Stille Post

Oan deunäm Gebortsdaach konnsde, Macko, mit deune Freinde  Schtille Post spiele“, daht i(s)ch voschlaage.

„Och, des seun doch nur woas fer kloane Kinnä“, protesdierte de Bu.

Väneunend schiddelte i(s)ch moan Wersching. „Selwst Awaksne pflä(s)che dies lusdi(s)ch Spiel. De Klausi Vielreddnä hodd mä moal väzählt, woas debaa raaskumme seun. De erste hodd in de Kreisrund däm näkste folgend Reim ins Ehr(s)che geflistert.



Opa un Oma kleddern uffen Hochsidds besoffe

Opa duht doann rappeln, de Hoosestall waat offe.

De letzt vun de Grupp hodd doann wirrä gewwe, woas baa ähm oakumme seun, nämli(s)ch:



Opa im Koma werd fern vom Blidds gedroffe

Opa duht doann zappeln, wie de Kall nur zoffe.

„Sol(s)ch brutoal un seii(s)che Sache musste däm Macko net baabringe“, kridisierte Lisett(s)che, ma lieb Fraa.

I(s)ch niggte. „Mä koaan aach hammlosere Schpri(s)ch uffen Wä(s)ch schicke“, babbelte i(s)ch, „zim Baaschpiel:   Oma un Opa duhn si(s)ch äh Kiss(s)che uf´s sieß Meil(s)che dricke.

Raas kimmt debaa vielaa(s)cht: Opa un Oma duhn mit äh Niss(s)che des sieß Geil(s)che entzigge.“   

Doamit woar meu bessä Helft euvästoanne, se grinste wohlwollend.

„Mit schtillä Post koann mä guud zei(s)che wie aas voage Geri(s)chte pletzli(s)ch Woahrhaate wern,“ väsuchte i(s)ch doaan zu väklärn.

Schtimmt“, daht Macko bestädi(s)che, „vun meunä Schul duht si(s)ch ähn Baaspiel beri(s)chte. Iwä de Lena hebb i(s)ch geheert, doaas se im Koch- und Back-Kors velli(s)ch  naggi(s)ch in de Ki(s)ch rim gehippt wär, vo alle Buhwe un Mäd(s)che. Des hodd mi(s)ch sä gewunnerd.

Die Lena ziert nämli(s)ch koan Reviekerpä mit däm se bezaubern kennt, die is supäderr wie eune Bohneschtoang.“

„Also, wenn mä die in eunäm Käfi(s)ch mittäm hungri(s)che Leeb zusoamme euspernn dähte“, ägänste i(s)ch, „däht des Raabdier  nur knurrn, so als wolltes soage: I(s)ch will koa Knoche fer meu Zähn un Zung, i(s)ch will wäni(s)chdens ebbes Flaasch.“

„Genaa“, niggte Macko, „in de maaste Klasse word doariwwä getuschelt. Deshoalb froate i(s)ch des Mäd(s)che: Wieso bisde naggi(s)ch in de Ki(s)ch rim geflitzt? Hosde des werkli(s)ch gemacht?

Iwähaaapt net, daht Lena behaapte, schun viele annern Kinnä hobbe mi(s)ch des gefroat. Woas fer eun Bleedsinn.  Deshoalb froate i(s)ch ähn Bu aas ihrä Klass un dä daht mi(s)ch ufklärn. Ä soate. Die Lena seun net naggi(s)ch rim gehippt, sunnern babbi(s)ch, se hodd si(s)ch mit Mähl un Kucheteig uubeoabsi(s)chdischt, halt wie oan Dabbes, eugeschmiert.“

Übersetzung: „An deinem Geburtstag, Marko, mit deinen Freunden  Stille Post spielen“, schlug ich vor.

„Och, das ist doch nur was für kleine Kinder“, protestierte der Junge.

Verneinend schüttelte ich den Kopf. „Selbst Erwachsene pflegen dises lustige Spiel. Der Klausi Vielrdner hat mir mal erzählt, was dabei raus gekommen ist. Der erste hat in dem Kreisrund dem nächsten folgenden Reim ins Öhrchen gefläüstert:

Opa und Oma klettern auf den Hochsitz besoffen

Opa pinkelt dann, den Hosenstall weit offen.

Der letzte der Gruppe hat dann wieder gegeben, was bei ihm angekommen iat, nämlich:

Opa im Koma wird von fern vom Blitz getroffen

Opa tut dann zappeln, wie der Karl nur zoffen.

Solche brutale und säuische Sachen musst du dem Marko nicht beibringen“, kritisierte Lisettchen, meine liebe Frau.

Ich nickte. „Man kann auch harmlosere Sprüche auf den Weg schicken“, schwätzte ich, „zum Beispiel:   Opa und Oma tun sich ein Küss(s)chen auf`s süß Mäulchen drücken.       Raus kommt dann vielleicht: Opa und Oma tun  mit `nem Nüsschen das süß Gäulchen entzücken.“

Damit war meine bessere Hälfte einverstanden, sie grinste wohlwollend.

„Mit stiller Post kann man gut zeigen wie aus vagen Gerüchten plötzliche Wahrheiten werden“, versuchte ich dann zu erklären.

„Stimmt“, bestätigte Marko, „von meiner Schule kann ich ein Beispiel berichten. Über die Lena hatte ich gehört, dass sie im Koch- und Back-Kurs völlig nackt in der Küche rum gehüpft war, vor allen Buben und Mädchen. Das hat mich sehr gewundert.  Die Lena ziert nämlich keinen Revuekörper, mit dem sie bezaubern könnte, die ist superdünn....wie eine Bohnenstange.“

„Also, wenn man die mit einem hungrigen Löwen zusammen im Käfig einsperren würde“, ergänzte ich, „würde das Raubtier nur knurren, so als wollte es sagen: Ich will keine Knochen für meine Zähne und Zunge, ich will wenigstens etwas Fleisch.“

„Genau“, nickte Marko, „in den meisten Klassen wurde darüber getuschelt. Deshalb fragte ich das Mädchen: Wieso bist du nackend in der Küche rum geflitzt, hast du das wirklich gemacht?   

Überhaupt nicht, behauptete Lena, schon viele andere Kinder haben mich das gefragt. So ein Blödsinn.  Deshalb fragte ich einen Jungen aus ihrer Klasse und der klärte mich auf. Er sagte: Die Lena ist nicht naggi(s)ch (nackt) rum gehüpft, sondern babbi(s)ch (verschmiert), sie hatte sich mit Mehl und Kuchenteig unbeabsichtigt, halt wie ein Tollpatsch, eingesaut.“