dordd Väwoandte. Iwä die Schtadd is net viel zu beri(s)chte, nix Aaßsägewehnli(s)ches is dezu zu vämerke.“
„Des koannsde laut soage“, daht Heunä mä beipfli(s)chte, „wenn mä vun Dammschtatt doa neu fährt, is er(s)chendwoann ähn Schild zu läse „Schtaddmidde“, also doass mä si(s)ch doa im Dsentrum befinne duht. Ohne des Schild däht mä des gaor net merke, nix Uffälliges is doa zu gucke. S´ kimmt oanäm so vo, als däht die Schtadd nur zim Dor(s)chfoahrn diene, um ins Ried zu kumme orrä zim Rheu. Also, ums korz zu mache,fer mi(s)ch is Griesäm schreckli(s)ch loangwaali(s)ch. Unsä Juräm is im Väglaa(s)ch dezu eune pulsierende Metropoole.
Un Filosoofenrunne in de Kneip? Kenntä vägesse.
“Na ja, goans so schlimm isses ja net dordd, wie du Heunä, uns des jedds vojammern duhst“, bemerkte Ludwig, unsä Edelhä, „eunmoal im Joahr häm die des Zwiwwelfest. Doa is doann schun Euni(s)ches los, viele Besuchä vägnie(s)che si(s)ch doann dordd.“
„Devun hebb i(s)ch aach schun zuerst geheert un doann noch äläbt“, babbelte Klausi, unsä Schäff-Filossof un Dorffdi(s)chtä, „hebb awä koane Oahnung, woas des iwähaapt mit Zwiwweln zu duhn hodd. i(s)ch hebb ehä de Eudruck, ähn goans gewöhnli(s)ches Rummelfest duht dordd schtattfinne, so ne Add Heunäfest im Kloane.“
„Awä ne Zwiwwelkenigin duhts aach gewwe“, wirräschproach Babett(s)che.„Duht schtimme, des Zwiwwelfest is wäni(s)chsdens ebbes. Erst seud euni(s)che Joahrzehnte mache die des.Mä kennt des kuldurell prima berei(s)chern. Awä de zwiwwelfressende Griesämä fällt dezu nix eu.“
„Woas duhsde denn de geisdi(s)ch mindäbemiddelte Griesämä Ber(s)chä voschlaache?“ froate Lena Bescheide.
„Och, doa duhts so euni(s)ches gewwe. Zim Baaschpiel kennt mä Weddbewerbbe väoaschdalde, Wä koann oam meiste un wä koann oam schnellsde Zwiwwelsaft drinke. Orrä Päsoone vonnäm Balke runnä bugsiern dor(s)ch Zwiwwelwerffe. Die falle doann nadierli(s)ch in eun Wassäbecke und die Siegä krieje ähn äkstroa Säksäpack Zwiwwelsaft.“
„Is des net ebbes wäni(s)ch?“ froate i(s)ch.
„Mä kennte joa aach zwaa Säksäpack als Gewinn gewwe orrä eun Geldgutscheun.“
„Sol(s)ch eun Fest, aach wenns ebbes ufgemoddst is, macht awä so eune Kleuschtatt noch net werkli(s)ch addraggdiv“, moante Klausi, „ähn ri(s)chdi(s)ches Dsentrum muss hä. Zim Baaschpiel eun Gebeid, iwä die Hauptschtroaß äri(s)chtet, schun bor(s)chähnli(s)ch, des wo ausieht wie äh riesegroß Zwiwwel, mit nä Ausi(s)chtsplattform in de Schpidds. Dor(s)ch diese Zwiwwel koann mä selwväschtännli(s)ch dor(s)chfoahrn. Awä meegli(s)che Turiste wern des net sofordd duhn, sunnern si(s)ch erst moal dordd ufhoalte.“
Klausi reumte noch:
„So moan(s)che Griesämä fuddern zu oft ne Zwiewel
doann noch dezu große, sieße Schokoriegel.
Se sollte si(s)ch liebä Gedoanke mache
wie mä die Kuldur bringt zim Krache.“
Na ja, ähn kuldurellä Krachä woar seun Reum net, mä koann halt net alleweil hee(s)chä Di(s)chtkunst äwadde.
Hintergrundmusik: Alan Walker- Force (NCS Release)
Übersetzung: Wir 5 Stammfilosofen und auch die Fast-Stammfilosofin Lena Bescheiden waren in der Kneipe Zum weisen Mondmann.
Das alleine ist natürlich nicht nichts Besonderes, aber unsere Filosofenrunden schon.
„Wie ihr wisst, wohnte ich früher mal über zwei Jahre lang in Griesheim“, schwätzte Heiner, unser Kampftrinker, und kippte einen kräftigen Schluck Bier in seine trockene, durstige Kehle.
„Ich kenne auch die Kleinstadt“, kommentierte ich seine Bemerkung, „schon oft beglückte ich diesen Ort mit meiner Anwesenheit, meine Frau hat dort Verwandte. Über die Stadt ist nicht viel zu berichten, nichts Außergewöhnlich ist dazu zu vermerken.“
„Das kannst du laut sagen“, pflichtete Heiner mir bei, „wenn man von Darmstadt da rein fährt, ist irgendwann ein Schild zu lesen „Stadtmitte“, also dass man sich da im Zentrum befindet. Ohne das Schild würde man das gar nicht merken, nichts Auffälliges ist da zu sehen. Es kommt einem so vor, als würde die Stadt nur zum Durchfahren dienen, um ins Ried zu gelangen oder zum Rhein.Also, um`s kurz zu machen, für mich ist Griesheim schrecklich langweilig. Unser Jugenheim ist im Vergleich dazu eine pulsierende Metropole.Und Filosofenrunden in der Kneipe? Könnt ihr vergessen.“
„Na ja, ganz so schlimm ist es dort ja nicht, wie du Heiner, uns das jetzt vorjammerst“, bemerkte Ludwig, unser Edelherr, „einmal im Jahr haben die das Zwiebelfest. Da ist dann schon Einiges los, viele Besucher vergnügen sich dann dort.“
„Davon hab ich auch schon zuerst gehört und dann auch erlebt“, quatschte Klausi, unser Chef-Filosof und Dorfdichter, „hab aber keine Ahnung, was das überhaupt mit Zwiebeln zu tun hat, ich habe eher den Eindruck, ein ganz gewöhnliches Rummelfest findet dort statt, so eine Art Heinerfest im Kleinen.“
„Aber eine Zwiebelkönigin gibt es auch“, widersprach Babettchen.
„Stimmt, das Zwiebelfest ist wenigstens etwas. Erst seit eingen Jahrzehnten machen die das. Man könnte es kulturell prima bereichern. Aber den zwiebelfressenden Griesheimern fällt dazu nichts ein.“
„Was schlägst du denn den geistig minderbemittelten Griesheimer Bürgern vor?“ fragte Lena Bescheiden.
„Och, da gibt`s so einiges. Zum Beispiel könnten Wettbewerbe veranstaltet werden, wer kann am meisten und wer kann am schnellsten Zwiebelsaft trinken. Oder Personen von einem Balken runter bugsieren durch Zwiebelwerfen. Die fallen natürlich in ein Wasserbecken und die Sieger kriegen eine extra Sechserpack Zwiebelsaft.“
„Ist das nicht etwas wenig?“ fragte ich.
„Man könnte ja auch zwei Sechserpacks als Gewinn geben oder einen Geldgutschein.“
„Solch ein Fest, auch wenn es etwas aufgemotzt ist, macht aber so eine Kleinstadt noch nicht wirklich attraktiv“, gab Klausi zu Bedenken, „ein richtiges Zentrum muss her. Zum Beispiel ein Gebäude, über der Hauptstraße errichtet, schon burgähnlich, das aussieht wie eine riesengroße Zwiebel...mit einer Aussichtsplattform in der Spitze. Durch diese Zwiebel kann man selbstverständlich durchfahren. Aber mögliche Touristen werden so was nicht sofort machen, sondern sich erst mal dort aufhalten.“
Klausi reimte noch:
„So manche Griesheimer futtern zu oft eine Zwiebel
dann dazu noch große, süße Schokoriegel.
Sie sollten sich lieber Gedanken machen
wie man die Kultur bringt zum Krachen.“
Na ja, ein kultureller Kracher war sein Reim nicht, man kann halt nicht immer höhere Dichtkunst erwarten.
Übersetzung des Gesprochenen im Video:
So manche alte und junge Griesheimer Zwiebel
futtern liebend gern einen Zwiebelriegel
anstatt sich um Stadtplanung zu kümmern
tun sie wegen unwichtig` Dingen jämmerlich wimmern:
„Mehr Schilder Stadtmitte wollen wir nicht missen
unseren Heimatort tun wir lieben und küssen.“
Jedoch andere Quengler meckern ganz laut:
„Eure kindischen Probleme gehen nicht unter die Haut.
In unsrem Ort ist wahrhaftig nichts los
wir brauchen nicht nur mehr öffentliche Klos.
Ein richtiges Zentrum muss endlich her
bisher ist die Stadt wie ein Kleindorf, öd und leer.
Irgendwelche Sehenswürdigkeit? Fehlanzeigen!
Auswärtige tun lieber auf andere Orte ausweichen
oder fahren gleich durch bei uns geschwind
sowohl Oma, Opa, Papa, Mama und Kind.
“Diesen Quenglern muss man sagen: „Tut nicht jammern
und euch mürrisch verkriechen in dunkle Kammern.
Tut lieber tüchtig Zwiebelsaft trinken
ihr werd` dann glücklich ermattet in die Furzkuhle sinken. (Furzkuhle = Bett
)Dies Getränk fördert ungemein die Kreative Lust
und dämpft gründlich den blöden Frust.“