Städtereisen

"Heit Owend wern mä baa de Filosoferundbeschpreche, ob wä dies Joahr im Summä wirrä moal äh Reis mit Iwänoachtung unnänämme“, väzählte i(s)ch moanä Fraa,„mit Familjeoahoang.

Letzt Joahr hämm mä ja nur ähn Nachmiddaach oam Rheu väbracht.“

„Deroa koann i(s)ch mi(s)ch noch sä gudd äinnern“, daht Lisett(s)che antwordde, „wä hockte all wie bestellt, awä net oabgeholt, uf Benk aom Ufä un glotzte stumpsinni(s)ch uf`s Wassä.“

Väneunend wie(s)chte i(s)ch de Kopp hie un hä. „Goans so wors ja net“, daht i(s)ch äwirrern „mä hobbe aach iwä de Sinn des Läwens gebabbelt un dies wi(s)chdi(s)che Problem vun de Menschhaat fast geleest.“

„Wenn i(s)ch net wisst, doassde des dahtsä(s)chli(s)ch ernst meunst, kennt mä moane, du dreiwst mit ähn uuschuldi(s)che Blick Posse“, lästerte meu bessä Helft, „ de Heunä, eiä Koampfdrinkä vun de Bleedelrund, soate...statt Ewerschtä Export-Bier kennt mä si(s)ch aach

mit Pungschtä Export, orrä zur Not aach mit Ebbelwoi zufriede gewwe,falls mä nix anneres zim Schlucke hobbe duht. Un du, Hä Schor(s)chi Schnabbelschnut, dahtes täm zunicke un seu senszjonell Äkenntnis als Läwenswaaß- haat hochschtilisiern.“

„Jetz duhsde awä gewaldi(s)ch iwädreiwe“, behaaptete i(s)ch, konnt awä nix Konkretes äwirrern. I(s)ch wusst nemmä, woas wä genaa gebabbelt häm, i(s)ch hobb`s vägesse.

„Des beste seun“, väkindete ma Fraa, „i(s)ch duh di(s)ch heit owend beglaate zur Filosoferund, sunst duhtä wome(s)chli(s)ch noch beschließe im hinnere Taunus uffen Kempingplatz baa Fuchs un Haas zu iwänoachte.“

Des hämmä doann aach gemacht. Vier Schtunne spätä seun mä zur Kneip Zim weise Mondmoann gelaafe.

„Dieses Joahr sollte mä äh Reis in eune Weltschdadd unnänemme“, schluch Lisett(s)che doann glaa vo, „ihr als Filosofe“, sie guckte in die Rund un grinste ironisch debaa, „misst woas Kuldurelles dähdi(s)che un net bleed ufs Rheuwassä glotze.“

„I(s)ch wisst aach woas Scheenes“, vun däm Voschlaach meunä Fraa wor i(s)ch goar net begaastert, ä kloang noach deire Geldaasgaabe,loangwaali(s)ch Schaddgelaatsch un ämiedende Geschäftsbummel. „Im Ried, net waat vom Kiehkopp“, informierte i(s)ch, „ kenn ich

oan Bauä.  Baa däm kennte mä all in eunäm Zelt uf eunä idillisch gelä(s)chene Wiss eun härli(s)ches Wocheend äläwe. Des Zelt duht uns de Bauä aasleihe, des seun sä groß un wä basse all doa neu.“

Laadä väursachte meun dolle Voschlaach koa Zustimmung, selwst Klausi, unsä Schäff-Filosof,

däsä oft meu groandios Ideeje wohlwollend unnästietzte, grinste nur bleed.

„Oan woas fer eune Sdadd hosde denn gedenkt?“ froatä Lisett(s)che.

„Oan Paris nadierli(s)ch“, väkindete ma bessä Helft.

„Oh ja, des is guut“, nickte Ludwi(s)ch, „diese Mätropol strotzt groad so vo Kuldur.“

„Schtimmt“, daht aach Klausi äm baapfli(s)chte, „doa duhts zim Baaspiel de Luuwre gewwe, oan Museum mit viele oalde Billä.“ 

„Dordd wor i(s)ch schun gewäse“, beri(s)chtete Ludwi(s)ch, „ die Billä hämmä allädings net gefalle.Oan de Woand hinge doa so großflä(s)chi(s)che Dingä,  gemoalt vunnäm Holländä. Uf denne worn hässli(s)che fette, nackte Fraae zu gucke. Noa, unnä Kuldur in Paris moan i(s)ch woas Anneres. In de Stroße seun viele Kaffes un Kneipe. Doa koann mä härrli(s)ch gemietli(s)ch hocke, uf de Stroß de Väkähr begaffe un genissli(s)ch Bier orrä Weu drinke.“

„Ach, werkli(s)ch?“ daht i(s)ch lästern, „doa hebbtä ja in eunäm Kuldurmä geboadet un die Muuse hämm ei(s)ch gekisst, noa des is unnädriwwe, die hämm ei(s)ch oabgeschleckt.“

Ludwi(s)ch un Babett(s)che worn zwoar schun immä ebbes geisti(s)ch beschränkt,`s konnt halt

net Jedä so schlau seun wie i(s)ch orrä Klausi, awä se merkte doch,doass i(s)ch mi(s)ch iwä ihr Kuldurvästännis lusti(s)ch machte un se guckte des weje ebbes belaadi(s)cht.

„Hebbtä aach froanzesi(s)ch gelernt?“ froate i(s)ch, in de Hoffnung se noch waatä als Bleedels

hiestelle zu kenne, i(s)ch wor halt groad in sonä schoadefreidi(s)chä Stimmung.

„Joa, des hämmä“ antwortete Ludwi(s)ch, „eun poar Sätz wäni(s)chtens. Vun de Bettlä heerte

mä heifi(s)ch donnee ma enöro, sillwuplä?,des haaßt gewwe se mä bitte oan Eiro? Doann hebb i(s)ch noch gelernt   dö Kaffee,des haaßt zwaa Kaffee.“

„Net schlä(s)cht“, grinste i(s)ch un musst mi(s)ch behärrsche net los zu pruste vo Lache, „du un deu Babett(s)che seun ja direkt Sproachschenies.“

„Joa, Schor(s)chi“, Lisett(s)che, die newä mä hockte, daht ihr Hoand uf meu Schultä leihe, „du koannst sogor noch euni(s)che Sätz mä uf froanzesisch babble, zim Baaspiel Herr Ober, noch oan Bier bitte un wo is hier des Klo? Un deu Froanzesisch-Kenntniss wern noch äwaatert, wenn wä im Summä all nach Paris fohrn.“ 

Doamit wor des Thema älädis(s)cht. Es wor beschlosse Sach un i(s)ch iwästimmt, die kimmend Summäreis mit Iwänachtung ging noach Paris.

Zim Oabschluss froate Klausi ma Fraa: “Lisett(s)che, woas willst du denn so in Paris mache?“

„Zim Baaspiel Geschäfte besuche, doa soll`s so scheene, schicke Schuh gewwe.“

„Ob des gut geht?“ zwaafelte unsä Schäff-Filosof, „Parisä Schuh un Ourrewällä Fieß?“

„I(s)ch seun zwa im Ourewoald ufgewoachse“, konterte ma bessä Helft, „awä schun saat fuffzeh Joahrn duh i(s)ch in Juräm oan de Bergstroß wohne.“

Tja,so woar un so seun halt ma Fraa, nie um ne Oantwort välä(s)che,wenn`s aach net alleweil besunners tiefgrindi(s)ch is.

Bevo wä doann all hoam tigerten, reumte Klausi noch oan Zwaazaalä:

            I(s)ch will jetz endli(s)ch vo de Welt woas sehe

             un net nur bleed in de Dorffkneip schtehe.“

Übersetzung:„Heute Abend werden wir bei der Filosofenrunde besprechen, ob wir dieses Jahr im Sommer mal eine Reise mit Übernachtung unternehmen“, erzählte ich meiner Frau, „ mit Familienanhang. Letztes Jahr hatten wir ja nur einen Nachmittag am Rhein verbracht.“

„Daran kann ich mich noch sehr gut erinnern“, antwortete Lisettchen, „wir saßen alle wie bestellt, aber nicht abgeholt, auf Bänken am Ufer und glotzten stumpfsinnig auf`s Wasser.“

Verneinend wiegte ich den Kopf hin und her. „Ganz so war`s ja nicht“, erwiderte ich, „wir haben auch über den Sinn des Lebens gesprochenund dieses wichtige Problem der Menschheit fastgelöst.“

„Wenn ich nicht wüsste, dass du das tatsächlich ernst meinst, könnte man meinen du treibst mit einem unschuldigen Blick Possen“, lästerte meine bessere Hälfte, „der Heiner, euer Kampftrinker von eurer Blödelrunde, 




zufrieden geben, falls man nichts anderes zum Schlucken hat. Und du, HerrSchorschi Schnabbelschnut, nicktest ihm zu hast diese sensationelle Erkenntnis als Lebensweisheit hoch stilisiert.“

„Jetzt übertreibst du aber gewaltig“, behauptete ich, konnte aber nichts Konkretes erwidern. Ich wusste nicht mehr genau, was wir geredetet hatten, ich habs vergessen.

„Das beste ist“, verkündete meine Frau, „ich begleite dich heutea bend zur Filosofenrunde, sonst beschließt ihr womöglich noch im hinteren Taunus auf einem Campingplatz bei Fuchs und Hase zu übernachten.“

Das haben wir dann auch gemacht. Vier Stunden später sind wir zur Kneipe Zum weisen Mondmann gegangen.

„Dieses Jahr sollten wir eine Reise zu einer Weltstadt unternehmen“, schlug Lisettchen dann gleich vor, „ihr als Filosofen“, sie guckte in die Runde und grinste dabei, „müsst was Kulturelles machen und nicht blöde auf`s Rheinwasser glotzen.“

„Ich wüsste auch was Schönes“, von dem Vorschlag meiner Frau war ich gar nicht begeistert, er

hörte sich nach teuren Geldausgaben an, langweiligem Gelatsche und ermüdende Geschäftsbummel. „Im Ried, nicht weit vom Kühkopf“, informierte ich, „kenne ich einen Bauer. Bei ihm könnten wir alle in einem Zelt auf einer idyllisch gelegenen Wiese ein herrliches Wochenende

erleben.Das Zelt leiht uns der Bauer aus , es ist sehr groß und wir passen alle da rein.“  

Leider verursachte mein toller Vorschlag keine Zustimmung, selbst Klausi, unser Chef-Filosof, der häufig meine grandiosen Ideen wohlwollend unterstützte,  grinste nur blöde.

„An was für eine Stadt hast du denn gedacht?“ fragte er Lisettchen.

„An Paris natürlich“, verkündete meine bessere Hälfte.

„Oh ja, das ist gut“, nickte Ludwig, „diese Metropole strotzt gerade so vor Kultur.“

„Stimmt“, pflichtete Klausi ihm bei, „da gibt es zum Beispiel den Louvre, ein Museum mit vielen alten Bildern.“

Dort war ich schon gewesen“, berichtete Ludwig, „die Bilder haben mir allerdings nicht gefallen. An der Wand hingen da so großflächige Dinger, gemalt von einem Holländer. Auf ihnen waren hässliche, fette, nackte Frauen zu sehen. Nein, unter Kultur in Paris meine ich was

anderes.In den Straßen sind viele Cafees und Kneipen. Da kann man herrlich gemütlich sitzen, auf der Straße den Verkehr begaffen und genüsslich Bier oder Wein trinken.“

„Ach,wirklich?“ lästerte ich, „da habt ihr ja in einem Kulturmeer gebadet und die Musen haben euch geküsst; nein das ist untertrieben, die haben euch abgeschleckt.“

Ludwig und Babettchen waren zwar schon immer etwas geistig beschränkt, es konnte halt nicht jeder so schlau sein wie ich oder Klausi, aber sie merkten doch, dass ich mich über ihr Kulturverständnis lustig machte und sie guckten deswegen etwas beleidigt.

„Habt ihr auch französisch gelernt?“ fragte ich, in der Hoffnung sie noch weiter als Blödels hinstellen zu können, ich war halt gerade so in einer schadenfreudigen Stimmung.

„Ja,das haben wir“, antwortete Ludwig, „ein paar Sätze wenigstens. Von den Bettlern hörte man häufig Donnez moi un Euro, s`il vous plait?, das heißt Geben Sie mir bitte einen Euro? Dann habe ich nochgelernt  Deux Cafes, das heißt Zwei Kaffee.“

„Nicht schlecht“, grinste ich und musste mich beherrschen nicht los zuprusten vor Lachen, „du und dein Babettchen sind ja direkt Sprachgenies.“

Ja, Schorschi“, Lisettchen, die neben mir saß, legte ihre Hand auf meine Schulter, „du kannst sogar noch einige Sätze mehr auf französisch sprechen, zum Beispiel Herr Ober, noch ein Bier bitte und Wo ist hier das Klo? Und deine Französischkenntnisse werden noch erweitert, wenn wir im Sommer alle nach Paris fahren.“

Damit war das Thema erledigt. Es war beschlossene Sache und ich überstimmt, die kommende

Sommerreise ging nach Paris.

Zum Abschluss fragte Klausi meine Frau: „Lisettchen, was willst du dennin Paris so machen?“

„Zum Beispiel Geschäfte besuchen, da soll`s so schöne schicke Schuhe geben.“

„Ob das gut geht?“ zweifelte unser Chef-Filosof, „Pariser Schuhe und Odenwälder Füße?“

„Ich bin zwar im Odenwald aufgewachsen“, konterte meine bessere Hälfte,„aber schon seit fünfzehn Jahren wohne ich in Jugenheim an der Bergstraße.“

Tja,so war und ist halt meine Frau, nie um eine Antwort verlegen, wenn`sauch nicht immer besonders tiefgründig ist.

Bevor wir dann alle heim tigerten, reimte Klausi noch einen Zweizeiler:

               „Ich will jetzt endlich von der Welt was sehen

                und nicht nur blöd in der Dorfkneip stehen.“