Wurst und Käse


Mä hockte wirramoal in de Kneip Zim weise Mondmann un hodde unsä Filosofedreffe.

Thema oan jänem Daach: Gepflä(s)chtes Esse, insbesondre Worscht un Kees.

                      „Hosde Hungä, greif zur Gummä

                      hosde Dorscht, greif zur Worscht“,

versbastelte de Heunä.

„Des duht si(s)ch zwa reume“, kommendierte Klausi, unsä Schäff-Filosof, seu Di(s)chtkunst,   „awä inhaltli(s)ch seun des falsch. Um kwälend Hungä zu schtille, seun die Worscht bessä ge..ei(s)chnet als äh Gummä. Umgekehrt duhn Gummern viel bessä de Dorscht lesche, waal se wesentli(s)ch mä Wassä enthoalde. Dän Schpruch muss mä umännern:

                       Greif zur Gummä, hosd koan Dorscht

                       hosde Hungä, greif zur Worscht.“

Geschenkt“, winkte de Kridisierte ab, „woas duhtä vo däm Vers hoalde?

                       Issde Kees, bist net bees

                      drinksde Weu, bisde feu.“

„Wenn des so is“, woand i(s)ch, de Schor(s)chi, eu, „doann seun du also net feu, du duhst ja maastens nur Bier drinke, genaa wie i(s)ch, trotzdäm fiehl i(s)ch mi(s)ch wie ähn Edelmoann.“

 

„Weu seun awä net schlä(s)cht“, moante Babett(s)che, un de Ludwi(s)ch:“ Kees a net.

Iwrie(s)chens: Ähn poar Gläsä,egoal ob Weu orrä Bier, muss mä schun kippe, ä Gummä äloa duht net loange, um kwälend Dorscht zu lesche.“ Ludwi(s)ch droank sofordd,wie zur Beschdähdi(s)chung, ähn Schluck aasäm Gloas.    

Oam Nachbadisch hockte zwa jingere Leit, ä Fraa un ähn Moann,koa Jugendli(s)che mä, awä im Väglaach zu uns werdi(s)che Filosofe noch jung, un lauschte ruhi(s)ch un oageschpoannt, woas mä so babbelte. Pletzli(s)ch lachte die Fraa.

„Woarim lache se iwä uns,jung Fraa?“ froate Klausi, „seun unsä filosofisch Gespräch so lusdi(s)ch? Mä duhn hier hoch kienstlärisch Gedoanke fiehrn iwä Speise un Drinke.“

„Woas? Filosofisch Gesprä(s)ch duhn se ihr Gebabbel bezei(s)chne?“ kicherte die Fraa, „die Walli hodd rä(s)cht. Se moant, die sogenannt Filosoferund seu nur äh Dreffe vun väsoffene Kerle, die werres Zeigs babble un lalle.... Na ja,“ daht se doann zugewwe,“besoffe seudä noch net, awä  

viellaacht kimmt des noch.Eiä kienstlärisch Gedoanke bedeite doch  in Werkli(s)chkaat Folgendes: Saufe un Fresse duhdä als filofisch un edel umdeite.“

„Doa muss i(s)ch awä energisch wirräspre(s)che“, bemerkte Ludwi(s)ch väer(s)chert, „wä duhn net schtumpsinni(s)ch schtobbe, woas fillt un kippe gaastlos litäwaas, woas flissi(s)ch seun. Mä mache uns werkli(s)ch Gedoanke un nach reifli(s)che Iwälä(s)chunge soage mä:

                      Zu Hummä geheert ä Gummä,

                      zu Triffel ä quackvoll Schissel.“

Klausi nickte: „Richdi(s)ch, Hummä un Triffel seun zwa net zu finne in meunä Ki(s)ch, des seun mä nämli(s)ch zu deiä,awä s`werd schun schtimme.    Mä muss a noch bedenke“, ä guckte zu de zwa junge Leit, die immä noch grinste, „des Esse hodd alleweil in de Vägoangehaat waatrei(s)chend bolitische Folge väuusacht.“

„Woas moansde konkret?“ froate Babett(s)che.

„I(s)ch will dä gern ähn Baaspiel gewwe“,antworddete Klausi, „de Schweizä Kees, i(s)ch moan dän mit de Le(s)chä, is änstoanne, waal die Habsbu(s)chä Moachthoabä im Middelalter Schteiern eudreife wollte un dahte. Mit Geld konnte die unnädrickte Schweizä net zoahle, se worn zu oarm defier, so dahte se schtattdesse Kees oabliefern. Um des mit Luft zustrecke, also um fer so ähn Keesroad net zu viel Materioal zu väwenne, brachte se viele Lechä neu.“

Kritisch un ebbes väwerrt guckte wä zu Klausi. Unserm Chef-Filosof dahte offensi(s)chtli(s)ch die Nebbel de Fandasie seun Väschtoand bekempfe. Des wor net waatä schlimm, s´koam ja net dauernd vo.

„Doch doch, des schtimmt“,behaaptete Klausi, ä bemerkte unsre ungleibi(s)che Blicke, „hinzu kimmt noch: Genuss vun Schweizä Kees hodden bosidive Eufluss uf die geisdi(s)ch bolitisch Euschtellung. Des seun Noahrung fer die Hernzelle. Es seun koan Zufall, dass in de Schweiz viel eher die Demokratie änstanne is als in Deitschloand. Denn:

            Die Schweizä duhn ihrn Kees genieße

            drum duhn demokroati(s)ch Gedoanke sprieße.“

Übersetzung: Wir saßen wieder mal in der Kneipe Zum weisen Mondmann und hatten unser Filosofentreffen. Thema an jenem Tag: Gepflegtes Essen, insbesondere Wurst und

Käse.

                           „Hast du Hunger, greif zur Gummer (Gurke)

                            hast du Durst, greif zur Wurst“,

versbastelte Heiner.

„Reimen tut´s sich“, kommentierte Klausi, unser Chef-Filosof, seine Dichtkunst, „aber inhaltlich ist das falsch. Um quälenden Hunger zu stillen, ist die Wurst besser geeignet als eine Gurke. Umgekehrt löschenGurken viel besser den Durst, weil sie wesentlich mehr Wasser enthalten. Den Spruch muss man umändern:

                          Greif zur Gurke, hast kein(en) Durst

                          hast du Hunger, greif zur Wurst.“

„Geschenkt“, winkte der Kritisierte ab, „was haltet ihr von diesem Vers?

                            Isst du Käse, bist nicht böse

                            trinkst du Wein, bist du fein.“

„Wenn das so wäre“, wandt ich, der Schorschi, ein, „dann bist du also nicht fein, du trinkst ja meistens nur Bier, genau wie ich, trotzdem fühle ich mich wie ein Edelmann.“

Wein ist aber nicht schlecht“, meinte Babettchen, und der Ludwig: „Käse auch nicht. Übrigens: Ein paar Gläser,egal ob Wein oder Bier, muss man schon kippen. Eine Gummer

alleine langt nicht, um quälenden Durst zu löschen.“

Ludwig trank sofort, wie zur Bestätigung, einen Schluck aus dem Glas.

Am Nachbartisch saßen zwei jüngere Leute, ein Mann und eine Frau, keine Jugendlichen mehr, aber  im Vergleich zu uns würdigen Filosofen noch jung, und lauschten ruhig und

angespannt, was wir so redeten.Plötzlich lachte die Frau.

Warum lachen sie über uns, junge Frau?“ fragte Klausi, „ist unser filosofisches Gespräch  so lustig? Wir führen hier hochkünstlerische Gedanken über das Speisen und  Trinken.“

„Was? Filosofisches Gespräch bezeichnen sie ihr Geschwätz?“ kicherte die Frau, „die Walli hat Recht. Sie meint, die sogenannte Filosofenrunde ist nur ein Treffen von versoffenen Kerlen, die wirres Zeugs schwätzen und lallen.....Naja“, gab sie dann zu „besoffen seid ihr noch nicht,aber vielleicht kommt das noch.   Eure künstlerischen Gedanken bedeuten in Wirklichkeit doch Folgendes: Saufen und Fressen tut ihr als filosofisch  und edel umdeuten.“

„Da muss ich aber enrgisch widersprechen“, bemerkte Ludwig verärgert, „wir stopfen nicht stumpfsinnig was füllt und kippen geistlos literweise, was flüssig ist. Wir machen uns

wirklich Gedanken und nach reiflichen Überlegungen sagen wir:

                             Zu Hummer gehört eine Gummer (Gurke)

                             zu Trüffel eine quarkvolle Schüssel.“

Klausi nickte. „Richtig, Hummer und Trüffel sind zwar nicht zu finden in meiner Küche, das ist mir nämlich zu teuer, aber es wird schon stimmen.    Man muss auch noch bedenken“, er blickte zu den zwei jungen Leuten, die immer noch grinsten, „das Essen hatte häufig in der Vergangenheit weitreichende, politische Folgen verursacht.“

„Was meinst du konkret?“ fragte Babettchen.

„Ich will dir gern ein Beispiel geben“, antwortete Klausi, „der Schweizer Käse, ich meine den mit den Löchern, ist entstanden weil die Habsburger Machthaber im Mittelalter

Steuern eintreiben wollten undauch taten. Mit Geld konnten die Schweizer nicht zahlen, sie waren zu arm dafür, so lieferten sie stattdessen Käse ab. Um ihn mit Luft zustrecken, also um für ein Käserad nicht soviel Material zu verwenden, brachten sie viele Löcher rein.“

Kritisch und etwas verwirrt schauten wir zu Klausi. Unserem Chef-Filosof taten offensichtlich die Nebel der Fantasie seinen Verstand bekämpfen. Dies war nicht weiter schlimm. Es kam ja nicht dauernd vor.

„Doch doch, das stimmt“, behauptete Klausi, er bemerkte unsere ungläubigen Blicke, „hinzu kommt noch: Genuss von Schweizer Käse hat einen positiven Einfluss auf die geistig politische Einstellung. Das ist Nahrung für die Gehirnzellen. Es ist kein Zufall, dass in der Schweiz viel eher die Demokratie entstanden ist als in Deutschland. Denn:

         Die Schweizer tun ihren Käse genießen

         drum tun demokratisch(en) Gedanken sprießen.“