Neugierde
Die Gisel seun si(s)chdi(s)ch uf Neii(s)chkaate
werd kroank, kennt se nur grob Uugewisshaate.
Duht ähn Reddungswoage die Stroaß entlang flitze
Koann se net längä uf de braat Bobbes sitze.
Se hodd gla äfreit Sensazjone äkoannt
un seun sofordd flink hinnä hä geroannt.
„Hodd de oald, runzli(s)ch Kall endli(s)ch ins Groas gebisse
orrä hoddä nur wirrä defdi(s)ch in seu Hos geschisse?“
Des froate se gieri(s)ch äh Fraa, die dordd stoand
un hodd se a glaa als Kall-Dochtä äkoannt.
„Gisel,du seun gasti(s)ch, äh herzlos Person
vun mä heerst devo nix, keun eunzi(s)che Ton.
Kehr in di(s)ch, du sollst di(s)ch woas schäme,
in dunkle Kammern väkrie(s)che un gräme.
Deu fies Gedoanke solln di(s)ch ädricke,
deu sensazjonsgeil Gelüste soll di(s)ch ästicke!“
Die Gisel hodd awä absolut nix kapiert,
nur bescheierd geglotzt un woar sä pikiert.
“Woas seun du so gasdi(s)ch“, hodd se gesoat,
„i(s)ch hebb doch nur freindli(s)ch un friedli(s)ch gefroat.“
Übersetzung:
Die Gisel ist süchtig auf Neuigkeiten
wird krank, kennt sie nur grob Ungewissheiten.
Tut ein Rettungswagen die Straße entlang flitzen
Kann sie nicht länger auf dem breiten Hintern sitzen.
Sie hat gleich erfreut Sensationen erkannt
Und ist sofort flink hinterher gerannt.
„Hat der alt runzlige Karl endlich ins Gras gebissen
oder hat er nur wieder deftig in seine Hose geschissen?“
Das fragte sie gierig ne Frau, die dort stand
und hat sie auch gleich als Karl-Tochter erkannt.
„Gisel,du bist garstig, eine herzlose Person
von mir hörst davon nichts, keinen einzigen Ton.
Kehr in dich, du sollst dich was schämen
in dunkle Kammern verkriechen und grämen.
Deine fiesen Gedanken solln dich erdrücken
dein sensationsgeil Gelüste soll dich ersticken!“
Die Gisel hatte aber absolut nichts kapiert
Nur bescheuert geglotzt und war sehr pikiert.
„Was bist du so garstig“, hat sie gesagt,
„ich hab doch nur freundlich und friedlich gefragt.“