jung

 

Uralt, alt, jung

 

Bei unserm Marie(s)che (finf Joahrn oald)  woar Sebastioan (sechs, fast siwwe) zu Besuch. Sie spielte in de Schtubb vum Marie(s)che alles Me(s)chli(s)che.

„Meu Mama soat, i(s)ch wär noch jung, debaa seun i(s)ch schun finf“, babbelte Marie(s)che, „du Sebastioan bist awä schun ri(s)chdi(s)ch oald.“

„Meu Mama seun schun uroald“, informierte de Bu des Mäd(s)che, „se seun beraats hunnerdzwoanzi(s)ch. Meun Opa is sogoar zwahunnerd“.

„Oach,des is noch goar nix“, winkte meu Dechter(s)che ab, „meu Babba seun noch eldä.“

Es noannte awä koa Zahl. „Letztens hoddä mi(s)ch gefroat, ob ä mitgehe kennt in de Kinnägadde“, babbelte es waatä, „er wollt aach noch moal spiele mit Baukletzchä orrä Bubbe. So ähn Bleedsinn!“

Die baade Kinnä wusste net, doass i(s)ch ihr Gespräch dor(s)ch Zufall mitheerte. Ob Marie(s)che des aach gesoat hädd, wenn se mi(s)ch gesehe hädd, waaß i(s)ch net.

„Awä viellaacht solltä doch emoal mitgehe“, iwälä(s)chte des  Kinn ,„ä kennt si(s)ch uf de Debbi(s)ch hieleihe un de uroalde, doode Moann spiele. Wä Kinnä le(s)che doann Baukletz(s)chä drim rim, des seun doann de Sar(s)ch.“

Also:Des Geheerte daht mi(s)ch gewaldi(s)ch äschiddern. Bishä glaabte i(s)ch, doass finfjähri(s)che Kinnä sol(s)che Sache, i(s)ch moante mit Dood un so vädränge dähte. Na, ja, hier spielte halt Marie(s)che un bei ihr musste moan jedäzaat uf Iwäraschunge gefoasst seun.

Aaßädäm: Doass meu Dechtär(s)che mi(s)ch so oald eustufte, machte mi(s)chebbes belaadi(s)cht,so doass i(s)ch enaus ging un nix mä mitkriegte, woas se sonst noch all babble dähte.

Uf de Stroß droaf i(s)ch Kora, siwwenoachtzi(s)ch. Se woar Witwe, ihr Moann woar beraats vo fuffzeh Joahrn gestorbe, woas mä awä ihr net oamerkte, sie woar die Lusdi(s)chkaat in Päsoon.

„Hallo, Schor(s)chi“, begrießte se mi(s)ch winkend, „noa, bist du jungä Dachs aas deunäm Bau gekroche?“

„Vo wä(s)che, jungä Dachs“, grummelte i(s)ch, „meu Marie(s)che hodd mi(s)ch ebbe als uroald diduliert, dä fer Kinnä doazu diene kennt de doode Moann zu spiele.“

„Ach, seun du awä empfindli(s)ch“ väsuchte Kora mi(s)ch zu beruhi(s)che,“kloane Kinnä dreife halt sol(s)che Posse. In Werkli(s)chkaat seun su doch noch ähn bludjungä Hipfä, zumindest im Väglaach zu mä. Un deu Vähoalte erst: Moa kennt moane, die päseenli(s)ch Reif misst erst noch zu dä kimme.      Des mussde doch zugewwe: Ziemli(s)ch oft hosde nix anneres als Ferz im Hern.“

„Ja,ebbes schun“, bestäti(s)chte i(s)ch, „ma Fraa soat des aach alleweil.“

„Deu Lisett(s)che hodd rä(s)cht. Woas soll i(s)ch doazu soage. In zeh Johrn, orra mit viel Gligg a erst in zwoanzi(s)ch, koann i(s)ch denke orrä fiehle:

 

                Vägnie(s)cht duh i(s)ch im Sar(s)ch nun leihe

                die Wermä duhn mi(s)ch vom Flaasch befreie.“  

     alt

 

Übersetzung:Bei unserem Mariechen(5 Jahre alt) war Sebastian (6, fast 7) zu Besuch.

Sie spielten im Zimmer von Mariechen alles Mögliche.

„Meine Mama sagt immer, ich wär noch jung, dabei bin ich schon 5“, blabberte Mariechen, „du aber, Sebastian, bist schon richtig alt.“

„Meine Mama ist schon uralt“, informierte der Bub das Mädchen, „sie ist bereits 120. Mein Opa ist sogar 200.“

„Ach,das ist noch gar nichts“, winkte mein Töchterchen ab, „mein Papa ist noch älter.“

Es nannte aber keine Zahl. „Letztens hatte er mich gefragt, ob er mitgehen könnte in den Kindergarten“, plabberte es weiter, „er wollte noch mal spielen mit Bauklötzchen oder Puppen. So ein Blödsinn!“

Die beiden Kinder wussten nicht, dass ich ihr Gespräch durch Zufall mithörte. Ob Mariechen das auch gesagt hätte, wenn es  mich gesehen hätte, weiß ich nicht.

„Aber vielleicht sollte er doch einmal mitgehen“, überlegte das Kind,„er könnte sich auf den Teppich hinlegen und den uralten, toten Mann spielen. Wir Kinder legen dann Bauklötzchen drum rum, das ist dann der Sarg.“

Also:Das Gesagte erschütterte mich gewaltig. Bisher glaubte ich, dass fünfjährige Kinder solche Sachen, ich meinte mit Tod und so verdrängen würden. Na ja, hier spielte halt Mariechen und bei ihr musste man jederzeit auf Überraschungen gefasst sein.

Außerdem: Dass Mariechen mich so alt einstufte, machte mich etwas beleidigt,sodass ich raus ging und nichts mehr mitkriegte, was die Kinder sonst noch alles reden würden.

Auf der Straße traf ich Kora, 87.  Sie war Witwe, ihr Mann war bereits vor 15 Jahren gestorben, was man ihr aber nicht anmerkte, sie war die Lustigkeit in Person.

Hallo Schorschi“, begrüßte sie mich winkend, „na, bist du junger Dachs aus dem Bau gekrochen?“

„Von wegen junger Dachs,“ grummelte ich, „mein Mariechen hat mich ebe nals uralt tituliert, der für Kinder dazu dienen könnte den toten Mann zu spielen.“

„Ach, bist du aber empfindlich“, versuchte Kora mich zu beruhigen, „kleine Kinder treiben halt solche Possen (Unsinn).In Wirklichkeit bist du doch noch ein blutjunger Hüpfer, zumindest im Vergleich zu mir. Und dein Verhalten erst: Man könnte meinen die persönliche

Reife müsste erst zu dir kommen. Das musst du doch zugeben: Ziemlich oft hast du nichts anderes als Fürze im Gehirn (Unsinnim Kopf).“

„Ja, etwas schon“, bestätigte ich, „meine Frau sagt das auch immer.“

„Dein Lisettchen hat recht. Was soll ich dazu sagen. In 10 Jahren, oder mi tsehr viel Glück auch erst in 20, kann ich denken oder fühlen:

               Vergnügt tu ich im Sarg nun liegen

               die Würmer tun mich vom Fleisch befreien.“ (auf hessisch reimt es sich)

      uralt